Kay Kuntze

Kay Kuntze (* 11. Mai 1966 in West-Berlin) ist ein deutscher Theaterintendant und -regisseur.

Biografie

Kay Kuntze, in Berlin-Zehlendorf geboren und aufgewachsen, studierte an der Technischen Universität Berlin Mathematik und an der Hochschule der Künste Berlin Schulmusik, später an der FU Berlin Theaterwissenschaft und an der TU Berlin bei Carl Dalhaus Musikwissenschaft. Schließlich wechselte er an die Hochschule für Musik und Theater Hamburg und studierte bei Götz Friedrich Musiktheater-Regie. Sein Diplom erhielt er „mit Auszeichnung“. Während des Studiums war er Stipendiat der Richard-Wagner-Gesellschaft.

Anschließend war er Regieassistent u. a. an der Semperoper Dresden, der Komischen Oper Berlin und bei den Schwetzinger Festspielen. Fest-Engagements führten ihn als Regieassistent an die Bühnen der Landeshauptstadt Kiel, als Spielleiter an die Deutsche Oper Berlin und als Chefregisseur ans Mittelsächsische Theater.

Kuntze ist Neffe des Radiomoderators und DJs Lord Knud, Großneffe des Bildhauers Ralf Kuntze und Urenkel von John William Kuntze, der 1902 den Verlag „Polyglott Kuntze Kosmos“ gegründet hat, den Vorläufer der Polyglott Reise- und Sprachführer.

Intendanz

Berlin

Von 2002 bis 2012 war Kuntze künstlerischer Leiter der Berliner Kammeroper,[1] die sich unter seiner Leitung auf die Erarbeitung zeitgenössischer Werke des Musiktheaters fokussierte, darunter viele Uraufführungen und deutsche Erstaufführungen. Viele Produktionen wurden in Kooperation mit europäischen Theatern und Ensembles realisiert.[2] Trotz starker künstlerischer Profilierung, großer überregionaler Anerkennung und wirtschaftlicher Stabilität[3] wurde der Berliner Kammeroper 2010 die finanzielle Basis ihrer Arbeit durch den Berliner Senat entzogen.[4][5] Nach großen Protesten der internationalen Kulturszene wurde eine weitere Förderung durch den Senat eingeräumt.[6] 2014 stellte die Berliner Kammeroper den Spielbetrieb ein.

Altenburg Gera

Seit 2011[7] ist Kuntze Generalintendant und künstlerischer Geschäftsführer des Theater Altenburg Gera (bis 2018: TPT Theater & Philharmonie Thüringen), seit 2012 auch Operndirektor.[8][9] Nach einer Beinahe-Insolvenz im Jahr 2010 konnte das Fünf-Sparten-Theater unter seiner Leitung stabilisiert werden.[10]

2012 erhielt er den Auftrag zur Reduzierung der Orchestergrösse und zur Abwicklung der Sparten Schauspiel und Puppentheater.[11] Durch den Abschluss von Haustarifverträgen, eine erneuerte Finanzierungsvereinbarung und innerbetriebliche Umstrukturierungen konnte der Fortbestand des letzten produzierenden 5-Sparten-Theaters Thüringens gesichert werden.[12]

Am 1. Januar 2013 wurde unter dem Dach von Theater & Philharmonie Thüringen das Thüringer Staatsballett gegründet.[13]

In den Jahren 2013[14] und 2014[15] hat die Thüringische Landeszeitung eine Kritikerumfrage initiiert. Beide Mal ist Theater & Philharmonie Thüringen zum Thüringer Theater des Jahres gewählt worden.

Seit 2015 werden zunehmend Internationale Kooperationen und Gastspiele realisiert. Reisen führten die Ensembles in den letzten Jahren nach Burkina Faso, Griechenland, Türkei, Israel, Österreich, Schweiz, Frankreich, Rumänien, China und Polen.

In der Saisonrückschau 2016/17 der Zeitschrift Die Deutsche Bühne konnte TPT die Kategorie „Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits der großen Theaterzentren“ für sich entscheiden: „Selten gab es hier einen Sieger mit so vielen Stimmen“, denn „in ihren beiden Spielstätten in Gera und Altenburg liefern Theater & Philharmonie Thüringen Gera/Altenburg ambitionierte Produktionen in allen Sparten auf durchgehend hohem künstlerischen Niveau mit einem deutlichen Bekenntnis zu dem international zusammengesetzten Ensemble.“[16]

2017 wurde Theater und Philharmonie Thüringen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet, weil das „künstlerische Programm eigenwillig“ sei: „Statt lediglich auf Kassenschlager, setzt die TPT in allen Sparten auf Randständiges, Vergessenes und Verdrängtes. Die TPT ist mit diesem Programm widerständig gegenüber einem Denken der Einengung und Abschottung, aber nicht verschlossen.“[17]

Im Mai 2018 wurde die Duale Orchesterakademie Thüringen als gemeinsames Nachwuchsförderprogramm von Theater & Philharmonie Thüringen und der Philharmonie Jena gegründet.[18]

