Kastell Orăștioara de Sus

Kastell Orăștioara de Sus
AlternativnameKastell Bucium
Kastell Orăștioara de Jos
LimesDakischer Limes
AbschnittBinnenkastell, B 100
Datierung (Belegung)A) trajanisch bis hadrianisch
B) hadrianisch bis ?
EinheitA) Vexillatio der Legio XIII Gemina[1]
Pedatura cohortis III[2]
B) Numerus Germanicianorum exploratorum[3]
Größe153 m × 181,90 m = 2,78 ha[4]
BauweiseA) Holz-Erde-Lager
B) Steinkastell
ErhaltungszustandGeländeverformungen
OrtBucium/Orăștioara de Sus
Geographische Lage45° 44′ 15,5″ N, 23° 10′ 13,5″ O
Höhe315 m
RückwärtigUlpia Traiana Sarmizegetusa
(südwestlich, zivil)
VorgelagertKastell Cigmău
(nördlich, B / 99)
Kastell Orăștioara de Sus im Verlauf der dakischen Limites

Das Kastell Orăștioara de Sus (auch Kastell Bucium oder Kastell Orăștioara de Jos) war ein römisches Hilfstruppenlager auf dem Gebiet des Dorfes Bucium, das zur Gemeinde Orăștioara de Sus im Kreis Hunedoara in der rumänischen Region Siebenbürgen gehört. In antiker Zeit war es ein Binnenkastell des Dakischen Limes und gehörte administrativ zur Provinz Dacia superior, später zur Dacia Apulensis. Der Name Bucium kann leicht zu einer Verwechslung mit dem ähnlich klingenden Kastell Buciumi führen.

Lage

Das heutige Bodendenkmal liegt nördlich außerhalb der modernen Ortschaft Orăștioara de Sus, westlich des Dorfes Bucium und gut drei Kilometer südlich des Dorfes Orăștioara de Jos in einer Piatra Grădiștii genannten Flur am westlichen Ufer des Baches Apa Orașului. Topographisch befindet es sich östlich unterhalb einer bewaldeten, von Norden nach Süden verlaufenden Hügelkette auf der Terrasse des genannten Baches. Durch dessen Hochwasser sind die östlichen Bereiche des Kastells weggeschwemmt worden. Die erhaltenen Reste bestehen aus der nordwestlichen Ecke des Lagers sowie aus Teilen seiner Nord- und seiner Westflanke, sie sind als Verformungen im Gelände wahrnehmbar.[5]

Archäologie

Das Befundgebiet ist erstmals 1851 von Ferdinand Neigebaur[6] und später von Carl Gooß[7] dokumentiert worden. Archäologische Ausgrabungen wurden unter anderem in den 1950er Jahren von Nicolae Gostar[8] sowie in den 1960er Jahren von Hadrian Daicoviciu und Ion Glodariu[9] durchgeführt.[10]

Im Rahmen der bisherigen archäologischen Untersuchungen konnten zwei Bauphasen des Kastells differenziert werden, ein Holz-Erde-Lager und ein Steinkastell. Der Grundriss und die Fläche des Holz-Erde-Lagers von vermutlich rechteckigem Umfang sind unbestimmt. Die Umwehrung bestand aus einem 13 m breiten und 1,25 m hohen Wall, vor dem ein acht Meter breiter und anderthalb Meter tiefer Graben verlief. Das Holz-Erde-Lager wurde vermutlich bereits in der frühen Okkupationszeit errichtet. Das nachfolgende Steinkastell entstammt der hadrianischen Zeit und besaß einen rechteckigen Grundriss mit abgerundeten Ecken. Seine Abmessungen sind aufgrund der Überschwemmungszerstörungen nicht gesichert, sie belaufen sich vermutlich auf 153 m mal 181,90 m.[4] Es war mit seinen Seiten in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die Mauer hatte eine Mächtigkeit von 1,50 m und war an den Ecken mit Türmen versehen. Mauer und Türme waren in der Technik des Opus incertum konstruiert, an der Westseite befand sich ein Torbau mit einem einfachen Durchlass.[5]

Von besonderem Interesse ist die Belegung der Garnison. Die Anlage des Holz-Erde-Lagers dürfte wohl von einer Vexillatio der Legio XIII Gemina ausgeführt worden sein,[1] die in der frühen Zeit des Kastells auch dessen Stammbesatzung gestellt haben wird. In diesem Kontext könnte auch der Fund einer Inschrift Pedatura cohortis III[2] stehen. Später ist ein Numerus Germanicianorum exploratorum bezeugt,[3] dessen Angehörige wohl aus dem Rheinland stammten. Darauf weist der Weihestein des Iulius Secundus, eines Kundschafters, der ursprünglich im Gebiet der CCAA beheimatet war.[11] Der Numerus war möglicherweise der Legio V Macedonica unterstellt, wofür die Inschrift eines um 176/177 der Diana geweihten Altars sprechen könnte. Stifter des Altars war Marcus Verius Superstes, der sowohl Centurio der Legio V Macedonica als auch Praepositus des Numerus war.[12] Warum Exploratores, also auf Spähaufklärung spezialisierte Kundschafter, inmitten des dakischen Kernlandes statt an den Grenzen eingesetzt worden sind, kann derzeit noch nicht geklärt werden.[13]

