Karl-May-Rezeption von 1933 bis 1945

Die Karl-May-Rezeption von 1933 bis 1945 war eine schwierige, zweischneidige Angelegenheit. Persönliche Verehrung Karl Mays auf der einen Seite – ideologische Anpassungsprobleme, Missbrauch[1] und zweifelhafte Bearbeitung[2] seiner Schriften auf der anderen Seite. Wie groß der Einfluss Mays auf Adolf Hitler war, ist umstritten.

Für den Karl-May-Verlag war es eine erfolgreiche Zeit: Der Absatz der May-Bände stieg auf 9,3 Millionen (1945).[3]

Einen wesentlichen Anteil an der steigenden Popularität der Werke Mays hatten die Karl-May-Festspiele, die seit 1938 auf der Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz mit großem Erfolg stattfanden.

Hitlers Begeisterung für Karl May

Als Karl May am 22. März 1912 im Wiener Sofiensaal seinen Vortrag Empor ins Reich der Edelmenschen! hielt, lebte Hitler als arbeitsloser Kunstmaler in Wien. Ein Besuch Hitlers bei Karl Mays Vortrag ist unbewiesen, wird aber von Biografen beider Männer gelegentlich angenommen.[4]

Hitlers Protokollführer Henry Picker erwähnt folgende Begebenheit aus Hitlers Jugend:

„Schon in der ersten Realschulklasse blieb Hitler ,sitzen‘, die anderen drei schaffte er zum Teil nur mit Wiederholungsprüfungen. Auch 32 Stockhiebe seines Vaters brachten keine Besserung; er rekapitulierte Karl May und brachte den Vater durch lautes Mitzählen der einzelnen Schläge aus dem Konzept.“[5]

Hitlers Architekt und Freund, der Rüstungsminister Albert Speer, beschreibt eine Fahrt zu den Linzer Panzerwerken. Da er noch einige Zeit hatte, zeigte Hitler Speer das Linz seiner Jugend.

„Er zeigte uns ein Hotel nahe der Donau, in dem Karl May, wie Hitler sich erinnerte, im Jahre 1901 fast zwölf Monate lang gewohnt hatte.“[6]

Zum Lesestoff Hitlers zählten nachweislich (auch) die in seinen Bibliotheken in der Berliner Reichskanzlei, auf dem Obersalzberg und in seiner Münchener Privatwohnung[7] vorhandenen Werke Mays. Insbesondere für die Indianer- und Orientgeschichten gilt:

„Sein Leben lang griff Hitler immer wieder gerne zu Karl May, dessen Abenteuer, wie er selbst sagte, ihm in angespannten Situationen Trost spendeten.“[8]

In den ersten Monaten nach seiner Ernennung zum Reichskanzler verfiel Hitler in eine Art Müßiggang und las fast alle (damals waren es 60) Bände, von denen er im Krieg später behauptete, dass sie ihm die Augen für die Welt geöffnet hätten.[9]

1933 schrieb der Zeitungsreporter Robert Achenbach nach einem Besuch auf dem Obersalzberg:

„Auf einem Bücherbord stehen politische und staatswissenschaftliche Werke, einige Broschüren und Bücher über die Pflege und Zucht des Schäferhundes, und dann – deutsche Jungens, hört her! Dann kommt eine ganze Reihe Bände von – Karl May! Der Winnetou, Old Surehand, der Schut, alles liebe Bekannte.“[10]

Bei der Ausarbeitung des Angriffs auf die belgische Festung Eben-Emael Ende Oktober 1939 schlug Hitler der Generalität vor, ein Abwehrbataillon in holländischen Uniformen aufzustellen: „Uniform ist in Kriegszeiten immer die beste Tarnung.“ Allerdings sei es notwendig, dass die Führer des Stoßtrupps in Sprache, Kleidung und im Benehmen von holländischen Polizeioffizieren nicht zu unterscheiden sind. Er schimpfte über die Unfähigkeit der Generäle, solche Gedanken zu entwickeln: „Sie hätten mehr Karl May lesen sollen!“[11]

Der Schriftsteller Klaus Mann schrieb (auch auf Grund dieses Zitates) im amerikanischen Exil unter dem Titel Cowboy – Mentor of the Führer:

„A whole generation grew brutish and run wild – partly through the evil influence of Karl May […] The Third Reich is Karl Mays ultimate triumph, the ghastly realization of his dreams.
Eine ganze Generation wurde brutal und rastete aus – teilweise durch den bösen Einfluss Karl Mays […] Das Dritte Reich ist Karl Mays endgültiger Triumph, die entsetzliche Realisierung seiner Träume.“[12]

Diese skurrile Fehleinschätzung wurde von anderen ins Exil gezwungenen Schriftstellern zurechtgerückt. Carl Zuckmayers Tochter Maria Winnetou (mit Zweitnamen so genannt von ihrem Karl-May-begeisterten Vater) erhielt einen „offenen Brief“ des österreichischen Schriftstellers Roda Roda, einem Freund der Familie. Sie war nämlich im Alter von zwölf Jahren auf eine Ausbürgerungsliste der Nationalsozialisten gesetzt worden. Er schrieb öffentlich an die so Geächtete: „Oder haben Sie „Mein Kampf“ geschrieben? Räubereien gestiftet und begangen? Dann freilich wäre die Acht und Aberacht verdient.“[13]

May hatte sich 1906 negativ über Rassismus und Nationalismus geäußert.[14] Insofern erinnerten sich May-Kritiker in der damaligen Zeit mit Recht an weltanschauliche Überzeugungen in seinen Schriften, die mit dem Nationalsozialismus nicht vereinbar waren. So urteilte etwa der Lehrer Wilhelm Fronemann in seinem zehnseitigen Schreiben vom 20. Juli 1938 an das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda:

„Karl May ist ein fanatischer Gegner des Rassegedankens […] Wenn man daneben hält, daß May Mischehen immer wieder schildert […] und etwa in ,Und Friede auf Erden‘ der reiche Engländer Raffle eine Chinesin heiratet, die durch ihren Liebreiz die ganze adelsstolze Familie, die über die Mißheirat empört war, bezaubert, so kann man, ohne Widerspruch befürchten zu müssen, feststellen, daß Karl Mays krause Gedankenwelt zur Weltanschauung des Dritten Reiches paßt wie die Faust aufs Auge.“[15]

1984 urteilte der Literaturwissenschaftler Gunter Scholdt: „Nicht der May-Einfluss auf Hitler, sondern der unzulängliche May-Einfluss ist somit das eigentlich Fatale!“[16]

Der Historiker Roman Töppel kam bei einer Untersuchung der Quellen für den Rassismus in Hitlers Mein Kampf zu dem Ergebnis, Mays Einfluss auf Hitler sei „stark überschätzt“ worden.[17]

In dem am 29. November 1997 in Dortmund uraufgeführten Theaterstück Tumult auf Villa Shatterhand von Daniel Call treffen May und Hitler aufeinander: Umsorgt von seiner Frau Klara und der Ex-Frau Emma verbringt Karl May seine letzten Tage in der Villa „Shatterhand“. Vor den Besuchern Adolf Hitler und etlichen Radebeulern flieht er in seine Traumwelten, bis ihn der Tod in die „ewigen Jagdgründe“ versetzt.[18]

Kulturpolitische Stimmen für und gegen Karl May

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland im Januar 1933 führte zu einschneidenden Veränderungen im gesamten gesellschaftlichen Leben. Auch auf dem Gebiet der Literatur[19] brachte sie „eine völlig neue Dimension staatlicher Verfügungsgewalt, indem sie kulturelle Traditionslinien, gewachsene Organisationsstrukturen, Institutionen und Verbände vernichtet, Schriftsteller und ihre Werke verbietet, vertreibt und ermordet“.

