Karl-May-Verlag

Im Karl-May-Verlag, der 1913 in Radebeul gegründet wurde, werden hauptsächlich Bücher von und um Karl May veröffentlicht. Angefangen mit der Reihe „Karl May’s Gesammelte Werke“ im grün-goldenen Einband über Reprints der Erstausgaben bis hin zu Bibliografien, Biografien und weiterer Sekundärliteratur zum Autor und dessen Werk.

Geschichte

Am 1. Juli 1913 gründeten Klara May (Witwe, Universalerbin und Nachlassverwalterin), Friedrich Ernst Fehsenfeld (Mays bisheriger Hauptverleger) und der Jurist Euchar Albrecht Schmid (als Geschäftsführer) den „Verlag der Karl-May-Stiftung Fehsenfeld & Co.“ in Radebeul, der ab 1915 den Namen „Karl-May-Verlag“ (KMV) trug. Verlagssitz war Schmids Villa. Ihnen gelang es, alle Rechtsstreitigkeiten wegen einiger Romane beizulegen und die Rechte an in anderen Verlagen erschienenen Werken (z. B. Union Deutsche Verlagsgesellschaft (Jugenderzählungen) und Verlag H. G. Münchmeyer, Dresden (Lieferungsromane)) zu erwerben. Diese Bände wurden in die bereits aus dem Verlag Fr. E. Fehsenfeld, Freiburg i. Br. stammende 33-bändige Reihe „Karl May’s gesammelte Reiseerzählungen“ eingegliedert. Diese Reihe wurde in „Karl May’s Gesammelte Werke“ (ab Band 91 mit dem Zusatz „und Briefe“) umbenannt und teilweise erhielten die Bände dabei neue Titel.

Dabei griff der Verlag zum Teil erheblich in die Textstrukturen ein. Insbesondere die Kolportage-Romane aus dem Münchmeyer-Verlag wurden deutlich überarbeitet, wobei auch schon Münchmeyer entsprechend den damaligen Verlagsgebräuchen stark in Mays Texte eingegriffen haben soll. Im Zuge der fortschreitenden Herausgabe immer weiterer Bände der Gesammelten Werke wurde auch immer wieder die Zusammenstellung in denjenigen Bänden geändert, die thematische Sammlungen von einzeln veröffentlichten Geschichten sind. Deshalb sind in Bänden mit identischem Titel und Nummerierung aus verschiedenen Jahrzehnten teilweise unterschiedliche Erzählungen enthalten. Die Bearbeitungen wurden von Euchar Albrecht Schmid, festen Mitarbeitern des Verlages und außenstehenden Karl-May-Anhängern vorgenommen. Besonders einflussreich waren Franz Kandolf, Rudolf Beissel und Max Finke. Auf die mehrfach öffentlich geäußerte Kritik an diesen Bearbeitungen (u. a. von Arno Schmidt) reagierte der KMV unter der Ägide von Roland Schmid mit der Rückbearbeitung der Bände 28–33 der Gesammelten Werke, die vornehmlich von Hans Wollschläger angeregt und durchgeführt wurden.

Zu den weiteren Zielen des KMV gehörten Mays Rehabilitierung gegenüber Literaturwissenschaft und Kritik sowie die Förderung der Karl-May-Stiftung.[1]

Im Karl-May-Verlag erschienen von 1920 bis 1933 die Karl-May-Jahrbücher, die seit 1918 von Friedrich Barthel herausgegeben wurden[2].

Seit dem vertraglichen Ausscheiden Fehsenfelds 1921 und der Trennung von der Karl-May-Stiftung (als Klara Mays Erbin) 1960, bei der Teile des Nachlasses an den Verlag übergingen,[3] liegt der KMV in den Händen der Familie Schmid. Auf Grund des Verhältnisses der Behörden in der SBZ und der DDR zu Karl May siedelte der KMV 1959 nach Bamberg über, ist aber seit 1996 auch wieder in Radebeul vertreten. Bände in "klassischer" Ausstattung erschienen auch schon vor 1959 in Bamberg. Verlagsnamen waren "Ustad Verlag", "Bayrische Verlagsanstalt". Die Reihe lief unter "Karl-May-Bücherei", Copyrightangabe "Joachim Schmid Verlag". Auf dem Buchrücken war "Ustad-Verlag" oder "Karl-May-Bücherei" vermerkt. Die Tausender der Gesamtauflage wurden weitergezählt. Mit Ablauf der urheberrechtlichen Schutzfrist 1963 verlor der KMV seine Monopolstellung. Es folgte eine forcierte Kommerzialisierung Mays. Der Name Karl May ist eingetragenes Warenzeichen der „Karl May Verwaltungs- und Vertriebs-GmbH“ des KMV.[4]

Nachdem sich Lothar Schmid 2007 aus Altersgründen aus der Geschäftsführung zurückgezogen hatte, wird der Verlag inzwischen vom Enkel des Verlagsgründers, Bernhard Schmid, geleitet. Der KMV ist einer der wenigen erfolgreichen monothematischen Verlage der Welt.

