Kassettentür
Das Türblatt einer Kassettentür, Füllungstür, gestemmte Tür, Rahmentür oder einer Tür in Rahmenbauweise besteht aus einem umlaufenden Rahmen, der gegebenenfalls noch durch vertikale Hölzer und horizontale Riegel gegliedert werden kann. Die inneren Kanten der Rahmenhölzer werden oft angeschrägt oder profiliert und aussermittig genutet oder gefälzt, um die sogenannte Füllung aufzunehmen. Die Füllung kann selber ebenfalls profiliert und auf verschiedene Weise verziert sein und wird auch als Kassette bezeichnet.
Der tragende Rahmen wird aus mindestens zwei senkrechten Rahmenhölzern und zwei waagerechten Riegeln zusammengesetzt, die traditionell miteinander über Schlitz-und-Zapfen- oder Steg-Keil-Verbindungen verbunden und verleimt werden.
Traditionell besteht die Füllung aus verleimten Brettern, die sich zum Rand hin verjüngen (abgeblattet sind), um in die Nut der Rahmenhölzer eingepasst zu werden. Heute werden oft Sperrholzplatten verwendet, die bei Feuchteschwankungen weniger stark arbeiten. Alternativ kann die Füllung auch aus Glas oder anderen Materialien bestehen.[1]
Aus Brettern zusammengeleimte Füllungen dürfen bei der Montage nicht ringsum mit den Rahmenhölzern verleimt werden. Sie sollen zumindest längs zum Faserverlauf frei beweglich sein, um bei feuchtigkeitsbedingter Schwindung des Holzes Risse in der Füllung zu vermeiden. Füllungen aus Glas werden erst nach der Fertigstellung des Rahmens eingesetzt, und mit Fensterkitt oder Füllungsleisten (Glashalteleisten) befestigt.[2]
Preiswerte Kassettentüren werden heute nicht mehr unbedingt aus einem Rahmen zusammengesetzt. Teilweise werden die Kassetten durch das Fräsen von Profilnuten in eine durchgehende, massive Leimholz- oder Sperrholzplatte nur angedeutet, um den Eindruck einer handwerklich gefertigten Kassettentür zu erwecken.
Aus Anzahl, Anordnung und Profilierung der Kassetten lassen sich bei historischen Türen manchmal Entstehungszeit und Fertigungsort ableiten.
Kassettentüren
- Fresko einer römischen Tür in Boscoreale, ca. 50 v. Chr. bis 50 n. Chr.
- Kassettentür der „Musenpforte“ am Dom von Ascoli Piceno, 1496.
- Kassettentür in Bad Hersfeld, frühes 17. Jh.
- Kassettentür am Herrenhaus des Gutes Wotersen, 18. Jh.
- Kassettentür an der Alten Pinakothek in München, 19. Jh.
Weblinks
- Kassettentüren im Altbauglossar auf stuck-und-dielen.de
Einzelnachweise
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Gut Wotersen Eingang Herrenhaus
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Türbereich des Renaissancefachwerkhauses in der Klausstraße 34 in Bad Hersfeld. Über der Tür steht ein lateinischer Text. Übersetzt lautet er: Dieses Haus hat Justus Grau mit seiner Frau gebaut
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Alte Pinakothek in Munich, Germany: Klenze-Portal
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Friede und Eintracht – zwei Hauseingänge in Bühler zeugen von den Idealen der ländlichen Gesellschaft.
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Porta della Musa, ingresso laterale Duomo di Ascoli Piceno , esterno giorno, proprio scatto Sibilla.io "Utilizzo concesso" Ticket#2007040410014627 (ticket per le immagini)
This file is licensed under Creative Commons 3.0 licenseVerzierte Tür am Eingang einer Phantasie-Villa. Wandgemälde an der östlichen Mauer der römischen Villa von P. Fannius Synistor in Boscoreale (Italien). Die Villa Boscoreale wurde wahrscheinlich kurz nach der Mitte des 1. Jh. v. Chr. gebaut. Das Haus brannte beim Ausbruch des Vesus 79 n. Chr. nieder und wurde 1900 wiederentdeckt.