Für Karl Mays Werk musste diese neue, nationalsozialistische Zeit eigentlich große Schwierigkeiten mit sich bringen. Mays Eintreten für Frieden und Völkerverständigung und gegen Rassismus passte nicht zu den Zielen der neuen Machthaber. Sein warmherziges Eintreten für alle unterdrückten Völker, sein Pazifismus im Spätwerk, seine Freundschaft mit Bertha von Suttner standen im Gegensatz zu den neuen Normen und Ansichten.

So war es eigentlich ein großes Glück, dass Mays Werke nicht auf dem Scheiterhaufen der Bücherverbrennung im Mai 1933 landeten. Denn unverhofft wurde Adolf Hitler mit Karl May in Verbindung gebracht. Am 23. April 1933 schrieb Oskar Robert Achenbach in der Münchner NSDAP-Parteizeitung Sonntag-Morgenpost über einen Besuch in Hitlers „Berghof“ auf dem Obersalzberg:

„Auf einem Bücherbord stehen politische und staatswissenschaftliche Werke, einige Broschüren und Bücher über die Pflege und Zucht des Schäferhundes, und dann – deutsche Jungens, hört her! dann kommt eine ganze Reihe Bände von – Karl May!“[20]

Mit dieser Veröffentlichung war Karl May als Lieblingsschriftsteller Hitlers „entlarvt“, und gleichzeitig zu einer offiziellen Angelegenheit im neuen Staat geworden.

Zweischneidiges Lob

Im März 1934 wiederholte Bernhard Scheer[21] im örtlichen Parteiorgan National-Zeitung (Siegerländer Ausgabe) den Bericht Achenbachs und baute ihn zu einem Appell an die deutschen Jungen aus:

„Was unser Führer in seiner Jugendzeit gelesen hat, das muß jeden deutschen Jungen und vor allem jeden Hitlerjungen begeistern. Was echte Jungen gerne lesen, ist immer gut, Faules und Schlechtes schaltet sich bei unserer gesunden deutschen Hitlerjugend von selbst aus. Und in jedem frischen Hitlerjungen steckt doch ein Stück Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi!
Tapferkeit, Edelsinn, Pflichtbewußtsein, Entschlußkraft, Mut, innere Sauberkeit, Bereitschaft zu sozialer Hilfe, Glaube an Gott und Vaterland, Heimatgefühl, Blutstärke, Liebe zu den Eltern, Vertrauen auf die eigene Kraft, Glaube an die Echtheit des eigenen Wesens, Treue und Gehorsam dem Führer sind die großen Tugenden, die die Mayschen Helden auszeichnen. ... Karl May schuf in seinen Werken solche deutschen Edelgestalten, wie sie unser Führer in jedem Volksgenossen sehen will. ... Karl May ist die Lektüre der rauhen Wirklichkeit, wie wir sie gerade heute erleben. Kampf, keine Furcht ... bis zum großen und sicheren Siege!“[22]

Am 8. September 1933 war in der in Berlin herausgegebenen Zeitschrift Der Beamtenbund zu lesen gewesen:

„... Schon aus den erbitterten Anfeindungen und den im Gegensatz dazu begeisterten Schwärmereien für Karl May erkennt man, daß etwas Großes in ihm stecken muß – das Mittelmäßige wird auch viel gelesen, aber nicht weiter gelobt oder getadelt und schnell wieder vergessen. Und wahrlich, etwas ganz Großes, Starkes und für die deutsche Jugend Wichtiges und Wertvolles bedeutet Karl Mays Werk. Fast möchte man behaupten, die deutsche Jugend ist jetzt erst zu ihm herangewachsen. Er schrieb seiner Zeit voraus und verkündete schon vor einem Menschenalter den nationalsozialistischen deutschen Menschen der Zukunft oder vielmehr: er gestaltete in seinen Büchern den ewigen Deutschen, der aus der Tarnung als deutscher Michel erst wieder vom Führer Adolf Hitler entzaubert werden mußte, um nun als Nationalsozialist das Dritte Reich der Helden und Edelmenschen zu schaffen ...“[23]

Der bayrische Kultusminister und Reichsleiter des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) Hans Schemm sagte auf einer Schulungstagung im Januar 1934:

„Zum deutschen Buben und Mädel gehört mehr als die sogenannte Schulbravheit, nämlich Mut, Initiative, Schneid, Abenteuerlust und Karl-May-Gesinnung!“[24]

Im „Kampf- und Werbeblatt der SS“ Das Schwarze Korps wurde in der Silvesterausgabe 1936 ein Artikel Zwischen den Zeilen abgedruckt, der May und Hitler in manchen Aspekten ihrer Biographie nebeneinander stellte. Vor allem ging es um den journalistischen „Rufmord“, der an May praktiziert und an Hitler versucht wurde.[25]

Zum 25. Todestag Karl Mays am 30. März 1937 erschienen mit einer Börsenblatt-Anzeige des Karl-May-Verlages und – ein Vierteljahr später – mit einem anonym verfassten Gedenkartikel „Wer war uns Old Shatterhand?“ im Schwarzen Korps zwei Artikel, die heute sowohl wegen ihres Inhalts (gegen Freimaurerei und Marxismus, für „gesunden Nationalismus“) als auch wegen ihres Kontextes als ethisch fragwürdig gelten, damals jedoch der Verteidigung des immer wieder heftig angegriffenen Karl May dienten.[26]

Zum 25-jährigen Jubiläum des Karl-May-Verlages 1938 erschien ein „Bekenntnis zu Karl May“, verfasst von Heinrich Zerkaulen:

„... Von dem Augenblick an, da Karl May zu Radebeul in der Villa ,Shatterhand‘ an der Seite seiner tapferen und verstehenden Lebensgefährtin Klara Ziel und Rast irdischer Wanderung gefunden – von diesem Augenblick an gab es nur noch ein einziges Gutmachenwollen in seinem Handeln, so, als habe er bei Lebzeiten noch allen späteren Angriffen seiner Feinde die Spitze abbrechen wollen.

Seine wirklich ausgeführten Reisen in die ehemals erträumten Länder seiner Phantasie geben davon ebenso sehr Zeugnis wie die Gründlichkeit, mit der er seine Reiseschilderungen wissenschaftlich unterbaute an Hand seiner heute noch durch eigene Eintragungen dokumentarischen Bibliothek.

So allein läßt sich die Magie erklären, die von dem Gestalter Karl May bis zum heutigen Tag ausgeht: dieser Mann kam aus dem Volk und nicht aus der Literatur. Sein Studium war das Leben, seine Hochschule der Kampf. Er war ein Priester jenseits der Theologie, ein Feldherr ohne Armee, ein Gläubiger ohne Dogma, ein Liebender aus Berufung, nicht aus Selbstzweck.

Man hat in das Leben Karl Mays mit großen und kleinen Lampen hineingeleuchtet, es gab nichts, das man ihm nicht vorgeworfen hätte. Er ist zeit seines Lebens ein Einsamer geblieben, um nach seinem Tode getragen zu werden von der Liebe des Volkes. Er war der erste, dem man den Namen eines Volksschriftstellers gab, um ihn und sein Werk herabzusetzen.

Die solches taten, sie ahnten nicht, daß sie ihm damit einen unsterblichen Ehrentitel verliehen.“

Heinrich Zerkaulen[27]

Zwiespältige Kritik

Die Tatsache, dass Karl Mays Schriften wieder verstärkt Anerkennung fanden, musste zwangsläufig Wilhelm Fronemann[28] als den schärfsten May-Kritiker dieser Zeit erneut auf den Plan rufen. Am 15. April 1933 wandte er sich mit einer 13-seitigen Denkschrift an den bayrischen Kultusminister Schemm. Darin bekannte er sich zu den politischen Zielen der Nationalsozialisten und forderte „detaillierte ... Säuberung und Umbau der Schülerbüchereien, staatliche Zensur, amtliche Jugendschriften-Verzeichnisse, Gleichschaltung der Lehrerprüfungsausschüsse für Jugendschriften“[29] usw. Der 'Schundliteratur' will er mit einem 'Ermächtigungsgesetz' beikommen. Doch Fronemanns Bemühen war zunächst vergeblich.