Karl May’s Gesammelte Werke (und Briefe)

Sämtliche Werke wurden vor der Herausgabe bearbeitet, wobei der teils erhebliche Umfang der Bearbeitungen und Umschreibungen (insbesondere bei den Bänden 50 bis 68) zu Kritik geführt hat.

BandTitelWerkzyklusJahr[5]
01Durch die WüsteOrientzyklus1913
02Durchs wilde Kurdistan
03Von Bagdad nach Stambul
04In den Schluchten des Balkan
05Durch das Land der Skipetaren
06Der Schut
07Winnetou IWinnetou-Trilogie
08Winnetou II
09Winnetou III
10Sand des Verderbens (früher: Orangen und Datteln)Sammelband: Orient, u. a. Marienkalendergeschichten
11Am Stillen OzeanSammelband: Südsee, Ostasien
12Am Rio de la PlataSüdamerika-Dilogie („El Sendador“)
13In den Kordilleren
14Old Surehand ISurehand-Trilogie (Haupthandlung)
15Old Surehand II (früher: Bd. 19 Old Surehand III)
16Menschenjäger (Im Lande des Mahdi I)Mahdi-Trilogie
17Der Mahdi (Im Lande des Mahdi II)
18Im Sudan (Im Lande des Mahdi III)
19Kapitän Kaiman (früher: Bd. 15 Old Surehand II)ehemals Surehand-Trilogie, nun Sammelband div. Wild-West-Geschichten
20Die Felsenburg (früher: Satan und Ischariot I)Satan-und-Ischariot-Trilogie
21Krüger-Bei (früher: Satan und Ischariot II)
22Satan und Ischariot (früher: Satan und Ischariot III)
23Auf fremden PfadenSammelband: u. a. Marienkalendergeschichten
24„Weihnacht!“
25Am Jenseits
26Der Löwe der Blutrache (Im Reiche des Silbernen Löwen I)Im Reiche des silbernen Löwen
27Bei den Trümmern von Babylon (Im Reiche des Silbernen Löwen II)
28Im Reiche des Silbernen Löwen (Im Reiche des silbernen Löwen III)
29Das versteinerte Gebet (Im Reiche des silbernen Löwen IV)
30Und Friede auf Erden
31Ardistan (Ardistan und Dschinnistan I)Ardistan und Dschinnistan
32Der Mir von Dschinnistan (Ardistan und Dschinnistan II)
33Winnetous Erben (Winnetou IV)Anschluss an die Winnetou-Trilogie
34„Ich“Autobiografie & biografische Texte1917
35Unter Geiernenthält Der Sohn des Bärenjägers und Der Geist des Llano Estacado1914
36Der Schatz im Silbersee1913
37Der Ölprinz1915
38Halbblut (Der schwarze Mustang)enthält zudem die Erzählungen aus Die Rose von Kaïrwan1917
39Das Vermächtnis des Inka1913
40Der blaurote Methusalem1914
41Die Sklavenkarawane1915
42Der alte DessauerGeschichten über Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau1921
43Aus dunklem TannErzgebirgische Dorfgeschichten
44Der Waldschwarze
45Zepter und HammerFortsetzungs- bzw. Doppelroman (ohne Übertitel)1926
46Die Juweleninsel
47Professor VitzliputzliHumoresken1927
48Das ZauberwasserSammelband: u. a. Marienkalendergeschichten
49Lichte HöhenHimmelsgedanken (Gedichte und Sinnsprüche), Babel und Bibel (Drama)1956
50In Mekka (von Franz Kandolf)Fortsetzung von Am Jenseits1923
51Schloss RodrigandaWaldröschen1924
52Die Pyramide des Sonnengottes (früher: Vom Rhein zur Mapimi)
53Benito Juarez
54Trapper Geierschnabel1925
55Der sterbende Kaiser
56Der Weg nach WaterlooDie Liebe des Ulanen1930
57Das Geheimnis des Marabut
58Der Spion von Ortry
59Die Herren von Greifenklau
60Allah il Allah!Orient-Roman, bearbeitete Episoden aus Deutsche Herzen – Deutsche Helden1931
61Der DerwischDeutsche Herzen – Deutsche Helden (Haupthandlung)1933
62Im Tal des Todes1934
63Zobeljäger und Kosak1934
64Das BuschgespenstTeile aus Der verlorne Sohn1935
65Der Fremde aus Indien1939
66Der PeitschenmüllerTeile aus Der Weg zum Glück (Roman um König Ludwig II. von Bayern)1958
67Der Silberbauer1959
68Der Wurzelsepp1960
69Ritter und RebellenEpisoden aus Der beiden Quitzows letzte Fahrten
70Der WaldläuferKarl Mays Bearbeitung des Romans Le Coureur de Bois von Gabriel Ferry1959
71Old FirehandSammelbände: Frühwerk1967
72Schacht und Hütte1968
73Der HabichtTeil aus Der Weg zum Glück1967
74Der verlorene SohnTeile aus Der verlorne Sohn1985
75Sklaven der Schande1993
76Der Eremit1994
77Die Kinder des HerzogsTeil aus Waldröschen1995
78Das Rätsel von MiramareTeile aus Der Weg zum Glück und Deutsche Herzen – Deutsche Helden1996
79Old Shatterhand in der HeimatSammelband: u. a. Fragmente und Illustrationenstexte1997
80Auf der See gefangenAbenteuerroman und zwei Wildwest-Geschichten (zeigen Entwicklung der Winnetou-Figur)1998
81Abdahn EffendiSammelband: Spätwerk2000
82In fernen ZonenReisetagebuch und Beiträge zu Mays Weltreisen1999
83Am MarterpfahlProzess- und Verteidigungsschriften2001
84Der Bowie-PaterSammelband: Frühwerk2003
85Von Ehefrauen und EhrenmännernProzess- und Verteidigungsschriften2004
86Meine dankbaren Leser2005
87Das Buch der Liebe2006
88Deadly Dustjeweils zwei Wildwest-Erzählungen – Urfassungen von Teilen von Winnetou III (Bd. 88), Winnetou II und Episode aus Deutsche Herzen – Deutsche Helden (Bd. 89)2008
89Im fernen Westen2011
90Verschwörung in WienTeile aus Der Weg zum Glück und Der verlorne Sohn, Humoresken, Fragmente2014
91Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld I2007
92Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld II2008
93Briefwechsel mit Sascha Schneider2009
94Briefwechsel mit Joseph Kürschner2013
95Briefwechsel mit seinen „Kindern“ I2020
96Briefwechsel mit seinen „Kindern“ II2020

