Karl & Faber Kunstauktionen

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH
RechtsformGmbH
Gründung1923
SitzMünchen, Deutschland Deutschland
LeitungRupert Keim
BrancheKunstauktionen
Websitewww.karlundfaber.de

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH ist ein 1923 in München gegründetes Kunstauktionshaus mit einer Spezialisierung auf bildende Kunst des 15. – 21. Jahrhunderts. Karl & Faber ist gemessen am Verkaufsvolumen das fünftgrößte Kunstauktionshaus Deutschlands.[1]

Allgemein

Karl & Faber Kunstauktionen am Amiraplatz in München

Das Haus beschäftigt Kunstexperten in vier Abteilungen: Alte Meister, 19. Jahrhundert, Moderne Kunst sowie Zeitgenössische Kunst. Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten ist die Provenienzforschung.

Karl & Faber hat seinen Hauptstandort in München. Daneben unterhält das Auktionshaus eine Niederlassung in Hamburg, eine Dependance in Düsseldorf sowie Repräsentanzen in Tegernsee, Basel, London, Italien sowie in Österreich und den USA.[2]

Am Hauptstandort München führt Karl & Faber sechs regelmäßige Auktionen pro Jahr durch, welche sich jeweils einem anderen Schwerpunktthema widmen. Die Auktionen sind öffentlich zugänglich und können live über das Internet verfolgt werden. Die bisher verkauften Loswerte lagen zwischen 500 und 975.000 Euro.[3]

Seit Frühjahr 2019 führt Karl & Faber Kunstauktionen ebenfalls sogenannte Online Only Auktionen durch.

Neben dem Auktionsgeschäft veranstaltet Karl & Faber Verkaufsausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Des Weiteren finden Vorträge und Podiumsdiskussionen statt. Seit 2008 vergibt die Firma gemeinsam mit der Stiftung der Kunstakademie München im Dreijahresrhythmus den Karl & Faber-Kunstpreis.

Im Jahr 2020 versteigerte das Auktionshaus Werke im Wert von knapp 20 Mio.€.[4]

Geschichte

1923 gründeten der Kunsthistoriker Georg Karl und der Germanist Curt von Faber du Faur das Auktionshaus Karl & Faber in München. Der Schwerpunkt des Kunst- und Literatur-Antiquariats lag zunächst auf Buchverkäufen und -versteigerungen. Die erste Auktion fand 1927 statt: Das Spitzenlos „Der abenteuerliche Simplicissimus“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen aus der Sammlung Victor Manheimer erzielte ein Ergebnis von 1750 Mark. 1939 stieg Curt von Faber du Faur aus dem operativen Geschäft aus und emigrierte in die USA, wo er zunächst als Gastlehrer an der Harvard University tätig war und schließlich 1944 Research Associate Professor in Yale wurde.

Georg Karl führte fortan die Geschäfte allein: In den Folgejahren fanden Auktionen wie etwa die Versteigerung von Büchern aus der Bibliothek des Augsburger Kaufmanns Markus Fugger oder von Werken aus der Sammlung der Fürsten Oettingen-Wallerstein statt. Die 25. und letzte Auktion der Kriegsjahre wurde im Jahr 1944 aus Sicherheitsgründen nach Murnau verlegt. In den Nachkriegsjahren wurde in der 30. Auktion des Hauses zum ersten Mal separat Kunst versteigert.

Louis Karl, der damals 19-jährige Sohn von Georg Karl, trat 1961 als Auktionator ein und übernahm das Unternehmen zehn Jahre später als alleiniger Inhaber. Er verlagerte den Schwerpunkt des Hauses von Buchverkäufen und -auktionen hin zu Kunstversteigerungen. Louis Karl zeigte außerdem regelmäßig Ausstellungen und versteigerte Sammlungen wie etwa 1981 die des Verlegers Reinhard Piper.

Im Jahr 2003 erwarben Rupert Keim und seine Familie das Unternehmen. Das Angebot an Zeitgenössischer Kunst wurde erweitert und diverse Repräsentanzen in Europa und den USA eröffnet. Bedeutende Auktionen der letzten Jahre waren beispielsweise die Auktionen der Sammlung Walter Bareiss (2007) oder die Auktion eines Teils der Sammlung Marvin und Janet Fishman (2010) bei der Objekte deutscher Kunst der 1920er und 30er Jahre versteigert wurden. 2015 folgte die Verlegung „Druckgraphik des deutschen Expressionismus“ aus der Expressionistensammlung Ahlers, Herford.