Am 3. August 1933 beschloss die Reichsleitung des NSLB „die Aufnahme Karl Mays in den Katalog guter Jugendschriften“[30]. Daraufhin schrieb Fronemann am 16. November 1933 an den NSLB, „May sei 1. ein 'leidenschaftlicher Verfechter einer weitgehenden Rassenmischung aus ganz sentimentalen Menschlichkeitsgründen' und 2. ein 'leidenschaftlicher Verteidiger eines verwaschenen Pazifismus' gewesen“.

An Schemm schrieb Fronemann am 22. Februar 1934: „Dieser Karl May war doch Marxist und Mitarbeiter des 'Vorwärts', Pazifist und begeisterter Anhänger der Bertha von Suttner, er befürwortete jede Rassenmischung ...“ Fronemann stellte Schemms Äußerung von der „Karl-May-Gesinnung“ als seine Meinung gegenüber: „Karl May paßt zum Nationalsozialismus wie die Faust aufs Auge!“[31]

In einem Artikel der Kölnischen Zeitung vom 1. September 1934 ging Fronemann dann endgültig zu weit, indem er die May-Begeisterung der Nationalsozialisten öffentlich kritisierte. Der NSLB fasste dies als eine politische Sache auf und verwarnte Fronemann am 19. November 1934: „Wir können uns nicht entsinnen, daß Sie vor der nationalsozialistischen Revolution Karl May aus diesen Gründen bekämpft haben ...“ Fronemann startete danach nur noch wenige Versuche, Mays Ansehen zu kritisieren.

Am 25. Juni 1938 ordnete Goebbels Propaganda-Ministerium an, „daß Angriffe auf die Bücher Karl Mays unerwünscht seien“. Es gab noch einen energischen Versuch Fronemanns zur Ausschaltung Mays, dann schwieg dieser Kritiker – für einige Jahre.

Nach dem Krieg drehte er seine Argumentation gegen May um und befand, dass „die raffinierten Quälereien, die Karl May häufig schildert, an den Foltermethoden der SS nicht unschuldig sind“[32]. An anderer Stelle stellte er fest: „Weiß Gott, die SS hat ihre Karl-May-Gesinnung auf den Wegen ihrer Taten zur Genüge bewiesen und ihre Lehrmeister waren ihres Helden Karl May gleichfalls würdig.“[26]

Stimmen aus dem Exil

Die Anerkennung, die Mays Werk in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland fand, brachte im Gegenzug eine fast einhellige Ablehnung bei den im Exil lebenden deutschen Schriftstellern hervor. Bei aller verständlichen Kritik wurde hier meist unsachgemäß und tendenziös geurteilt. In einer Gleichsetzung von Karl-May-Kritik und Faschismus-Kritik wurde Karl May vollkommen überzogen und falsch zum ideologischen Vorbereiter des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges abgestempelt. So schrieb Sally Grosshut in der Exil-Zeitschrift Orient 1942:

„Er hat unzweifelhaft im deutschen Volk gewirkt ... Wird die Jugend nach diesem Kriege ebenso begeistert sein, wenn sie hören wird, dass SS, Gestapo, fünfte Kolonne, ... nur Spielarten der Apachen, Sioux deutscher Prägung waren? ... Hitler verstand, wie er Karl May völkisch zu interpretieren hatte ...“[33]

Schon 1940 hatte Klaus Mann in den USA über das Verhältnis Hitlers zu Mays Werken geäußert, Hitler „fühlte sich völlig zu Hause in diesem fragwürdigen Labyrinth eines krankhaften und infantilen Hirns“, er „bewunderte in Old Shatterhand am meisten dessen Gemisch aus Brutalität und Heuchelei“ und „gewann die Überzeugung: Ja, so muß man sein.“ Klaus Mann schlussfolgerte: „Es ist kaum übertrieben zu behaupten, daß Karl Mays kindische und kriminelle Hirngespinste in der Tat – obschon auf Umwegen – den Gang der Weltgeschichte beeinflußt haben.“[34]

Johannes R. Becher schrieb 1943, „daß niemand von uns dagegen Einspruch erheben dürfte, daß Hitler ... Karl May zu seinem Berghofschriftsteller ernannt hat“[35]. Und 1945: „Auch die Vorliebe Hitlers für Karl May kommt nicht von ungefähr.“ Gerade diese Äußerungen stellten deutliche Vorzeichen für die Beurteilung Mays nach 1945 im Osten Deutschlands dar.

Ganz anders dagegen Ernst Bloch, der schon 1929 Karl May für „einen der besten deutschen Erzähler“[36] hielt, in seinem aus dem Zürcher Exil geschriebenen, Aufsehen erregenden Buch gegen den Nationalsozialismus Erbschaft dieser Zeit 1935:

„Ein sehnsüchtiger Spießbürger, der selbst ein Junge war, durchstieß den Muff seiner Zeit. Er kolportierte nicht die Ideale des Bürgertums (feine Leute, Salonglanz), auch nicht die Rittergeschichten aus dem Biedermeier. Sondern er kolportierte nochmals den Indianerroman aus der Zeit Coopers, der revolutionären Ideale (als die Wilden noch bessere Menschen waren). Der Flitter des Jahrmarkts kam hinzu, der echte Budenorient, wie er zur Kolportage gehört, damit sich die Freizügigkeit nicht in kruder Natur erschöpfte, sondern färbt und in Traumschichten spiegelt. Fast alles ist nach außen gebrachter Traum der unterdrückten Kreatur, die großes Leben haben will ...“[37]

Nationalsozialistische May-Rezeption

Auf Grund der persönlichen Vorlieben einiger politischer Größen wie Hitler, Schemm, Goebbels und Mutschmann versuchten die NS-Ideologen, May für ihre eigenen Ziele zu missbrauchen. Auch wenn May in manchen Punkten zwar konservativ war, politisch eifernd war er nicht und schon gar nicht faschistisch. Seine Werke ließen sich auch nicht total annektieren. Karl May gehörte auch schon zu sehr zur kulturellen Tradition und war zu populär, als dass er noch hätte unterdrückt werden können. Das einzige, was den neuen Machthabern übrigblieb, war, die Rezeption Mays in ihrem Sinne zu lenken.

Im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel gab es im Jahre 1935 eine Grundsatzdiskussion um die neu zu schaffende Unterhaltungsliteratur. In einem Rückblick auf die Abenteuerliteratur wurde Karl May besonders erwähnt. Unter Ausschaltung seiner Lebensgeschichte wurde dabei Mays Werk akzeptiert, mit gewissen Einschränkungen:

„Die unbändige Lust am Fabulieren verführt May häufig zu unmöglichen Überspitzungen und phantastischen Übersteigerungen. Hinter den zahlreichen Abenteuern … steht nicht immer ein ernsthaftes Ziel, ein verständlicher Sinn. Auch May ist ja keineswegs frei von Moralitäten …“[38]

Insgesamt wurde das Fehlen einer neuen, nationalsozialistischen Unterhaltungsliteratur beklagt.[39]

In welchem schwierigen kulturpolitischen Fahrwasser sich ein Unternehmen wie der Karl-May-Verlag (KMV) in dieser nationalsozialistischen Zeit bewegen musste, zeigt ein Briefwechsel des Verlagsleiters mit Vertretern der Reichsjugendbücherei. So bedankten sich deren Leiter Fritz Helke und der Kurator Karl Hobrecker in einem Schreiben vom 29. Juni 1939 an Euchar Albrecht Schmid für die Übersendung der KMV-Festschrift zum 25-jährigen Verlagsjubiläum[40]. In die Dankeszeilen mischen sich mahnende Worte:

