Katholische Sozialakademie Österreichs

Logo der Katholischen Sozialakademie Österreichs

Die Katholische Sozialakademie Österreichs ist eine 1958 gegründete kirchenrechtliche Einrichtung der Österreichischen Bischofskonferenz, hat ihren Sitz in Wien und gilt als juristische Person.

Geschichte

Im Mai 1952 fand im österreichischen Wallfahrtsort Mariazell ein Studientag zur Vorbereitung zum Katholikentag 1952 statt, welcher unter dem Motto Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft stand. Dabei wurde das Prinzip der Nichteinmischung der Katholischen Kirche in parteipolitische Tagesfragen Österreichs grundgelegt. Weiters forderte der Studientag ein Sozialprogramm der Katholiken und eine diesbezüglichen Schulung, welche mit einer dafür geschaffenen Stelle erfolgen sollte. Das Papier wurde später mit Mariazeller Manifest benannt. 1954 wurde dazu in der Erzdiözese Wien ein Sozial- und Wirtschaftspolitisches Referat geschaffen. In der Folge beschloss die Österreichische Bischofskonferenz in der Frühjahrskonferenz mit März 1958 die Gründung der Katholischen Sozialakademie. In der Folge wurde vom Erzbischof in Wien Franz Kardinal König das Institut mit einem Statut versehen und die Rechtspersönlichkeit verliehen. Am 1. Oktober 1958 nahm die Sozialakademie unter der Leitung des Jesuitenpaters Walter Riener mit einem halbtägig angestellten Referenten und einer Vollzeitsekretärin die Tätigkeit auf. 1959 wurden die Räumlichkeiten in der Schottengasse bezogen.[1] Mit der Gründung der Katholischen Sozialakademie Österreichs wurde die im Mariazeller Manifest geforderte Schulungsinstitution in Verbindung mit dem Sozialprogramm der österreichischen Katholiken verwirklicht.[2]

Vorangegangen war 1954 die Schaffung des Sozial- und Wirtschaftspolitischen Referats der Erzdiözese Wien. Aus dem Gründungsauftrag Erforschung und Verbreitung der katholischen Soziallehre sowie die Förderung ihrer Anwendung entwickelte sich ein differenziertes Angebot mit den Säulen Gesellschaftspolitik, Politische Erwachsenenbildung und Organisationsentwicklung.

Aus einem dreimonatigen Internatskurs zunächst für Männer, später auch für Frauen, wurde ein berufsbegleitender Lehrgang zur Thematik Soziale Verantwortung entwickelt, der mit dem Erwerb des akademischen Titels AkademischeR EntwicklerIn sozialer Verantwortung abschließt. Zusätzlich zu den zwei- bzw. dreiwöchigen sozialen Seminaren für Frauen entstand anfangs der 2000er-Jahre die Frauenakademie. Der zweijährige berufsbegleitende Lehrgang wurde 2004 mit dem Innovationspreis für Erwachsenenbildung ausgezeichnet, ebenso 2007 Idee für eine Frauenplattform.

Mitte der 1970er-Jahre initiierte die Katholische Sozialakademie Gespräche zwischen Kirche und Parteien sowie mit der Arbeiterkammer und den Gewerkschaften und intensivierte die Zusammenarbeit mit deren politischen Akademien. Die Politische Bildungsarbeit der Sozialakademie führte zu Projekten in inner- und außerkirchlichen Betrieben und thematisierte die Humanisierung der Arbeitswelt. Bedingungsloses Grundeinkommen wurde Mitte der 1980er-Jahre durch Publikationen der Sozialakademie zu einem zentralen Thema der Sozialpolitik.

Ausgehend von einem Studientag mit dem Titel Von der Quantität zur Qualität des Lebens entstand zunächst ein gleichnamiges Buch und darauf aufbauend die Schriftenreihe Soziale Brennpunkte. Ende der 1980er-Jahre beteiligte sich die Akademie maßgeblich an der Vorbereitung der ersten österreichischen Armutskonferenz, die dann Ende 1995 in Salzburg stattfand. Die Allianz für den freien Sonntag Österreich ist breit aufgestellt und besteht aus Kirchen, Gewerkschaften Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen und versucht der schleichenden Aushöhlung des Sonntags entgegenzuwirken.

Zu Beginn der 2000er-Jahre war die Migration von Familien und deren Integration Thema mehrerer Studien und Veranstaltungen. Ebenfalls in dieser Zeit koordinierte die Akademie die Schaffung eines ökumenischen Sozialdokumentes, an dem sich vierzehn christliche Kirchen beteiligten. Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich ersteht sich als Kompass für soziales Denken und Handeln. Ab 2004 wurde die Ethik der Geldanlage thematisiert.