Fundverbleib und Denkmalschutz

Die Aufbewahrung und Präsentation der Funde erfolgt im Museum der dakischen und römischen Zivilisation (Muzeul Civilizației Dacice și Romane) in Deva.[14]

Die gesamte archäologische Stätte steht nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historisches Denkmal unter Schutz und ist mit dem LMI-Code HD-I-s-B-03203 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen. Sein RAN-Code lautet 90360.03.[15] Zuständig sind das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

Siehe auch

Literatur

  • Nicolae Gostar: Castrul roman de la Orăștioara de Sus. In: Constantin Daicoviciu, Hadrian Daicoviciu und Nicolae Gostar: Șantierul arheologic Grădiștea Muncelului-Costești (reg. Hunedoara, or. Orăștie). Materiale şi cercetări arheologice, 6 (1959), S. 350–353, (Digitalisat auf persee.fr).
  • Hadrian Daicoviciu und Ion Glodariu: Castrul roman de la Orăștioara de Sus. Materiale și cercetări arheologice, 10 (1973), S. 78–81, (Digitalisat auf persee.fr).
  • Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz.Band 44, Nr. 2, 1997, S. 104f., (DOI:10.11588/jrgzm.1997.2.44010, Digitalisat; PDF; 194 MB).
  • Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 147–149.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b CIL 03, 01629,17c, CIL 03, 12608ga, CIL 03, 12610e und CIL 03, 12614c, sowie IDR-03-03, 00265,1 und IDR-03-03, 00265,2
  2. a b AE 1972, 00488
  3. a b CIL 03, 08074,29a und CIL 03, 12574
  4. a b Nach Niegebauer (1851), der durch Daicoviciu und Glodariu (1973) bestätigt wird. Gudea (1997), der jedoch nur kompiliert, schreibt von 135 x 183 m = 2,47 ha. In den offiziellen Eintragungen als Bodendenkmal ist von 160 x 160 m = 2,56 ha die Rede.
  5. a b Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz.Band 44, Nr. 2, 1997, S. 104f., (DOI:10.11588/jrgzm.1997.2.44010, Digitalisat; PDF; 194 MB).
  6. Ferdinand Neigebaur: Dacien. Aus den Ueberresten des klassischen Alterthums, mit besonderer Rücksicht auf Siebenbürgen. Gött, Kronstadt 1851, S. 94f.
  7. Carl Gooß: Chronik der archäologischen Funde Siebenbürgens. Closius, Hermannstadt 1876, S. 120f.
  8. Nicolae Gostar: Castrul Roman de la Orăștioara de Sus. In: Constantin Daicoviciu, Nicolae Gostar und Hadrian Daicoviciu: Șantierul arheologic Grădiștea Muncelului-Costești (reg. Hunedoara, r. Orăștie). Materiale și cercetări arheologice, 6 (1959), S. 350–353, ([1]).
  9. Hadrian Daicoviciu und Ion Glodariu: Castrul Roman de la Orăștioara de Sus. In: Constantin Daicoviciu, Ion Horaţiu Crişan, Ştefan Ferenczi, Hadrian Daicoviciu, Ion Glodariu und Valentin Vasiliev: Șantierul arheologic dacic din Munții Orăștiei, jud. Hunedoara (1960–1966). Materiale și cercetări arheologice, 10 (1973), S. 78–81, (Digitalisat).
  10. Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz.Band 44, Nr. 2, 1997, S. 105, (DOI:10.11588/jrgzm.1997.2.44010, Digitalisat; PDF; 194 MB).
  11. AE 1972, 00486: D(is) M(anibus) / Iulio Secundo / expl(oratori) stip(endiorum) XXXII / domo Agrip(pinensi) / vix[i]t an(nos) LV / [h(eres)] f(aciendum) c(uravit).
  12. CIL 03, 12574: Dianae / sacrum / pro salut(e) / C(ai) Arri Anto/nini leg(ati) Aug(usti) / pr(o) pr(aetore) / M(arcus) Verius Su/perstes |(centurio) leg(ionis) / V Mac(edonicae) p(raepositus) n(umeri) G(ermanorum) / v(otum) s(olvit).
  13. Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 147–149.
  14. Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz.Band 44, Nr. 2, 1997, S. 105, (DOI:10.11588/jrgzm.1997.2.44010, Digitalisat; PDF; 194 MB).
  15. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe.

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