Katrin Vernau

Katrin Vernau (* 18. Mai[1] 1973 in Villingen-Schwenningen) ist eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin. Im September 2022 wurde sie für ein Jahr befristet zur Interims-Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) gewählt.

Leben

Katrin Vernau absolvierte 1992 das Abitur am Gymnasium am Deutenberg in ihrem Geburtsort. Bis 1996 studierte sie Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Finanz- und Rechnungswesen und Finanzmarkttheorie an der Hochschule St. Gallen und wurde 2001 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam mit der Dissertationsarbeit „Politisch-administrative Steuerung in großen und mittelgroßen deutschen Kommunalverwaltungen – eine handlungs- und systemtheoretische Betrachtung“ zum Dr. rer. pol. mit der Note magna cum laude promoviert.[1][2] Von 2002 bis 2005 war sie Kanzlerin der Universität Ulm. 2003 erhielt sie ein Fulbright-Stipendium für einen USA-Aufenthalt. 2005 absolvierte sie eine Ausbildung zur zertifizierten Auditorin für das Audit Beruf und Familie bzw. familiengerechte Hochschule der Hertie-Stiftung.

Von 2005 bis 2006 war sie Mitgründerin und Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens blv consult in Hamburg.[1] Von Dezember 2006 bis November 2012 hatte Katrin Vernau das Amt der Kanzlerin an der Universität Hamburg inne.[3] Ab Dezember 2012 war sie Partnerin und Dekanin der Roland Berger School of Strategy and Economics.[4] Zudem war sie Mitglied des Aufsichtsrats der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.[5]

Vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011 berief der Spitzenkandidat der SPD Nils Schmid die Parteilose als Kandidatin für das Amt der Wissenschaftsministerin in sein Schattenkabinett.[6][7]

Im August 2014 wurde Katrin Vernau vom WDR-Rundfunkrat mit 33 von 38 Stimmen für fünf Jahre zur Verwaltungsdirektorin des WDR gewählt, sie trat ihr Amt am 1. März 2015 an.[8][9] Im Mai 2019 wurde sie für eine zweite Amtszeit als WDR-Verwaltungsdirektorin mit 55 von 59 Stimmen gewählt.[10] In ihrer Amtszeit wurde ihr als Verwaltungsdirektorin vorgeworfen, mitverantwortlich für die Kostenexplosion des WDR-Prestigeprojekts Filmhaus zu sein. Von ursprünglich 80 Millionen Euro für den Bau stiegen die geschätzten Kosten auf 240 Millionen Euro.[11]

Am 7. September 2022 wählte der Rundfunkrat des RBB sie als Nachfolgerin von Patricia Schlesinger zur Interims-Intendantin für maximal ein Jahr. Sie war die einzige Kandidatin, der Posten wurde nicht öffentlich ausgeschrieben. Eine vom Rundfunkrat eingesetzte Findungskommission, der die Vorsitzenden des Rundfunkrats, des Verwaltungsrats, des Personalrats und der Freienvertretung angehörten, hatte Katrin Vernau als einzige Kandidatin für die Interimsintendanz vorgestellt. Ohne Gegenkandidaten erreichte sie die nötige Zweidrittelmehrheit im zweiten Wahlgang.[12][13]

Kritik

Katrin Vernau erhält beim RBB zusätzlich zu ihrem Jahresgehalt von 297.000 Euro einen monatlichen Mietzuschuss von 1.500 Euro für eine Zweitwohnung in Berlin, während der Sender einen harten Sparkurs ankündigte. Darüber hinaus erhält sie vom RBB eine Bahncard 100 im Wert von 7.010 Euro jährlich.[14][15] Christoph Hölscher von der Freienvertretung des RBB kritisiert, dass bei Vernau kein Problembewusstsein existiere. Er wies Vernau darauf hin, transparent zu agieren. Vernau verteidigt den Mietzuschuss.[16]

