Karl Wlaschek

Karl Wlaschek Büste im Eingangsbereich des Palais Kinsky

Karl Wlaschek (* 4. August 1917 in Wien; † 31. Mai 2015 in Graz[1]) war ein österreichischer Unternehmer und Gründer der Handelskette Billa. Nach dem Verkauf seines Konzerns BML Vermögensverwaltung AG („Billa-Gruppe“) war er als Immobilien-Investor tätig. Laut Forbes Magazine galt Wlaschek 2012 und 2015, nach Johann Graf und Dietrich Mateschitz, als drittreichster Österreicher.[2]

Leben

Wlaschek studierte nach der Matura einige Semester Chemie an der Technischen Universität Wien.[1][3] 1938 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, bis Kriegsende diente er in Frankreich und der Sowjetunion.[3] Nach dem Zweiten Weltkrieg war er unter dem Pseudonym „Charly Walker“ als Barpianist und Bandleader tätig. Er trat unter anderem in Kitzbühel und im Schlosshotel Velden auf. Seinen damaligen Traum, ein eigenes Tanzcafé zu betreiben, konnte er mangels ausreichender finanzieller Mittel nicht verwirklichen.[4]

1953 eröffnete Karl Wlaschek in Wien-Margareten eine Parfümerie und bot Markenartikel zu Diskontpreisen an. In der Folge wuchs der WKW (Warenhandel Karl Wlaschek) und umfasste 1960 bereits 45 Filialen in Österreich. Wlaschek übertrug das Konzept auf den Lebensmittelhandel, führte das Selbstbedienungssystem ein und nannte seine Filialen ab 1961 BILLA (für „Billiger Laden“).

In den 1990er Jahren expandierte Eurobilla ins Ausland. Im Jahr 1996 verkaufte Wlaschek für 1,1 Milliarden Euro den zu diesem Zeitpunkt unter BML Vermögensverwaltung AG („Billa-Gruppe“) firmierenden Konzern an die deutsche Rewe-Gruppe. Der Zusammenschluss wurde im Juli 1996 bei der Europäischen Kommission angezeigt und von dieser im August genehmigt.[5]

Wlaschek war danach vorwiegend in der Immobilienbranche tätig. Nachdem es ihm nicht gelungen war, bei der Privatisierung der Creditanstalt (der damals zweitgrößten Bank Österreichs) zum Zug zu kommen, begann Wlaschek sein Vermögen in Immobilien anzulegen. Sein Immobilienbesitz wurde in Privatstiftungen mit klingenden Namen wie Amisola, Estrella und Ermione verwaltet. Dazu gehörten acht Palais in der Wiener Innenstadt (darunter Kinsky, Ferstel, Harrach), aber auch die Bürotürme Andromeda-Tower und Ares Tower (beide sind Teil der Donau City), das Gebäude der Wiener Börse sowie zahlreiche Innenstadthäuser – in Summe weit über 100 Objekte in ganz Österreich.[6]

Karl Wlaschek heiratete im April 2012 zum fünften Mal;[7] er war dreimal geschieden und einmal verwitwet. Er hatte zwei Kinder aus erster und zweiter Ehe. Ein legendärer Spruch von ihm war: „Beim G’schäft bin i guat, bei de Weiber bin i a Depp.“[8]

Im Dezember 2005 war Wlaschek in einer Rundfunksendung zu Gast.[9] Auf den im Rahmen eines Fragebogens vorgegebenen Satzbeginn „Es verletzt mich, wenn …“ schloss er mit den Worten an: „ … wenn die Leut’ sagen, i bin a Jud’. Bin ka Jud’.“ In einer Glosse der Tageszeitung Der Standard wurde daraufhin kritisiert, dass diese Äußerung „vorher aufgezeichnet und geschnitten, aber ganz unhinterfragt und unkommentiert“ ausgestrahlt worden sei.[10]

Sein Vermögen wurde auf etwa 4,7 Milliarden Euro geschätzt (laut Forbes-Liste 2012) – damit war er der drittreichste gebürtige Österreicher.[2] 2015 wurde sein Vermögen von Forbes auf 4,2 Milliarden Dollar geschätzt.[11]

Im November 2005 veröffentlichte Adolf Haslinger, ehemals Rektor der Universität Salzburg und langjähriger Freund Wlascheks, eine autorisierte Biographie.

Karl Wlaschek starb am 31. Mai 2015 97-jährig in Graz.[1] Witwe Friederike Wlaschek, geboren 8. Oktober 1946, starb am 19. April 2022 75-jährig nach langer schwerer Krankheit. Sie waren ab 2012 verheiratet. Friederike Wlaschek war gemeinsam mit zwei seiner Kinder und deren Nachkommen Begünstigte der Wlaschek Privatstiftung.[12]

Ehrungen und Auszeichnungen

Literatur

  • Georg Wailand: Vom Barpianisten zum Billa-Besitzer. In: Die Reichen und die Superreichen in Österreich. Hoffmann und Campe, Hamburg 1982, ISBN 3-455-08948-8, S. 168–170.
  • Adolf Haslinger: Karl Wlaschek. Eine Erfolgsgeschichte. Niederösterreichisches Pressehaus, Sankt Pölten / Salzburg 2005, ISBN 3-85326-388-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c derStandard.at - Unternehmer Karl Wlaschek ist tot. Artikel vom 1. Juni 2015, abgerufen am 1. Juni 2015.
  2. a b Forbes 2012, abgerufen am 25. November 2012.
  3. a b Eintrag zu Karl Wlaschek im Austria-Forum (Biographie). Abgerufen am 3. Juni 2015.
  4. Georg Wailand: Die Reichen und die Superreichen in Österreich, S. 168 f.
  5. „Fall Nr. IV/M. 803 - Rewe/Billa. Anmeldung vom 23. Juli 1996 gemäß Art. 4 der Ratsverordnung (EWG) Nr. 4064/89 (Fusionsverordnung).“ Genehmigung durch EU-Kommission, 27. August 1996 (PDF; 43 kB). Abgerufen am 26. August 2010.
  6. Karl Wlascheks Immobilien im ersten Wiener Gemeindebezirk, in: Falter (Wochenzeitung), Nr. 33 / 2015, 12. August 2015, S. 16.
  7. Heimliche Hochzeit von Milliardär Wlaschek, kaernten.orf.at, 16. April 2012.
  8. Die Memoiren des Karl Wlaschek. wien.ORF.at. 12. November 2005. Abgerufen am 11. Mai 2022.
  9. Frühstück bei mir mit Claudia Stöckl, ausgestrahlt vom österreichischen Rundfunksender Ö3 am 18. Dezember 2005.
  10. „Wie man Karl Wlaschek verletzt? ‚Jud!‘“, in: Der Standard vom 23. Dezember 2005.
  11. derStandard.at - Mateschitz reichster Österreicher, Stronach gewinnt dazu. APA-Meldung vom 3. März 2015, abgerufen am 3. März 2015.
  12. Frau des legendären Billa-Gründers tot Kleine Zeitung, Print, 26. April 2022, S. 12, Parte S. 43.
  13. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF-Datei; 6,59 MB).
  14. Rathauskorrespondenz vom 13. April 2004 (abgerufen am 1. Juni 2010)
  15. Wiener Zeitung (Amtsblatt) vom 18. März 2009
  16. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF-Datei; 6,59 MB)

Auf dieser Seite verwendete Medien

Karl Wlaschek.jpg
Autor/Urheber: Thomas Ledl, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Karl Wlaschek Büste im Eingangsbereich des Palais Kinsky