Katholische Kirche St. Goar und St. Elisabeth
Die katholische Kirche St. Goar und St. Elisabeth ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk[1] in Sankt Goar im Rhein-Hunsrück-Kreis. Die neugotische Basilika wurde von 1887 bis 1891 nach Plänen der Architekten Heinrich Wiethase und Eduard Endler aus Köln errichtet.
Patrozinium
Die Kirche ist dem Heiligen Goar, einem Priestermönch aus Aquitanien (* um 495; † 575), sowie der Heiligen Elisabeth von Thüringen (1207–1231) geweiht.
Geschichte
Als 1527 Landgraf Philipp I. von Hessen in Hessen, zu dessen Territorium Sankt Goar damals gehörte, die Reformation einführte, wurde den Katholiken der Gottesdienst in ihrer Stiftkirche verboten. Die Wallfahrt zum Grab des Hl. Goar, welches sich freistehend in der Krypta der Stiftskirche befand, wurde eingestellt. Das Grab selbst wurde später unter Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel abgebrochen und der kunstvolle Tumbadeckel an der Wand der Krypta befestigt.
Der 1652 zum Katholizismus konvertierte Landgraf Ernst I. (Hessen-Rheinfels-Rotenburg) übergab die Krypta der nun evangelischen Stiftskirche an die Katholiken zur Nutzung. Bereits Ostern 1652 konnte die erste Heilige Messe in der Krypta gefeiert werden, der Zugang zu ihr vom Inneren der Kirche aus wurde zugemauert und erst im Jahr 2000 wieder hergestellt.
Schließlich erhielten die Katholiken 1654 die Genehmigung, vor den Toren der Stadt eine katholische Kirche zu errichten. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 1. November 1657. Der Neubau im Barockstil wurde am Goarstag, dem 6. Juli 1660, geweiht. Die Tumbaplatte vom Grab des hl. Goar war bereits 1658 in die neue Kirche überführt worden.
1878 wurde in einem Gutachten die Baufälligkeit des barocken Gotteshauses festgestellt. Die alte Kirche sowie das Pfarrhaus und einige weitere Häuser wurden 1888 abgerissen, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Die Grundsteinlegung fand am 28. Juli 1889 statt, 1891 war der Neubau fertiggestellt. Die Konsekration der Kirche zu Ehren des hl. Goar und der hl. Elisabeth erfolgte am 11. Juli 1896 durch den Trierer Bischof Michael Felix Korum.
Architektur
Die Gewölbebasilika mit Querhaus und Chor wurde aus Bruchstein errichtet und wird von einem Dachreiter bekrönt. Das kreuzgewölbte Langhaus ist über Vierung und Chor mit einem Sterngewölbe versehen. Der freistehende Kirchturm, ein ehemaliger Torturm der Stadtmauer, der schon dem Vorgängerbau als Glockenturm diente, wurde 1923 um ein Stockwerk erhöht und mit dem Neubau verbunden.
Ausstattung
Die neugotische Ausmalung und Ausstattung hat sich überwiegend erhalten.
Der Tumbadeckel mit der lebensgroßen Darstellung des Hl. Goar ist um 1340 entstanden und gilt als bedeutendes Werk mittelrheinischer Bildhauerkunst. Goar ist als Heiliger mit Heiligenschein und Messgewand dargestellt. Als Kirchenstifter hält er das Modell seiner ersten Kirche in der linken Hand und als Besieger des Todes steht er auf einem sich krümmenden Teufel. Aus der Entstehungszeit der Kirche stammen wohl die Rahmung der Platte mit einem Rosenmotiv sowie der spitzbogige Aufsatz, auch die zwei baldachin-haltenden Engel können aus dieser Zeit stammen. Die Platte dient heute als Aufsatz für den rechten Seitenaltar. Eine weitere Relieffigur Goars findet sich an einer Ecke des Turms neben dem Portal auf einem Schlussstein der evangelischen Stiftskirche, der hier vermauert wurde. Er stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Die Kirche ist im Besitz eines um 1480 entstandenen Flügelaltars, der dem Umkreis des Hausbuchmeisters zugeordnet wird. Das ursprünglich nur dreiflügelige Retabel zeigt im offenen Zustand im Hauptbild eine Kreuzigungsgruppe. Der linke Flügel weist eine Schlüsselübergabe an Petrus und der rechte Flügel die Heiligen Sebastian und Katharina auf. Im geschlossenen Zustand ist eine Verkündigungsgruppe auf der Außenseite zu sehen. Die Außenflügel wurden im Jahre 1892 neugotisch hinzugefügt und stellen von links nach rechts die Heiligen Goar, Nikolaus, Clara, Elisabeth, Matthias und Hildegard dar.
Literatur
- Michael Imhof: Die Kirchen im Mittelrheintal. Hrsg.: Wolfgang Krammes; Bernhard Jakobs und Herber Gräff, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2008, ISBN 978-3-86568-237-6
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band Rheinland-Pfalz/Saarland, 2. bearb. und erw. Auflage, Deutscher Kunstverlag, Berlin und München 1984
- Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln. DuMont Buchverlag, 1995, ISBN 3-7701-1142-7.
Weblinks
- Franz-Josef Schwarz: Geschichte der kath. Pfarrgemeinde St. Goar. (Memento vom 20. Oktober 2019 im Internet Archive) Homepage der Kath. Pfarreiengemeinschaft Oberwesel im Dekanat St. Goar
Einzelnachweise
- ↑ Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Rhein-Hunsrück-Kreis. Mainz 2022, S. 56 (PDF; 1,7 MB).
Koordinaten: 50° 9′ 6,9″ N, 7° 42′ 39,7″ O
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Autor/Urheber: Meister des Hausbuches , Lizenz: CC BY-SA 4.0
In der katholischen Pfarrkirche von St. Goar befindet sich das Werk eines spätgotischen Malers aus der Werkstatt des „Hausbuchmeisters“. Von ihm stammen die Mitteltafel mit der Kreuzigung Jesu und die beiden doppelseitig bemalten Seitentafeln, links mit der Schlüsselübergabe an den Apostel Petrus und rechts mit den Heiligen Sebastian und Katharina von Alexandria.
Autor/Urheber: Marion Halft, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Deckplatte der ehemaligen Tumba des Hl. Goars. Das Hochgrab befand sich bis 1660 in der Stiftskirche Sankt Goar. Zweites Viertel des 14. Jahrhunderts. Katholische Kirche, Sankt Goar.
Autor/Urheber: RomkeHoekstra, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Katholieke kerk van St. Goar