„Bei einem so umfangreichen schriftstellerischen Schaffen wie dem Karl Mays ist es an sich selbstverständlich, daß die einzelnen Bände qualitativ auf verschiedenen Stufen stehen. Ja, wir meinen, daß nur eine verhältnismäßig kleine Zahl dieser Bände für alle Zeiten Bedeutung erhalten wird, sofern sie eine gewissenhafte Bearbeitung erfahren. Eine weitere verdienstvolle Aufgabe scheint uns darin zu liegen, das umfangreiche Gesamtwerk nach und nach unter strenger Sichtung von all den Schlacken zu säubern, die ihm notwendigerweise anhaften müssen. Wir glauben, Ihnen diese unsere kritische Auffassung anläßlich des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des Verlages sagen zu müssen und zwar um der kulturpolitischen Verantwortung willen, die wir der Zukunft gegenüber tragen.“

Am 8. September 1939 antwortete E. A. Schmid mit bedachten, aber auch selbstbewussten Worten:

„Also, ich tue, was ich kann, und das, was Sie mit Ihrem freundlichen Schreiben anregen, ist bereits seit Jahrzehnten im Gang. Karl Mays Schrifttum wird fortwährend von allen ‚Schlacken‘ befreit, soweit das in meiner naturgemäß etwas abgekämpften Macht liegt. Das Gesamtwerk Karl Mays ist gewiß wie das jedes andern literarischen Schöpfers nicht einheitlich zu beurteilen, doch glaube ich, daß sich die meisten Bände und bis weit hinaus sogar alle behaupten können. Beweis scheint mir die Tatsache, daß immer weiter neue Übersetzungen in allen Kultursprachen veranstaltet werden und daß auch die deutschen Neuauflagen schon seit Jahren mehr als Doppelte, zuweilen das Dreifache dessen betragen, was sie zurzeit des Höhepunktes seines eigenen Lebens erreichten.“[41]

In einem Beitrag von Wilhelm Stölting[42] in der Bücherkunde[43] 1943 wurde die May-Rezeption des Dritten Reiches in ihrer ganzen Tragweite und mit allen Problemen noch einmal deutlich: An May wird eine „Vernachlässigung des Stils“ kritisiert. „Mays Werk ist deshalb nicht Dichtung, im Sinne veredelnder Verdichtung des stofflichen Gehaltes, sondern epische Schilderung mit Mitteln der Umgangssprache.“ Stölting konstatierte:

„Bücher … , die erst nach weiterer Befreiung von unnötigem Ballast für uns genießbar bleiben … / … empfinden wir kleinere konfessionell gebundene Arbeiten wie auch seine Gedichte als Zeugnisse einer Zeit und Haltung, die der unseren sehr fern stehen. Fremd erscheinen uns auch … die Dorfgeschichten … / Der Gedanke, das Werk eines Dichters nach seinem Tode verbessern zu wollen, liegt uns fern … / Karl May aber ist kein Dichter … / … wir stimmen … der Bearbeitung zu und erblicken in ihr einen weiteren Grund, die … Bände Mays zu schätzen.“

Aus diesem Grund waren auch manche Bände der Gesammelten Werke (Ardistan und Dschinnistan, Lichte Höhen) jahrelang nicht im Verlagsangebot. Eine durchgehende faschistische Bearbeitung von Mays Werken fand jedoch nicht statt, bearbeitet wurde nur partiell.

Weitere Ereignisse

Letzte Jahrbuch-Beiträge

Mit dem Jahrgang 1933[44] wurde das Erscheinen der Karl-May-Jahrbücher eingestellt, „um das Thema Karl May aus ideologischen Diskussionen möglichst herauszuhalten“[45]. Erst 2008 und 2011 erschienen die beiden „Nostalgie-Jahrbücher“ 1934[46] und 1935[47], die ausgewählte Beiträge der in den 30er Jahren nicht mehr realisierten Bände enthalten. Bemerkenswerte Beiträge für die Jahrbücher 1933, 1934 und 1935 schrieben u. a.:

Otto Eicke

  • 1933: Nochmals Klara Mays Amerika-Buch, S. 18 ff.
  • 1933: Des Baues Kuppel, S. 205 ff.
  • 1934: Ausklang, S. 111 ff.
  • 1934: Karl May als Verkünder neuzeitlicher Geschichtswissenschaft, S. 352 ff.
  • 1934: „Denn wer den Besten seiner Zeit genuggetan ...“, S. 422 ff.
  • 1934: Klara May 70-jährig, S. 460 ff.
  • 1935: Der erzieherische Wert der Schriften Karl Mays, S. 356 ff.
  • 1935: Der Proletarier, S. 404 ff.

Ludwig Gurlitt

  • 1933: Karl Mays Volkstümlichkeit, S. 352 ff.
  • 1935: Die Menschheitsfrage, S. 385 ff.

Bernhard Scheer

  • 1934: Karl May und die deutschen Jungen, S. 431 ff.

Wolfgang Hermesmeier / Stefan Schmatz

  • 1934/2008: Ein Raubdruck ohne Publikum? Neues vom „Vater des Säbels“, S. 374 ff.
  • 1935/2011: Karl May im Kalender, S. 423 ff.

Premieren

Erste Ausstellung

Die erste Karl-May-Ausstellung fand 1935 in der Wiener Urania statt. Gezeigt wurden Exponate aus dem Radebeuler Karl-May-Museum, darunter die Silberbüchse und der Henrystutzen.[48]

Erster Tonfilm

1935 wurde „Durch die Wüste“ als erster Karl-May-Tonfilm unter der Regie von Johann Alexander Hübler-Kahla in Ägypten gedreht. Fred Raupach spielte dabei die Hauptrolle des Kara Ben Nemsi. Die Uraufführung des Films war am 20. Februar 1936 im „Prinzeß“-Kino in Dresden.

Die Reaktionen waren eher kritisch: „Die langatmige Prosa ist zwar reich an Blumen der orientalischen Redekunst, doch arm an dramaturgisch verwertbarer Handlung.“ Kurze Zeit nach der Premiere musste die Produktionsfirma Lothar-Stark-Film Konkurs anmelden. Thea von Harbou schrieb am 4. April 1936 an Klara May:

„Ich habe mir noch nicht das Herz gefaßt, den Film anzusehen. Ich war mir der Katastrophe schon bei der Lektüre des Manuskripts bewußt und habe auch an den Direktor der Verleihfirma einen ganz offiziellen Brief in diesem warnenden Sinne geschrieben. Leider ohne Erfolg. Schade um das wundervolle Buch und um die verpaßte Gelegenheit, denn es ist nach wie vor meine feste Überzeugung, daß Karl-May-Filme, gut und sorgfältig und von wirklichen Könnern gemacht, einen Welterfolg verbürgen müssen. Jetzt ist natürlich das Publikum verschreckt, und ich bin der Meinung, daß es sehr schwer sein wird, die Scharte auszuwetzen.“[49]

Erste Dissertation

Das Jahr 1936 brachte die erste akademische Anerkennung der Schriften Karl Mays. Die Philosophische Fakultät der Universität Jena nahm die Dissertation Der Volksschriftsteller Karl May. Beitrag zur literarischen Volkskunde von Heinz Stolte an. Der Doktorand schrieb:

„Karl May ist zu einer geistigen Großmacht geworden. ... Dabei besteht diese Bedeutung ... eben nur in der Tatsache, daß sein Schaffen so sehr dem unmittelbarsten Empfinden und Bedürfnis der Masse entspricht ... Seine Grenzstellung befähigte Karl May, ... ein hochgespanntes Ethos in die Tiefen unseres Volkslebens zu tragen.“[50]

Eine Vereinnahmung Mays in die NS-Ideologie war mit dieser Doktorarbeit aber nicht verbunden.

