Karl von Riepenhausen
Karl Wilhelm von Riepenhausen (* 31. Mai 1852 in Marburg; † 7. April 1929 in Binz) war Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags.
Leben
Die Familie von Riepenhausen leitete sich ursprünglich von einer gleichnamigen Uradelsfamilie aus der Region Göttingen ab. Die eigene sichere Stammreihe geht auf das 16. Jahrhundert zurück und ist seit 1881 in Pommern ansässig gewesen. Die Preußische Adelsanerkennung erfolgte unter gnadenweiser Ergänzung der Beweisführung, Bad Gastein 20. Juli 1877, für die Brüder Karl Wilhelm und Robert Hans Riepenhausen, beide Sekonde-Leutnant in preußischen Diensten.
Sein Vater war Karl Friedrich Georg Christian Riepenhausen (1818–1876), der die Nobilitierung nicht mehr erlebte; der Name der Mutter ist leider unbekannt.[1] Karl Wilhelm von Riepenhausen selbst besuchte das Gymnasium und das Kadettenkorps. Er trat zum Deutsch-Französischen Krieg aus der Selekta in die Armee und wurde bei der Einnahme von Orleans (11. Oktober 1870) verwundet (Schuss durch den linken Fuß). Er war zuletzt à la suite des Badischen Leib-Dragoner-Regiments Nr. 20 und Offizier von 1870 bis 1881. Danach widmete er sich der Bewirtschaftung seines Grundbesitzes in Crangen und war früh im Bund der Landwirte organisiert.[2] Er war Autor von Ulex europaeus und seine Bedeutung als Futterpflanze für den Standboden und Gesicherte Familienheimstätten für alle Stände im Deutschen Reich; fand hierbei überregionale Bedeutung.[3] Weiter war er Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse und des Ritterkreuzes II. Klasse des Ernestinischen Hausordens. Ab 1887 war Riepenhausen Ehrenritter[4] des Johanniterordens. 1888 wurde er zum königlich preußischen Kammerherrn ernannt.[5] 1890 fand Karl von Riepenhausen Erwähnung im Deutschen Millionär-Adressbuch.[6]
Von 1894 bis 1908 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses[7][8] und von 1903 bis 1907 war er Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Regierungsbezirk Stralsund 1 (Landkreis Rügen, Stralsund, Landkreis Franzburg) und die Deutschkonservative Partei. Bereits 1900 war Riepenhausen Mitglied und Patron des Rügisch-Pommerschen Geschichtsvereins zu Greifswald und Stralsund.[9] Ende der 1920er Jahre war er Mitglied der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Kultur. Hauptwohnsitz war damals Binz.[10] In Binz fand nach seinem Ableben auch am 11. April 1929 die Trauerfeier statt, anschließend die Überführung und Beisetzung im Mausoleum im Schlosspark Putbus.[11]
Familie
Er heiratete in erster Ehe 1876 in Reval Natalie Elisabeth von Uexküll (1852–1935),[12] eine Tochter der Schriftstellerin Natalie von Uexküll, geb. Harder, aus russischem Adel stammend, und des Gutsbesitzers Jakob (James) von Uexküll-Gyllenband. Diese Ehe wurde 1908 in Lugano und in Berlin geschieden.[13] Karl von Riepenhausen heiratete dann in zweiter Ehe Asta Eugenie Gräfin von Wylich und Lottum zu Putbus (1860–1934), die zweite Tochter des Fürsten Wilhelm Malte II. zu Putbus und der Wanda Maria von Veltheim-Bartensleben. Seine Ehefrau beerbte 1930 ihre ältere Schwester Marie (1858–1930), verheiratete von Veltheim, als Fideikommissherrin und Fürstin zu Putbus und starb selbst 1934; ihr Erbe wiederum wurde der Neffe Malte von Veltheim-Lottum. Dieser nahm mit Genehmigung des Reichsministers des Innern am 20. Oktober 1938 den Familiennamen Malte von und zu Putbus an und starb 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen.
