Kanzleihaus (Dresden)
Das Kanzleihaus ist ein dreiflügliges rekonstruiertes Bauwerk in der Altstadt von Dresden. Es befindet sich zwischen Stallhof und dem (nach ihm benannten[1]) Kanzleigäßchen, wobei seine Adresse Schloßstraße 24 an der kurzen Gebäudeseite zum Dresdner Residenzschloss zeigt.
Beim Wiederaufbau wurde historische, denkmalgeschützte Bausubstanz integriert.
Geschichte
Originales Kanzleihaus (Mitte links; um 1900) von Osten, dahinter der Hausmannsturm des Schlosses, im Vordergrund sowie rechts der Stallhof
- (c) Paulae, CC BY-SA 3.0
Rekonstruiertes Kanzleihaus von Westen: Schloßstraße links, Kanzleigäßchen rechts (2011)
Der 1565 bis 1567 nach 1564 gefertigten Plänen des Baumeisters Hans Irmisch errichtete Verwaltungsbau diente der kurfürstlichen Kanzlei. Auch die Werkstatt des 1568 als Hofbuchdrucker verpflichteten Mathes Stöckel befand sich im Haus.[2]
Bis zu einem Umbau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wies der Renaissancebau einen reichen Sgraffitoschmuck des italienischen Malers Benedikt da Tola (1525–1572) auf.
Von 1911 bis 1945 war das Münzkabinett im Kanzleihaus untergebracht.[3] Infolge der Luftangriffe auf Dresden wurde dieser älteste Verwaltungsbau der Stadt im Februar 1945 stark beschädigt und brannte aus. Die Gebäudereste wurden 1961 größtenteils abgerissen, nur im Keller blieb Bausubstanz erhalten.[4]
Das katholische Bistum Dresden-Meißen hatte am 25. März 1980 seinen Sitz von Bautzen nach Dresden verlegt und die Katholische Hofkirche zum Dom erhoben. Es fehlte dem Bistum allerdings an nahegelegenen Verwaltungsräumen, so dass 1996 die Planung des Wiederaufbaus des Kanzleihauses begann. In knapp zwei Jahren erfolgte von Juni 1997 bis April 1999 die Rekonstruktion des dreigeschossigen Gebäudes als „Haus der Kathedrale“.[4] Die Einweihung erfolgte 19 Jahre nach der Verlegung des Sitzes am 25. März 1999, dem Fest Mariä Verkündigung. Die Baukosten betrugen 24 Millionen D-Mark, von denen der Freistaat Sachsen 19 Millionen übernahm.[5] Jenes Geld entstammt einer Zahlung, die für die Übernahme des nahegelegenen früheren katholischen Geistlichen Hauses in der Schloßstraße erfolgte.[6]
Das Gebäude beherbergt Veranstaltungsräume für Bistum und Bischofsstadt, den Sitz des Bischofs, den Sitz des Domkapitels sowie das Gemeindezentrum der Dompfarrei. Im Erdgeschoss befand sich bis Dezember 2020 die katholische St.-Benno-Buchhandlung.[5] Auch die 2001 gegründete Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen ist hier untergebracht.
Fußnoten
- ↑ Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens (= Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Nr. 17, 18). Wilhelm Baensch, Dresden 1905, S. 70 (Digitalisat).
- ↑ Georg Müller: Stöckel, Mathes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 283.
- ↑ Sammlungsgeschichte. Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, abgerufen am 31. Oktober 2018.
- ↑ a b Das Kanzleihaus. Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden, abgerufen am 31. Oktober 2018.
- ↑ a b Bistum Dresden-Meißen: Haus der Kathedrale eingeweiht. In: Tag des Herrn online. 4. April 1999, abgerufen am 31. Oktober 2018.
- ↑ Rekonstruktionswelle rollt weiter: Aufbau des zerstörten Kanzleihauses in Dresden. In: BauNetz. 5. September 1997, abgerufen am 31. Oktober 2018.
Weblinks
- Kanzleihaus Dresden, Referenz der Klett-Ingenieur-GmbH
- Das Kanzleihaus bei der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden
- Artikel Kanzleihaus im Stadtwiki Dresden
Koordinaten: 51° 3′ 9,4″ N, 13° 44′ 17,5″ O
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Jörg Blobelt , Lizenz: CC BY-SA 4.0
24.04.2008 01067 Dresden-Mitte, Schloßstraße / Kanzleigasse: Blick zur Südfassade des Kanzleihauses (GMP: 51.052612,13.738129). Das ursprüngliche Kanzleihaus am Residenzschloß wurde 1665 - 1567 von Hans Irwisch erbaut und 1945 kriegszerstört. Von 1997 bis 1999 wurde das neue, nun 'Haus der Kathedrale' genannte, Gebäude errichtet. Es ist Sitz des Bischofs von Dresden-Meißen und des Domkapitels sowie Gemeindezentrum der Dompfarrei. Diese Sichtbeziehung wird bald verbaut sein. [DSCN32326.TIF]20080424075MDR(c)Blobelt
Autor/Urheber: Derbrauni, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Kanzleihaus in Dresden, Sitz der Katholischen Akademie des Bistums Meißen. Innenaufnahmen während der laufenden Sanierung. Die Mauern im Keller sind die einzig erhaltenen Reste des Renaissance-Gebäudes
Autor/Urheber: Stefan Kühn, Lizenz: CC0
Innenhof vom Kanzleihaus, Dresden
Autor/Urheber: Jörg Blobelt , Lizenz: CC BY-SA 4.0
26.04.2008 01067 Dresden-Mitte, Schloßstraße / Kanzleigasse: Blick von Südosten vom Jüdenhof über das Grabungsfeld Neumarkt Quartier VIII, zum Residenzschloß, Süd- und Ostflügel (GMP: 51.052622,13,737051), sowie rechts zur Südfassade des Kanzleihauses (GMP: 51.052612,13.738129). Diese Sichtbeziehung wird bald verbaut sein. Das ursprüngliche Kanzleihaus am Residenzschloß wurde 1665 - 1567 von Hans Irwisch erbaut und 1945 kriegszerstört. Von 1997 bis 1999 wurde das neue, nun 'Haus der Kathedrale' genannte, Gebäude errichtet. Es ist Sitz des Bischofs von Dresden-Meißen und des Domkapitels sowie Gemeindezentrum der Dompfarrei. [DSCN32344.TIF]20080426060DR(c)Blobelt
(c) Paulae, CC BY-SA 3.0
Kanzleihaus in der Schloßstraße 24 Ecke Kanzleigäßchen in Dresden mit der St.-Benno-Buchhandlung