Katharina Kohse-Höinghaus

Katharina Kohse-Höinghaus (geb. Höinghaus, 18. Dezember 1951 in Hagen/Westfalen) ist eine deutsche Chemikerin und Seniorprofessorin für Physikalische Chemie an der Universität Bielefeld. Von 1994 bis 2017 bekleidete sie dort eine C4-(W3)-Professur für Physikalische Chemie.

Katharina Kohse-Höinghaus, August 2016

Katharina Kohse-Höinghaus ist international ausgewiesen als Expertin für die Diagnostik von Verbrennungsvorgängen mittels Laserspektroskopie und Massenspektrometrie. Zu ihren Arbeitsgebieten zählen, neben der Verbrennungschemie, die Herstellung verschiedenartiger Materialien aus der Gasphase und die in-situ Analyse reagierender chemischer Systeme.

International beachtete Beiträge umfassen die quantitative Detektion reaktiver Intermediate in Flammen, die Entwicklung von Energietransfermodellen für kleine Radikale sowie die Untersuchung der Bildungsmechanismen von Schadstoffen bei der Verbrennung von konventionellen und biogenen Brennstoffen. Sie ist Autorin von mehr als 230 Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften,[1][2][3] die bislang mehr als 10.000mal zitiert wurden. Im Jahr 2021 beträgt ihr h-Index 58.

Katharina Kohse-Höinghaus zählt zu den Pionieren außerschulischer naturwissenschaftlicher Bildungsaktivitäten in Deutschland und gründete eines der ersten Mitmachlabore für Schulen, das teutolab.[4]

Schüler experimentieren bei der 10-Jahres-Feier des Mitmachlabors teutolab-Chemie an der Universität Bielefeld, Februar 2010

Sie ist Trägerin zahlreicher Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz, sowie Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien, so auch der Deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Leben und Wirken

Nach dem Abitur am Ricarda-Huch-Gymnasium[5] in Hagen (Westfalen) studierte Katharina Kohse-Höinghaus Chemie an der Ruhr-Universität Bochum, wo sie 1972 ihr Vordiplom erwarb und 1976 mit einer Diplomarbeit zum Thema „Nachweis von Radikalen mittels Resonanzfluoreszenz: Entwicklung geeigneter Lichtquellen“ ihr Studium abschloss.

Im Dezember 1978 promovierte sie mit der Dissertation „Vakuum-UV-Photolyse mit einem Wasserstoff-Laser: Erzeugung von O(3P) und O2(b1Σg+) und Untersuchung der Temperaturabhängigkeit ihres Verhaltens in Gegenwart verschiedener Gase“, die sie in der Arbeitsgruppe von Friedrich Stuhl am Lehrstuhl für Physikalische Chemie I der Ruhr-Universität Bochum anfertigte.

Im Dezember 1992 habilitierte sie sich mit der Schrift „Laseroptische Verfahren für die quantitative Bestimmung der Konzentrationen reaktiver Teilchen sowie der Temperatur in Verbrennungssystemen“ an der Fakultät Energietechnik der Universität Stuttgart; als ihr dortiger Betreuer fungierte Jürgen Warnatz.

Während ihrer Tätigkeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR, ehemals DFVLR) von 1979 bis 1994 verbrachte sie 1987/88 einen Forschungsaufenthalt in den USA am Department for Mechanical Engineering der Stanford University sowie am SRI International. Im Jahr 1993 erhielt sie ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, mit dem sie in der französischen Forschungseinrichtung ONERA sowie an der Universität Bielefeld wissenschaftlich tätig war. An dieser Universität übernahm sie im Jahr 1994 einen Lehrstuhl für Physikalische Chemie.

Im Jahr 2005 erhielt sie einen Ruf auf die Professur ("Wu Chair") für Mechanical and Aerospace Engineering[6] an der Princeton University (USA), den sie jedoch nicht annahm.

Seit 2017 ist sie Seniorprofessorin an der Universität Bielefeld.

Unter wesentlicher Mitarbeit von Katharina Kohse-Höinghaus wurde im September 2019 die Beijing Declaration: Face the Future – Explore the Unknown[7][8] verfasst. In dieser Erklärung bekennen sich die Chinesische Akademie der Wissenschaften und die Deutsche Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zu gemeinsamen Zielen und Standpunkten, wie etwa zur Relevanz von Grundlagenforschung. In der Folge wurde eine Serie von gemeinsamen Konferenzen mit dem Titel Science for Future[9] vereinbart, deren erste vom 8.‐11. September 2019 am Yanqi Lake Campus der Universität der Chinesischen Akademie der Wissenschaften[10] stattfand.