Auktionen

Zeitgenössische Kunst und Kunst nach 1945

Im Bereich der Zeitgenössischen Kunst und Kunst nach 1945 werden regelmäßig Werke von Künstlern wie Ernst Wilhelm Nay, Willi Baumeister, Gerhard Hoehme, Emil Schumacher, Fred Thieler oder Joseph Beuys versteigert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Handel mit Grafiken der Pop Art.

Moderne Kunst

Seit den 1950er Jahren finden Auktionen zu Werken der Modernen Kunst statt. Vertreter der Modernen Kunst, deren Arbeiten regelmäßig in den Auktionen zu finden waren, sind unter anderem: Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky, Gabriele Münter und Alfred Kubin sowie die sogenannten Brücke-Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Emil Nolde.[5] Neben Gemälden und Arbeiten auf Papier kamen auch Druckgrafiken und Skulpturen zum Aufruf. Ein bekanntes Gemälde, das durch Karl & Faber versteigert wurde, war Heinrich Campendonks „Mädchen mit Katze“.[6] Des Weiteren kamen auch andere Werke wie Bronzearbeiten (Max Beckmanns „Kriechende Frau“) Lithographien (Marc Chagalls „Daphnis und Chloe“) oder auch Pablo Picassos „Pinselzeichnung einer Frau mit Katze“ zur Versteigerung.[7]

Kunst des 19. Jahrhunderts

In diesem Bereich liegt das Hauptaugenmerk des Hauses auf süddeutschen Künstlern aus der Zeit um 1800, wie Franz und Wilhelm von Kobell, Johann Georg von Dillis und Cantius Dillis. 2007 wurde dem Haus eine Privatsammlung mit über 40 Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken Adrian Ludwig Richters sowie die Zeichnungssammlung des US-amerikanischen Sammlers Walter Bareiss, übergeben. Im Herbst 2008 wurde mit der Sammlung des Juristen Johann Nepomuk Seiler eine Sammlung von Zeichnungen und Druckgrafiken, die seit mehr als 120 Jahren nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen war, eingeliefert.

Alte Meister

Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte von Künstlern wie Albrecht Dürer, Martin Schongauer, Albrecht Altdorfer und Rembrandt van Rijn[8][9] wurden in den letzten Jahren versteigert. Das Angebot umfasst komplette druckgrafische Folgen, z. B. Dürers „Kleine Holzschnittpassion“ oder das „Marienleben“, wie auch Einzelblätter in Abzügen, etwa die Stiche „Melancolia I“ oder „Hieronymus im Gehäuse“. Ebenso werden Kupferstiche Martin Schongauers versteigert. Seit 2017 erscheint ein separater Auktionskatalog für die Druckgrafik der Alten Meister und des 19. Jahrhunderts. Ein weiterer Schwerpunkt der Abteilung liegt auf den Zeichnungen Alter Meister. In diesem Bereich wurden unter anderem Blätter von Giovanni Battista Tiepolo, Jusepe de Ribera und Claude Lorrain verkaufen. In jüngster Zeit konnte durch die Abteilung eine als anonymes Werk eingelieferte Predellentafel als Auftragsarbeit Fillipino Lippis für die Kirche von San Donato bei Florenz identifiziert werden.

Sonderauktionen

Zusätzlich zu den normalen Auktionen versteigert Karl & Faber ganze Sammlungen auf Sonderauktionen.

  • Jährlich im November: PIN.Party: Benefizauktion zugunsten der Pinakothek der Moderne in München
  • 2020: Tendenzen der Abstraktion
  • 2018: Reiz der Linie – Sammlung Preuss
  • 2017: Neuentdeckte Zeichnungen der Künstlerfamilie Dandini (Teil II)
  • 2016: Wilhelm Busch. Der Maler
  • 2016: Neuentdeckte Zeichnungen von Pompeo Batoni und der Künstlerfamilie Dandini (Teil I)
  • 2016: Space Oddity – NASA-Fotografien
  • 2015: Druckgraphik des deutschen Expressionismus mit Werken aus der Ahlers Collection
  • 2009: Sammlung Johann Nepomuk Seiler – Druckgraphik des 19. Jahrhunderts
  • 2007: Arbeiten auf Papier des 18. und 19. Jahrhunderts
  • 2005: Arbeiten auf Papier des 18. bis 20. Jahrhunderts

Verkaufsausstellungen und sonstige Veranstaltungen

Jedes Jahr veranstaltet Karl & Faber Verkaufsausstellungen moderner und zeitgenössischer Werke. Alle drei Jahre findet zudem die Preisträgerausstellung des Karl & Faber Preises der Stiftung Kunstakadamie München in den Auktionsräumen statt.

