Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin

Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
Gründung1991
Trägerschaftkirchlich
OrtBerlin
LandDeutschland
PräsidentinGabriele Kuhn-Zuber
Studierende1.261 SS 2022
Professoren38, 63 Lehrbeauftragte
Websitewww.khsb-berlin.de, www.studieren.khsb-berlin.de

Die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) ist eine kirchliche, staatlich anerkannte Fachhochschule in Berlin. Sie befindet sich in der Trägerschaft des Erzbistums Berlin und hat ihren Sitz in der Köpenicker Allee 39–57 im Ortsteil Karlshorst des Berliner Bezirks Lichtenberg.

Im Sommersemester 2022 waren an der KHSB 1.261 Studierende immatrikuliert, der Lehrkörper umfasste 38 Professoren, fünf Lehrkräfte für besondere Aufgaben sowie 63 Lehrbeauftragte.

Geschichte

1917–1990

Schulprospekt, archiviert im Ida-Seele-Archiv

Am 8. April 1917 wurde die Soziale Frauenschule des Katholischen Deutschen Frauenbundes in einer Mietwohnung in Berlin-Schöneberg, Winterfeldstraße 5–6 eröffnet. 47 Schülerinnen besuchten den ersten Kursus. Die Leitung übernahm Anna Weltmann (1881–1946), die jedoch nach zwei Jahren die Verantwortung für die Ausbildungsstätte wegen Heirat niederlegte. Übergangsweise leitete Ursula Ried (1887–1939) die Schule, die am 6. Mai 1920 die staatliche Anerkennung erhielt. Im April 1921 wurde Paula Rengier die Schulleitung übertragen. Sie leitete die Einrichtung während der Zeit des Nationalsozialismus. Diesbezüglich schrieb sie zum 40-jährigen Jubiläum:

„Als Vertretung der katholischen Wohlfahrtsschulen erkannte ich bald, daß eine gemeinsame Ebene nie gefunden werden konnte, daß jedes Fundament dafür fehlte, und daß katholisches soziales Streben in schwerster Bedrohung stand. Es erscheint rückblickend wie ein Wunder, daß trotz aller Ansprüche des Nationalsozialismus auf die Durchführung seiner Weltanschauung, trotz der staatlichen Prüfungen unter Vorsitz anerkannter N.S.-Vertreter, trotzdem die Schule nie eine Kopnzession gemacht hat, die das Gewissen belasten müßte.“[1]

Nach dem Zusammenbruch des Hitler-Faschismus brachten die politischen Verhältnisse in der geteilten Stadt Berlin für den Weiterbestand und die Innenarbeit der Schule schwere Gefahr. Aber der Widerstand der bürgerlichen Kreise und die Einsicht der westlichen Besatzungsmächte erleichterten die Lage[2]. Bald wuchs die Zahl der Schülerinnen wieder an.

Im Jahr 1957 übernahm Marianne Pünder bis 1965 die Nachfolge von Paula Rengier. Die nach Helene Weber benannte Schule übersiedelte 1965 in neue Räume im bischöflichen Amtsgebäude am Ufer des Lietzensees. In den neuen Schulräumen wurden gemeinsame Ausbildungskurse für Frauen und Männer durchgeführt. 1968 erhielt die soziale Ausbildungsstätte den Status einer Akademie verliehen. Das Fachhochschulgesetz von 1970 bedeutete das Ende der konfessionell gebunden Helene-Weber-Akademie, die schließlich im April 1972 aufgelöst und in die staatliche Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik übergeführt wurde.

1990-Gegenwart

Im Oktober 1991 wurde vom Bistum Berlin die ruhende Tradition aufgegriffen und die Katholische Fachhochschule für Sozialpädagogik Berlin (KFB) gegründet. Gründungsrektorin war bis 1993 die langjährige Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbandes und Vorsitzende – später Ehrenmitglied – des Deutschen Vereins, Teresa Bock, die in den Jahren 1970 bis 1977 Rektorin der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen in Köln gewesen war.

