Karl Peter Röhl
Karl Peter Röhl (* 12. September 1890 in Kiel; † 25. November 1975 in Kiel) war ein deutscher Maler und Grafiker.
Leben und Werk
Karl Peter Röhl begann nach der Schule im Jahr 1906 eine Malerlehre in Kiel, die er 1909 mit der Gesellenprüfung abschloss. Von 1908 bis 1910 lernte er an der Städtischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Kiel. 1910/11 verließ Röhl seine Heimatstadt, um an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin bei Emil Rudolf Weiß und Adolf Strübe zu studieren.[1] Es folgte 1912 bis 1914 das Kunststudium bei Walther Klemm und Albin Egger-Lienz in der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar.[2] 1914 wurde ihm die Organisation einer Ausstellung von Johannes Molzahn angetragen, im selben Jahr wurde er zum Militär eingezogen und nahm bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil.
Röhl kehrte nach Kiel zurück und organisierte 1919 zusammen mit Werner Lange und Friedrich Peter Drömmer die Ausstellung „Sonderausstellung der Expressionistischen Arbeitsgemeinschaft Kiel“ (Kieler Revolutionsexpressionisten). Wieder in Weimar, studierte Röhl von April 1919 bis Frühjahr 1921 am Bauhaus und bekam ein eigenes Atelier, zunächst besuchte er den Vorkurs bei Johannes Itten. Ende 1919[3][4] oder im April 1920[2] heiratete er seine Kommilitonin Alexandra Röhl, die er sogleich wegen ihrer Pflichten im Haushalt vom Bauhaus abmeldete.[3] 1920 wurde der gemeinsame Sohn Tülö (1920–1943) geboren.[2] 1925 trennte sich das Paar.[4] Noch im selben Jahr heiratete Röhl seine zweite Ehefrau Käthe Möbius, mit der er die Tochter Marinaua bekam.[3][5]
Das erste Bauhaus-Signet „Sternenmännchen“ war sein Entwurf.[6] 1920 stellte er in der Kunsthalle Kiel zusammen mit Drömmer und Lange sowie in München aus. Röhl begegnete 1921 Theo van Doesburg. Dessen De-Stijl-Kurs fand 1922 in Röhls Weimarer Atelier statt. Zusammen mit seiner Frau sowie unter anderem Sophie Taeuber, Hans Arp, Lotte und Max Burchartz, Nelly und Theo van Doesburg, Cornelis van Eesteren, Werner Graeff, Hans Richter, Kurt Schwitters und Tristan Tzara nahm Röhl im selben Jahr am Weimarer Kongress der Konstruktivisten und Dadaisten teil.[2]
Von 1922 bis 1926 war Röhl Walther Klemms Meisterschüler an der neu gegründeten Staatlichen Hochschule für Bildende Kunst.[2] 1923 nahm er an der Konstruktivisten-Ausstellung von Willi Baumeister, Erich Bucholz und Walter Dexel in Jena teil. Im darauffolgenden Jahr stellte er mit El Lissitzky, Theo van Doesburg, Viking Eggeling und Hans Richter in Berlin aus. 1926 nahm Röhl eine Stelle als Dozent an der Städelschule in Frankfurt am Main an, wo er die Vorklasse leitete.[2]
1933 trat Röhl in die NSDAP ein. Das hinderte die Nationalsozialisten jedoch nicht daran, ab 1937 über vierzig grafische Werke von ihm als „entartet“ aus Museen und öffentlichen Sammlungen zu beschlagnahmen und zu zerstören.[7]
1942 wurde Röhl aus dem Lehrdienst entlassen und als Soldat an die Front geschickt. Aus der Kriegsgefangenschaft kehrte er 1946 nach Kiel zurück und arbeitete dort bis zu seinem Tod als freischaffender Künstler.[2] Für die Feierhalle des Nordfriedhofs und für das Krematorium Eichhof erschuf er 1950/51 zwei Glasfensterensembles.[5][8] Von 1952 bis 1955 lehrte er an der Goetheschule in Kiel.[2] Mit Rudolph Behrend, Hans Rickers und Werner Lange gründete er 1952 die Künstlervereinigung „Neue Gruppe“.[5]
Karl Peter Röhl starb am 25. November 1975 in Kiel.
