Katalogehe

Als Katalogehe oder Katalogheirat werden abwertend Ehen zwischen Partnern aus wirtschaftlich unterschiedlich starken Ländern bezeichnet, die durch Anbahnung einer Heiratsvermittlungsagentur zustande gekommen sind. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert wanderten in diesem Zusammenhang deutsche Frauen in die USA aus. Heute stehen für die Partnersuche über das Internet zahlreiche Webkataloge offen, die sich über geringe Gebühren für die Adressen finanzieren.[1][2]

Herkunft und Beweggründe der Ehepartner

Im deutschsprachigen Raum geschlossene Katalogehen

Während in den 1970er Jahren Katalogehen überwiegend mit Frauen aus Thailand und Vietnam geschlossen wurden, handelt es sich im deutschsprachigen Raum heute überwiegend um Frauen aus Osteuropa.[3] Als Ursache wird neben wirtschaftlichen Gründen ein generell hoher Anteil an Frauen in der Bevölkerung vermutet.[3]

In Südkorea geschlossene Katalogehen

In Südkorea werden aufgrund der niedrigen Geburtenrate gezielt Frauen aus Vietnam angeworben, die sich wiederum erhoffen, so ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern.[4] Im Jahr 2014 betrug das Budget für entsprechende Werbemaßnahmen der Regierung Südkoreas 107 Milliarden Won.[5] Insbesondere die männliche Landbevölkerung wird hierbei angesprochen; 2013 wurden mehr als ein Fünftel der Eheschließungen von Bauern und Fischern mit Frauen aus dem Ausland vollzogen.[5]

In den Vereinigten Staaten geschlossene Katalogehen

In den Vereinigten Staaten werden Katalogehen überwiegend zwischen wohlhabenden Männern aus dem Inland mit Frauen aus ärmeren Ländern geschlossen.[6] Die entsprechenden Männer seien dabei häufig in ihren sozialen Kompetenzen eingeschränkt, hätten Schwierigkeiten, mit der zunehmend emanzipierten Rolle der Frau zurechtzukommen oder hätten schlechte Erfahrungen in Beziehungen gemacht.[6]

Wahrnehmung in der Öffentlichkeit

Einschätzungen zu Katalogehen aus moralischer Sicht unterscheiden sich teils deutlich. Während Kritiker eine Nähe zu Menschenhandel und Prostitution sehen,[7] argumentieren Befürworter, dass es sich bei einer Katalogehe grundsätzlich um ein Bündnis handle, das auf gegenseitiger Ausnutzung beruhe.[6] Elvira Niesner, Geschäftsführerin der Beratungsstelle „Frauenrecht ist Menschenrecht“, kritisiert eine klischeehafte Stigmatisierung der Ehepartner als Teil eines Täter-Opfer-Gefüges unter dem Hinweis darauf, dass auch bei anderweitig geschlossenen Ehen „Liebesgefühle [...] oft nicht die Hauptrolle beim Entschluß zur Familiengründung [spielen]“.[2]

Rezeption im Film

Einzelnachweise

  1. Katalogehe. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 5. November 2018; abgerufen am 4. November 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zwangsheirat.ch
  2. a b Elvira Niesner: Mythos und Wirklichkeit auf einem bikulturellen Heiratsmarkt. Abgerufen am 4. November 2018.
  3. a b Liebesgrüße Aus Russland. Eine Frau aus dem Katalog. zdf.de, abgerufen am 4. November 2018.
  4. Die gekaufte Braut. zeit.de, 3. April 2014, abgerufen am 4. November 2018.
  5. a b Farmed Out. economist.com, 25. Mai 2014, abgerufen am 4. November 2018.
  6. a b c Is Love Possible With Mail Order Brides? abcnews.go.com, 23. Mai 2018, abgerufen am 4. November 2018.
  7. Russland. Wolfsburger Allgemeine, 7. Oktober 2017, abgerufen am 4. November 2018.