Kaxgar (Stadt)
Kaxgar | ||
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(c) w0zny, CC BY-SA 3.0 Übersicht über die Stadt Kaxgar | ||
Koordinaten | 39° 27′ N, 75° 59′ O | |
Basisdaten | ||
Staat | Volksrepublik China | |
Region | Xibei | |
Autonomes Gebiet | Xinjiang | |
ISO 3166-2 | CN-XJ | |
Status | Kreisfreie Stadt | |
Höhe | 1270 m | |
Fläche | 1007 km² | |
Einwohner | 782.662 (2020[1]) | |
Dichte | 777,2 Ew./km² | |
Postleitzahl | 844000 | |
Kfz-Kennzeichen | 新Q |
Uigurische Bezeichnung | |
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Arabisch-Persisch (Kona Yeziⱪ): | قەشقەر شەھىرى |
Lateinisch (Yengi Yeziⱪ): | Ⱪəxⱪər Xəⱨiri |
Kyrillisch (Sowjetunion): | Қәшқәр шәһири |
offizielle Schreibweise (VRCh): | Kashgar |
andere Schreibweisen: | Kaschgar |
Chinesische Bezeichnung | |
Kurzzeichen: | 喀什市 |
Umschrift in Pinyin: | Kāshí Shì |
Umschrift nach Wade-Giles: | K’a-shih |
Die kreisfreie Stadt Kaxgar oder deutsch Kaschgar (auch Kashi, chinesisch 喀什市, Pinyin Kāshí Shì, englisch Kashgar, uigurisch قەشقەر شەھىرى, Yengi Ⱪəxⱪər Xəⱨiri; alter chinesischer Name伽师, Jiāshī) ist die Hauptstadt des Regierungsbezirks Kaxgar, gelegen im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang (Sinkiang) der Volksrepublik China.
Sie liegt am Rande des Tarimbeckens in 1235 bis 1300 m Höhe. Sie ist eine Oasen-Stadt im Binnendelta des Flusses Kysylsuu und bildet einen wichtigen Knotenpunkt der Seidenstraße zwischen Hexi-Korridor und Wachsch-Amudarja.
Die Einwohnerzahl beträgt 782.662 (Stand: Zensus 2020).[1] Laut Zensus des Jahres 2000 hatte die Stadt Kaxgar 408.577 Einwohner. Die Bevölkerung ist vorwiegend uigurisch und somit islamisch geprägt.
Name
Die etymologische Herleitung des Namens Kaschgar umfasst mehrere Möglichkeiten:
- Ein Zusammenschluss aus dem ursprünglichen Namen Kāš mit dem zusätzlichen ostiranischen -γar (‘Berg’).[2] Im Sinne einer "topographischen Anhöhe" wird eine mögliche Verwandtschaft des persischen girīwa (‛Hügel; Bergrücken’, undekliniert girī) als südwestiranische Variante des ostiranischen γar vermutet (entlehnt aus dem altaischen Wanderwort gır, kır - ‛flache Gebirgslandschaft, Hochebene, Berg’).[3][4]
- Eine Herleitung aus dem alttürkischen koçgar (‘Bock, Widder, Wildschaf’).[5][6][7][8] Die Suffix-Endung -kar/-gar birgt die zusätzliche Bedeutung „zum Kampf erzogener Widderbock.“[9] Alternative Bezeichnungen («koçkar», «kaçkar», «qoçkar», «qoşqar», «koçkarok», «koçmüyüz») finden sich in den vielen Turksprachen wieder. Der Widderbock findet zudem verhältnismäßig großen Niederschlag in der Stickerei der Turkvölker und findet innerhalb dieser sowohl eine weite toponymische als auch namensgebende Verbreitung (siehe: Kaçkar Dağı, Kotschkor, Koçkar Ata, Kochkor-Ata, Koçgiri).[7][8][9] Eine spezifische Herleitung aus dem Kiptschakischen wird angenommen.[10]
- Eine dritte Variante, basierend auf der Lautverschiebung /ş/ > /ç/, leitet koçkar/koçgar aus den Turk-Dialekten Zentralasiens mit der ursprünglichen Bedeutung „Wolf“ her; vgl. tschuwaschisch kaškâr/кашкӑр, kasachisch qasqır/қасқыр, usbekisch/uigurisch kaškir, kirgisisch karıškır/карышкыр.[5] Dem Kiptschakischen ist anstelle des /ç/ der Laut /ş/ zu eigen.[11]
Geschichte
Die Stadt wurde erst um die Zeitenwende in chinesischen Quellen erwähnt und gehörte laut dem Werk Han Shu zu den 48 Fürstentümern des Westens. Sie stand mit kurzen Unterbrechungen unter chinesischer Oberherrschaft. Die chinesische Oberherrschaft schwächte sich im 2. Jahrhundert ab und die lokalen Herrscher holten sich ihre Legitimation bei den Yuezhi und Kuschanen. Im 3. Jahrhundert zählte Kaxgar zu den sechs Machtzentren im Westen und wird auch in den sassanidischen Inschriften des Königs Schapur I. genannt, der Kaxgar nach der Eroberung Kuschanas zu seinem äußersten Besitz zählte. Im 6. Jahrhundert gehörte Kaxgar zu den Hephthaliten, bevor es unter die Herrschaft des ersten Khaganats der Kök-Türken kam.