Erste Karl-May-Festspiele

Im Sommer 1938 veranstaltete der Kurort Rathen im Elbsandsteingebirge mit großem Erfolg erstmals Karl-May-Festspiele. Am 28. Mai fand auf der Felsenbühne die Premiere des Stücks „Winnetou“, von Richard Thalheim bearbeitet, statt. Klara May wohnte der Premiere bei. Es wurden 43 Veranstaltungen gegeben. Insgesamt besuchten 350.000 Zuschauer in diesem und dem Folgejahr die Rathener Karl-May-Spiele.[51]

Von Mai bis August 1940 fanden in Rathen erneut Karl-May-Spiele statt. Zur Aufführung kam „Der Schatz im Silbersee“. Die Organisation übernahm der Dresdner Zirkus Stosch-Sarrasani. Der KMV publizierte den Bildband „Winnetou lebt!“ von 1939 in zweiter Auflage. Zugleich erschien in Rathen eine Festspielzeitung mit dem Titel „Wild-West-Echo“. Über beide Schriften schrieb E. A. Schmid:

„Das Buch ,Winnetou lebt...!' hat sehr großen Anklang gefunden, und die stattliche Auflage von 15.000 nähert sich nun dem Ende; glücklicherweise konnte uns eine Buchdruckerei das erforderliche einwandfreie Papier zur Verfügung stellen, so daß wir eine gleiche zweite Auflage zu bewerkstelligen vermögen. Aber noch größeren Erfolg hat die zeitschriftähnliche Werbeschrift ,Wild-West-Echo'. In 5 Wochen setzten wir (bisher) lediglich in Sachsen und Sudetengau über 50.000 Stück um, und auch hier konnte uns eine Buchdruckerei schon bis zu einer Auflage von 100.000 Stück dienstbar sein.“[52]

Eingriff in die Grabgestaltung

Im Sommer 1939 erteilte Klara May den Auftrag, die Inschriften „Familie Plöhn“ und „Familie May“, sowie auf der linken Seite die Namen und Geburtsdaten ihres ersten Gatten Richard Plöhn und ihrer Mutter Wilhelmine Beibler vom Familiengrabmal zu entfernen.

1942 – während der Vorbereitungen zur 100-Jahr-Feier am Grabmal Karl Mays – tauchte das Gerücht auf, dass Richard Plöhn „Halbjude“ gewesen sei. Klara May sah sich gezwungen, Nachforschungen zu veranlassen und ihren ersten Mann exhumieren zu lassen. Sein Sarg wurde – gemeinsam mit dem von Klaras Mutter – Ende April aus dem Grab entfernt. Klara May sagte dazu:

„In diese Gruft nun wurde Richard Plöhn überführt und diesen Platz soll er nun wieder verlassen und zwar mit meinem Willen, weil er, durch seine Mutter, die aus jüdischer Familie stammt, nur ein Halbarier ist.“[53]

Beide Exhumierte wurden in Dresden eingeäschert. Die Überreste fanden ihre letzte Ruhestätte im Urnenhain Tolkewitz. Die Grabstelle erhielt keinen Grabstein.

Karl-May-Ausstellung in Wien

Ab dem 25. Februar 1942 fand im „Kaufhaus der Wiener – Ludwig & Co.“ in Wien eine dreimonatige Karl-May-Gedächtnisausstellung statt. Gezeigt wurden indianische Gegenstände sowie Briefe und Erinnerungsstücke. 60.000 Besucher sahen diese Ausstellung.[54]

Gründung und Verbot des Karl-May-Bundes

Am 20. September 1942 wurde von Gerhard Henniger der Deutsche Karl-May-Bund (DKMB) gegründet, der sich besonders dem Mayschen Alterswerk verpflichtet fühlte. Er hatte den Zweck, den „wahren“ Karl May (im Gegensatz zu dem oberflächlichen, zum nordischen Kriegsrecken gestempelten Karl May des Nationalsozialismus) dem Volke näherzubringen. Aus diesem Grunde wurden in der Bundesarbeit vor allem auch die seit 1933 verpönten symbolischen Werke des Dichters mit ihren pazifistischen und humanistischen Ideen gepflegt. Dem Bund, dessen Ehrenmitglied 1943 die Witwe des Dichters Klara May wurde, schlossen sich rasch Gruppen in Berlin, Wien, Schlesien, Thüringen, im Sudetenland, der Steiermark, der Rhein-Pfalz, Baden und im Rheinland an.[55]

Nachdem der Deutsche Karl-May-Bund im Januar 1944 mit der Publikation der hektographierten Zeitschrift Karl-May-Post begonnen hatte, wurden die weiteren Aktivitäten von der Gestapo untersagt.[56]

Im Januar wurde der Deutsche Karl-May-Bund durch die Erfurter Dienststelle der Gestapo als „staatsfeindlich“ aufgelöst. Als Grund wurden die „pazifistischen und wehrkraftzersetzenden Tendenzen, die in Mays Werken vorherrschen und die auch der DKMB verfolgt“ angegeben, die mit den „Bestrebungen des Nationalsozialismus nicht vereinbar“ seien. Da trotzdem in verschiedenen Gruppen nach der Auflösung weitergearbeitet wurde, waren einige Mitglieder der Verfolgung durch die Gestapo ausgesetzt.[57]

Geplante Zensur

Das Propaganda-Ministerium verlangte 1944, dass der KMV den Friedensgedanken und die religiöse Einstellung in den Karl-May-Bänden abändern müsste. Der frühere Volksschullehrer Georg Szulmistrat[58] wurde deshalb im Frühjahr 1944 vom Ministerium mit der Zensur beauftragt. Der neu eingesetzte Zensor betrachtete Mays Romane als Rohstoff, den es mit zeitgenössischen, dem Regime gefälligen Autoren im Sinne des Nationalsozialismus umzuformen gelte. Erste Bearbeitungspläne entstanden, doch bevor sie zur Ausführung gelangen konnten, starb Szulmistrat im September.[57]

Bedenkliche Freundschaft

Am 4. Juli 1944 feierte Klara May ihren 80. Geburtstag. Im Vorfeld dieses Ereignisses schlug eine ihrer Freundinnen, die Hitler-Halbschwester Angela Hammitzsch, der Stadt Dresden vor, der Witwe des Schriftstellers die Ehrenbürgerschaft von Radebeul zu verleihen. Während die Stadtverwaltung diesem Wunsch zunächst nicht abgeneigt schien, stieß er bei den lokalen NSDAP-Funktionären auf wenig Gegenliebe. Zu konträr erschien ihnen Karl Mays pazifistische und völkerverbindende Einstellung gegenüber der NS-Philosophie. Seit den Vorgängen im Februar 1942 (Absage der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Karl Mays wegen der Plöhn-Angelegenheit) besaß Klara May nicht mehr das Wohlwollen der nationalsozialistischen Behörden. Der Gauleiter und Reichsstatthalter Martin Mutschmann – ein Hardliner des NS-Regimes – intervenierte persönlich, weshalb es zur Ablehnung des Vorschlags kam.[57]

Die Freundschaft zwischen Klara May und Angela Hammitzsch gab und gibt immer wieder Anlass zu Spekulationen, ob sie Auswirkungen auf die Verlagsarbeit in Radebeul bei der Bearbeitung bestimmter Passagen in den Werken Karl Mays gehabt haben könnte. Dabei wird unterstellt, dass Klara May auch sonst und vorher schon bestimmenden Einfluss auf das Bild nahm, das die Öffentlichkeit von „ihrem Karl“ haben sollte. Schließlich war sie als Witwe, Universalerbin und Testamentsvollstreckerin seit Gründung des Karl-May-Verlages am 1. Juli 1913 bis zu ihrem Tod am 31. Dezember 1944 nicht ohne Einfluss.

Bombennacht, Kapitulation und Zerstörung

In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 wurde Dresden das Ziel schwerer alliierter Luftangriffe, die ein Inferno mit vielen Toten anrichten. Der Bombennacht fielen auch sämtliche dem KMV noch verbliebenen Druckunterlagen zum Opfer.