2008 wurde ein Zukunftsfonds eingerichtet mit dem Ziel, die Entwicklungsarbeit innovativer Angebote der Akademie finanziell abzusichern. Die Entwicklung neuer Angebote ist benötigt Ressourcen, die im laufenden Budget nicht vorhanden sind.[3]

Organisation

Dem Kuratorium der Sozialakademie gehören neben dem Referatsbischof Vertreter aus allen österreichischen Diözesen, des Generalsekretariats der österreichischen Bischofskonferenz, der Sozialwissenschaftlichen Institute an den österreichischen Universitäten, der Katholischen Aktion Österreichs, der Sozialpartner sowie die Leitung der Akademie an. Zusätzlich ist die Einrichtung eines Programmausschusses in der Satzung vorgesehen. Die Katholische Sozialakademie Österreichs ist Mitglied im Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich.

Im Bereich Gesellschaftspolitik ist Ethik der zentrale Begriff, wobei die Orientierung an Überzeugungen und Werten, die Befassung mit Kriterien für Politik und Wirtschaft sowie die soziale Gewissensbildung damit verbunden sind. Die politische Erwachsenenbildung dient der Entwicklung von Persönlichkeit und Organisation, dem Aufzeigen von Innovation und Alternativen und der Begleitung von Veränderungen. Organisationsentwicklung passiert durch Einbringen von Ideen und Fähigkeiten, durch Beteiligung an Initiativen und durch die Übernahme von Verantwortung.[4] Den Bereichen stehen jeweils eigene Bereichsleiter vor.

Die Aufgaben werden von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern bewältigt, wobei den einzelnen Teams Stabsstellen zur Verfügung stehen. 2012 erreichte die Erwachsenenbildungseinrichtung bei knapp 250 Veranstaltungen innerhalb Österreichs rund 6.000 Personen. Das Budget der Akademie belief sich 2012 auf rund 1 Million Euro.[5]

Die Akademie verfügt über Qualitätszertifizierungen (EFQM – Committed to excellence und PILGRIM – Bildung für Nachhaltigkeit).

Leitung

  • Walter Riener (1908–9. September 1972), von 1958 bis 1972
  • Herwig Büchele (* 1935), von 1972 bis 1983
  • Alois Riedlsperger (* 1945), von 1983 bis 2005 und von 2009 bis 2013[6]
  • Markus Schlagnitweit (* 1962), von 2005 bis 2009[7]
  • Magdalena Holztrattner (* 1975), von 2013 bis 2020[8]
  • Markus Schlagnitweit (* 1962), seit 2020

Publikationen

  • Das offizielle Kommunikationsorgan der Katholischen Sozialakademie Österreichs führt die Bezeichnung ksoe-nachrichten und enthält Nachrichten und Stellungnahmen der Katholischen Sozialakademie. Neben sieben Heften erscheinen jährlich zwei Dossiers.
  • Die jährlich erscheinenden Jahresberichte geben einen Überblick über die Schwerpunkte, Projekte und laufenden Lehrveranstaltungen (Seminare, Studientage, Workshops)
  • Walter Riener: Soziales Handbuch. Katholische Soziallehre und soziale Gegenwart. Hollinek, Wien 1956.
  • Walter Riener: Aktuelle Probleme der Gewerkschaftspolitik. Vorträge und Ergebnisse der 2. Gewerkschaftskundlichen Tagung des Instituts für Sozialpolitik und Sozialreform. Walter Riener u. a. (Hrsg.) mit einem Vorwort von Erwin Altenburger, Schriftenreihe des Institutes für Sozialpolitik und Sozialreform – Heft 9 in Folge Dr. Karl-Kummer-Institut, Ueberreuter, Wien 1958.
  • Walter Riener: Das christliche Menschenbild. Christlich-soziale Werkbriefe, Werkgemeinschaft christlicher Arbeitnehmer – Gruppe München e.V. (Hrsg.), München 1958, S. 1369–1382.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mariazeller Manifest als Ausgangspunkt (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) ksoe.at
  2. Meilensteine, in: Webpräsenz der Katholischen Sozialakademie Österreichs (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
  3. Peter Steinmauer: 50 Jahre Katholische Sozialakademie KSOE in: Webpräsenz www.erwachsenenbildung.at des Bundesministeriums für Bildung und Frauen
  4. Wir über uns in: Webpräsenz der Katholischen Sozialakademie Österreichs (Memento vom 26. Mai 2014 im Internet Archive)
  5. Statistik, in: Jahresbericht der KSÖ 2012 (Memento vom 27. Mai 2015 im Internet Archive)
  6. Biografie von Alois Riedlsperger in: Webpräsenz der Katholischen Sozialakademie Österreichs (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  7. Biografie von Markus Schlagnitweit, in: Webpräsenz der Katholischen Sozialakademie Österreichs (Memento vom 6. April 2017 im Internet Archive)
  8. Magdalena Holztrattner wird die neue Leiterin Katholische Sozialakademie Österreichs, in: Webpräsenz der Diözese Linz (Memento vom 27. Oktober 2013 im Internet Archive)

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