Kasseler Demokratie-Impuls
Der Kasseler Demokratie-Impuls ist eine Auszeichnung der Stadt Kassel für journalistische oder wissenschaftliche Arbeiten, die Rassismus, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt thematisieren. Der Hauptpreis ist mit 3.000 Euro dotiert.[1]
Geschichte
Die Stiftung des Preises wurde vom Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle initiiert und von der Kasseler Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Damit soll auch an den ermordeten Kasseler Bürger Halit Yozgat erinnert werden. Im Jahr 2020 wurde der Preis erstmal verliehen.[2][3]
Jury
Die Jury soll aus fünf Personen bestehen. Ihr gehören derzeit an:[4]
- Barbara John, Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU‐Opfer
- sowie ihr Mitarbeiter Taha Kahya
- Hans Eichel, ehemaliger Bundesfinanzminister, Hessischer Ministerpräsident und Kasseler Oberbürgermeister
- Steffen Kailitz, Politikwissenschaftler und Extremismusforscher am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden
- Wolfgang Schroeder, Politikwissenschaftler an der Universität Kassel und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Demokratie und Demokratisierung
Preisträger
2020:[4]
- Annette Ramelsberger, Rainer Stadler, Wiebke Ramm und Tanjev Schultz für die Serie Der Prozess in der Süddeutschen Zeitung, die den NSU-Prozess dokumentierte[5]
- Förderpreise:
- Rebekka Bonacker, Adriana Fink und Mara Teutsch für Kritische Analyse der Dynamiken im Erinnern an den NSU‐Komplex[6]
- Ann‐Kathrin Mogge für ihre Masterarbeit Nach der Wende die Wende? Diskussionen um die Nation in zwei neurechten Periodika nach der Wiedervereinigung an der Universität Kassel
- Andrea Horni für ihre Masterarbeit Erinnerungsort: eine Straße für Halit Yozgat – Die Kasseler Diskussion um ein Opfer nazistischer Gewalt an der Universität Kassel
2021:[4]
- Peter Maxwill für sein Buch Die Reise zum Riss
- Jana Simon für ihre Reportage über einen ehemaligen NSU‐Ermittler des Landeskriminalamtes Thüringen
- Peter Voegeli, Korrespondent des Schweizer Rundfunks, der sich nach dem Attentat auf die Synagoge in Halle (Saale) mit zunehmendem Antisemitismus in Deutschland beschäftigt hat
Rezeption
Annette Ramelsberger, selbst Preisträgerin, lobte im Interview mit der Zeitung Hessische/Niedersächsische Allgemeine die Stadt Kassel für ihr Engagement bei der Aufarbeitung der NSU-Mordserie und sagte: „Ich habe erlebt, dass Kassel eine der Städte ist, die sich am meisten mit dem dunklen Erbe beschäftigt.“[7]
Die damalige Kasseler Stadtverordnete Awet Tesfaiesus kritisierte im Dezember 2020, dass die Auszeichnung nur für journalistische oder wissenschaftliche Arbeiten vergeben werden wird, aber sonstiges gesellschaftliches Engagement nicht ausgezeichnet werde.[8]
Weblinks
- Kasseler Demokratie-Preis auf kassel.de
- StadtKassel: Kasseler Demokratie-Impuls 2020 auf YouTube, 22. Dezember 2020 (Laufzeit: 7:29).
Einzelnachweise
- ↑ Ausschreibung Kasseler Demokratie‐Impuls. Abgerufen am 5. April 2022.
- ↑ Preisverleihung Kasseler Demokratie-Impuls: Stadt zeigt Haltung, nordhessenblende.de, 6. Oktober 2020
- ↑ Florian Hagemann: Opfer des Anschlags von Hanau: „Die Sache wird behandelt, als habe es sie nie gegeben“, hna.de, 7. Oktober 2020: „Die Stadt Kassel hat erstmals die Preise zum Kasseler Demokratie-Impuls in Gedenken an die NSU-Opfer vergeben.“
- ↑ a b c Kasseler Demokratie-Impuls. In: kassel.de. Stadt Kassel, abgerufen am 5. April 2022.
- ↑ Aus der Redaktion: Preis für NSU-Protokolle, sueddeutsche.de, 18. September 2020
- ↑ Wissenschaftlicher Förderpreis des Kasseler Demokratie-Impuls für „Kritische Analyse der Dynamiken im Erinnern an den NSU-Komplex“ von Rebekka Bonacker, Adriana Fink und Mara Teutsch, philo.hhu.de, 18. November 2020
- ↑ Matthias Lohr, Florian Hagemann: Zehn Jahre nach dem NSU: „Der Staat hat die Opfer allein gelassen“. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 4. November 2021, abgerufen am 5. April 2022.
- ↑ Kasseler Demokratie-Impuls muss Perspektiven von Betroffenen Berücksichtigen. 12. Dezember 2020, abgerufen am 5. April 2022.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Superbass, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Annette Ramelsberger in der WDR-Sendung "hart aber fair" am 4.4.2016. Gerichtsreporterin „Süddeutsche Zeitung“
Autor/Urheber: Heike Huslage-Koch, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Tanjev Schultz auf der Frankfurter Buchmesse 2018