Karibik-Landeinsiedlerkrebs

Karibik-Landeinsiedlerkrebs

Karibik-Landeinsiedlerkrebs

Systematik
Unterordnung:Pleocyemata
Teilordnung:Mittelkrebse (Anomura)
Überfamilie:Einsiedlerkrebse (Paguroidea)
Familie:Landeinsiedlerkrebse (Coenobitidae)
Gattung:Cenobita
Art:Karibik-Landeinsiedlerkrebs
Wissenschaftlicher Name
Coenobita clypeatus
(Linnaeus, 1767)
Ein Karibik-Landeinsiedlerkrebs ohne schützendes Schneckenhaus,
Zeichnung von Richard Owen, 1831

Der Karibik-Landeinsiedlerkrebs (Coenobita clypeatus), im angelsächsischen Sprachraum Caribbean hermit crab genannt, ist ein zur Ordnung der Zehnfußkrebse (Decapoda) gehörendes Krebstier (Crustacea). Der Einsiedlerkrebs ist an den Küsten des tropischen Westatlantiks verbreitet und zählt zu den häufigsten seiner Art.

Die Familie der Landeinsiedlerkrebse (Coenobitidae) wird in zwei Gattungen unterteilt: Die Gattung Coenobita schließt 16 weiteren Arten mit ein,[1] die alle Schneckenhäuser als Behausung nutzen. Der einzige Vertreter der anderen Gattung Birgus ist dagegen der Palmendieb, dessen Panzer gut genug ausgebildet ist, um ohne schützende Behausung leben zu können.

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet des Karibik-Landeinsiedlerkrebses umfasst die Küsten folgender Gebiete: Karibik (einschließlich Trinidad und Tobago, Westindische Inseln, Bahamas und Curaçao), USA (beispielsweise Florida), Kuba, Mexiko, Belize und Venezuela.[2][3][4]

Zu den bevorzugten Lebensräumen zählen der Saum von Mangrovenwäldern sowie Feuchtgebiete, Sümpfe und Küstenwälder. Sie benötigen dabei ausreichend Vegetation, um sich vor Fressfeinden verstecken zu können.[3]

Merkmale und Lebensweise

Beschreibung

Der Karibik-Einsiedlerkrebs zählt zu den häufigsten Einsiedlerkrebsen und wird bis zu sechs Zentimeter groß. Während die Larven des Karibik-Landeinsiedlerkrebses im Wasser leben, sind ausgewachsene Tiere auf das Leben an Land angepasst. Vor der ersten Häutung sind die Tiere grau gefärbt, später wechselt ihre Farbe zu leuchtendem Rot mit lila Scheren. Die scheuen Tiere sind überwiegend nachtaktiv und können Strecken von mehreren Kilometern zurücklegen. Um auf ihren Wanderungen nicht auszutrocknen, führen sie eine kleine Wasserreserve in ihrer Behausung mit.[2][3]

Ihre vorderen Gliedmaßen sind ein ungleiches Scherenpaar, wobei die linke Schere, die auch zur Verteidigung genutzt wird, etwas größer ist als die rechte, die der Nahrungsaufnahme dient. Arten aus der Familie der Linkshändigen Einsiedlerkrebse nutzen dagegen zwei weitere Beinpaare zur Fortbewegung mitsamt des Schneckenhauses, während die hinteren beiden Beinpaare verkümmert sind und dazu dienen, die Behausung festzuhalten. Der Hinterleib von Karibik-Einsiedlerkrebsen ist nicht durch ein Exoskelett geschützt.[2][3]

Wie alle Landeinsiedlerkrebse der Gattung Coenobita schützen auch Karibik-Landeinsiedlerkrebses daher ihren verletzlichen Hinterleib durch ein passendes Schneckenhaus, dessen Innenseite sie durch ein spezielles Sekret abschleifen und glätten. Da die größten Behausungen bei ausgewachsenen Krebsen besonders begehrt sind, kommt es sowohl zu Kämpfen unter Artgenossen als auch zu Diebstählen. Wer sein Schneckenhaus verliert, läuft Gefahr, innerhalb von 24 Stunden an Austrocknung zu sterben.[5]

Sinneswahrnehmung

Sobald Gefahr droht, ziehen sich die Krebstiere in ihr Schneckenhaus zurück. Dieses Verhalten zeigen sie ebenfalls, wenn man ihnen einen Fressfeind auf einem Monitor zeigt. Die experimentelle Erforschung des Versteckverhaltens zeigte, dass den Krebsen eine eingeschränkte Farbwahrnehmung zur Verfügung steht. Dabei beinhaltet das wahrgenommene Farbspektrum vor allem Farbtöne, die von Menschen als blau wahrgenommen werden. Dabei werden Kontraste stärker wahrgenommen als Formen.[6]

Karibik-Landeinsiedlerkrebs in Nahaufnahme

Eine weitere Besonderheit ist die olfaktorische Wahrnehmung, durch die Karibik-Einsiedlerkrebse in der Lage sind, auch an Land Gerüche wahrzunehmen. Dabei entscheidet die Feuchtigkeit darüber, wie gut Gerüche wahrgenommen werden; bei höherer Luftfeuchtigkeit fielen die gemessenen Reaktionen sehr viel stärker aus.[7]

Fortpflanzung

Zur Paarung kommen sowohl die männlichen als auch die weiblichen Krebse kurz aus ihren Schneckenhäusern und das Männchen führt ein Samenpaket in die Geschlechtsöffnung (Gonopore) des Weibchens ein, die sich beim letzten Beinpaar befindet. Das Weibchen befruchtet dann hunderte bis tausende Eier, die sie an die Meeresküste trägt. Die Larven schlüpfen, sobald die Eier im Meerwasser ablegt werden, während ihre Mutter umgehend zum Festland zurückkehrt. Die Larven werden von den Meeresströmungen erfasst und ernähren sich von Plankton. Erst wenn die fast ausgewachsene Larve das Stadium einer Megalope erreicht und ein passendes Schneckenhaus gefunden hat, kann sie ihre Verwandlung zum adulten Karibik-Landeinsiedlerkrebs abschließen.[3]

Die Paarung ist einer der wenigen Momente, in denen männliche Krebse ihr Schneckenhaus kurz verlassen müssen – und dabei dessen Verlust riskieren. Eine evolutionäre Anpassung an dieses Problem sind größere Penisse, die es den Krebsen ermöglichen, sich zu paaren, ohne ihr Schneckenhaus verlassen zu müssen. Forscher der Royal Society konnten nachweisen, dass die wertvollsten Schneckenhäuser aus diesem Grund von den Krebsen besetzt werden, die die größten Penisse haben.[5][8]

In ihrem natürlichen Lebensumfeld können Karibik-Landeinsiedlerkrebs ein Alter von 30 bis 40 Jahren erreichen.[3]

Ernährung

Als Allesfresser ernähren die kleinen Krebstiere sich sowohl von pflanzlicher Nahrung, wie Obst und Blättern, als auch von Fleisch (einschließlich Aas).[3][2]

Sonstiges

Karibik-Einsiedlerkrebse eignen sich zwar für eine Haltung im Terrarium, lassen sich wegen des marinen Larvenstadiums jedoch nicht nachzüchten.[2] Als Heimtier ist ihre Lebenserwartung deutlich geringer als in freier Wildbahn.[3]

Weblinks

Commons: Coenobita clypeatus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. WoRMS taxon details. Coenobita clypeatus (Fabricius, 1787) World Register of Marine Species, aufgerufen am 15. September 2022
  2. a b c d e Coenobita clypeatus Karibik-Landeinsiedler Meerwasserlexikon, aufgerufen am 15. September 2022
  3. a b c d e f g h Coenobita clypeatus (Caribbean Hermit Crab) University of the West Indies, aufgerufen am 15. September 2022 (PDF 529 KB, englisch)
  4. Peter Arnoud Willem und Jacobus de Wilde (1973): On the Ecology of Coenobita Clypeatus in Curaçao Springer Dordrecht. eBook ISBN 978-94-017-6768-2, doi:10.1007/978-94-017-6768-2
  5. a b Einsiedlerkrebse: größere Penisse bewahren vor Obdachlosigkeit vom 27. Januar 2020 National Geographic, aufgerufen am 15. September 2022
  6. X. Ping, J. S. Lee, D. Garlick, Z. Jiang, A. P. Blaisdell (2015): Behavioral evidence illuminating the visual abilities of the terrestrial Caribbean hermit crab Coenobita clypeatus. Behav Processes Sep;118:47-58. Epub 2015 Jun 4. PMID 26051192 doi:10.1016/j.beproc.2015.06.003
  7. A. S. Krång, M. Knaden, K. Steck, B. S. Hansson (2012): Transition from sea to land: olfactory function and constraints in the terrestrial hermit crab Coenobita clypeatus. Proc Biol Sci 2012 Sep 7;279(1742):3510-9. PMCID: PMC 3396895 (freier Volltext) doi:10.1098/rspb.2012.0596
  8. Mark E. Laidre (2019): Private parts for private property: evolution of penis size with more valuable, easily stolen shells. The Royal Society Open Science January 2019. Volume 6, Issue 1 doi:10.1098/rsos.181760

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