Karl Albrecht

Das Grab von Karl Albrecht und seiner Ehefrau Mia geborene Tenbrink auf dem Friedhof Bredeney in Essen
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Karl Hans Albrecht (* 20. Februar 1920 in Essen; † 16. Juli 2014 ebenda) war ein deutscher Unternehmer. Der Gründer von Aldi Süd war 2014 mit einem geschätzten Gesamtvermögen von ungefähr 18,3 Milliarden Euro der reichste Mensch Deutschlands.[1]

Biografie

Familie und Ausbildung (1920–1936)

Karl Albrecht und sein jüngerer Bruder Theo (1922–2010) wuchsen im damaligen Essener Arbeiterviertel Schonnebeck auf. Ihr Vater Karl Albrecht senior (1886–1943) war gelernter Bäcker und machte sich 1913 als Brothändler mit einem Laden in der Huestraße 87 in Essen-Schonnebeck selbständig. Seine Frau Anna Albrecht (geb. Siepmann) (1886–1970) führte die Geschäfte mindestens während des Kriegsdienstes von Karl Albrecht senior und blieb auch nach Übernahme des Unternehmens durch die Söhne bis 1960 Mitglied der Geschäftsleitung. 1919 wurde das Geschäft in das Nachbarhaus Huestraße 89 (auch Ursprungs-Aldi genannt) verlegt,[2] das Ende November 2020 geschlossen wurde.[3][4][5]

Ursprungs-Aldi auf der Huestraße 89 in Essen-Schonnebeck (2006, 2020 geschlossen)

Wie auch sein Bruder Theo half Karl Albrecht im elterlichen Geschäft mit, indem er z. B. bei den Kunden offene Rechnungen kassierte. Im Anschluss an die Schulzeit absolvierte er eine Lehre im Feinkostgeschäft Weiler, von dem es noch eine Niederlassung in Essen-Bredeney gibt.[6]

Soldat im Zweiten Weltkrieg und Nachkriegszeit

Ab 1939 war Albrecht Soldat in der Wehrmacht und nahm am Krieg gegen die Sowjetunion teil. 1941 wurde er in der Schlacht um Moskau schwer verwundet und entging nach eigenen Angaben nur knapp einer Beinamputation.[7]

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Karl Albrecht mit seinem Bruder Theo 1946 das elterliche Lebensmittelgeschäft, die damalige Albrecht KG (Vorläuferunternehmen von Aldi Süd und Aldi Nord). In den folgenden 15 Jahren gründeten die Brüder zahlreiche neue Filialen, auch über das Ruhrgebiet hinaus. 1959 erwirtschaften 300 Filialen bereits einen Umsatz von 90 Millionen DM.[8]

Gründung von Aldi Süd (1961)

1961 trennten die Brüder ihre Kette in zwei Teile nördlich und südlich der Ruhr.[9][10] Karl Albrecht leitete fortan Aldi Süd mit Sitz in Mülheim an der Ruhr, Theo Albrecht Aldi Nord mit Sitz in Essen.[10] Der erste Aldi-Markt heutiger Prägung als Discounter wurde 1962 in Dortmund eröffnet – der Name Aldi leitet sich von Albrecht Diskont ab.[11]

Reichster Mensch in Deutschland

Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes führte Albrecht im März 2014 auf dem ersten Platz der reichsten Deutschen. Das Gesamtvermögen von Karl Albrecht wurde zu diesem Zeitpunkt auf ca. 18,3 Milliarden Euro geschätzt.[1] Mit einem umgerechneten Vermögensgewinn von einer halben Million Euro pro Stunde gehörte Albrecht zu den bestverdienenden Deutschen aller Zeiten.[12]

Privates

Es sind nur sehr wenige Informationen über Albrecht bekannt, z. B. dass er ein gläubiger Katholik und 67 Jahre lang mit Mia Albrecht (geb. Tenbrink, 1923–2013) verheiratet war. Albrecht war zudem Vater zweier Kinder, Karl Albrecht junior (* 1947) und Beate Heister, geborene Albrecht. Er hatte sechs Enkelkinder, die alle von seiner Tochter stammen.[10][13] Er wohnte in einer Nachkriegsvilla in Essen-Schuir.