1997 gründete seine Tochter Marinaua die Karl-Peter-Röhl-Stiftung in Weimar, die 150 Gemälde und über 5.000 grafische Werke des Künstlers sowie Schriften und Dokumente umfasst.[9][10]
Auszeichnung
Ausstellungen (Auswahl)
- 1920 Galerie Goltz, München
- 1932 „Karl Peter Röhl“, Ölgemälde und Aquarelle, Erfurter Kunstverein
- 1965 „Karl Peter Röhl“, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schloss Gottorf
- 1975 „Karl Peter Röhl“, Galerie Gmurzynska, Zug, Schweiz[11]
- 1999 „Expressionismus in Thüringen“, Galerie am Fischmarkt und Angermuseum, Erfurt
- 2002 „Karl Peter Röhl. Von der kosmischen Vision zur Ästhetik der Technik“, Bauhaus-Universität, Weimar
- 2002 „Konstruktionen“ Gemälde 1920–1937, Galerie Berinson, Berlin
- 2004 „Feininger und Klee ziehen um“, Bauhaus-Museum, Weimar
- 2004 „Karl Peter Röhl, Aufbruch 1947–1952“, Musterhaus am Horn, Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar
- 2022: Karl Peter Röhl – Facetten eines Bauhauskünstlers in Kiel, Künstlermuseum Heikendorf[12][13]
Literatur
- Sabine Behrens, Thorleif Schönfeld, Michael Siebenbrodt (Hrsg.): Karl Peter Röhl. Auf den Spuren eines Kieler Bauhaus-Künstlers. Ludwig, Kiel 2022, ISBN 978-3-86935-438-5.
- Ulrich Schulte-Wülwer: Karl Peter Röhl. In: ders.: Kieler Künstler. Band 3: In der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1918–1945, Heide: Boyens 2019 (Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte; 88), ISBN 978-3-8042-1493-4, S. 139–150.
- Michael Siebenbrodt, Constanze Hofstaetter: Karl Peter Röhl in Weimar 1912–1926. Klassik Stiftung Weimar, Weimar 1997, ISBN 978-3-929323-13-9.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Peter Röhl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Peter Röhl bei bauhauskooperation.de
Einzelnachweise
- ↑ Röhl, Peter. In: Allgemeines Künstlerlexikon Online. De Gruyter, 2009, abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ a b c d e f g h i Karl Peter Röhl. In: bauhauskooperation.de. Abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ a b c Corinna Isabel Bauer: Bauhaus- und Tessenow-Schülerinnen. Genderaspekte im Spannungsverhältnis von Tradition und Moderne (PDF; 3,4 MB), Kassel 2003, S. 96.
- ↑ a b Röhl, Karl Peter. In: Datenbank der Forschungsstelle für Biografien ehemaliger Bauhaus-Angehöriger. Abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ a b c Karl Peter Röhl. In: kuenstlermuseumheikendorf.de. Abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ Bauhaussignet Sternenmännchen. In: bauhaus100.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 20. September 2019; abgerufen am 18. September 2019.
- ↑ Beschlagnahmeinventar "Entartete Kunst". Freie Universität Berlin, abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ Karl Peter Röhl: Fenster der Friedhofkapelle. In: KUNST@SH. 10. August 2021, abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ Karl Peter Röhl Stiftung. In: klassik-stiftung.de. Abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ Karl-Peter-Röhl-Stiftung in der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen. In: bundesarchiv.de. Abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ Karl Peter Röhl. In: Galerie Gmurzynska. Abgerufen am 22. September 2023 (englisch).
- ↑ Christian Strehk: Pluralistisches Bauhaus: Röhl-Retrospektive im Künstlermuseum Heikendorf. 16. Juni 2022, abgerufen am 22. September 2023.
- ↑ karl peter röhl – facetten eines bauhaus-künstlers in kiel. In: der reporter. 30. Juni 2022, abgerufen am 22. September 2023 (deutsch).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Röhl, Karl Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler, Grafiker und Designer |
GEBURTSDATUM | 12. September 1890 |
GEBURTSORT | Kiel |
STERBEDATUM | 25. November 1975 |
STERBEORT | Kiel |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Peter Roehl (full name: Karl Peter Röhl).
International congress of constructivist and dadaists in Weimar. (Left to right) - Upper row: Max and Lotte Burchartz, Peter Röhl, NN. Vogel, Lucia and László Moholy-Nagy, Alfred Kemeny. Middle row: Alexa Röhl, El Lissitzky, Nelly and Theo van Doesburg, NN. Sturtzkopf. Lower row: Werner Graeff, Nini Smit (=Sophie Taeuber), Harry Scheibe, Cornelis van Eesteren, Hans Richter, Tristan Tzara, Hans Arp.
Johannes Driesch Karl Peter Röhl und ich 1929