Karl Friedrich Hermann
Karl Friedrich Hermann (* 4. August 1804 in Frankfurt am Main; † 31. Dezember 1855 in Göttingen) war ein deutscher Altertumsforscher.
Leben
Karl Friedrich Hermann, der Sohn des Buchhändlers und Verlegers Johann Christian Hermann (1751–1827) und dessen Frau Rosina Margarethe (geborene Finger, 1776–1851), der Tochter des Frankfurter Wollwarenhändlers und Kommunalpolitikers Lorenz Friedrich Finger (1745–1791) und dessen Frau Rosina Margarethe Steitz. Sein Großonkel mütterlicherseits war Georg Steitz (1756–1819) der Bürgermeister der Stadt Frankfurt. Sein Vetter mütterlicherseits war der Chemiker Carl Remigius Fresenius (1818–1897).
Er besuchte die Gymnasien in Frankfurt und bei Nicolaus Gottfried Eichhoff (1766–1844) in Weilburg. Anschließend studierte er in Heidelberg und Leipzig unter Friedrich Creuzer, Gottfried Hermann und Friedrich August Wilhelm Spohn, wurde 1824 in Leipzig Promoviert, unternahm eine monatliche Reise nach Österreich und Italien, habilitierte sich 1826 in Heidelberg, wurde 1832 ordentlicher Professor an der Universität Marburg, 1837/38 und 1840/41 war er deren Rektor.[1] 1842 wurde er als Nachfolger Karl Otfried Müllers Professor der Philologie und Archäologie sowie Direktor des philologischen und 1843 des pädagogischen Seminars an der Universität Göttingen. Er verfasste zahlreiche Abhandlungen zu griechischen Antiquitäten, der Mythologie und Geschichte, der alten Literaturgeschichte, der Kunstarchäologie, der alten Philosophie sowie zur Kritik und Erklärung alter Schriftsteller. Einige dieser Schriften erschienen 1849 als Gesammelte Abhandlungen in Göttingen. Sie sind dem Philosophen Heinrich Ritter gewidmet.[2]
1840 nahm ihn die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften als korrespondierendes Mitglied auf.[3] Von 1848 bis 1851 war er korrespondierendes Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften.[4] 1851 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg gewählt.[5]
Familie
Hermann war zweimal verheiratet:
- 1833 in erster Ehe Helena Rebekka Claus (1810–1834), die Tochter des Frankfurter Kaufmanns Johann Daniel Claus und dessen Frau Anna Margarethe (geborene Eyßen)
- Helene Rosa Hermann (30. März 1834–13. April 1904) ⚭ Otto Theodor Heusinger (5. Oktober 1830–19. Februar 1901) Hochschullehrer und Arzt[6]
- 1835 in zweiter Ehe seine Cousine Christiane Friederike (1812–24. Dezember 1855), die Tochter des Frankfurter Kaufmanns und Kommunalpolitikers Samuel Gottlieb Finger und dessen Frau Christiane Margarethe Eyßen.
- eine Tochter
- ein Sohn
Schriften (Auswahl)
Hermann hat fast alle Gebiete der Altertumswissenschaft studiert, wobei er die Kunstaltertümer ausgelassen hat. Sein Hauptwerk ist das
- Lehrbuch der griechischen Antiquitäten, aus dem Standpuncte der Geschichte. J. C. B. Mohr, Heidelberg, Band 1: Staatsalterthümer. 1831 (4. Auflage 1855, archive.org); Band 2: Gottesdienstliche Altertümer. 1846 (2. Auflage 1858, archive.org); Band 3: Privataltertümer mit Einschluss der Rechtsalterthümer. 1852 (2. Auflage, 1870, archive.org) (eine durch Hugo Blümner und Wilhelm Dittenberger geleitete Neubearbeitung des Werkes in 4 Bänden erschien seit 1882).
- Geschichte und System der Platonischen Philosophie. Heidelberg 1839, Band 1 (unvollendet, nach seinem Tod von Karl Gustav Schmidt herausgegeben).
- Kulturgeschichte der Griechen und Römer (Göttingen 1857–58, 2 Bde.)
- die Bearbeitung des Charikles von Wilhelm Adolf Becker für die 2. Auflage (Leipzig 1854);
- die Ausgabe von Lukians De conscribenda historia (Frankfurt 1828);
- die Textrezensionen des Platon (Leipzig 1851–53), des Persius und Juvenal (1854).
- Gesammelte Abhandlungen und Beiträge zur klassischen Literatur und Alterthumskunde. Dietrich, Göttingen 1849 (archive.org).
Literatur
- Franz Gundlach: Catalogus professorum academiae Marburgensis 1527–1910. Marburg 1927, S. 336 f.
- Max Lechner: Zur Erinnerung an K. F. Hermann, F. W. Schneidewin, K. F. v. Nägelsbach, Ludwig v. Döderlein. Calvary, Berlin 1864, S. 7–14 (babel.hathitrust.org).
- Hermann, 5) Karl Friedrich, bedeutender Altertumsforscher. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 8, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 425.
- William Freund: 28. Karl Friedrich Hermann. In: Wie studirt man Philologie? Eine Hodegetic für Jünger dieser Wissenschaft. 2. Auflage, Wilhelm Violet, Leipzig 1872, S. 135–136 (Textarchiv – Internet Archive).
- Karl Felix Halm: Hermann, Karl Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 182–188.
- Gerhard Baader: Hermann, Carl Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 661 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Karl Friedrich Hermann im Internet Archive
- Werke von und über Karl Friedrich Hermann in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Literatur von und über Karl Friedrich Hermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hermann, Karl Friedrich. Hessische Biografie. (Stand: 19. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Eintrag im Marburger Professorenkatalog
Einzelnachweise
- ↑ Historische Kommission München: Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert – Karl Friedrich Hermann.
- ↑ Karl Friedrich Hermann: Gesammelte Abhandlungen und Beiträge zur klassischen Literatur und Alterthumskunde. Dietrich, Göttingen 1849 (archive.org).
- ↑ Mitglieder – historisch: Karl Friedrich Hermann. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 11. August 2021.
- ↑ KNAW Past Members: C. F. Hermann. Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 11. August 2021.
- ↑ Korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Герман, Карл Фридрих. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 11. August 2021 (russisch).
- ↑ Heusinger, Otto Theodor lagis-hessen.de.
Personendaten | |
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NAME | Hermann, Karl Friedrich |
ALTERNATIVNAMEN | Hermann, Carl Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Altertumsforscher |
GEBURTSDATUM | 4. August 1804 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 31. Dezember 1855 |
STERBEORT | Göttingen |
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