  • Juli 2019: Jürgen Zumbrunnen – Aus dem Nachlass Werke 1990 – 2015
  • Juni / September 2018: Gruppe SPUR: JETZT! Werke aus den Jahren 1958 bis 1965
  • März 2018: Klaus Fußmann zum 80. Geburtstag
  • Oktober 2017: Preisträgerausstellung: Karl & Faber Preis der Stiftung Kunstakademie München
  • September 2017: Werner Berges, Ensalada Mixta – Pop und andere Zutaten
  • Juli / August 2017: Gotthard Graubner, Aus Liebe zum Papier
  • März 2017: Theodor Werner – Spielraum der Seele (Verkaufsausstellung zugunsten der Pinakothek der Moderne in München)
  • März 2017: Heino Naujoks – Stationen

Neben Sonderauktionen und Verkaufsausstellungen veranstaltet Karl & Faber Sammler-Dinner, Talks und Symposien. Hierbei werden Themen wie das Kulturgutschutzgesetz, die Rolle der Frau in der Kunst, oder die Digitalisierung der Kunst behandelt.

  • 2020: Artist Talk mit KARL & FABER Kunstpreisträger Paul Valentin und Markus Gabriel am 18. September 2020, „Why the World does not Exist“
  • 2020: Hubertus Butin im Livestream | Künstler und ihre Fälschungen
  • 2020: Kunstgespräch am 11. Februar 2020, mit der Künstlerin Karin Kneffel und der Kunsthistorikerin Christiane Lange, moderiert von Cathrin Klingsöhr-Leroy (Franz Marc Museum)
  • 2019: Fair und gerecht? Restitution und Provenienz im Kunstmarkt. Praxis. Probleme. Perspektiven. Eine Tagung der Interessengemeinschaft Deutscher Kunsthandel unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, MdL.
  • 2018: Was ist Kunst wert? Talk in Kooperation mit der Fine Art Group mit Philip Hoffman, Peter Raue, Thaddaeus Ropac und Rupert Keim
  • 2018: Neujahrsempfang und Gespräch mit Mimi Dusselier und Bernard Soens
  • 2017: Vorbesichtigung & Gespräch mit Leiko Ikemura im Hetjens-Museum Düsseldorf
  • 2017: Abend mit Catherine Lampert (Kunsthistorikerin, Kuratorin und Modell von Frank Auerbach)
  • 2016: Das Kulturgutschutzgesetz – eine Positionsbestimmung
  • 2016: Frauen in der Kunst – Status quo und Perspektiven

In der 2020 gegründeten digitalen Talk-Reihe „KARL & FABER im Austausch“ unterhält sich die Geschäftsführung, Rupert Keim oder Sheila Scott, mit Experten aus der Kunstszene. Zu Gast waren bereits Lisa Zeitz (Chefredakteurin, Weltkunst), Thomas Girst (Cultural Engagement, BMW), Matthias Mühling (Museumsdirektor, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München), Sonja Lechner (Art Consulting) und Johann König (Galerist, König Galerie).

Weblinks

Belege

  1. Auktionshäuser: Größte in Deutschland nach Verkaufsvolumen im 1. Halbjahr 2015 | Statistik. Abgerufen am 16. Mai 2018.
  2. Standorte - Karl&Faber. In: Karl&Faber. (karlundfaber.de [abgerufen am 28. Mai 2018]).
  3. Mädchen mit Katze - Karl&Faber. In: Karl&Faber. (karlundfaber.de [abgerufen am 16. Mai 2018]).
  4. Sabine Spindler: Digitalisierung verhilft Karl & Faber zu Rekordumsatz. In: Handelsblatt. (handelsblatt.com [abgerufen am 23. Februar 2021]).
  5. Brita Sachs: Auktionen bei Karl & Faber: Malerstamm-Kurt am Tatort. In: FAZ.NET. 9. Juni 2015, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. Mai 2018]).
  6. Brita Sachs: Ergebnisse Karl & Faber: Kerker können teuer werden. In: FAZ.NET. 13. Juli 2017, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. Mai 2018]).
  7. Spitzweg bis Campendonk - WELTKUNST, das Kunstmagazin der ZEIT. In: WELTKUNST, das Kunstmagazin der ZEIT. 18. Mai 2017 (weltkunst.de [abgerufen am 15. Mai 2018]).
  8. Kunstauktionen: Rembrandt für 600 Euro? In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 16. Mai 2018]).
  9. Brita Sachs: Karl & Faber-Auktion: Orangen in Seidenpapier. In: FAZ.NET. 6. November 2017, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. Mai 2018]).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Karl und Faber Gebäude.jpg
Autor/Urheber: KF fcrljen, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Karl & Faber Kunstauktionen am Amiraplatz in München