Karl Decker (Fußballspieler)

Büste Karl Deckers vor dem Hohe-Warte-Stadion

Karl Decker (* 5. September 1921 in Wien; † 27. September 2005 ebenda) war ein österreichischer Fußballspieler und Fußballtrainer. Von 1958 bis 1964 war er Cheftrainer der österreichischen Nationalmannschaft.

Leben

Deckers Spielerkarriere begann 1934 beim Ottakringer SC, über Schwarz-Weiß und den SC Weiße Elf Wien kam er im Herbst 1937 zur Vienna, für die er mit 16 Jahren debütierte. Mit der Vienna feierte er zwischen 1938 und 1952 auch seine größten Erfolge als Spieler. Er wurde mit den Döblingern dreimal Meister und schoss am 31. Oktober 1943 zwei Tore zum historischen 3:2-Triumph der Vienna im deutschen Tschammer-Pokal über Hamburg. In 609 Spielen für die Vienna erzielte der schusskräftige Rechtsverbinder insgesamt 605 Tore und wurde 1944 und 1950 österreichischer Torschützenkönig. Nach seiner Zeit bei Vienna spielte er noch eine Saison beim SK Sturm Graz, ehe er als Legionär in Frankreich für den FC Sochaux auf Torjagd ging. 1956/57 zog es ihn in die Schweiz, wo er beim Erstligaabsteiger FC Grenchen Spielertrainer wurde. Es gelang ihm der umgehende Wiederaufstieg, wobei er in 25 Spielen noch acht Tore erzielte. In der Nationalliga A trat er nur noch einmal selbst als Spieler an: am 13. April 1958 beendete er mit einem 0:0 gegen den FC Lugano im Alter von 36 Jahren vor 2000 Zusehern im heimischen Stadion Brühl seine Spielerlaufbahn. Am Saisonende stand die Mannschaft auf einem hervorragenden fünften Platz.

Für Deutschlands Nationalmannschaft stand er 1942 achtmal auf dem Platz und erzielte acht Tore.[1] Zwischen 1945 und 1952 absolvierte er 25 Länderspiele für die österreichische Fußballnationalmannschaft und schoss dabei 19 Tore.

In den Jahren 1958 bis 1964 war Karl Decker ÖFB-Teamchef, einer der erfolgreichsten in der Geschichte des österreichischen Fußballs. Seine Mannschaft (u. a. mit Stotz, Koller, Hanappi, Hof, Senekowitsch, Nemec und Buzek) ließ 1960/61 mit ihrer Erfolgsserie (Siege gegen Schottland (4:1), die UdSSR (3:1 und 1:0), Spanien (3:0 vor der noch immer gültigen Rekordkulisse von 90.726 Zuschauern im Praterstadion), Italien (2:1), England (3:1), Ungarn (2:1 und 2:1)) Erinnerungen an das Wunderteam wach werden. In dieser Phase ging nur ein Spiel gegen Ungarn (0:2) verloren. Da der ÖFB aus Geldmangel auf eine Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft 1962 in Chile verzichtete, blieb der ganz große Erfolg aus, die Mannschaft zerfiel. Nach sechs sieglosen Spielen in Folge und insgesamt 36 Länderspielen beendete Decker am 24. Februar 1964 diese Tätigkeit vor dem Vertragsende bzw. schied mit 28. Februar endgültig aus den Diensten des ÖFB aus.[2][3]

Anschließend wurde er Trainer beim Wiener Sport-Club, der Vienna und interimistisch von September bis Dezember 1968 für den erkrankten Rudolf Vytlačil bei der Rapid, welche er beim legendären Aufstieg im Meistercup-Achtelfinale gegen Real Madrid betreute.

Ab 1969 fungierte er lange Jahre als Präsident des Bundes Österreichischer Fußballlehrer (BÖFL).

Er erhielt ein ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 85).[4] Im Jahr 2011 wurde in Wien-Döbling (19. Bezirk) der Karl-Decker-Weg nach ihm benannt.

Stationen als aktiver Spieler

Grabstätte von Karl Decker

Trainerstationen

Erfolge

Als Spieler:

Als Trainer:

  • Mehrere unerwartete Siege gegen Traditionsgegner und „große Mannschaften“.