Am 8. Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht in Kraft. Damit endete der Zweite Weltkrieg in Europa und zugleich die NS-Diktatur in Deutschland. Nach der Kapitulation musste für einige Zeit der Stadtteil Radebeuls, in dem sich die Roonstraße befindet, für die sowjetische Besatzungsmacht geräumt werden. In dieser Zeit wurden viele Archivunterlagen und Auswertungsarbeiten zur Karl-May-Forschung vernichtet.[59]

Prüfer-Intrige

Im August 1944 hatte der KMV-Mitarbeiter Fritz Prüfer[60] einige Tage in der Villa Shatterhand gewohnt, um die Lebenserinnerungen Klara Mays aufzuschreiben. Das Projekt wurde aber nicht weiter verfolgt. Im August 1945 brachte Prüfer sich selbst – erfolglos – gegenüber der Karl-May-Stiftung als Nachlassverwalter Karl und Klara Mays und geeigneter Leiter des Karl-May-Verlags ins Spiel mit der Behauptung, er sei der einzige langjährig bewährte Freund Karl Mays, der als Sozialist und Antimilitarist und Antifaschist in der künftigen Zeit das echte Bild Karl Mays zur Geltung bringen könnte.[61] Von Klara May wurden aber, obwohl Prüfer sich darauf berief, keine entsprechenden Wünsche hinterlassen.

Quellen

  • Eintrag im Karl-May-Wiki zu Adolf Hitler
  • Eintrag im Karl-May-Wiki zur Rezeption (1933–1945)
  • Eintrag im Karl-May-Wiki zu Richard Plöhn