Die expandierende Tang-Dynastie besiegte die Kök-Türken Mitte des 7. Jahrhunderts. Die lokalen Herrscher standen nun wieder unter chinesischer Oberherrschaft. Der chinesische Pilgermönch Xuanzang besuchte um 640 die Stadt und berichtete von Landwirtschaft, Manufakturen und hunderten buddhistischer Klöster in dem Gebiet. 676–678 überfielen die Tibeter die Stadt, doch konnten die Chinesen die Herrschaft wieder erlangen. Der erste islamische Überfall ereignete sich 715 und schon wenige Jahre später eroberten die Uiguren die Region. Diese wurden von den Karachaniden abgelöst, deren Herrscher Satuq Bugra Qara Qagan Mitte des 10. Jahrhunderts zum Islam übertrat, so dass mit der Zeit Kaxgar auch muslimisch wurde. Kaxgar als Teil des östlichen karachanidischen Reiches wurde zu einem Zentrum für islamische Lehren. Der Gelehrte Mahmud al-Kāschgharī beschreibt die Stadt und ein Ruinenfeld Mān-känd in der Nähe der Stadt. Außerdem, so Kāschgharī, wurde die Stadt als Sitz der Armee und Verwaltung auch Ordu-känd genannt.
1211 verjagte der Usurpator Kütschlüg der Kara Kitai die Karachaniden aus Kaxgar und verbannte den Islam. 1220 unterwarfen die Mongolen die Region. Nach der Teilung des Mongolenreiches kam Kaxgar zu Dschingis Khans Sohn Tschagatai Khan. Seine Familie herrschte als Tschagatai-Khanat bis zum 17. Jahrhundert in der Region. Marco Polo besuchte Kaxgar (er nannte die Stadt Cascar) um 1273 und stellte die hohe Anzahl an Anhängern des Nestorianismus fest. Andere Herrscherdynastien waren unter anderem die Timuriden zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert. Während seiner Zugehörigkeit zum Timuridenreich setzte Timur hier 1377/78 einen Statthalter ein[12]. Während des islamischen Yarkant-Khanats kam es zu einem Konflikt zwischen Kaxgar und Yarkant, in dessen Folge Kaxgars Innenstadt 1514 zerstört wurde. Der Zerstörer Kaxgars, der Dughlat Mirzā Abu Bakr, ließ eine neue Stadt errichten, welche heute als die Altstadt Kaxgars bekannt ist. Nach 1514 wurde Yarkant neues Zentrum der Region.
Kaxgar gehörte zum 1640 entstandenen Dsungarischen Khanat und wurde 1758 von den Chinesen der Qing-Dynastie erobert.[13] 1884 wurde die Stadt Teil der Provinz Xinjiang. Die Qingherrschaft wurde durch mehrere Revolten (1825–28, 1830, 1847 und 1857) unterbrochen, deren bekannteste die Revolte des Jakub Beks zwischen 1865 und 1877 war; er nannte sich „Emir von Kaschgarien“. 1857 wurde Adolf Schlagintweit wegen Spionagevorwürfen in Kaxgar enthauptet. Mitte des 19. Jahrhunderts war Kaxgar ein wichtiger Ort im sogenannten Great Game der Kolonialmächte Russland und Großbritannien. Die Russen hatten die angrenzenden Gebiete und Khanate der Region erobert. Kaxgar selber blieb auch nach der Proklamation der Volksrepublik China Teil Chinas.
