Karolina Kózka

Karolina Kózka (geboren 2. August 1898 in Wał-Ruda, Gmina Radłów, Kleinpolen in Österreich-Ungarn; gestorben 18. November 1914 ebenda) war ein junges polnisches Mädchen, das nach einer versuchten Vergewaltigung ermordet wurde. In ihrem Heimatort war sie für ihren starken Glauben und ihre Frömmigkeit bekannt. Da sie das Reinheitsmartyrium erlitt, wird sie oft auch als „polnische Maria Goretti“ bezeichnet. In der katholischen Kirche wird sie als Selige verehrt; ihr nicht gebotener Gedenktag ist ihr Todestag, der 18. November.

Leben

Kindheit und Jugend

Karolina Kózka wurde am 2. August 1898 in dem Weiler Śmietana in der Nähe des Dorfes Zabawa in Kleinpolen geboren, das zu dieser Zeit von Österreich-Ungarn besetzt war. Sie war das vierte von elf Kindern der Landwirte Jan Kózka und Maria Borzęcka. Sie wurde am 7. August in der Pfarrkirche St. Johannes d. T. in Radłów getauft. Ihre Eltern besaßen ein kleines Stück Land und arbeiteten auch auf dem nahe gelegenen Gutshof. Ihre Kindheit verbrachte sie auf dem Bauernhof der Familie.

Von 1906 bis 1912 besuchte sie die örtliche Volksschule, die sie mit ausgezeichneten Noten abschloss. Später, nach Abschluss der Schule, besuchte sie noch dreimal pro Woche den so genannten Ergänzungsunterricht.

Das Elternhaus war der Ort, an dem sich ihre geistige Grundbildung herausbildete und vertiefte. Die Eltern pflegten die Andachtspraktiken und besuchten mit ihren Kindern nicht nur die Sonntags- oder Feiertagsmessen, sondern oft auch die Werktagsmessen. Oft versammelte Karolina die Nachbarn und Verwandte und lud sie zum gemeinsamen Bibellesen unter einem Birnbaum in der Nähe ihres Hauses ein. Sie half auch beim Unterrichten des Katechismus für die Kinder der Gemeinde. Karolina pflegte ein reiches Gebetsleben: Sie liebte es, den Rosenkranz zu beten, den sie von ihrer Mutter ihr geschenkten bekam. Auch den langen Weg zur heiligen Messe ging sie oft im Gebet versunken. Sie inspirierte ihre ganze Familie dazu, ihren Glauben im Laufe des Kirchenjahres mit den Traditionen und Bräuchen zu leben. Einige Dorfbewohner bezeichneten das Haus der Kózkas als „kleine Kirche“. Ihr Onkel Franciszek Borzęcki hatte großen Einfluss auf Karolinas Leben, unter anderem durch die katholische Literatur, die er seiner Nichte aus seiner kleinen Bibliothek auslieh. Außerdem regte er in ihr Liebe zu vielen weiteren religiöser Frömmigkeitsformen an: Maiandacht, Rosenkranz oder Herz-Jesu-Verehrung. Karolina feierte 1907 ihre Erstkommunion und empfing am 18. Mai 1914 das Sakrament der Firmung.

Sie war ein fleißiges Kind, das einen Großteil seiner Zeit damit verbrachte, den Eltern im Haushalt zu helfen, und oft in der Landwirtschaft oder bei bei Nachbarn mitarbeitete, um die Familie finanziell und materiell zu unterstützen. Zeitzeugen berichten, dass ihr Haar einen kastanienbraunen Farbton hatte, der leicht rötlich war. In ihrem Gesicht waren leichte Sommersprossen zu sehen. Sie war größer als ihre Altersgenossinnen und hatte einen kräftigeren Körperbau.

Verschleppung und Ermordung

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 begannen russische Truppen mit der Besetzung polnischer Städte unter österreichischer Herrschaft und drangen Mitte November in Wał-Ruda ein. Die Spannungen wuchsen, als Geschichten über plündernde und vergewaltigende Soldaten die Runde machten, was die Angst in der Gegend noch verstärkte. Zu Beginn der Besatzung kam ein russischer Soldat auf den Hof der Kózkas, verließ ihn aber wieder, nachdem ihm eine Mahlzeit angeboten worden war.