Literatur

  • Bernhard Scheer: Karl May und die deutschen Jungen, in: Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1934. 17. Jahr, Bamberg/Radebeul: Karl-May-Verlag 2008, S. 431–439.
  • Lothar Bembenek: Der „Marxist“ Karl May, Hitlers Lieblingsschriftsteller und Vorbild der Jugend? Die Karl-May-Rezeption im „Dritten Reich“. In: Uwe Naumann (Hrsg.): Sammlung. Jahrbuch 4 für antifaschistische Literatur und Kunst. 1981, S. 147–155.
  • Rainer Buck: Karl May im Nationalsozialismus, in: ders.: Karl May. Der Winnetou-Autor und der christliche Glaube. Mit einem Vorwort von Jens Böttcher, Moers: Brendow 2012, S. 166 ff.
  • Timothy W. Ryback: Hitlers Bücher. Seine Bibliothek – sein Denken. Fackelträger-Verlag, Köln 2010. (Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel Hitler's Private Library. The Books That Shaped His Life.)
  • Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz: Karl-May-Bibliografie 1913–1945. Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul 2000. ISBN 3780201577.
  • Karl-May-Verlag (Hrsg.): 25 Jahre Schaffen am Werke Karl May's [Festschrift], Radebeul: Karl-May-Verlag 1938; darin u. a.:
    • Heinrich Zerkaulen: Bekenntnis zu Karl May, S. 6
    • Otto Eicke: Die Hüterin der „Villa Shatterhand“, S. 7
    • Euchar Albrecht Schmid: „Von der anscheinenden Absichtlichkeit im Schicksal des Einzelnen“, S. 8 ff.
    • Käthe Schmid, geb. Barthel: An der Seite des Verlagsleiters, S. 12 ff.
    • Konrad Guenther: Im Wigwam des Karl-May-Verlegers, S. 16 ff.
    • Arthur Graefe: Auch die Karl-May-Stiftung 25 Jahre alt, S. 19
    • Fritz Prüfer: Was erzählen uns die Auflagen der Karl-May-Bände?, S. 26 f.
    • Horst Kliemann: Die Käufer und Leser Karl Mays, S. 28 ff.
    • Franz Kandolf: In welcher Reihenfolge lese ich die Grünen Bände?, S. 31 f.
    • Johanna Wächtler: Die Reiseerzählungen in fremden Sprachen, S. 33 f.
    • Ludwig Patsch: Ein Gruß aus Wien, S. 35
    • Rudolf Voigt: Werbung um Karl May, S. 38
    • Otto Eicke: Fremde Frachten, Flaschenpost und Treibholz, S. 39 ff.
    • Johannes Nixdorf: Karl May im Spiegel der Presse, S. 42 f.
    • Johanna Wächtler: „Karl May, dir bleiben wir treu!“ Kinderbriefe, die im Karl-May-Verlag eingehen, S. 44 ff.
    • Patty Frank: Blockhaus-Zauber, S. 47 f.
  • Hannes Stein: Die Bücher, in denen Adolf Hitler gerne schmökerte, in: Welt Kultur vom 8. Januar 2009 (Onlinefassung).
  • Hans Christoph Buch: Wie Karl May Adolf Hitler traf und andere wahre Geschichten, 2003.
  • Christian Adam: Lesen unter Hitler. Autoren, Bestseller, Leser im Dritten Reich. Galiani-Verlag, Berlin 2010.
  • Helga Geyer-Ryan: Karl May im Dritten Reich. In: Harald Eggebrecht (Hrsg.): Der sächsische Phantast. 1987, S. 250–263.
  • Albrecht Götz von Olenhusen: „Der Schatz im Silbersee“ als Bestseller im „Dritten Reich“. In: M-KMG Nr. 143/2005 (Onlinefassung), S. 34–39.
  • Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1935. 18. Jahr, Bamberg/Radebeul: Karl-May-Verlag 2011.
  • Hartmut Wörner: Der Wegbereiter und der Lieblingsschriftsteller des „Führers“. Eine Studie zur Rezeption von Houston Stewart Chamberlains „Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts“ durch Karl May, Husum: Hansa 2020.
  • Richard Thalheim: Winnetou lebt...! Bilderfolge aus den Karl-May-Spielen. Einleitende Worte von E. A. Schmid und G. Görner. Karl-May-Verlag Radebeul/Dresden. 1. Auflage (1. bis 15. Tausend) 1939, 2. Auflage (16. bis 30. Tausend) 1940. [Bildband mit Schwarz/Weiß-Fotos aus den Aufführungen von „Winnetou“ der Felsenbühne Rathen 1939]
  • Wolf-Dieter Bach: Hitlers Schatten zwischen Klaus Mann und Karl May. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 27/1976, S. 14–17 (Onlinefassung).
  • Konrad Guenther, Euchar A. Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1933. 16. Jahr, Radebeul bei Dresden: Karl-May-Verlag 1933 [1935] (Onlinefassung).
  • Ulrich Neumann: „Karl-May-Spiel als wertvolle Volksunterhaltung“. Vor 80 Jahren: „Winnetous heroisches Leben und Sterben“ auf der Felsenbühne Rathen zwischen Wild-West-Romantik und Nazi-Propaganda,
    • Teil 1: Karl-May-Spiele Rathen 1938, in: Karl May & Co. Nr. 152, Juni 2018.
    • Teil 2: Karl-May-Spiele Rathen 1939/1940, in: Karl May & Co. Nr. 153, Juli 2018.
    • Teil 3: Karl-May-Spiele Rathen 1940, in: Karl May & Co. Nr. 155, Februar 2019.
    • Teil 4: Karl-May-Spiele Rathen 1940/1941, in: Karl May & Co. Nr. 156, Mai 2019.
  • Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1934. 17. Jahr, Bamberg/Radebeul: Karl-May-Verlag 2008.
  • Helmut Schmiedt: Klaus Mann, Pierre Brice und die Aufklärung. Karl Mays Nachleben, in: ders.: Karl May oder Die Macht der Phantasie. Eine Biographie, München: C. H. Beck 2011, 2. Auflage 2017, S. 285–328.
  • Klaus Mann: Karl May, Hitler's Literary Mentor. In: The Kenyon Review, Autumn 1940, S. 399f. Das erste Drittel dieses Aufsatzes ist in der Übersetzung von Walther Ilmer abgedruckt in: Karl May. Hrsg. v. Helmut Schmiedt. Frankfurt a. M. 1983, S. 32–34.
  • Jürgen Seul: 100 Jahre Karl-May-Verlag. In: 100 Jahre Karl-May-Verlag. Verlagsarbeit für Karl May und sein Werk (1913–2013) (zusammen mit Bernhard Schmid als Herausgeber). Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul 2013.
  • Albrecht Götz von Olenhusen: Karl May in der Presse des „Dritten Reichs“. „Völkischer Beobachter“ und „B. Z. am Mittag“, in: M-KMG Nr. 198/2018, S. 47–60.
  • Klaus Mann: Cowboy – Mentor of the Führer. In: The Living Age 359. USA 1940, S. 217–222. Von Walther Ilmer übersetzter Auszug mit dem Titel Cowboy – Mentor des Führers in: Helmut Schmiedt (Hrsg.): Karl May. Suhrkamp-Materialienband. 1983, S. 32–34.
  • Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz: Karl May im Dritten Reich, in: Karl May & Co.:
    • (I) 300.000 Winnetou-Bände für die Front – eine Legende. Nr. 116/2009, S. 30–38.
    • (II) Karl May auf dem Obersalzberg. Nr. 123/2011, S. 46–54.
    • (III) Karl May auf dem Scheiterhaufen. Nr. 125/2011, S. 66–73.
    • (IV) Karl May im „Schwarzen Korps“. Nr. 143/2016, S. 26–33.
  • Reinhold Wolff: Ansprache anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel für Richard Plöhn und Wilhelmine Beibler am Grabmal Karl Mays am 22. Mai 1998 auf dem Friedhof in Radebeul (Onlinefassung).
  • Günter Scholdt: Hitler, Karl May und die Emigranten. In: Jb-KMG 1984, S. 60–91 (Onlinefassung).
  • Hans-Dieter Steinmetz: Karl Mays Grabmal in Radebeul. In: Jb-KMG 1995 (Onlinefassung).
  • Lothar Schmid: 90 Jahre Verlagsarbeit für Karl May. In: Der geschliffene Diamant. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2003. ISBN 978-3-7802-0160-7, S. 5–88.
  • Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz: Dr. jur. Bernhard Scheer – Ein Phantom der Karl-May-Wirkungsgeschichte. In: Karl May & Co. Nr. 127/2012, 129/2012, 130/2012.
  • Siegfried Augustin, Thomas Ostwald (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1978, Bamberg/Braunschweig: Karl-May-Verlag/Verlag A. Graff 1978.[62]
  • Christoph F. Lorenz (Hrsg.): Zwischen Himmel und Hölle. Karl May und die Religion, Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul, zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage 2013
  • Gerhard Linkemeyer: Was hat Hitler mit Karl May zu tun? Versuch einer Klarstellung. Materialien zur Karl-May-Forschung Band 11. Ubstadt 1987.
  • Léon Poliakov, Josef Wulf: Das Dritte Reich und seine Denker. Dokumente, Berlin-Grunewald: Arani-Verlag 1959.
  • Albrecht Götz von Olenhusen: Karl May und Adolf Hitler – Die „Hitler-Bibliothek“ in den USA. In: M-KMG Nr. 142/2004, S. 45–50 (Onlinefassung).
  • Erich Heinemann: „Karl May paßt zum Nationalsozialismus wie die Faust aufs Auge“. Der Kampf des Lehrers Wilhelm Fronemann, in: Jb-KMG 1982, S. 234 ff. (Onlinefassung).
  • Heinz Stolte: Der Volksschriftsteller Karl May. Beitrag zur literarischen Volkskunde. Karl-May-Verlag, Radebeul bei Dresden 1936 (zugleich: Jena, Universität, Dissertation, 1936); 2. Auflage, Reprint der Erstausgabe von 1936. Karl-May-Verlag, Bamberg 1979, ISBN 3-7802-3070-4.
  • Dirk Bavendamm: Karl May. In: Der junge Adolf Hitler. Ares Verlag Wien 2009, S. 359–376. ISBN 978-3-902475-73-2
  • Richard Thalheim: Das Vermächtnis des alten Indianers. Verlag Felsenbühne Rathen 1941. [Bildband mit Schwarz/Weiß-Fotos aus den Aufführungen von „Der Schatz im Silbersee“ der Felsenbühne Rathen und einem Vorwort des Bürgermeisters Erich Winkler]
  • Ernst Bloch: Erbschaft dieser Zeit, Zürich: Verl. Oprecht & Helbing, 1. Aufl. 1935; Frankfurt am Main: Suhrkamp 1962.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu missbraucht bei karl-may-stiftung.de
  2. Eintrag zu Bearbeitung bei karl-may-wiki.de