Auszeichnungen (Auszug)

ÖFB-Länderspiele unter Teamchef Karl Decker

Legende

  • H = Heimspiel
  • A = Auswärtsspiel
  • * = Spiel auf neutralem Platz
  • − = kein offizielles Länderspiel
  • grüne Hintergrundfarbe = Sieg Österreichs
  • gelbe Hintergrundfarbe = Unentschieden
  • rote Hintergrundfarbe = Niederlage
SpieleSiegeRemisNiederlagenToreTD
361631760:67−7
Nr.DatumErgebnisGegnerAustragungsortAnlassBemerkung
28719.11.19582:2Deutschland Bundesrepublik DeutschlandABerlin (GER)
28820.05.19591:0Norwegen NorwegenAOslo (NOR)EM 1960-Achtelfinale
28924.05.19592:0Belgien BelgienABrüssel (BEL)
29014.06.19594:2Belgien BelgienHWien
29123.09.19595:2Norwegen NorwegenHWienEM 1960-Achtelfinale
29222.11.19593:6Spanien 1945 SpanienAValencia (ESP)100. Niederlage
29313.12.19592:5Frankreich FrankreichAParis (FRA)EM 1960-Viertelfinale
29427.03.19602:4Frankreich FrankreichHWienEM 1960-ViertelfinaleÖsterreich scheidet mit insgesamt 4:9 aus
29501.05.19600:4Tschechoslowakei TschechoslowakeiAPrag (TCH)
29629.05.19604:1Schottland SchottlandHWien
29722.06.19602:1Norwegen NorwegenAOslo (NOR)
29804.09.19603:1Sowjetunion 1955 SowjetunionHWien
29930.10.19603:0Spanien 1945 SpanienHWienMit 91.000 Zuschauern im Praterstadion Rekordkulisse bei einem Heimspiel
30020.11.19600:2Ungarn 1957 UngarnABudapest (HUN)
30110.12.19602:1Italien ItalienANeapel (ITA)
30227.05.19613:1England EnglandHWien
30311.06.19612:1Ungarn 1957 UngarnABudapest (HUN)
30410.09.19611:0Sowjetunion 1955 SowjetunionAMoskau (URS)
30508.10.19612:1Ungarn 1957 UngarnHWien
30619.11.19611:2Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik JugoslawienAZagreb (YUG)
30705.01.19620:1Vereinigte Arabische Republik Vereinigte Arabische RepublikAKairo (EGY)Erstes Länderspiel außerhalb Europas
30804.04.19621:3England EnglandALondon (ENG)
30908.04.19623:2Irland IrlandADublin (IRL)
31006.05.19622:0Bulgarien 1948 BulgarienHWien
31124.06.19621:2Ungarn 1957 UngarnHWien
31216.09.19620:6Tschechoslowakei TschechoslowakeiHWien93. und letztes Länderspiel von Gerhard Hanappi, bis 1998 Rekordnationalspieler
17.10.19621:1Israel IsraelATel Aviv (ISR)Erstes Länderspiel gegen Israel, erstes Spiel auf asiatischem Boden, kein offizielles Länderspiel
31328.10.19620:2Ungarn 1957 UngarnABudapest (HUN)
31411.11.19621:2Italien ItalienHWien
31525.11.19621:1Bulgarien 1948 BulgarienASofia (BUL)
31624.04.19633:1Tschechoslowakei TschechoslowakeiHWien
31708.05.19631:4Schottland SchottlandAGlasgow (SCO)In der 83. Minute wegen überharter Gangart abgebrochen
31809.06.19630:1Italien ItalienHWien
31925.09.19630:0Irland IrlandHWienEM 1964-Achtelfinale
32013.10.19632:3Irland IrlandADublin (IRL)EM 1964-AchtelfinaleÖsterreich scheidet mit einem Gesamtscore von 2:3 aus
32127.10.19631:2Ungarn 1957 UngarnABudapest (HUN)
32214.12.19630:1Italien ItalienATurin (ITA)

Weblinks

Commons: Karl Decker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. DFB-Spielerarchiv
  2. Bundeskapitän Decker demissioniert. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 25. Februar 1964, S. 1.
  3. Decker scheidet endgültig aus. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 29. Februar 1964, S. 12.
  4. Zentralfriedhof, Ehrengräber, Gruppe 40, Nr. 85 (Memento vom 11. Januar 2010 im Internet Archive) Bild
  5. Spalte 1: «in Kürze», erster Beitrag. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 13. Juni 1980, S. 9.

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Flag of Spain during the Spanish State. It was adopted on 11 October 1945 with Reglamento de Banderas Insignias y Distintivos (Flags, Ensigns and Coats of Arms Bill)
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The design (blazon) is defined in Article 4 of the Constitution for the Republic of Yugoslavia (1946). [1]
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Man sagt, dass der grüne Teil die Mehrheit der katholischen Einwohner des Landes repräsentiert, der orange Teil die Minderheit der protestantischen, und die weiße Mitte den Frieden und die Harmonie zwischen beiden.
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