Am 18. November 1914 gegen 9.00 Uhr morgens kam ein bewaffneter russischer Soldat zum Haus und stellte Fragen über die österreichischen Streitkräfte, bevor er Jan Kózka und seine Tochter Karolina aufforderte, ihn zum kommandierenden Offizier zu begleiten. Als die beiden und der Soldat den Waldrand erreichten, befahl der Soldat dem Vater, nach Hause zu gehen, was dieser widerwillig tat und seine Tochter bei dem Russen zurückließ. Zwei polnische Männer, Franciszek Zaleśny und Franciszek Broda, befanden sich in der Nähe und wurden hinter einem Gebüsch Zeuge des Angriffs des Soldaten auf Karolina Kózka. Nach ihren Angaben versuchte der Soldat, sich ihr aufzudrängen, aber sie wehrte sich und vereitelte den Vergewaltigungsversuch. Daraufhin kehrten diese Zeugen ins Dorf zurück und benachrichtigten unter anderem ihren Vater. Die Dorfbewohner machten sich erfolglos auf die Suche nach Karolina.

Ihre Leiche wurde erst am 4. Dezember 1914 gefunden. Die Spuren deuten darauf hin, dass sie mehrfach mit einer scharfen Waffe verletzt wurde, sich von ihrem Angreifer losriss und in Richtung Dorf floh. Erschöpft und verwundet, blutüberströmt und unter Schmerzen brach sie wohl am Waldrand zusammen und verblutete dort wegen einer durchtrennten Halsschlagader. Laut Rozalia Łazarz, einer Hebamme, die bei der Autopsie anwesend war, soll Karolina als Jungfrau gestorben sein.

Am 6. Dezember 1914 wurde Karolina unter Beteiligung von etwa 3000 Menschen zunächst auf dem örtlichen Gemeindefriedhof von Zabawa beigesetzt. Am 18. November 1917 wurden ihre sterblichen Überreste mit Genehmigung der kirchlichen Behörden und unter Mitwirkung von Bischof Leon Wałęga exhumiert, in einen Metallsarg gelegt und anschließend feierlich in einer neuen Gruft auf dem Kirchenfriedhof beigesetzt. Am 6. Oktober 1981 wurden ihre sterblichen Überreste im Beisein des Bischofs von Tarnów, Jerzy Ablewicz, feierlich aus dem Grab auf dem Kirchenfriedhof in einen Sarkophag in der Vorhalle der Kirche überführt und dann schließlich am 18. März 1987 unter dem Altar der Dreifaltigkeitskirche in Zabawa beigesetzt. Die Stelle, an der sie starb, ist mit einem Kreuz gekennzeichnet. Am 18. Juni 1916 wurde ihr zu Ehren ein Denkmal an der Kirche von Zabawa errichtet.

Seligsprechung

In der Diözese Tarnów wurde am 11. Februar 1965 ein Informationsprozess eröffnet, der 1967 abgeschlossen wurde, bevor alle Dokumente zur weiteren Prüfung nach Rom geschickt wurden. Ihre Schriften wurden am 10. September 1977 theologisch approbiert, bevor am 4. März 1981 mit der Erhebung zur „Dienerin Gottes“ von der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse offiziell das „nihil obstat“ für den Seligsprechungsprozess ausgesprochen wurde. Die Kongregation bestätigte den informativen Prozess am 20. September 1982, bevor sie 1983 die Positio erhielt. Die Theologen bestätigten diese Positio am 22. Januar 1985, ebenso wie die Kongregation am 7. Mai 1985.

Am 30. Juni 1986 erhielt ihre Seligsprechung die päpstliche Zustimmung, nachdem Papst Johannes Paul II. bestätigt hatte, dass Kózka „in defensum castitatis“ – zur Verteidigung ihrer Jungfräulichkeit – getötet wurde. Am 10. Juni 1987 wurde sie beim Papstbesuch in Polen in Tarnów von Johannes Paul II. seliggesprochen. Ihre beiden Schwestern Katharina und Maria, die letzten zu der Zeit noch lebenden Geschwister von Karolina, nahmen an der Zeremonie teil.

Literatur

  • Jan Białobok: Błogosławiona Karolina Kózkówna. Poligrafia Wyższego Seminarium Duchownego w Rzeszowie, 2005, ISBN 83-89326-92-2.

Weblinks

Commons: Karolina Kózka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien