Karl-Grieseler-Werft

Die Karl-Grieseler-Werft war eine Schiffswerft in Mukrena an der Saale, einem Ortsteil der Stadt Könnern im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt.

Geschichte

Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet, als Karl Grieseler die Werft von August Jersch in Mukrena übernahm. Am 12. August 1913 lief der erste eiserne Kahn dieser Werft vom Stapel. Grieselers Werft blühte auf, und im Jahre 1920 pachtete er auch den städtischen Schiffbauplatz am Winterhafen Magdeburg, wo ab den 1870er Jahren bis zur kriegsbedingten Schließung 1915 eine von verschiedenen Eignern betriebene Werft bestanden hatte. Grieselers Werft in Mukrena wurde von seinem Schwiegersohn weiterbetrieben, aber beide Werften arbeiteten unter Grieselers Leitung eng zusammen, so eng, dass die Baulisten Magdeburg und Mukrena gemeinsam geführt wurden und es daher nicht immer klar ist, welches Schiff wo gebaut wurde. 1930 expandierte Grieseler auch noch auf das Gelände an der südwestlichen Stirnseite des Magdeburger Winterhafens, wo 1881/1882 die Preußische Staatswerft errichtet worden war.[1]

Bis 1956 war die Werft in Privatbesitz, danach wurde sie halbstaatlich und ab 1972 Volkseigener Betrieb (VEB).

Bekannte Schiffe

Die Lichtenberg, ein Schiff der Stadtbezirksklasse vor der Glienicker Brücke
Die Phantasia, ex Richard Wossidlo

Unter den bekanntesten bei der Karl-Grieseler-Werft gebauten Schiffen sind die in den Jahren 1969 bis 1980 gebauten acht Fahrgastschiffe der „Stadtbezirksklasse 2“, die alle noch heute in Berlin, auf der Müritz und auf den Schweriner Seen unterwegs sind. Die Baureihe bestand aus dem 1967–1969 gebauten 32,7 m langen „Probeschiff“ Treptow,[2] das man für den Berliner Raum als zu kurz und wegen der dortigen Brücken zu hoch befand, und den daraufhin erheblich modifizierten und etwa 7 m längeren und ab 1972 gebauten sieben Einheiten der eigentlichen Serie. Dies waren die Fontane[3] und die Richard Wossidlo[4] für die Weiße Flotte Müritz in Waren[5] sowie für Berlin die Köpenick,[6] die Friedrichshain,[7] die Lichtenberg,[8] die Pankow[9] und die Prenzlauerberg.[10] Bei 39,5 m Länge, 5,10 m Breite und 0,95 m Tiefgang hatten sie eine Passagierkapazität von rund 300 Personen auf zwei Decks. Die hatten Z-Antrieb und zwei SKL-Dieselmotoren mit jeweils 76 kW (104 PS), was ihnen eine Reisegeschwindigkeit von 12 km/h ermöglichte.

Eine zweite bekannte Schiffsreihe der Werft waren die Motorschlepper des Typs „Mukrena“ wie die Bernburg, die Plau,[11] die Barby, die Derben, die Schwerin und die Torgau.[12]

Nachfolgebetrieb

Nach der Wende 1990 kam die Werft wieder in privaten Besitz, aber die schlechte Auftragslage und viele Außenstände trieben die Firma im Dezember 1996 in die Insolvenz. Bis auf die Slipanlage wurden sämtliche Maschinen an eine niederländische Schrottfirma verkauft. Das verbliebene Eigentum ging teilweise an Bernd Fischer über, der am 1. Februar 1997 die Schiffswerft Mukrena übernahm und zunächst mit Schiffsreparaturen einen Neuanfang machte. Die Schiffswerft Fischer, ein Familienbetrieb, ist heute die einzig verbliebene Werft an der Saale. Auf rund 3000 m² Werksgelände befinden sich eine Schiffbauhalle, ein Schlossereigebäude und eine Slipanlage mit 7 Querslipwagen und einer Längsslipanlage. Zur Sportbootverladung werden firmeneigene Autokrane benutzt. Die Arbeiten der Werft umfassen inzwischen neben Reparaturen und Serviceleistungen auch wieder spezielle Schiffsneubauten.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Manfred Kossak: Eine Werft-Tradition wird im Winterhafen auch heute noch fortgesetzt; (Volksstimme-Serie: Magdeburg, die Elbe und die Schifffahrt / Teil 18: Weitere Werften am Winterhafen); Volksstimme.de, 28. Februar 2011
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. April 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sternundkreis.de
  3. http://www.fahrgastschifffahrt-mecklenburgische-seenplatte.de/mueritzwind.php
  4. http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Warten-auf-den-Stapellauf
  5. Die Richard Wossidlo wurde inzwischen erheblich umgebaut und ist seit 2014/15 unter dem Namen Phantasia für die Grimm & Lindecke – Spree & und Havelschifffahrt wieder im Berliner Raum unterwegs.
  6. Sie fährt seit 2001 unter dem Namen Lübz auf den Schweriner Seen; http://www.schifffahrt-schwerin.de/index.php?id=375
  7. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. April 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sternundkreis.de
  8. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 12. August 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sternundkreis.de
  9. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. April 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sternundkreis.de
  10. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sternundkreis.de
  11. http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/15167742
  12. http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/foto-technikflotte-6-mukrena.htm

Weblinks

Commons: Ships built at Karl Grieseler, Mukrena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 42′ 13,3″ N, 11° 40′ 57″ O

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Phantasia ship, 1978 05.JPG
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Fahrgastschiff Phantasia in Berlin auf der Spree.
2013 06 21 Lichtenberg Schiff IMG 3896 P k.JPG
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Die Lichtenberg vor der Brücke