Karl Banghard (Prähistoriker)

Karl Banghard (* 23. Oktober 1966) ist ein deutscher Prähistoriker. Seit 1. Dezember 2002 ist er Direktor des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen.[1][2]

Leben

Nach dem Studium an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn trat Banghard im Archäologischen Museum Colombischlössle Freiburg eine Stelle als wissenschaftlicher Volontär an. Dort gestaltete er neben zahlreichen Sonderausstellungen die stein- und bronzezeitliche Dauerausstellung neu. Ab 1. Januar 1995 arbeitete er im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen. Seine Aufgabe war unter anderem der Aufbau der zentralen Dauerausstellung im 1996 eröffneten Eingangsgebäude, die Leitung der Museumspädagogik und die Redaktion der Zeitschrift Plattform.[3] Zusammen mit Gunter Schöbel konzipierte und verwirklichte er den ersten Nachbau eines Pfahlbaues in der deutschen Nachkriegsgeschichte nach dem Vorbild eines Hauses der jungneolithischen Hornstaader Gruppe.[4] Der Bau erhielt durch ein von Banghard initiiertes, viel beachtetes Special der Sendung mit der Maus eine breite Resonanz.[5] Ab 1998 leitete Banghard den Aufbau des Freilichtbereiches des Federseemuseums Bad Buchau,[6] damals das größte prähistorische Freilichtprojekt in Deutschland seit 1945. 1999–2002 initiierte und leitete er den Bau der Bachritterburg Kanzach, der ersten Rekonstruktion einer mittelalterlichen Holzburg im deutschsprachigen Raum.[7] Seit 1. Dezember 2002 leitet er das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen. Banghard ist Kurator der Euronatur-Stiftung,[8] Vorstandsmitglied der Museumsinitiative Ostwestfalen[9], Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen[10] und der Zeiteninsel Marburg[11] sowie Mitglied des ökologischen Beirates des LVR-Freilichtmuseums Lindlar.

Karl Banghard ist mit der Vor- und Frühgeschichtsprofessorin Eva Stauch verheiratet und Sohn des Journalisten Karl Banghard.

Fernseh-Beitrag

Trivia

Die Figur des Raumschiffkommandeurs Barl Khangard in den Perry-Rhodan-Romanen Hermann Ritters geht auf Karl Banghard zurück.

Im Sommer 2000 schmuggelte der Aktionskünstler und Arzt Klaus Heid selbstgemachte Artefakte der erfundenen sibirischen „Khuza-Kultur“ in die nationale Millenniumsausstellung im Berliner Martin Gropiusbau „7 Hügel – Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts“. Den archäologischen Teil dieser Satire übernahm Karl Banghard.[12] Der Vorgang führte zu einer ausführlichen Debatte in den deutschen Leitmedien zur Inszenierung von Wissenschaft.[13]

Publikationen

Bis 2020 veröffentlichte Banghard 78 wissenschaftliche Fachartikel und Monografien.[14]

Einzelnachweise

  1. Vanessa Rosteck: Ab Juni übernimmt Karl Banghard wieder die Leitung des Archäologischen Freilichtmuseums. Neue Westfälische, 11. Mai 2016, abgerufen am 3. Dezember 2020.
  2. Gunter Held: Museumsleiter schreibt Buch über Germanen und ihre rechten Anhänger. Lippische Landes-Zeitung, 31. Juli 2016, abgerufen am 3. Dezember 2020.
  3. Pfahlbaumuseum Unteruhldingen: Sammlungsgeschichte 1922 – 1989. Pfahlbaumuseum Freilichtmuseum und Forschungsinstitut, abgerufen am 1. Dezember 2020.
  4. Alfred Behr: Steinzeit-Wohnungen am Wasser. Bundespräsident Herzog besucht das Freilichtmuseum in Unteruhldingen am Bodensee. Hrsg.: FAZ. 19. Juni 1996.
  5. Die Sendung mit der Maus: Steinzeithaus - Holzsuche, Bauplatz, Tragegerüst. In: Bibliothek der Sachgeschichten. WDR Köln, 31. Juli 2019, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  6. Alfred Behr: Ein Steinzeitdorf am Federsee. Das archäologische Freizeitmuseum in Bad Buchausteht vor der Vollendung. Hrsg.: FAZ. 14. Oktober 1999.
  7. Der Spiegel: Arme Ritter. 16. Oktober 2000, abgerufen am 1. Dezember 2020.
  8. Gut beraten - Das Kuratorium von EuroNatur. EuroNatur Stiftung, Dezember 2015, abgerufen am 1. Dezember 2020.
  9. Museumsinitiative OWL: Körperkultur: Schönheit. Hygiene. Selbstbild. Hrsg.: Museumsinitiative OWL. Detmold Februar 2016, S. 7.
  10. Impressum: Wissenschaftlicher Beirat. Gesellschaft zu Förderung der Archäologie in Ostwestfalen e. V., 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  11. Zeiteninsel Archäologisches Freilichtmuseum/Marburger Land: Wissenschaftlicher Beirat. (PDF) Zeiteninsel, 2019, abgerufen am 1. Dezember 2020.
  12. Matthias Schulz: Ein bisschen doof Posse oder Kulturskandal? In der Berliner Wissens-Schau „Sieben Hügel“ wird ein erfundenes Steinzeitvolk präsentiert. Der Spiegel (28/2000), 10. Juli 2000, abgerufen am 3. Dezember 2020.
  13. Claudia Pohl: Irrwege zur Mitte – Einige Arbeiten von Klaus Heid und die Khuza-Debatte. In: Thomas Wulffen (Hrsg.): Kunstforum International. Fiktion der Kunst der Fiktion. 1. Auflage. Band 202. Köln 2010, S. 160–167 (ISSN 0177–3674).
  14. Karl Banghard: Wissenschaftliche Publikationsliste. In: Academia. Academia, 2020, abgerufen am 1. Dezember 2020.