Des Weiteren enthält die Reihe zahlreiche unnummerierte Sonderbände, die entweder Anthologien, Sachtexte zu May oder Fremdtexte enthalten. Erwähnenswert ist der Großband Karl May und die Musik, der Mays Kompositionen (u. a. Ernste Klänge) enthält.

Karl Mays magischer Orient

2016 wagte der Karl-May-Verlag mit der Reihe Karl Mays magischer Orient[6] einen Ausflug in die Fantasy. Eine Gruppe Autoren führt darin den Orientzyklus Karl Mays mit phantastischen Elementen und Fabelwesen unter der Herausgeberschaft von Thomas Le Blanc fort. Folgende Werke sind bis dato erschienen:

Anthologie:

Bände:

  1. Im Banne des Mächtigen 2016, Alexander Röder
  2. Der Fluch des Skipetaren 2016, Alexander Röder
  3. Der Sturz des Verschwörers 2017, Alexander Röder
  4. Die Berge der Rache 2017, Alexander Röder
  5. Sklavin und Königin 2018, Alexander Röder, Karl-Ulrich Burgdorf, Friedhelm Schneidewind und Jacqueline Montemurri; Prolog: Thomas Le Blanc, Epilog: Tanja Kinkel
  6. Auf der Spur der Sklavenjäger 2018, Alexander Röder
  7. Der Herrscher der Tiefe 2019, Jacqueline Montemurri, Epilog: Bernhard Hennen
  8. Das magische Tor im Kaukasus 2019, Friedhelm Schneidewind, Epilog: Bernhard Hennen
  9. Das Geheimnis des Lamassu 2020, Jacqueline Montemurri, Epilog: Nina Blazon

Weitere Autoren des Verlages

Literatur

  • Lothar und Bernhard Schmid (Hrsg.): Der geschliffene Diamant. Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul 2003, ISBN 3-7802-0160-7
  • Berhard Schmid und Jürgen Seul (Hrsg.): 100 Jahre Karl-May-Verlag. Verlagsarbeit für Karl May und sein Werk (1913-2013). Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul 2013, ISBN 978-3-7802-0276-5

Weblinks

Anmerkungen

  1. Jürgen Wehnert: Der Karl-May-Verlag. In: Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. 2. erweiterte und bearbeitete Auflage. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-1813-3. S. 554 ff.
  2. Wilhelm Kosch u. a. (Hg.): Deutsches Literaturlexikon. Das 20. Jahrhundert. Bd. 1: Aab-Bauer. De Gruyter Verlag, Berlin 2000. ISBN 3-908255-01-5. S. 649
  3. René Wagner: Karl-May-Stiftung (Radebeul). In: Ueding, Karl-May-Handbuch, S. 549 ff.
  4. Jürgen Wehnert: Der Karl-May-Verlag. In: Ueding, Karl-May-Handbuch, S. 554 ff.
  5. Im genannten Jahr erstmals im Karl-May-Verlag innerhalb der Gesammelten Werke erschienen.
  6. http://magischer-orient.karl-may.de/