Karl Schlör von Westhofen-Dirmstein
Karl Schlör von Westhofen-Dirmstein (auch Westhoffen-Dirmstein, bis 1945 Karl Schlör; * 27. Mai 1910[1] in Schweinfurt; † 1997) war ein deutscher Ingenieur und Erfinder des nach ihm benannten Schlörwagens.
Leben und Wirken
Schlör von Westhofen-Dirmstein entstammte einem pfälzischen Adelsgeschlecht, das bereits im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde. Im 16. Jahrhundert wanderte die Familie aufgrund ihres Konfessionswechsel zum Luthertum nach Franken aus. Zu den Verwandten des Ingenieurs gehören Gustav von Schlör, der sich insbesondere als Erbauer der bayerischen Ostbahnen einen Namen machte, sowie der Würzburger Bischof Ferdinand Schlör. Der Großvater Ignaz Martin Schlör wirkte in Böttigheim bei Würzburg als Weinhändler.
Der Vater Georg Wendelin Schlör (1882–1914) war als Lehrer in Schweinfurt tätig, die Mutter Anna Therese (1888–1951) stammte als geborene Reusch aus der unterfränkischen Stadt Dettelbach. Geboren wurde Karl Schlör am 27. Mai 1910 in Schweinfurt. Den Adelstitel hatte die Familie abgelegt. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter in ihre Mutterstadt Dettelbach zurück. Hier besuchte der junge Karl ab 1916 die Volksschule, später die Oberschule. 1922 kam er auf das Gymnasium in Kitzingen, wobei er ab 1924 in das Internat des Gymnasiums in Münnerstadt wechselte.
Anschließend studierte Schlör an der Technischen Hochschule München, die er nach dem Diplomexamen als Ingenieur abschloss. 1935 wurde er Mitarbeiter des Maschinenherstellers Krauss-Maffei am Standort München. Allerdings verließ er die Stadt bereits 1936, weil er an die Aerodynamische Versuchsanstalt nach Göttingen berufen wurde. Hier entwickelte Karl Schlör den nach ihm benannten Schlörwagen, der durch seine stromlinienförmige Form Geschwindigkeitsrekorde aufstellte.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Ingenieur von den Nationalsozialisten an verschiedenen Standorten eingesetzt. Er plante und entwickelte Schiffskörper und Antriebe für Unterseeboote. Hierzu arbeitete Schlör in Norwegen, Finnland und dem Baltikum. In dieser Zeit meldete er mehrere Patente an, so konstruierte er in Riga einen Schlitten mit Propellerantrieb, der von der Wehrmacht genutzt wurde. Im letzten Kriegsjahr kehrte Schlör nach Göttingen zurück und wurde hier von der Gestapo verhaftet.
Man warf ihm vor, jüdische Flüchtlinge aus Riga bei sich aufgenommen zu haben. Schlör wurde im Volksgerichtshofgefängnis in Potsdam eingesperrt. Allerdings konnte der Ingenieur nicht verurteilt werden, weil die Haftanstalt am 30. April 1945 von der Roten Armee befreit wurde. Während seiner Haftzeit entschied sich Schlör den Adelstitel seiner Familie wieder zu führen. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Schlör wieder in seine fränkische Heimat. Er bewohnte zeitweise das Schloss der Herren von Bechtolsheim genannte Mauchenheim in Mainsondheim, mit deren Familie ihn eine Freundschaft verband.
Karl Schlör von Westhofen-Dirmstein engagierte sich auch politisch. So gründete er in Dettelbach und Kitzingen die CSU mit und stand dem Landkreis Kitzingen als erster Kreisvorsitzender vor. Ab 1946 war er Mitarbeiter der bayerischen Staatsregierung und hier für die Kontingentierung von Treibstoff und Reifen in den Mangeljahren nach dem Krieg zuständig. Zwischen 1951 und 1953 arbeitete er neuerlich für Krauss-Maffei in München. Während dieser Zeit promovierte Schlör an der TH München zum Dr. Ing.
In den folgenden Jahren war Schlör als freiberuflicher Ingenieur tätig und nahm insbesondere die Forschung an Propellern und Windturbinen zur Stromgewinnung wieder auf. Ebenso arbeitete er an der Entwicklung einer Heißluftturbine für die Nutzung von Biogas. Den Ruhestand verbrachte der Ingenieur in Waldbronn im Schwarzwald. Im Jahr 1997 starb Karl Schlör von Westhofen-Dirmstein.[2]
Literatur
- Hermann Kleinhenz: Dr. Ing. Karl Schlör v. Westhoffen-Dirmstein (= Dettelbacher Geschichtsblätter Nr. 136/ 17. Jhg.). Dettelbach 1992. O. S.
Weblinks
- Deutsche Biographie: Schlör, Karl
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Kleinhenz: Dr. Ing. Karl Schlör v. Westhoffen-Dirmstein (= Dettelbacher Geschichtsblätter Nr. 136/ 17. Jhg.). Dettelbach 1992. O. S.
- ↑ Hermann Kleinhenz: Dr. Ing. Karl Schlör v. Westhoffen-Dirmstein (= Dettelbacher Geschichtsblätter Nr. 136/ 17. Jhg.). Dettelbach 1992. O. S.
Personendaten | |
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NAME | Schlör von Westhofen-Dirmstein, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Schlör von Westhoffen-Dirmstein, Karl; Schlör, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ingenieur |
GEBURTSDATUM | 27. Mai 1910 |
GEBURTSORT | Schweinfurt |
STERBEDATUM | 1997 |
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Karl Schlör (1910–1997)
- Der Schlörwagen verdankt dem deutschen Ingenieur Karl Schlör (1910–1997) seinen Namen. Schlör arbeitete ab 1936 bei der AVA, dem Vorgänger des heutigen DLR, in Göttingen. 1941–44 leitete er die AVA-Außenstelle im besetzten Riga. Nach dem Krieg arbeitete er im Verkehrsministerium in München.