  3. „Unter den zwischen 1933 und 1944 am meisten verkauften deutschsprachigen Werken rangiert Der Schatz im Silbersee im Jahre 1935 mit 186.000 Exemplaren, im Zeitraum von 1933 bis 1944 ist eine Gesamtauflage von 300.000 ermittelt worden. Damit steht das Werk in dieser Zeitspanne auf Platz 38 der damaligen Bestseller.“ (Albrecht Götz von Olenhusen: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft (M-KMG) Nr. 143/2005, S. 35).
  4. Die einschlägige Literatur zu diesem Thema findet sich online im Karl-May-Wiki.
  5. Henry Picker: Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier 1941–1942, VMA Wiesbaden 1983, S. 121.
  6. Albert Speer: Spandauer Tagebücher, Propyläen Verlag 1975, S. 259.
  7. Georg Stefan Troller: Selbstbeschreibung, Hamburg 1988.
  8. Timothy W. Ryback: Hitler's Private Library. The Books That Shaped His Life.
  9. Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie, Propyläen Verlag 1973, S. 615, schreibt, er habe „alle annähernd siebzig Bände“ gelesen.
  10. Sonntag-Morgenpost, München, 23. April 1933.
  11. David Irving: Adolf Hitler. Führer und Reichskanzler 1933–1945, Dresden 2013, S. 232.
  12. Klaus Mann: Cowboy – Mentor of the Führer.
  13. Roda Roda: Offener Brief an Fräulein Winnetou Zuckmayer. In: Pariser Tageszeitung, 2./3. Juli 1939.
  14. Karl May: An Prinzessin Marie Therese von Bayern, 26. September 1906. Zitiert in: Christoph F. Lorenz (Hrsg.): Zwischen Himmel und Hölle. Karl May und die Religion, Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul, zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage 2013, S. 502 f.
  15. Lothar Schmid: Der geschliffene Diamant, Bamberg/Radebeul 2003, S. 52 f.
  16. Gunter Scholdt: Hitler, Karl May und die Emigranten. In: Jb-KMG 1984, S. 85.
  17. Roman Töppel: „Volk und Rasse“. Hitlers Quellen auf der Spur. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte64 (2016), Heft 1, S. 1–35, hier S. 32 (abgerufen über De Gruyter Online).
  18. http://karl-may-wiki.de/index.php/Tumult_auf_Villa_Shatterhand
  19. Ein differenziertes Bild der Literatur in der Zeit des Nationalsozialismus beschreibt Albrecht Götz von Olenhusen in M-KMG Nr. 143/2005, S. 37 ff.
  20. Sonntag-Morgenpost, München, 23. April 1933. Der Karl-May-Verlag nutzte diesen positiven Bericht spontan zu Reklamezwecken in zwei Flugblättern und geriet mit einer Annonce der damals 60 Titel umfassenden Gesammelten Werke im Literarischen Weihnachtskatalog 1933 der Creutzer'schen Sortiments-Buchhandlung, Aachen, in durchaus zweifelhafte Nähe zu nationalsozialistischen Lobeshymnen auf die Schriften Karl Mays. Darüber berichten kritisch Hermesmeier/Schmatz: Karl May auf dem Obersalzberg ..., 2011, S. 50 ff.
  21. Von Bernhard Scheer, Jahrgang 1901 und promovierter Jurist, stammt der in der Siegerländer National-Zeitung vom 2. März 1934 erschienene Zeitungsaufsatz Karl May und die deutschen Jungen, der in mindestens drei Varianten existiert. Gleichzeitig behauptete Scheer auch, eine Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in Göttingen verhindert zu haben. Dafür gibt es aber keine objektiven Belege (Hermesmeier/Schmatz: Dr. jur. Bernhard Scheer ..., Nr. 127/2012, S. 32). Er schrieb auch die – anonym veröffentlichten – Nachworte in der Ausgabe der Gesammelten Werke, die ab 1948 in der Globus Verlagsgesellschaft herauskamen (Hermesmeier/Schmatz: Dr. jur. Bernhard Scheer ..., Nr. 127/2012, S. 30). Er war Mitglied der 1963 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Karl-May-Biographie und wurde 1969 Gründungsvorsitzender der Karl-May-Gesellschaft. (Quelle: Eintrag zu Bernhard Scheer im Karl-May-Wiki)
  22. Zitiert nach Hermesmeier, Schmatz (Hrsg.): Karl May auf dem Scheiterhaufen ..., 2011, S. 69. Vgl. dazu das Gedicht von Max Barthel: Karl May (Zur 25. Wiederkehr seines Todestages am 30. März 1937), zitiert in: Karl Mays Spuren in der Literatur. Fünfte Sammlung, Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft 98/1993, S. 20 (Onlinefassung).
  23. Dieses Zitat folgte interessanterweise im Literarischen Weihnachtskatalog 1933 der Creutzer'schen Sortiments-Buchhandlung, Aachen, auf Seite 93 einer Annonce des Karl-May-Verlages zu den 60 Titeln der Gesammelten Werke. Kritisch weisen darauf hin Hermesmeier/Schmatz: Karl May auf dem Obersalzberg ..., 2011, S. 51.
  24. Nürnberger Zeitung vom 27./28. Januar 1934. Zitiert von Erich Heinemann: Der Kampf des Lehrers ..., 1982, S. 234, und (mit etwas anderem Wortlaut) von Johannes Nixdorf: Karl May im Spiegel der Presse ..., 1938, S. 42 f.
  25. Abgedruckt in Hermesmeier/Schmatz: Karl May im „Schwarzen Korps“ ..., 2016, S. 31 ff. (Onlinefassung). Ein Auszug aus diesem Text (von „... Sie [die Jugend] war in schwersten Stunden sein Trost ...“ bis „... die Wilden, die wir beherrschen wollen ...“) diente dem Karl-May-Verlag als Werbebotschaft in einer Börsenblatt-Anzeige wie in einem separaten Verlagswerbeblatt anlässlich des 25. Todestages von Karl May.
  26. a b Hermesmeier/Schmatz: Karl May im „Schwarzen Korps“ ..., 2016, S. 28.
  27. Bekenntnis zu Karl May, 1938; abgedruckt in: Karl-May-Verlag (Hrsg.): 25 Jahre Schaffen am Werke Karl May's [Festschrift], Radebeul: Karl-May-Verlag 1938, S. 6.
  28. http://karl-may-wiki.de/index.php/Wilhelm_Fronemann
  29. Dieses Zitat und die weiteren Fronemann-Zitate nach Erich Heinemann, 1982.
  30. Heinemann: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft (Jb-KMG) 1982, S. 237.
  31. Heinemann: Jb-KMG 1982, S. 238.
  32. Zitiert nach Heermann: Old Shatterhand ritt nicht im Auftrag der Arbeiterklasse ..., 1995, S. 146.
  33. Sally Grosshut: Nachdenkliches zu Karl May. In: Orient, Haifa, 3 (1942), Nr. 10, S. 9–11.
  34. Klaus Mann: Karl May, Hitler's Literary Mentor, p. 392.
  35. Johannes R. Becher: Deutsche Lehre. In: I. L., H. 4 (1943), S. 34; auch in: ders.: Publizistik, II, Berlin-Weimar, 1978, S. 278.
  36. Zitat Ernst Bloch in der Frankfurter Zeitung vom 31. März 1929: „Karl May ist einer der besten deutschen Erzähler, und er wäre vielleicht der beste schlechthin, wäre er eben kein armer, verwirrter Proletarier gewesen ...“
  37. Ernst Bloch: Erbschaft dieser Zeit, Zürich: Verl. Oprecht & Helbing, 1. Aufl. 1935; Frankfurt am Main: Suhrkamp 1962, S. 172.
  38. Fritz Helke im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel vom 25. Juli 1935; zitiert bei Jürgen Seul: 100 Jahre KMV, 2013, S. 61.
  39. Zu diesem Thema siehe die Darlegungen von Albrecht Götz von Olenhusen in M-KMG Nr. 143/2005, S. 37 ff.
  40. http://www.karl-may-wiki.de/index.php/25_Jahre_Karl-May-Verlag
  41. Seul: 100 Jahre KMV, 2013, S. 65 f.
  42. Wilhelm Stölting, geb. am 25. März 1903, war 1930 unter der Nr. 216 794 in die NSDAP eingetreten. Von 1931 bis 1937 arbeitete er als Journalist bei den Oldenburger Nachrichten und verfasste niederdeutsche Schauspiele und andere Dichtungen. Ein Studium, das er nach einer Begabtenprüfung aufnehmen konnte, schloss er mit der Dissertation Germanische Glaubenslehre im niedersächsischen Volksbrauchtum ab. Seit 1941 war er im Amt für Schrifttumspflege tätig (vgl. Lebenslauf vom 2. November 1941 und Karteikarte des Amtes Rosenberg, Berlin Document Center). Zusammengestellt aus Einträgen zu Wilhelm Stölting bei 1) Monika Estermann, Reinhard Wittmann (Red.): Archiv für Geschichte des Buchwesens. Band 44, Frankfurt am Main 1995, S. 106, Anm. 221, und 2) Léon Poliakov, Josef Wulf: Das Dritte Reich …, 1959, S. 381 f.
  43. Die Bücherkunde war von 1934 bis November 1944 das Hauptorgan der Dienststelle Rosenberg „zur deutschen Schrifttumspflege“.
  44. https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/kmjb/karl-may-jahrbuch_1933.pdf
  45. Augustin/Ostwald: Karl-May-Jahrbuch 1978, S. 3: Vorwort der Herausgeber.
  46. http://karl-may-wiki.de/index.php/Karl-May-Jahrbuch_1934
  47. http://karl-may-wiki.de/index.php/Karl-May-Jahrbuch_1935
  48. http://www.karl-may-wiki.de/index.php/Karl-May-Ausstellung_in_der_Wiener_Urania
  49. Seul: 100 Jahre KMV, 2013, S. 62.
  50. Stolte: Der Volksschriftsteller ..., 1936, S. 156.
  51. Seul: 100 Jahre KMV, 2013, S. 64.
  52. Seul: 100 Jahre KMV, 2013, S. 67.
  53. Zitiert nach Steinmetz: Karl Mays Grabmal in Radebeul, S. 58.
  54. http://www.karl-may-wiki.de/index.php/Ausstellung_(Wien_1942)
  55. Seul: 100 Jahre KMV, 2013, S. 71.
  56. Wilhelm Brauneder: Die erste und einzige „Karl-May-Post“. In: Wiener Karl-May-Brief Heft 4/2005.
  57. a b c Seul: 100 Jahre KMV, 2013, S. 73.
  58. http://www.karl-may-wiki.de/index.php/Georg_Szulmistrat
  59. Seul: 100 Jahre KMV, 2013, S. 76.
  60. http://www.karl-may-wiki.de/index.php/Fritz_Prüfer
  61. Seul: 100 Jahre KMV, 2013, S. 77 f. und S. 84 ff.
  62. http://karl-may-wiki.de/index.php/Karl-May-Jahrbuch_1978