Kellyit

Kellyit
Gelbes, tafeliges Kellyit-Aggregat aus dem Steinbruch Poudrette, Mont Saint-Hilaire, Québec, Kanada (Sichtfeld 3,0 mm × 2,1 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1974-002[1]

IMA-Symbol

Kly[2]

Chemische Formel
  • (Mn2+,Mg,Al)3(Si,Al)2O5(OH)4[3]
  • (Mn,Al,Mg)6[(OH)8|(Si,Al)4O10][4]
  • (Mn2+,Mg,Al)6[(OH)8|Al2Si2O10][5]
  • Mn4Al2Si2Al2O10(OH)8[6]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate (Phyllosilikate)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/H.27-110

9.ED.15
71.01.02c.05
Kristallographische Daten
Kristallsystemhexagonal
Kristallklasse; Symbolhexagonal-pyramidal; 6
RaumgruppeP63 (Nr. 173)Vorlage:Raumgruppe/173
Gitterparametera = 5,44 Å; c = 14,04 Å[4]
FormeleinheitenZ = 1[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärtenicht definiert
Dichte (g/cm3)gemessen: 3,07; berechnet: 3,11[7]
Spaltbarkeitvollkommen nach {0001}[7]
Farbegelb, in dünnen Schichten blassgelb[7]
Strichfarbegelblichweiß[5]
Transparenzdurchsichtig[7]
GlanzGlasglanz, Harzglanz[8]
Kristalloptik
Brechungsindizesnω = 1,646[9]
nε = 1,639[9]
Doppelbrechungδ = 0,007[9]
Optischer Charaktereinachsig negativ
Achsenwinkel2V = 30° bis 16° (gemessen)[7]
PleochroismusX = farblos bis grünlichgelb, Y = Z = blassgelb bis rötlichbraun[7]

Kellyit (IMA-Symbol Kly[2]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung (Mn,Al,Mg)6[(OH)8|(Si,Al)4O10][4] und damit chemisch gesehen Mangan-Aluminium-Magnesium-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Mangan, Aluminium und Magnesium beziehungsweise Silicium und Aluminium können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Strukturell gehört Kellyit zu den Schichtsilikaten (Phyllosilikaten).

Kellyit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt unregelmäßige, dünntafelige und leistenförmige Kristalle bis etwa drei Millimeter Größe mit einem harz- bis glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Das im Allgemeinen durchsichtige Mineral ist von gelber, in dünnen Schichten auch blassgelber, Farbe und hat eine gelblichweiße Strichfarbe. Wie die meisten Schichtsilikate zeigt auch Kellyit eine vollkommene Spaltbarkeit, in diesem Fall senkrecht zur c-Achse.

Etymologie und Geschichte

Namensgeber William Crowley Kelly

Entdeckt wurde Kellyit erstmals in Mineralproben aus der Mangan-Lagerstätte „Bald Knob“ etwa 2,5 Meilen östlich von Sparta im Alleghany County des US-Bundesstaates North Carolina. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Donald R. Peacor, Eric J. Essene, William B. Simmons jr. und Wilbur C. Bigelow, die das Mineral nach William Crowley Kelly (1929–2023), dem ehemaligen Professor der Abteilung Geologie und Mineralogie an der University of Michigan, benannten.

Das Mineralogenteam um Peacor sandte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1974 zur Prüfung an die International Mineralogical Association/CNMNC (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1974-002[3]), die den Kellyit als eigenständige Mineralart anerkannte. Im gleichen Jahr erfolgte auch die Publikation der Erstbeschreibung im Fachmagazin American Mineralogist.[10]

Typmaterial des Minerals wird im Institut für Geowissenschaften der University of Michigan in Ann Arbor (UM, Ann Arbor) in Michigan (Cotyp mit unbekannter Sammlungs-Nr.) und im National Museum of Natural History in Washington, D.C. unter den Sammlungs-Nr. 127101, 137140 und 137141 aufbewahrt.[11][12]

Klassifikation

In der letztmals 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Kellyit noch nicht verzeichnet.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.27-110. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Kellyit zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Carlosturanit, Chrysotil, Cronstedtit, Dozyit, Fraipontit, Greenalith, Guidottiit, Karpinskit, Karyopilit, Lizardit, Népouit und Pecorait die „Serpentingruppe“ bildet (Stand 2018).[5]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[13] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kellyit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Chrysotil, Cronstedtit, Fraipontit, Greenalith, Karyopilit, Lizardit, Manandonit, Népouit und Pecorait die „Serpentingruppe“ mit der System-Nr. 9.ED.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kellyit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Amesit, Berthierin, Brindleyit, Cronstedtit, Fraipontit und Manandonit in der „Serpentingruppe (Amesit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.01.02c innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1:1-Lagen“ zu finden.

Kristallstruktur

Kellyit kristallisiert in der hexagonalen Raumgruppe P63 (Raumgruppen-Nr. 173)Vorlage:Raumgruppe/173 mit den Gitterparametern a = 5,44 Å und c = 14,04 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte

Kellyit bildet sich in gebänderten, calcium-, mangan- und karbonatreichen Gesteinen sowie in intrudierten, alkalischen Gabbro-Syenit-Komplexen. Als Begleitminerale können je nach Bildungsbedingung manganhaltige Alleghanyit, Chlorite, Galaxit, Jakobsit, Kutnohorit und Sonolith oder Aegirin, Analcim, Calcit, Katapleiit, Mikroklin und Natrolith auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Kellyit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher knapp 20 Vorkommen dokumentiert sind (Stand 2022).[14] Seine Typlokalität, die Mangan-Lagerstätte „Bald Knob“ bei Sparta in North Carolina ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in den Vereinigten Staaten.