Albrecht war Golfspieler und besaß ein eigenes Hotel, das er 1976 als Öschberghof bei Donaueschingen erbauen ließ und zu dem ein Golfplatz mit 27 Löchern gehört. In der Nähe dieses Hotels (etwa 1,5 km nördlich) hatte er ein Ferienhaus in Aasen. Er züchtete angeblich Orchideen.[14][15][16] Heute gehört des Golfhotel Öschberghof zu Aldi-Süd und wird von der Regionalgesellschaft Donaueschingen geführt.[17]

Aus dem operativen Geschäft von Aldi Süd zog sich Albrecht 1994 zurück und übernahm den Aufsichtsratsvorsitz. Diesen gab er Anfang 2002 ebenfalls auf. Das Unternehmen wurde nun ausschließlich von familienfremden Managern geleitet.[18] Albrecht brachte sein Gesamtvermögen in die nicht auflösbare Siepmann-Stiftung mit Sitz in Eichenau (Landkreis Fürstenfeldbruck) ein.[19] Für den Todesfall kaufte er sich 1997 eine Grabstelle auf dem städtischen Friedhof in Essen-Bredeney.[20] Am 16. Juli 2014 verstarb Karl Albrecht im Alter von 94 Jahren in seiner Geburtsstadt Essen.[21]

Zurückgezogenheit

Karl Albrecht zog sich schon Mitte der 1950er-Jahre ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Sein Privatleben hielt er bedeckt. Er galt als medienscheu, verschleierte seine Identität und lehnte alle Arten von Interviews ab. Erst kurz vor seinem Tod traf er sich mit einem Journalisten zu einem Gespräch.[7]

Obwohl Albrecht seit den 1970er-Jahren der reichste Mensch Deutschlands war, existierten in den Medien keine Filmaufnahmen, lediglich drei ältere Fotos waren der Presse in Deutschland bekannt. Auf vielen Fotos wurde Karl Albrecht irrtümlich mit seinem 2010 verstorbenen Bruder Theo (Filmaufnahmen nach dessen Entführung 1971 sind vorhanden) verwechselt. Die einzige überlieferte (und authentische) geschäftliche Äußerung tätigte Karl Albrecht 1953 auf einem Treffen des Lebensmittelverbandes NRW. Er äußerte sich wie folgt über die Aldi-Prinzipien: „Seit 1950 verfolgen wir neben dem Grundsatz des kleinen Warenangebotes den des niedrigen Preises.“ Auch sein Tod wurde erst fünf Tage später, am Tag seiner Beisetzung, der Öffentlichkeit bekannt.[21]

Literatur

  • Kuhna, Martin: Die Albrechts. Auf den Spuren der ALDI-Unternehmer. Redline Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-86881-572-6.

TV-Dokumentation über die Geschichte der Familie Albrecht

  • Die Aldi-Story. Dokumentation, Deutschland, 2014, 45 Min., Buch und Regie: Sebastian Dehnhardt und Manfred Oldenburg, Produktion: ZDF, Erstsendung: 9. Dezember 2014
  • Die ALDI-Brüder. Dokudrama, Deutschland, 2018, 88 Min., Regie: Raymond Ley, Produktion WDR, Erstsendung: 22. Oktober 2018