Gegenwart
Die chinesische Regierung führt zurzeit eine umfangreiche Modernisierung der Stadt durch, in deren Verlauf allerdings die historische Altstadt fast vollständig zerstört wird. Im Juli 2009 erhob die Gesellschaft für bedrohte Völker heftige Vorwürfe wegen der Zerstörung des einzigartigen Kulturerbes: „Der mehr als 2000 Jahre alten Altstadt der Stadt Kaxgar im Nordwesten Chinas droht die Zerstörung. In den kommenden fünf Jahren sollen rund 200.000 Menschen in so genannte erdbebensichere Wohnblocks umgesiedelt werden. Das Projekt, das am 27. Februar 2009 begann, sieht die Zerstörung von 85 Prozent der jahrhundertealten Bausubstanz vor. Kaxgar gilt als die kulturhistorisch bedeutendste islamische Stadt Zentralasiens. Nur 15 Prozent der alten Häuser sollen im Rahmen eines Freilichtmuseums erhalten werden, um den alljährlich 1,5 Millionen Touristen aus dem In- und Ausland die alte islamische Kultur vor Augen zu führen.“[14] Eine Vielzahl der uigurischen Bewohner der Altstadt sehen in der mangelnden Erdbebensicherheit aber nur einen vorgeschobenen Grund für die Erneuerung und werfen der chinesischen Regierung vor, dass die Erneuerung der Altstadt vor allem sicherheitspolitischen Zielen dienen soll. Die chinesische Regierung hingegen verspricht, dass eine Vielzahl der historischen Gebäude originalgetreu nachgebildet werden soll.[15]
Ethnische Gliederung der Bevölkerung (2000)
Name des Volkes | Einwohner | Anteil |
---|---|---|
Uiguren | 263.507 | 77,36 % |
Han-Chinesen | 74.184 | 21,78 % |
Hui | 988 | 0,29 % |
Usbeken | 699 | 0,21 % |
Tadschiken | 253 | 0,07 % |
Kirgisen | 231 | 0,07 % |
Mandschu | 142 | 0,04 % |
Mongolen | 138 | 0,04 % |
Zhuang | 98 | 0,03 % |
Tujia | 85 | 0,02 % |
Miao | 77 | 0,02 % |
Kasachen | 38 | 0,01 % |
Russen | 37 | 0,01 % |
Sonstige | 163 | 0,05 % |
Klimatabelle
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kaxgar
Quelle: wetterkontor.de |
Verkehr und Infrastruktur
Kaxgar ist ein Verkehrsknoten und dient als Ausgangspunkt des Karakorum Highways, der die Stadt mit Islamabad (Pakistan) verbindet. Weiterhin beginnen hier die Fernstraßen nach Kirgisistan über den Torugart-Pass nach Bischkek sowie über den Irkeschtam-Pass nach Osch. Kaxgar verfügt über einen Flughafen und ist über den Bahnhof Kaxgar an das Schienennetz angebunden. Darüber hinaus ist die Stadt das Zentrum eines ausgedehnten Bewässerungssystems.
Tourismus
Die Stadt ist berühmt für den wöchentlichen Sonntagsmarkt und ihren großen überdachten Basar. Auf dem Sonntagsmarkt werden Tiere (Schafe, Ziegen, Esel, Rinder, Yaks, Pferde, vereinzelt auch Trampeltiere) und landwirtschaftlicher Bedarf, auf dem Basar alle erdenklichen Haushaltsgegenstände, Nahrungsmittel, uigurisch-chinesische Medizin und Haarschnitte angeboten.
Gebäude
Die große Heytgah-Moschee, die größte in China, liegt im Herzen der Stadt. Ferner befindet sich das Apak-Hodscha-Mausoleum, das im 13. Jahrhundert gebaut wurde, in Kaxgar. Im Mausoleum sind fünf Generationen seiner Familie begraben. Er herrschte über Kuqa, Aksu, Korla, Yarkant, Hotan und Kaxgar.
Die 18 m hohe Statue von Mao Zedong ist eine der größten in China.
- Heytgah-Moschee
- Apak-Hodscha-Mausoleum
- Moschee neben dem Grab von Apak Hodscha
Umweltprobleme
Kaxgar hat mit massiver Luftverschmutzung zu kämpfen. Im März 2016 hatte die Luft im Ort laut der chinesischen Website aqicn.org zusammen mit den ebenfalls westchinesischen Städten Aksu und Korla den schlechtestmöglichen Wert.[16] Bei der laufenden Messung werden die Grenzwerte für Ozon, Feinstaub (PM10 und PM2.5), Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Kohlenstoffmonoxid regelmäßig überschritten.[17]
Literatur
- Friedrich Marthe: Die Reise Walichanof’s nach Kaschgar. 1870 (Wikisource)
Weblinks
- Pavel Lurje: Kashgar. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. 1. Mai 2012 (englisch, iranicaonline.org – mit Literaturangaben).
Einzelnachweise
- ↑ a b Kāshí Shì [Kaschgar]: Kreisfreie Stadt in Sinkiang. Citypopulation.de, abgerufen am 10. Dezember 2023.
- ↑ Encyclopædia Iranica – "KASHGAR"
- ↑ Süer Eker (2006). "An Altaic Traveling Word: kır" (PDF; 203 kB)
- ↑ Siehe "Orientalia Suecana LVIII" (PDF; 189 kB) für weitere ostiranische Formen
- ↑ a b Karadeniz: ansiklopedik sözlük (Enzyklopädisches Wörterbuch), Band 1. 2005, Seite 581. Auszug: „koçkar yaban koyunu SD 948 (Çanakkale) Hemşin Türkçesindeki /ş/ > /ç/ ses değişimi (şimşir > çimçir gibi) ve kurtların dağlardan indiği göz önüne alındığında Anadolu dışındaki Türk dillerinde kurt anlamına gelen qaškar ile alakalı olduğu akla gelebilir (Çuvaş kaškâr; Kazak qaskır; Özbek, Uygur kaškir; Kırgız karıškır)“
- ↑ Muzaffer Arıcı: Her Yönüyle Rize, Studien zur Schwarzmeer-Region des deutschen Botanikers Karl Heinrich Koch. (Hg.) Elma Teknik Basım Matbaacılık, (Neuaufl.) Ankara 2009, Seite 26. Auszug: „Rize'nin en yüksek dağı (3937 m.) Kaçkar, Şavşat Meydancık bucağında Büyük-Karçkal (3529 m.) ve Küçük Karçkal dağları adı, Doğu Türkistan'daki "Kaşkar/Kaşgar" bölge ve şehrinde adı yaşayıp, Sakalar ile gelen yaylakçı-Kışlakçı Türk boyundan kalmadır“.
- ↑ a b Araz Qurbanov, Damğalar, rəmzlər… mənimsəmələr, Azərbaycan Strateji Araşdırmalar Mərkəzi (SAM), Baku 2013 (PDF; 19,0 MB)
- ↑ a b Toğrul Xəlilov, in: Azərbaycan Arxeologİyasi, Khazar University Press, Band 20 (1), Baku 2017. ISSN 2218-0346 (PDF; 4,1 MB)
- ↑ a b Deniz Karakurt: Türk Söylence Sözlügü, Enzyklopädisches Wörterbuch der Turksprachen. ISBN 978-605-5618-03-2
- ↑ Antalya Rehberler Odasi Dergisi (9), 2012 (PDF; 9,8 MB)
- ↑ Gürer Gülsevin, Ağız Tartışmalarında Ses Özelliklerinin Sınıflandırılması Üzerine Düşünceler ve Uşak İli Ağzı Örneği, 2004, S. 40
- ↑ Jürgen Paul: Zentralasien. S. Fischer, Frankfurt am Main 2012 (Neue Fischer Weltgeschichte, Band 10), S. 264
- ↑ Jürgen Paul: Zentralasien. S. Fischer, Frankfurt am Main 2012 (Neue Fischer Weltgeschichte, Band 10), S. 260.
- ↑ Ulrich Delius: Rettet Kashgar! Schatz der Seidenstraße in Gefahr – Chinas Behörden lassen Altstadt Kashgars niederreißen (= Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) [Hrsg.]: Report der Gesellschaft für bedrohte Völker. Nr. 7/2009). Göttingen Juli 2009 (gfbv.de [PDF; 594 kB]).
- ↑ Al Jazeera English: 101 East – China’s Uighur dilemma – 8 Oct 09 – Part 1 auf YouTube, 9. Oktober 2009 (englisch; Laufzeit: 10 min 7 s).
- ↑ Statistik. aqicn.org
- ↑ Aktuelle Werte. aqicn.org
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Kashgar (Kashi) is an oasis city in the Xinjiang Uygur Autonomous Region of the People's Republic of China. Id Kah mosque. Digital photo taken by author and post-processed with The GIMP.
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