In Österreich fand sich das Mineral auf der Kirchdachspitze in den Stubaier Alpen nahe Trins im Bezirk Innsbruck-Land und auf der Wunwand nahe der Gemeinde Prägraten am Großvenediger im Bezirk Lienz in Tirol. Fundorte in Deutschland oder der Schweiz sind bisher nicht dokumentiert.

Weitere bekannte Fundorte sind East Kemptville in Nova Scotia und der Steinbruch „Poudrette“ am Mont Saint-Hilaire in Québec in Kanada, die Mangan-Lagerstätte Heqing im Autonomen Bezirk Dali der Bai in der chinesischen Provinz Yunnan, Manganerzgruben bei Wakasa (Fukui), Miyama (Kyōto) und Urayama (Chichibu) in Japan, der aufgelassene Tagebau Razoare (auch Macskamezo) bei Târgu Lăpuș (Kreis Maramureș) und die Mangan-Lagerstätte Tolovanu (Tolovan) nahe Iacobeni (Suceava) in Rumänien, die Eisen-Mangan-Lagerstätte Parnok in der Republik Komi sowie die Rhodonit-Lagerstätten Malosedel'nikovskoe bei Sedel'nikovo und Borodulinskoe im Bezirk Sysertsky in der Oblast Swerdlowsk in Russland und die ehemalige Mangangrube Llyn du Bach bei Llanfair (Gwynedd) in Wales im Vereinigten Königreich.[15]

Siehe auch

Literatur

  • Donald R. Peacor, Eric J. Essene, William B. Simmons jr., Wilbur C. Bigelow: Kellyite, a new Mn-Al member of the serpentine group from Bald Knob, North Carolina, and new data on grovesite. In: American Mineralogist. Band 59, 1974, S. 1153–1156 (englisch, rruff.info [PDF; 463 kB; abgerufen am 28. Juni 2022]).

Weblinks

Commons: Kellyite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 28. Juni 2022]).
  3. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2022. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2022, abgerufen am 28. Juni 2022 (englisch).
  4. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 678 (englisch).
  5. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 409.
  7. a b c d e f Kellyite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 75 kB; abgerufen am 28. Juni 2022]).
  8. David Barthelmy: Kellyite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 28. Juni 2022 (englisch).
  9. a b c Kellyite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. Juni 2022 (englisch).
  10. Donald R. Peacor, Eric J. Essene, William B. Simmons jr., Wilbur C. Bigelow: Kellyite, a new Mn-Al member of the serpentine group from Bald Knob, North Carolina, and new data on grovesite. In: American Mineralogist. Band 59, 1974, S. 1153–1156 (englisch, rruff.info [PDF; 463 kB; abgerufen am 28. Juni 2022]).
  11. Catalogue of Type Mineral Specimens – K. (PDF 226 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 28. Juni 2022.
  12. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 28. Juni 2022.
  13. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 28. Juni 2022 (englisch).
  14. Localities for Kellyite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. Juni 2022 (englisch).
  15. Fundortliste für Kellyit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 28. Juni.

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Kellyit
Sichtfeld: 3,0 x 2,1 mm
Fundort: Steinbruch Poudrette, Mont Saint-Hilaire, La Vallée-du-Richelieu RCM, Montérégie, Québec, Kanada
Beschreibung: Das Kellyit-Aggregat überspannt etwa > 1,5 mm. Gefunden 1994. Das Aggregat sieht ein bisschen wie ein Mineral der Mckelveyit-Gruppe aus, aber die Kristalle sind tatsächlich platt - wie ein Phyllosilikat. (Natürlich können auch einige Mineralien der Mckelveyit-Gruppe gestapelte Plattenaggregate bilden, aber bei den jüngsten SEM-EDS-Sonden von Joy Desor wurde kein Y nachgewiesen). Sehen Sie sich einige der anderen Fotos an. "Quick & Dirty" SEM-EDS, durchgeführt im Mai 2017, deutete auf Kellyit hin, aber Kellyit ist ein so seltenes Mineral, nicht nur weltweit, sondern auch bei MSH, wo es "typischerweise" nicht so aussieht, dass in Abwesenheit von SEM-WDS und/oder XRD, ich wollte es nur ungern posten. Kürzlich (Juni und Juli 2021) hat Joy Desor verfeinerte SEM-EDS, Raman und XRD durchgeführt, und die Schlussfolgerung ist, dass es sich wirklich um Kellyit handelt. Ich habe viele dieser Daten als analytische Bilder gepostet - die sehen. (Der Raman-Scan war nicht sehr gut. Aber auch die Referenz war es nicht. Laut Joy ist das bei dieser Gruppe von Mineralien nicht unerwartet. Anstatt Verwirrung zu stiften, habe ich mich entschieden, diese Daten nicht zu veröffentlichen.) Dieses Material wurde 1994 gefunden, bei einer meiner ersten Reisen zur MSH. Gab es mehr? Ich weiß nicht. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich kein MSH-Mineral von einem anderen unterscheiden. Ich habe das gerade zufällig aufgeschnappt...
William C. Kelly (Bentley Historical Library, HS7138).jpg
Autor/Urheber: University of Michigan Library Digital Collections / Bentley Image Bank, Bentley Historical Library, Lizenz: CC BY 4.0
William Crowley Kelly (geboren 1929), Professor am Institut für Geologie und Mineralogie der University of Michigan