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Einzelnachweise

  1. a b „Forbes“ Ranking. Bill Gates wieder reichster Mensch der Welt. In: manager-magazin.de. Manager Magazin, 3. März 2014, abgerufen am 4. Januar 2018.
  2. Martin Kuhna: Die Albrechts. Auf den Spuren der ALDI-Unternehmer. Redline Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-86881-572-6, S. 18 ff. u. S. 178 ff.
  3. Zu wenig Platz: Aldi schließt älteste Aldi-Filiale. In: spiegel.de. 21. September 2019, abgerufen am 17. Dezember 2023.
  4. Ende einer Ära: Aldi gibt Stammhaus in Essen auf. In: WAZ.de. 21. September 2019, abgerufen am 17. Dezember 2023.
  5. Aus diesem unscheinbaren Laden wurde ein Milliarden-Imperium - Jetzt wird er geschlossen. In: merkur.de. 29. November 2020, abgerufen am 17. Dezember 2023.
  6. Martin Kuhna: Die Albrechts. Auf den Spuren der ALDI-Unternehmer. Redline Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-86881-572-6, S. 26 ff.
  7. a b Mathias Müller von Blumencron: Ich habe Glück gehabt. In: faz.net (Hrsg.): Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 167, 22. Juli 2014, S. 18 f. (faz.net).
  8. Martin Kuhna: Die Albrechts. Auf den Spuren der ALDI-Unternehmer. Redline Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-86881-572-6, S. 31.
  9. Das Discounter-Prinzip. In: Die Welt. 17. Februar 2010, abgerufen am 20. November 2018.
  10. a b c Ruhr-Familien: Die Brüder Albrecht. In: derwesten.de. 12. September 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. September 2010; abgerufen am 28. Juli 2010 (erschienen in Ruhr Revue, Ausgabe 04/2009).; Ruhr-Familien: Die Brüder Albrecht. In: Ruhr Revue, Ausgabe 04/2009. WAZ.de, 12. September 2009, abgerufen am 16. Dezember 2023.
  11. Aldi Nord – Über uns – Abschnitt „100 Jahre Kaufmanstradition“. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Februar 2017; abgerufen am 16. Dezember 2023.
  12. Andreas Kemper: Soziale Herkunft und Klassismus. (jugendsozialarbeit.de, PDF, S. 4; 986 kB). Vortrag bei der Tagung „Soziale Herkunft und Bildung“, 15. Oktober 2013.
  13. Michael Freitag, Ursula Schwarzer: Platz für den Enkel In: Manager Magazin online 23. März 2006 (manager-magazin.de).
  14. Der Geheimniskrämer - Der Discount-Milliardär Karl Albrecht wird in diesen Tagen 90 Jahre alt - doch so genau weiß dies niemand. In: Badische Zeitung. 22. Februar 2010 (genios.de).
    Die dritte Seite, auf Genios.de (Paywall), abgerufen am 22. Februar 2010.
  15. Karl Albrecht wird 90: 90, reich und unauffindbar. In: wdr.de. 20. Februar 2010, abgerufen am 16. Dezember 2023: „beschäftigt sich der betagte Discount-Patriarch mit der Zucht von Orchideen, auch Golf soll zu seinen Hobbies gehören. Am Rand von Donaueschingen hatte Karl 1978 das Fünfsternehotel Öschberghof gebaut, in Sichtweite eines Aldi-Zentrallagers. Mit 27 Löchern hatte das Hotel damals den größten Golfplatz Deutschlands.“
  16. Christoph Schlautmann: Umbau des Öschberghofs: Golfhotel von Aldi-Gründer Karl Albrecht droht zum Millionengrab zu werden. In: handelsblatt.com. 25. Februar 2018, abgerufen am 16. Dezember 2023: „Der verstorbene Gründer von Aldi Süd ließ 1976 ein Golfhotel errichten.“
  17. Rolf Westermann: Wiedereröffnung: Grand Opening im Öschberghof. In: ahgz.de. 17. Mai 2019, abgerufen am 16. Dezember 2023: „Es gehört zu Aldi Süd, wurde 1976 gebaut, zunächst ‚Filiale 53‘ genannt, und nun für mehr als 55 Mio. Euro erweitert sowie auf den neuesten Stand gebracht. ‚Wir sind von einem schnuckeligen Landhotel zu einem internationalen Vorzeigeprojekt geworden‘, sagte der Geschäftsführer von Aldi Donaueschingen, Alexander Hengst, der AHGZ.“
  18. ALDi Brüderlich vereint. In: Wirtschaftswoche. 29. April 2003 (wiwo.de).
  19. Sören Jensen: Nachruf auf Theo Albrecht: Vater der reinen Discount-Lehre. In: Der Spiegel online. 28. Juli 2014 (spiegel.de).
  20. Florian Dickmann: Zum Tode von Aldi-Gründer Karl Albrecht: Meister des Discounts. In: spiegel.de. 21. Juli 2014, abgerufen am 11. Dezember 2023: „Im Januar 1997 kaufte Karl vorsorglich acht Grabstellen im städtischen Friedhof von Essen-Brederney.“
  21. a b Hans Jürgen Schulz: Aldi-Mitbegründer Karl Albrecht ist gestorben. In: lebensmittelzeitung.net. 21. Juli 2014, abgerufen am 11. Dezember 2023: „Er verstarb am vergangenen Mittwoch im Alter von 94 Jahren in Essen.“

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Erste Aldifiliale in Essen-Schonnebeck, Huestraße 89

Quelle: Eigene Aufnahme
Grab Karl Albrecht.jpg
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Das Grab des deutschen Unternehmers Karl Albrecht und seiner Ehefrau Mia geborene Tenbrink auf dem Friedhof Bredeney in Essen.