Aus der ersten Ehe stammte der Sohn (Karl) Carl Alexander James Robert von Riepenhausen, (geboren in Gotha am 28. November 1876; gestorben am 24. November 1944 in Krangen), Dr. jur., deutscher Gesandter a. A.,[14] Major d. R. a. D. und Erbe auf Schloss Crangen mit Rittergut Crangen (Krangen) und Rittergut Drenzig.[15] Dieser Familienbesitz hatte insgesamt eine Größe von 1318 ha. Die Leitung oblag dem Rentamt in Krangen.[16]
Werke
- Stechginster. (Ulex europaeus) und seine wirtschaftliche Bedeutung als Futterpflanze für den Sandboden, Zweite Auflage, Ducker & Humblot, Leipzig 1889.
- Gesicherte Familienheimstätten im deutschen Reich, Duncker & Humblot, Leipzig 1890.
Literatur
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 27. Jahrgang. 1935, Justus Perthes, Gotha 1934, S. 473–474.
Anmerkungen
- ↑ Moritz Maria von Weittenhiller: Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adelsgeschlechter 1879, Vierter Jahrgang, Buschak & Irrgang, Brünn/ Wien November 1878, S. 486 f.
- ↑ Landwirthschaftliches Wochenblatt für Schleswig-Holstein, 43. Jahrgang, №. 8, Kiel, den 24. Februar 1893, S. 67.
- ↑ Deutsches Adelsblatt. Wochen-Schrift für die Aufgaben des christlichen Adels. № 18., VIII. Jahrg., Berlin, den 4. Mai 1890, S. 295 ff.
- ↑ Erster Nachtrag zur Königlichen Preußischen Ordens-Liste 1886, Reichsdruckerei, Berlin 1886, S. 83.
- ↑ Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1906, Commission R. v. Decker`s Verlag G. Schenck, Berlin 15. Dezember 1905, S. 19.
- ↑ Deutsches Millionär Adressbuch 1890, Schuster & Priess, Berlin 1890, S. 159.
- ↑ Bernhard Mann (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918. Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne, in: Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien; Band 3, Droste Verlag, Düsseldorf 1988, S. 322.
- ↑ Zu den Wahlergebnissen siehe Thomas Kühne: Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, in: Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 6, Droste, Düsseldorf 1994, S. 265–267. ISBN 3-7700-5182-3.
- ↑ Pommersche Jahrbücher 1900, 1. Band, Hrsg. Rügisch-Pommerschen Geschichtsvereins, Verlag Julius Abel, Greifswald 1990, S. 150.
- ↑ 101. Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Kultur, G. F. Aderholz Buchhandlung, Breslau 1929, S. 2.
- ↑ Binzer Sterberegister, Hrsg. Evangelische Kirchengemeinde Binz, Information vom 21. Mai 2024.
- ↑ Uexküll, Natalie von. 1852-1935. Schriftstellerin., in: Deutsche Biographie.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A (Uradel). 92. Jahrgang, 1942, Gotha 1941, S. 538.
- ↑ G. G. Winkel: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821–1928. Druck Wailandt AG, Selbstverlag, Aschaffenburg 1928, S. 231, Nr. 780. S. 231.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 31. Jahrgang. 1939, Justus Perthes, Gotha 1938, S. 495.
- ↑ Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939, 9. Auflage, in: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band I, Hrsg. H. Seeliger, Selbstverlag von Niekammer's Adreßbüchern GmbH, Leipzig Juli 1939, S. 262. PDF; Reprint, BoD Norderstedt, Klaus D. Becker, Potsdam 2020, ISBN 978-3-88372-229-0.
Weblinks
- Biografie von Karl Wilhelm von Riepenhausen. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)
- von Riepenhausen, Karl Wilhelm in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Schloss Crangen, Erstellt: Jürgen Lux. Letzte Aktualisierung am 20. Dezember 2000.
- Portrait, in: Die Mitglieder des deutschen Reichstags (Deutschkonservative) (Zweiter von links), in: Illustrierte Zeitung, Nr. 3150, 121. Bd., Leipzig und Berlin. 12. November 1903.
- Sarkophag (rechts) im Mausoleum Schlosspark Putbus
Personendaten | |
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NAME | Riepenhausen, Karl von |
ALTERNATIVNAMEN | Riepenhausen, Karl Wilhelm von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Rittergutsbesitzer und Politiker, MdR |
GEBURTSDATUM | 31. Mai 1852 |
GEBURTSORT | Marburg |
STERBEDATUM | 7. April 1929 |
STERBEORT | Binz |