Kartoffelvirus M

Kartoffelvirus M

EM-Aufnahme von Virionen
des Kartoffelvirus M (PVM)

Systematik
Klassifikation:Viren
Realm:Riboviria[1]
Reich:Orthornavirae[1]
Phylum:Kitrinoviricota[1]
Klasse:Alsuviricetes[1]
Ordnung:Tymovirales[1]
Familie:Betaflexiviridae
Unterfamilie:Quinvirinae
Gattung:Carlavirus
Art:Potato virus M
Taxonomische Merkmale
Genom:ss(+)RNA
Baltimore:Gruppe 4
Symmetrie:helikal
Hülle:keine
Wissenschaftlicher Name
Potato virus M
Kurzbezeichnung
PVM
Links

Kartoffelvirus M (auch Kartoffel-Rollmosaik-Virus, Kartoffelvirus E, Kartoffelvirus K, offiziell Potato virus M, PVM; alias Potato virus E, Potato paracrinkle virus) ist eine Spezies (Art) von Pflanzenviren (Phytoviren). Die Viruspartikel (Virionen) sind filamentös (von fadenförmiger Gestalt). Das Genom besteht aus einer Einzelstrang-RNA positiver Polarität. PVM gehört zur Gattung Carlavirus, ein Mitglied der Unterfamilie Quinvirinae in der Familie Betaflexiviridae [en] der Ordnung Tymovirales.[1]

PVM befällt vor allem die Kartoffel Kartoffel (Solanum tuberosum), aber auch andere Nachtschattengewächse (Solanaceae) und einige Hülsenfrüchtler (Fabaceae).[2]

PVM wird von Blattläusen auf nicht-persistente Weise übertragen. Das Virus verursacht ein weiches Einrollen der oberen Blätter (Symptom „Löffelblatt“) und Mosaiksymptome auf der Blattspreite. Es ist weltweit verbreitet und insbesondere in Mittel- und Osteuropa präsent.[2]

Beschreibung

PVM hat filamentöse (leicht gebogene, länglich-zylindrische) Viruspartikel, mit einer Länge von ca. 650 nm bei einem Querschnittsdurchmesser von 12 nm und helikaler Symmetrie.[3][2][4]

Genom

Genomkarte von PVM[5]

Das Genom besteht aus einem unsegmentierten Einzelstrang-RNA-Molekül positiver Polarität, d.  (+)ssRNA. Diese macht etwa 6 % der Partikelmasse aus.[6]

Vorkommen

PVM ist weltweit verbreitet und insbesondere in Mittel- und Osteuropa, etwa in Serbien, präsent, aber die Prävalenz dieses Virus ist geringer als andere Virosen der Kartoffeln.[2][4]

Wirtsspektrum

Das Virus hat ein enges Wirtsspektrum, wobei der Hauptwirt die Kartoffel (Solanum tuberosum) ist. Es wurde auch auf anderen Pflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), etwa dem Bittersüßen Nachtschatten (Solanum dulcamara), dem Jasminblütigen Nachtschatten (Solanum jasminoides)[4] einschließlich der Tomate (Solanum lycopersicum) gefunden, und kann auch einige Hülsenfrüchtler (Fabaceae), wie die Gartenbohne (Phaseolus vulgaris), befallen. Die Schäden an Kartoffelkulturen variieren je nach Pflanzensorte und Virusstamm. Die Forschung in einigen wilden Kartoffelspezies hat Gene für die Resistenz gegen PVM identifiziert, darunter Solanum palustre und Solanum sparsipilum (Solanum sect. Etuberosum bzw. S. sect. Petota, beide in der Kartoffel-Klade der Untergattung Potatoe).[2]

Pathogenese

Das Virus ist hartnäckig und verbreitet sich über weite Strecken durch infiziertes Pflanzmaterial. Während der Vegetationsperiode verbreitet es sich unaufhaltsam und mechanisch auf den Blättern. Zu den Vektoren gehören die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae), die Faulbaumlaus[7] (Aphis frangulae [en]), die Kreuzdornlaus[8] (Aphis nasturtii [en]) und die Grünstreifige Kartoffelblattlaus[9] (Macrosiphum euphorbiae [en]).[10]

Symptome und wirtschaftliche Bedeutung

Je nach Virusstamm und Kartoffelsorte reichen die Symptome von kaum merklichen Mosaiken und Blattverdrehungen bis hin zu akuten Symptomen wie Verkümmerung, starken Mosaiken und Blattverdrehungen, Faltenbildung und Nekrosen. Sehr häufig findet man das Virus an Kartoffeln mit Mischinfektionen, insbesondere mit anderen Kartoffelviren. Das Virus kann den Ertrag um bis zu 30 % reduzieren.[4]

Vorbeugende Maßnahmen

Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die Pflanzung von gesundem Pflanzgut, das unter strenger Einhaltung von Zertifizierungssystemen (EPPO) gewonnen wurde. Ribavirin hat positive Ergebnisse bei der chemischen Bekämpfung von Kartoffelvirus M und Kartoffelvirus S (beide in der Gattung Carlavirus) gezeigt. Aufgrund der ständigen Übertragung des Virus bietet die Vektorunterdrückung keinen ausreichenden Schutz vor einer Virusinfektion. Der räumliche Abstand der wachsenden Pflanzkartoffeln ist wichtig. Um eine mechanische Übertragung zu vermeiden, sollte das Werkzeug desinfiziert und die Bewegung durch den Bestand reduziert werden.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f ICTV: ICTV Master Species List 2019.v1, New MSL including all taxa updates since the 2018b release, March 2020 (MSL #35)
  2. a b c d e Ivan Simko, Shelley Jansky, Sarah Stephenson, David Spooner: Genetics of Resistance to Pests and Disease. 2007.
  3. SIB: Carlavirus, auf: Expasy ViralZone
  4. a b c d e Ferenc Bagi, Stevan Jasnić, Dragana Budakov: Viroze Biljaka (Plant Viruses). University of Novi Sad, Faculty of Agriculture, Novi Sad 2016, ISBN 978-86-7520-372-8, S. 221–222. (serbisch)
  5. ICTV: 9th Report (2011) Betaflexiviridae - Figures
  6. Xu Huimin, Jeanette D'Aubin, Nie Jingbai: Genomic variability in Potato virus M and the development of RT-PCR and RFLP procedures for the detection of this virus in seed potatoes. In: Virology Journal. 7, 2010, S. 25. PMC 2825510 (freier Volltext).
  7. Rüdiger Horn: Zum Auftreten der Faulbaumlaus (Aphis frangulae Kalt.) und der Gurkenblattlaus (Aphis gossypii Glover) an Kartoffel, in: Archiv für Pflanzenschutz, Band 6, Nr. 2, 1970, Epub 11. September 2009, S. 57–65, doi:10.1080/03235407009438110
  8. Gurkenblattläuse, auf: Ökolandbau.de (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Referat 411, Projektgruppe Ökolandbau), 2021
  9. Kartoffelblattläuse, auf: Ökolandbau.de (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Referat 411, Projektgruppe Ökolandbau), 2021
  10. Potato virus M. In: Ephytia. 2018.

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Autor/Urheber: M. J. Adams, T. Candresse, J. Hammond, J. F. Kreuze, G. P. Martelli, S. Namba, M. N. Pearson, K. H. Ryu, P. Saldarelli, N. Yoshikawa, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Genome organization of potato virus M showing the relative positions of the ORFs and their expression products. Mtr, methyltransferase; P-Pro, papain-like protease; Hel, helicase; RdRp, RNA-dependent RNA polymerase; CP, capsid protein; NB, nucleic acid binding protein. The 25K, 12K and 7K proteins constitute the triple gene block.
An-electron-micrograph-of-purified-potato-virus-M-PVM-virions-The-PVM-virions-were.ppm.png
Autor/Urheber: Yu ZHANG, Yan-ling GAO, Wan-qin HE, Ya-qin WANG, Lizenz: CC BY-SA 4.0
An electron micrograph of purified potato virus M (PVM) virions. The PVM virions were negatively stained with 1% phosphotungstic acid, pH 7.5, prior to photograph. Bar=0.2 μm.