Organisation

Rektorat/Präsidium

Blick auf den Innenhof
  • 1991–1993: Teresa Bock
  • 1993–1997: Klaus Kliesch
  • 1997–2009: Andreas Lob-Hüdepohl
  • 2009–2013: Monika Treber
  • 2013–2021: Ralf-Bruno Zimmermann, Vizepräsident Axel Bohmeyer
  • 2021–2025: Gabriele Kuhn-Zuber, Vizepräsidentin Petra Mund.[3]

Standort

Die Hochschule befindet sich heute in einem denkmalgeschützten Gebäudekomplex, der ab 1928 nach Plänen und unter Leitung des Architekten Felix Angelo Pollak als St.-Antonius-Krankenhaus im Stile des Bauhauses errichtet wurde. Ein solcher Bau war angesichts der wachsenden Einwohnerzahlen und auch der mit dem Ende des Ersten Weltkriegs entstandenen Versorgungsprobleme dringend nötig.[4] Weder Geld noch Baukapazitäten waren jedoch ausreichend vorhanden, so dass im Jahr 1917 vorerst ein Krankenwagen angeschafft wurde, damit die Einlieferung in Krankenhäuser schneller erfolgen konnte. In einer zeitgenössischen Veröffentlichung heißt es dazu: „Karlshorst erhält ein Krankenautomobil!. Evangelischer Hilfsverein und Feuerwehr übernehmen die Anschaffung.“[5]

Es war zu seiner Entstehungszeit das modernste Krankenhaus Berlins. Die Finanzierung des Hospital-Baus erfolgte über eine Auslandsanleihe der Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis in Breslau. Große Teile des benötigten Grundbesitzes erwarben die Christen von Sigismund von Treskow. Der gesamte Grunderwerb für das Hospital kostete 260.000 Mark.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Köpenicker Allee zum sowjetisch besetzten Sperrgebiet, in dem sich die SMAD ansiedelte. Die Bauten dienten nun als Verwaltungssitz der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) und teilweise auch als Gefängnis.[6] Im Jahr 1963 bezog das DDR-Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft die Gebäude. Nach Auflösung der DDR und damit all ihrer Ministerien fielen die Gebäude in das Eigentum der Katholischen Kirche zurück. Im Dezember 1990 übernahm der St. Marien e.V. die Verwaltung von Gelände und Gebäude.

In den Folgejahren konnten viele Teile des Bauensembles saniert und teilweise neuen Nutzungen zugeführt werden: Die frühere Kesselanlage wurde zu einer Cafeteria umgebaut, aus der ehemaligen Kapelle wurde ein Hör- und Veranstaltungssaal.[5]

Studium

Blick auf den Eingangsbereich

Die Schwerpunkte des Studiums an der KHSB sind Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung. In diesen Bereichen werden sieben Bachelor- und fünf Masterstudiengänge angeboten. Darunter zählen vier Vollzeit-Bachelorstudiengänge (B.A. Soziale Arbeit, B.A. Kindheitspädagogik, B.A. Heilpädagogik, B.A. Religionspädagogik in Schule und pastoralen Räumen) sowie drei tätigkeitsbegleitende Bachelorstudiengänge (B.A. Soziale Arbeit, B.A. Soziale Gerontologie, B.A. Gestaltungstherapie/Klinische Kunsttherapie). Außerdem werden fünf tätigkeitsbegleitende Masterstudiengänge in den Bereichen Soziale Arbeit, Heilpädagogik, Klinische Sozialarbeit, Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession und Interdisziplinäre Psychosentherapie bereitgehalten.

Fort- und Weiterbildungsangebote wenden sich an Absolventen der Hochschule und Professionelle in sozialen Berufsfeldern. Fakultativ können Studierende an einem Studium Generale Theologie und am Kooperationsverbund Sozialmanagement teilnehmen. Daneben gibt es für Studierende des Studiengangs Kindheitspädagogik die Möglichkeit, die Zusatzqualifikation zur Fachkraft für Integration zu erwerben. Der Anpassungslehrgang „Internationaler Brückenkurs Soziale Professionen“ (ApaLe) richtet sich an Menschen mit ausländischen Studienabschlüssen, die nach erfolgreicher Teilnahme des Kurses die staatliche Anerkennung ihres Studienabschlusses beantragen können. Weiter können sich Fachkräfte für den Religionsunterricht durch das Weiterbildungsstudium Schulpraktische Religionspädagogik fortbilden.

Forschung

Forschung gehört neben Lehre, Studium und Weiterbildung zu den zentralen Aufgaben der KHSB. Als Hochschule für angewandte Wissenschaften wird Forschung an der KHSB in besonderer Beziehung zur Praxis betrieben. Sie greift grundlegende gesellschaftliche Fragestellungen auf, entwickelt Konzepte für Herausforderungen in der Praxis und erarbeitet Expertisen für die Weiterentwicklung des Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesens.