Nach Orchesterakademie, Thüringer Opernstudio (seit 2013 zusammen mit der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und den Theatern in Erfurt, Weimar und Nordhausen) und dem Stipendium für Puppentheater-Regie (seit 2017) wurde zur Spielzeit 2018/19 mit dem Eleven-Programm des Thüringer Staatsballetts für die vierte Sparte von Theater & Philharmonie Thüringen ein Nachwuchsförderprogramm gestartet.[19]

Als zweites Ensemble in den neuen Bundesländern überhaupt wurde die Musiktheatersparte von Theater & Philharmonie Thüringen 2018 mit dem Preis der deutschen Theaterverlage ausgezeichnet,[20] da „eine über Jahre hinweg konsequent umgesetzte Spielplanpolitik, die der zunehmenden Verengung des Repertoires auf vermeintlich publikumswirksames Titel systematisch entgegenarbeitet, dem Theater große Anerkennung gebracht“ habe.[21]

Nach zwei Nominierungen für den Faust-Preis (2017 und 2019) wurde 2019 der Götz-Friedrich-Regienachwuchspreis für eine Produktion am Theater Altenburg Gera verliehen.[22]

Seit 2012 (ca. 135.000) stiegen kontinuierlich die Zuschauerzahlen. 2017[23] wurde die Marke von 150.000 Zuschauern überschritten,[24] die auch in den Folgejahren bis zum Ausbruch der COVID-19-Pandemie weiter erhöht werden konnte (2019: ca. 156.600).[25][26]

2021 wurden mit den Mitarbeitenden individuelle Urlaubsvereinbarungen geschlossen, um nach der coronabedingten Schließzeit ab Juni 21 ohne Sommerpause wieder kontinuierlich spielen zu können.[27]

Regie

Kuntze hat im In- und Ausland bislang etwa 90 Inszenierungen überwiegend im Musiktheater erarbeitet, z. B. an Theatern in Berlin, Hamburg, Dresden, Bremen, Bremerhaven, Braunschweig, Kiel, Lübeck, Bielefeld, Osnabrück, Schwerin, Cottbus, Gera/Altenburg, Brandenburg/Potsdam; Bern, Linz, Innsbruck, Kaliningrad, Kopenhagen, Montpellier, Paris und Tel Aviv sowie für das Schleswig-Holstein Musikfestival, die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, die Kammeroper Schloss Rheinsberg und die Eutiner Festspiele.

Inszenierungen von Kuntze wurden bei Kritikerumfragen der opernwelt und der Deutschen Bühne nominiert und mit Zuschauerpreisen ausgezeichnet.[28][29][30][31]

Für seine Inszenierung von Mieczysław Weinbergs Die Passagierin wurde er in der Kategorie „Regie Musiktheater“ für den Faust-Preis 2019 nominiert.[32]

Inszenierungen (ab 2010)

Lehre

Kuntze unterrichtete im Studiengang Bühnenbild an der Technischen Universität Berlin sowie in den Opernklassen der Hochschule für Musik und Theater Leipzig und der Hochschule für Musik Weimar.

Gremien

Kuntze ist bzw. war Juror beim Bundeswettbewerb Gesang, dem internationalen Gesangswettbewerb Kammeroper Schloss Rheinsberg, der Rheinsberger Opernwerkstatt sowie in diversen Vergabe-Beiräten.

Im Deutschen Bühnenverein ist er Mitglied der Intendantengruppe und beratender Intendant im Tarifausschuss.

