Karl Paul Marcus

Karl Paul Marcus (* 4. September 1854 in Finsterwalde; † 17. Juli 1932 in Berlin) war ein erfolgreicher Kunstschmied der Kaiserzeit in Berlin. Er war verheiratet mit Minna Marcus (1856–1945) geb. Hillner. 1888 verlieh ihm Kaiser Friedrich III. den Titel eines Königlichen Hof-Kunstschlossers.

Berlin, Schöneberg, Monumentenstraße 35, ehem. Hofkunstschlosserei Paul Marcus
Familiengrabstätte Marcus, Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof Berlin-Schöneberg

Leben

Marcus stammte aus bescheidenen Familienverhältnissen. Er begann seinen Berufsweg als Facharbeiter in den Maschinenbauanstalten und Eisengießereien von Friedrich Wöhlert, Louis Schwartzkopff, Ludwig Loewe und Siemens & Halske in Berlin. Durch ein staatliches Stipendium wurde es ihm möglich, die Tagesklasse für Kunstschlosser und Kunstschmiede an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin zu besuchen. Nach Beendigung seiner Ausbildung und erfolgreich bestandener Meisterprüfung bei dem bekannten Berliner Kunstschmied Eduard Puls gründete er 1880 zusammen mit einem Kompagnon die Kunstschmiede „Arndt & Marcus“.

Das Unternehmen erarbeitete sich innerhalb weniger Jahre einen ausgesprochen guten Ruf und erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, so beim Wettbewerb des Badischen Kunstvereins 1887, auf der World’s Columbian Exposition in Chicago 1893 und der Berliner Gewerbeausstellung 1893. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurde ein von Marcus ausgeführtes schmiedeeisernes Gittertor nach dem Entwurf von Paul Wallot mit dem Grand Prix und der großen goldenen Medaille prämiert. Es fand später seinen Platz im Südvestibül des Reichstages in Berlin.[1]

1902/03 ließ sich Marcus durch den Architekten Richard Kühnemann in der Monumentenstraße 19 (heute Nr. 35) in Berlin-Schöneberg ein Wohnhaus mit dahinterliegender Werkstatt errichten, das heute unter Denkmalschutz steht und noch zahlreiche originale Schmiedearbeiten aufweist. In dem Betrieb arbeiteten zeitweise 150 Gesellen an 50 Schmiedefeuern.

Marcus war Obermeister der Schlosser-Innung Berlin und seit 1912 Vorsitzender des Zentralausschusses der vereinigten Innungsverbände Deutschlands sowie Präsident des Hansabundes für Gewerbe, Handel und Industrie.

Zum breiten Repertoire der Kunstschmiede Marcus gehörten u. a. Treppengeländer, Zaun- und Torgitter, Türen, Reliefs, Vitrinen, Ofenschirme, Vasen, Kandelaber, Leuchter, Lampen und Laternen. Sie lieferte ihre Erzeugnisse nicht nur in die europäischen Nachbarländer, sondern u. a. auch nach Mexiko, Brasilien, Argentinien und Indien.

Marcus starb am 17. Juli 1932 in Berlin. Das Familiengrab auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in der Kolonnenstraße in Berlin-Schöneberg ziert ein von ihm 1903 entworfenes aufwändig gestaltetes Gitter.

Literatur

  • Fritz Bunsas: Aus der Blütezeit des Berliner Kunstschmiedehandwerks – zum 125. Geburtstag von Paul Marcus, Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft 4, 1979, S. 97–105 (Digitalisat)
  • Schmiedearbeiten aus den besten Werkstätten der Gegenwart. Ausgeführte Vorbilder für die Praxis in Zeichnungen und photographischen Aufnahmen. Ernst Wasmuth, Berlin 1872

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Adventstürchen: Seine Arbeit schmückte den Reichstag. Artikel in der Lausitzer Rundschau vom 12. Dezember 2002

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Berlin, Schoeneberg, Monumentenstrasse 35, Hofkunstschlosserei Paul Markus.jpg
Autor/Urheber: Jörg Zägel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die ehemalige Hofkunstschlosserei Paul Markus in der Monumentenstraße 35 in Berlin-Schöneberg. Das Mietshaus mit Seitenflügel wurde 1902–1903 von Richard Kühnemann erbaut. Es ist als Baudenkmal gelistet.
Familiengrab Paul Marcus.jpg
Autor/Urheber: Malaparte1, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Familiengrabstätte Marcus, Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof Berlin-Schöneberg