An der KHSB haben sich sechs Forschungsschwerpunkte entwickelt:

Diesen Forschungsschwerpunkten ist gemeinsam ein Interesse an Fragen der Teilhabe. Durch eine interne Forschungsförderung werden Drittmittelanträge und Beiträge zur Bündelung, Ergänzung und Weiterentwicklung der bisherigen Forschungsaktivitäten unterstützt.[7]

Mit dem Forschungsschwerpunkt für eine „Praxis der Teilhabe“ gibt es an der KHSB fünf Institute, die die Forschungsaktivitäten in den Feldern christliche Ethik, Gemeinwesenarbeit, Soziale Gesundheit, Gender und Diversity sowie Religionspädagogik und Pastoral bündeln:

  • Berliner Institut für christliche Ethik und Politik (ICEP)[8]
  • Deutsches Institut für Community Organizing (DICO)[9]
  • Institut für Soziale Gesundheit (ISG)[10]
  • Institut für Gender und Diversity (IGD)[11]
  • Berliner Institut für Religionspädagogik und Pastoral (BIRP).

Gemeinsam mit der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH) und der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) gehört die KHSB zum SAGE-Verbund (Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung) im Land Berlin.

Partnerschaften

  • Polen Staatliche Rittmeister-Witold-Pilecki-Hochschule Oświęcim in Małopolska/Polen
  • VIVES University of Applied Sciences in Beldien
  • University College Copenhagen (KP) in Kopenhagen/Dänemark
  • L’université Sorbonne Paris Nord in Paris/Frankreich
  • Ecole Supérieure Européenne de l’Intervention Sociale (ESEIS) in Straßburg/Frankreich
  • Munster Technological University (MTU) in Irland
  • Sapienza Università di Roma in Rom/Italien
  • Freie Universität Bozen (unibz) in Bozen/Italien
  • L’Université du Luxembourg in Luxemburg
  • HAN University of Applied Sciences in Nijmegen/Niederlande
  • The Hague University of Applied Sciences (THUAS) in Den Haag/Niederlande
  • The Inland Norwegian University of Applied Sciences (INN) in Lillehammer/Norwegen

Siehe auch

Weblinks

Commons: Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paula Rengier: 40 Jahre Katholische Soziale Frauenschule (Wohlfahrtsschule) Berlin. Berlin 1977, S. 7.
    Literatur dazu: Manfred Berger: Zu den Anfängen der Professionalisierung der Sozialen Arbeit. Das Beispiel der Sozialen Frauenschulen in Trägerschaft des Katholischen Deutschen Frauenbundes. In: Soziale Arbeit 2023/H. 4, S. 128–139.
  2. Paula Rengier: 40 Jahre Katholische Soziale Frauenschule (Wohlfahrtsschule) Berlin. Berlin 1977, S. 9.
  3. khsb-berlin.de: KHSB wählt neue Hochschulleitung, abgerufen am 2. Januar 2021.
  4. Köpenicker Allee 72. In: Berliner Adreßbuch, 1931, IV, Karlshorst, S. 2071. „St. Antonius Krankenhaus“.
  5. a b Vom Hospital zur Hochschule. In: Rathausnachrichten (Lichtenberg), 2. April 2011, S. 7.
  6. @1@2Vorlage:Toter Link/www.diekappe.deKarlshorster Erzählkreis (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.) (PDF) abgerufen im Mai 2006.
  7. Forschungsschwerpunkte der KHSB Leitlinien, Kompetenzfelder und strategische Ziele. Verabschiedet vom Akademischen Senat am 13. Juli 2011
  8. Berliner Institut für christliche Ethik und Politik. icep-berlin.de, abgerufen am 20. August 2020.
  9. Deutsches Institut für Community Organizing. dico-berlin.org, abgerufen am 20. August 2020.
  10. Institut für Soziale Gesundheit. khsb-berlin.de, abgerufen am 21. August 2020.
  11. Institut für Gender und Diversity. igd-berlin.de, abgerufen am 21. August 2020.

Koordinaten: 52° 29′ 16,8″ N, 13° 32′ 3″ O

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Broschüre der Sozialen Frauenschule in Berlin
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Blick auf den Innenhof
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Logo der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin
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Blick auf den Eingangsbereich