Karl Schmitz-Scholl junior

Das Grab von Karl Schmitz-Scholl junior und seiner Ehefrau Gertrud geborene Flasshaar im Familiengrab auf dem Hauptfriedhof Mülheim an der Ruhr
Todesanzeige für Karl Schmitz-Scholl

Karl Erivan Schmitz-Scholl, eigentlich Karl Erivan Schmitz (* 18. Juli 1896 in Mülheim an der Ruhr; † 22. März 1969, in Castagnola bei Lugano) war ein deutscher Großhandelskaufmann und Geschäftsführer des Unternehmens Schmitz-Scholl/Tengelmann.

Leben und Wirken

Karl Schmitz-Scholl stammte aus einer Mülheimer Kaufmannsfamilie. Nach dem Besuch des Realgymnasiums (1905–1914) und einem aus gesundheitlichen Gründen abgebrochenen Studium an der Universität Leipzig stieg er in das väterliche Unternehmen ein. Von 1933 bis zu seinem Tode 1969 leitete er schließlich das von seinem Vater Karl Schmitz-Scholl senior (1868–1933) ererbte Unternehmen Schmitz-Scholl/Tengelmann als alleiniger Geschäftsführer, wobei seine Schwester Elisabeth Haub geb. Schmitz-Scholl (1899–1977), Mitgesellschafterin war. Zur Firmengruppe gehörten über 400 Tengelmann-Lebensmittelfilialen, mehrere Kaffeeröstereien und Nährmittelwerke und die Schokoladenfabrik Wissoll (abgeleitet von Wilh. Schmitz-Scholl). 1933 wurde Schmitz-Scholl Mitglied der NSDAP und später Mitglied ehrenhalber, ohne Funktion, der SS im Range eines Hauptsturmführers.[1] In der NS-Zeit kooperierte Schmitz-Scholl mit den Nationalsozialisten und ließ über Tengelmann Spezialnahrung für die Wehrmacht produzieren.[1] Für seine „Verdienste um Entwicklung und Einsatz neuartiger Nahrungsmittel für die Massenverpflegung des Heeres“ erhielt er das Kriegsverdienstkreuz 1. und 2. Klasse. Außerdem wurde er 1938 zum Wehrwirtschaftsführer ernannt, eine Auszeichnung, die nach Einschätzung von Historikern auch die Regimetreue verdeutlichte.[1] Er baute nach dem Zweiten Weltkrieg das Unternehmen zu einem Unternehmen mit Milliardenumsatz aus.[2] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Schmitz-Scholl 1945 von den Alliierten interniert und erst 1947 wieder entlassen. Im anschließenden Entnazifizierungsverfahren wurde er 1948 von der Kategorie III (Minderbelastete) in die Kategorie IV (Mitläufer) heruntergestuft.

Karl Schmitz-Scholl junior begann um 1950 mit etwa 220 Filialen den Aufbau des Tengelmann-Konzerns, wobei er durch Trennung von Produktionsstätten (z. B. Kaffeeröstereien, Schokoladenfabrik) und Handelskette den Konzern völlig umstrukturierte. Nachdem 1953 ein erster Selbstbedienungsladen in München eröffnet worden war, wuchs die Anzahl der Filialen bis 1969 auf über 350 an.[3] Da Karl Schmitz-Scholls Ehe mit Gertrud Flasshaar (oo 1920 in Menzendorf) kinderlos blieb, wurde nach seinem Tode sein Neffe Erivan Haub (1932–2018) alleiniger Geschäftsführer des Familienunternehmens.

Karl Schmitz-Scholl war Gründungsinitiator der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen.

Literatur

  • Die Unternehmensgruppe Tengelmann zwischen Innovation und Tradition. In: Mülheim an der Ruhr. Jahrbuch 2000. 55. Ausgabe. Herausgegeben vom Verkehrsverein Mülheim an der Ruhr. Mülheim an der Ruhr: Selbstverlag, 2000, S. 173–177.
  • Thomas Urban: Die Gründer der Unternehmensgruppe Tengelmann - Die Familie Schmitz-Scholl in: Horst A. Wessel (Hrsg.): Mülheimer Unternehmer: Pioniere der Wirtschaft. Unternehmergeschichte in der Stadt am Fluss seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Klartext Verlag, Essen 2006, ISBN 3-89861-645-2, S. 219–231.
  • Barbara Gerstein, Maria Schimke: Schmitz-Scholl, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 256 (Digitalisat).
  • Lutz Niethammer (Hrsg.): "Tengelmann im Dritten Reich: Ein Familienunternehmen des Lebensmittelhandels und der Nationalsozialismus". Mit Beiträgen von Karin Hartewig, Almut Leh und Daniela Rüther. Klartext Verlag, Essen 2020.

Weitere Quellen

  • Neue Ruhr Zeitung v. 25. März 1969
  • Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland, Bestand NW 1013 I/FA 621 (Entnazifizierungsakten)
  • Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, Bestand 1211 Nr. 10 (Personalakten Mülheimer Ratsherren)
  • Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, Bestand 1550 Nr. 208 (Mülheimer Persönlichkeiten)

Einzelnachweise

  1. a b c Panorama: Aus für "Händler des Jahres"? Stand:13. Dezember 2011; abgerufen am 28. Dezember 2011.
  2. Barbara Gerstein / Maria Schimke: Schmitz-Scholl, Karl. In: Neue Deutsche Biographie. Bd. 23. Berlin: Duncker & Humblot, 2007, S. 236.
  3. Die Unternehmensgruppe Tengelmann zwischen Innovation und Tradition. In: Mülheim an der Ruhr. Jahrbuch 2000. 55. Ausgabe. Herausgegeben vom Verkehrsverein Mülheim an der Ruhr. Redaktion: Karl Wilhelm Tempelhoff. Mülheim an der Ruhr: Selbstverlag, 2000, S. 176.

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SCHMITZ-SCHOLL, Karl - Todesanzeige Tengelmann.jpg
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Todesanzeige der Geschäftsleitung Tengelmann für Karl Schmitz-Scholl; erschienen in den “Ruhr Nachrichten”, Nr. 71, am 25. März 1964.
Grab Karl Schmitz-Scholl junior.jpg
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Das Grab des deutschen Kaufmanns Karl Schmitz Scholl junior und seiner Ehefrau Gertrud geborene Flasshaar im Familiengrab auf dem Hauptfriedhof Mülheim an der Ruhr.