Die wissenschaftlichen Aktivitäten von Katharina Kohse-Höinghaus werden in einer Vielzahl von Beratungsgremien reflektiert, wie etwa durch ihre Mitarbeit im Projekt ESYS,[11] einer Initiative der Wissenschaftsakademien für eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energieversorgung. Leopoldina, acatech und Akademien-Union beraten in diesem Projekt seit 2013 Politik und Gesellschaft. Die Themen Energiewende und Klimaschutz besitzen einen zentralen Stellenwert der Forschung von Katharina Kohse-Höinghaus;[12][13] ein weiteres Beispiel ist die interdisziplinäre Leopoldina-Arbeitsgruppe „Grenzwerte der Luftverschmutzung,[14]“ an deren Stellungnahme[15] sie ebenfalls mitwirkte.

In ihrer internationalen Tätigkeit versucht Katharina Kohse-Höinghaus insbesondere, jungen Wissenschaftlerinnen Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu vermitteln. Als Vorsitzende des International Combustion Institute,[16] das mit Sektionen in 35 Ländern vertreten ist, gründete sie den internationalen Zusammenschluss Women in Combustion,[17] der Wissenschaftlerinnen im technischen Bereich eine Austauschplattform bietet.

Katharina Kohse-Höinghaus ist verheiratet und Mutter einer Tochter (geb. 1990).

Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)

Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Akademien

Funktionen in wissenschaftlichen Gesellschaften und Gremien (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Katharina Kohse-Höinghaus' Publons profile. Abgerufen am 22. Dezember 2021 (englisch).
  2. ORCID-iD von Katharina Kohse-Höinghaus. Abgerufen am 22. Dezember 2021.
  3. Publikationsverzeichnis K. Kohse-Höinghaus. Abgerufen am 22. Dezember 2021.
  4. teutolab-chemie - Universität Bielefeld. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
  5. Ricarda-Huch-Gymnasium Hagen/Westfalen. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
  6. Mechanical and Aerospace Engineering, Princeton University. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
  7. Beijing Declaration 2019 CAS/Leopoldina. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
  8. Katharina Kohse-Höinghaus, Harald Fuchs, Tao Zhang, Yueliang Wu: Das Unbekannte erforschen – der Wert der Grundlagenforschung. In: Angewandte Chemie. Band 131, Nr. 50, 2019, ISSN 1521-3757, S. 18048–18050, doi:10.1002/ange.201913851 (wiley.com [abgerufen am 22. Dezember 2021]).
  9. Konferenz Science for Future CAS/Leopoldina 2019. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
  10. Home - University of Chinese Academy of Sciences. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
  11. ESYS - Energiesysteme der Zukunft. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
  12. Katharina Kohse-Höinghaus: Wir sollten das Klima immer mitdenken - GDNÄ - Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte %. In: GDNÄ - Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte. 13. Juli 2020, abgerufen am 22. Dezember 2021 (deutsch).
  13. Positionspapier "Energiewende: verlässlich - machbar - technologieoffen. Abgerufen am 22. Dezember 2021.
  14. Interdisziplinäre Leopoldina-Arbeitsgruppe "Grenzwerte der Luftverschmutzung". Abgerufen am 23. Dezember 2021.
  15. Saubere Luft Stickstoffoxide und Feinstaub in der Atemluft: Grundlagen und Empfehlungen. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
  16. The Combustion Institute. 2. Dezember 2015, abgerufen am 25. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  17. Women in Combustion | The Combustion Institute. 21. Juni 2016, abgerufen am 25. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  18. Lebenslauf Rudolf-Günther (Deutsche Sektion des Combustion Institute). Abgerufen am 21. Dezember 2021.
  19. Deutsche Sektion des Combustion Institute. 2. Dezember 2015, abgerufen am 26. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  20. Heilbronner - Hückel-Vorlesung | Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
  21. President's International Fellowship Initiative, Chinese Academy of Sciences. Abgerufen am 26. Dezember 2021.
  22. Alfred C. Egerton Gold Medal | The Combustion Institute. 24. Juni 2016, abgerufen am 25. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  23. Crocco Colloquium, Dept. Mechanical and Aerospace Engineering, Princeton. Abgerufen am 26. Dezember 2021.
  24. Video-Interview K. Kohse-Höinghaus anlässlich ihrer Ernennung zur Ehrensenatorin. Abgerufen am 23. Dezember 2012.
  25. uni.aktuell-Archiv: Bielefelder Chemikerin erhält chinesischen Staatspreis. Abgerufen am 22. Dezember 2021.
  26. International Cooperation Award, Chinese Academy of Sciences. Abgerufen am 26. Dezember 2021.
  27. Natta Award. Abgerufen am 26. Dezember 2021 (englisch).
  28. IUPAC Distinguished Women in Chemistry or Chemical Engineering. Abgerufen am 25. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  29. IUPAC Distinguished Women in Chemistry or Chemical Engineering. Abgerufen am 22. Dezember 2021.
  30. European Academy of Sciences - Home. Abgerufen am 25. Dezember 2021.

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Prof. Katharina Kohse-Höinghaus, USTC Hefei, P. R. China, August 2016
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Schüler experimentieren auf der 10-Jahres-Feier des Schüler-Mitmachlabors teutolab-Chemie an der Universität Bielefeld, Februar 2010