Vernau äußerte sich im Januar 2023 zu Anwaltskosten in der bisherigen Höhe von mindestens 1,4 Millionen Euro, welche durch den Rundfunkbeitrag aufgebracht werden müssten, um den Skandal rund um Patricia Schlesinger im RBB auszuklären. Diese Expertise der Anwälte sei notwendig, weil der rbb alles tun müsse, um finanzielle Forderungen gegen andere zu prüfen und von sich selbst fernzuhalten. Kritik an einer Unangemessenheit der Höhe der Beträge wies sie auch hier zurück.[17]

Weblinks

  • Profil auf der Website des WDR
  • Profil auf der Website des RBB

Literatur

  • Praktische Umsetzung von Zielvereinbarungen, in: Zielvereinbarungen und Doppik an der Schnittstelle von Politik und Verwaltung, Köln; Arbeitskreis Public & Nonprofit Management der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft, 2008, S. 69–75
  • Effektive politisch-administrative Steuerung in Stadtverwaltungen : Möglichkeiten und Grenzen einer Reform, Wiesbaden : Dt. Univ.-Verl., 2002 (Diss.)

Einzelnachweise

  1. a b c Dr. Katrin Vernau, uni-bonn.de
  2. Universität Ulm wählt Kanzlerin. In: Uni Ulm Intern. Universität Ulm, Februar 2002, archiviert vom Original; abgerufen am 11. Oktober 2021.
  3. 2 HOCHSCHULRAT DER UNIVERSITÄT HAMBURG WÄHLT NEUEN KANZLER (Archivierte Kopie) (Memento vom 22. Januar 2013 im Internet Archive), verwaltung.uni-hamburg.de, 23. November 201
  4. Dr. Katrin Vernau ist neue Dekanin der Roland Berger School of Strategy and Economics (RBSE). In: firmenpresse.de. Januar 2013, abgerufen am 11. Oktober 2021 (Presseinfo).
  5. Die Mitglieder des DHBW Aufsichtsrats (Archivierte Kopie) (Memento vom 22. September 2012 im Internet Archive), dhbw.de
  6. VS-Frau als SPD-Ministerin. In: Südkurier. 1. März 2011, abgerufen am 11. Oktober 2021.
  7. Hamburger Uni-Kanzlerin soll als Ministerin nach Stuttgart. In: Hamburger Abendblatt. 28. Februar 2011, abgerufen am 11. Oktober 2021.
  8. Der Rundfunkrat hat gewählt – Rundfunkrat wählt Dr. Katrin Vernau zur neuen WDR-Verwaltungsdirektorin. In: wdr.de. 22. August 2014, abgerufen am 11. Oktober 2021.
  9. Köln: Katrin Vernau neue WDR-Managerin, rp-online.de, 15. September 2014
  10. Katrin Vernau mit großer Mehrheit als WDR-Verwaltungsdirektorin bestätigt, wdr.de, 2. Mai 2019
  11. „Statthalterin des WDR“ – RBB fremdelt mit Buhrows Wunschkandidatin, welt.de, 9. September 2022
  12. Katrin Vernau will den rbb schnellstmöglich aus der Krise führen. In: rbb24.de. Abgerufen am 8. September 2022.
  13. Rundfunkrat hat entschieden: Katrin Vernau zur neuen Intendantin des RBB gewählt. In: FAZ.NET. Abgerufen am 8. September 2022.
  14. Timm Kühn: Kürzungen beim RBB: RBB spart und spendiert. In: Die Tageszeitung: taz. 22. November 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. November 2022]).
  15. Trotz Sparzwangs beim RBB: Intendantin Vernau bekommt Mietkostenzuschuss von monatlich 1000 Euro. In: Tagesspiegel. Abgerufen am 22. November 2022.
  16. Timm Kühn: Kürzungen beim RBB: RBB spart und spendiert. In: Die Tageszeitung: taz. 22. November 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. November 2022]).
  17. RBB-Intendantin klärt über Aufklärung auf: „Kein Anlass zur Geheimniskrämerei“. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 20. Januar 2023]).

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