Außerdem ist er stellvertretender Vorsitzender im Fachausschuss des Bundeswettbewerb Gesang.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kreativität darf nicht von Angst beherrscht sein In: Berliner Morgenpost
  2. 25 Jahre Berliner Kammeroper. In: Opernwelt
  3. Tod ohne Kredit. In: Frankfurter Rundschau
  4. Ausgerechnet die? In: Berliner Zeitung
  5. Letzter Triumph. In: Berliner Morgenpost
  6. macht weiter (Memento vom 19. Oktober 2014 im Internet Archive). In: Berliner Kammeroper
  7. Kuntze wird Intendant in Altenburg/Gera In: Ostthüringer Zeitung
  8. Intendant Kuntze verlängert Vertrag. dpa
  9. Kuntze bleibt Intendant In: Musik Heute
  10. Theater Altenburg/Gera stabilisiert. In: Focus
  11. Kuntze warnt vor Kahlschlag. dpa
  12. Fürs Erste gerettet. In: Opernwelt
  13. Gründung des Thüringer Staatsballetts. In: Ostthüringer Zeitung
  14. Theater Altenburg/Gera ist Theater des Jahres 2013. In: Thüringische Landeszeitung
  15. Inszenierung des Jahres 2014 in Altenburg/Gera. In: Thüringische Landeszeitung
  16. Saisonrückblick 2016/17. (Memento vom 7. August 2017 im Internet Archive) In: Die Deutsche Bühne.
  17. Theaterpreis des Bundes für Altenburg/Gera.@1@2Vorlage:Toter Link/www.tlz.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Thüringische Landeszeitung
  18. Duale Orchesterakademie Thüringen geht an den Start. In: Klassik Magazin
  19. Neues Elevenprogramm des Staatsballett In: Die Welt
  20. Preis deutscher Theaterverlage 2018 geht nach Altenburg-Gera In: Leipziger Volkszeitung
  21. Jurybegründung Preis deutscher Theaterverlage 2018 In: Stiftung VDB
  22. Götz-Friedrich-Stiftung – Studiopreis 2019
  23. Marke von 150000 Zuschauern erreicht@1@2Vorlage:Toter Link/www.tlz.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Thüringische Landeszeitung
  24. Rekord im Jahr 2017. In: Leipziger Volkszeitung
  25. Mehr Besucher in Altenburg/Gera Bei: Klassik.com
  26. Zuschauer-Produktionen-Preise-ein erfolgreiches Jahr In: Leipziger Volkszeitung
  27. Sommertheater in Altenburg Gera In: Ostthüringer Zeitung
  28. Aus Liebe zum Theater: Publikumslieblinge des Theaters Altenburg-Gera 2015 stehen fest. In: Ostthüringer Zeitung, 8. Juni 2015, abgerufen am 30. Juni 2017
  29. Ein Hauch von Hollywood: Oskar-Verleihung im Altenburger Landestheater. In: Leipziger Volkszeitung, 13. Juni 2016, abgerufen am 30. Juni 2017
  30. Goldglitzer für die Altenburger Theaterlieblinge. In: Leipziger Volkszeitung, 3. Juni 2018
  31. Theatervereine verleihen zum 25. Mal den „Oskar“ für Altenburg und Gera. In: Leipziger Volkszeitung, 11. Juni 2019
  32. Geras Intendant nominiert. In: Ostthüringer Zeitung, 12. September 2019
  33. Zarenbraut In: Opernnetz
  34. Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 23. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.opernnetz.de In: Opernnetz
  35. Anschlussfähige Avantgarde. In: TAZ.
  36. Der Schlingensief von Eutin. In: Hamburger Abendblatt.
  37. Birds Uraufführung. In: Neue Westfälische.
  38. Verbrechen aus verlorener Ehe. In: taz.
  39. Tableaus als Sinnbilder. (Memento desOriginals vom 19. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.die-deutsche-buehne.de In: Die Deutsche Bühne.
  40. Umjubelte Chess-Premiere. (Memento desOriginals vom 26. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nw.de In: Neue Westfälische.
  41. Fatale Corrida der Liebe. In: Thüringische Landeszeitung.
  42. Schauerromantik.@1@2Vorlage:Toter Link/mobile.nzz.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Neue Zürcher Zeitung.
  43. Zwei Kurzopern. In: Neue Musikzeitung.
  44. Allegorie Schach. In: Ostthüringer Zeitung.
  45. Ein Funken Hoffnung. In: Oper und Tanz
  46. Liebe in Zeiten des Krieges. (Memento vom 29. August 2018 im Internet Archive) In: Tiroler Tageszeitung.
  47. Eine mörderische Verleumdung. In: Thüringische Landeszeitung.
  48. Schreckensklänge. In: Die Deutsche Bühne.
  49. Auf dem Papagenomobil. In: Der Tagesspiegel.
  50. Rasante Höllenfahrt. In: Thüringische Landeszeitung.
  51. Applausorgie nach Jenufa. In: Thüringische Landeszeitung.
  52. Bizarre Tragödie. In: Opernnetz.
  53. Rübezahl. In: Die Deutsche Bühne. Abgerufen am 19. März 2016.
  54. Meisterliche Meisterklasse. In: Ostthüringer Zeitung
  55. Für Herz, Auge und Ohr. In: Ostthüringer Zeitung
  56. In den Mühlen des Militarismus.@1@2Vorlage:Toter Link/www.tlz.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Thüringische Landeszeitung
  57. Großes Kino auf der Theaterbühne. In: Ostsee-Zeitung.
  58. Das Schicksal siegt. In: Die Deutsche Bühne
  59. Perfides Satyrspiel. In: Neue Musikzeitung
  60. Intelligenter Hoffmann in Gera In: Neue Musikzeitung
  61. Roland H. Dippel: Grausame Erinnerungen. In: Concerti, 10. März 2019, abgerufen am 13. März 2019.
  62. Eine musikalisch-literarische Liebesgeschichte In: Leipziger Volkszeitung
  63. „Der Vetter aus Dingsda“ feiert grandiose Premiere in Altenburg. In: Kunst und Technik
  64. Eingerahmte Verzweiflung In: Kunst und Technik
  65. Zweisam Einsam. In: Ostthüringer Zeitung
  66. Telefonterror In: Neue Musikzeitung
  67. Toxische Ehemänner In: Concerti
  68. Tragödische und burleske Ehe-Desaster In: Neue Musikzeitung
  69. Starker Beifall für Revolutionsoper In: Thüringische Landeszeitung
  70. Traumzaubermaschine angeworfen In: MDR
  71. Spektakuläre Premiere In: TV Altenburg