Kantonsspital St. Gallen

Kantonsspital St. Gallen
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OrtSt. Gallen
KantonSt. Gallen
StaatSchweiz
Koordinaten747041 / 255064
LeitungStefan Lichtensteiger
(CEO)
Stefan Kuhn
(VR-Präsident)
Mitarbeiter6'192 (2022)
davon Ärzte811
Jahresetat970 Mio. CHF (2022)
Gründung1873
Websitewww.kssg.ch
Lage
Kantonsspital St. Gallen (Stadt St. Gallen)
Kantonsspital St. Gallen (Stadt St. Gallen)
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Ansicht des Spitals von Dreilinden aus

Das Kantonsspital St.Gallen (KSSG) ist das sechstgrösste Spital der Schweiz. Als «Spitalverbund Kantonsspital St.Gallen» mit dem Spital in St. Gallen, dem Ambi Rorschach sowie dem Ambi Flawil übernimmt es die medizinische Grundversorgung für die Bewohner in diesem Einzugsgebiet. Das Spital umfasst über 50 Kliniken, die primär auf dem Hauptareal in der St. Galler Innenstadt platziert sind. Neben der medizinischen Tätigkeit ist der Spitalverbund einer der grössten Ausbildungsbetriebe in der Region. Daneben besitzt er eine umfassende Fortbildungsinfrastruktur. Im Jahr 2022 konnten 33'850 stationäre Patientenaustritte und 552'107 ambulante Besuche verzeichnet werden. Das Kantonsspital St.Gallen betreute im Geschäftsjahr 2022 täglich rund 2’500 Patientinnen und Patienten in den Ambulatorien und Tageskliniken. Das erneute Leistungswachstum ist auf die anhaltende Verlagerung von stationären zu ambulanten Aufenthalten, auf Nachholeffekt aus der Pandemie sowie auf die angespannte Bettensituation zurückzuführen.[1]

Das Kantonsspital St.Gallen

Zum Unternehmen Kantonsspital St.Gallen gehören das Kantonsspital in St.Gallen, das Ambi Rorschach und das Ambi Flawil sowie das Adipositaszentrum in der Oberwaid. Das Kantonsspital in St.Gallen ist das Zentrumsspital der Ostschweiz. Rund 700 Betten stehen in verschiedenen Fachdisziplinen zur Verfügung und über 6'000 Mitarbeitende gewährleisten den Betrieb rund um die Uhr.[2]

Als sechstgrösstes und grösstes nicht-universitäres Spital der Schweiz übernimmt das Kantonsspital St.Gallen neben Grundversorgungsaufgaben für die Bevölkerung der Stadt St.Gallen Zentrumsfunktionen für die Einwohner des ganzen Kantons St.Gallen sowie der angrenzenden Regionen. Am Kantonsspital St.Gallen werden zudem umfangreiche Bildungsaufgaben wahrgenommen und in sämtlichen vertretenen medizinischen Fachdisziplinen offiziell anerkannte Aus-, Fort- und Weiterbildungen angeboten. Zahlreiche Fachgebiete arbeiten mit der höchsten FMH-Weiterbildungsanerkennung.

Das Unternehmen ist ein aktiver und kooperativer Partner aller im Gesundheitswesen beteiligten Institutionen. Das Kantonsspital St.Gallen ist auch weitgehend an zukunftsweisenden Forschungsprojekten aktiv beteiligt. So konnten 2022 451 Publikationen mit Beteiligung von Forschenden des Kantonsspitals veröffentlicht werden.[3] Es weist in Bezug auf Versorgung wie auch Qualität den Standard universitärer Einrichtungen auf.

Massenentlassungen

Am 28. September 2023 räumten Geschäftsleitung und Verwaltungsrat in einer Orientierung der Medien eine dramatische finanzielle Lage ein und kündigten eine Massenentlassung im Umfang von 440 Arbeitsstellen in den St. Galler Spitalverbunden an, davon allein 260 Stellen in St. Gallen selbst.[4][5] Hiergegen regt sich Widerstand in der Bevölkerung, insbesondere aber bei den von den Entlassungen nicht betroffenen Mitarbeitenden der Pflege.[6] Diese befürchten, dass sich die bereits vor den Entlassungen angespannte Personalsituation nun noch weiter verschlechtert und auch die Versorgung der Patienten gefährdet.[7][8]

Bautätigkeiten Neubauprojekt 2016–2028

Zur zentralisierteren Patientenversorgung und Optimierung des Behandlungsprozesses begann im Jahr 2016 das Bauprojekt «come together». Durch den Abbruch mehrerer kleinerer Gebäude und dem Neubau der Häuser 10, 07A, 07B sowie des Ostschweizer Kinderspitals soll zukünftig eine Infrastruktur geschaffen werden, welche der Entwicklung der medizinischen Leistungserbringung Rechnung trägt. Durch den Neubau erhält das Kantonsspital St. Gallen nicht nur ein neues Aussehen, sondern auch die Prozesse können optimiert werden, was effizientere und kostengünstigere Abläufe zur Folge hat. Das Generationenprojekt wird in verschiedene Bauetappen unterteilt und soll 2028 mit dem Bezug des Hauses 07B abgeschlossen werden.[9]

Geschichte

In der Stadt St. Gallen wurde der Heilung immer schon eine besondere Stellung zuteil. Die Fürstabtei St. Gallen dominierte die Stadt und deren Tradition. Dazu gehörte auch die Benediktinerregel, die besagt, dass Krankenpflege zu einer «der vornehmen Pflichten der Mönche» gehört. So zeigt der St. Galler Klosterplan von 820 eine bis ins Detail gehende Spitalabteilung im Innern des Klosters und einen dazugehörigen Arzneikräutergarten auf. Zudem ist bekannt, dass Abt Otmar nicht sehr weit vom Kloster entfernt ein Spital für Kranke und kranke Wallfahrer errichtet hatte. Das weitere Schicksal dieses Spitals ist nicht bekannt. Es fiel wahrscheinlich 937 dem Klosterbrand zum Opfer oder wurde durch einen Angriff der Ungarn zerstört. Im Nordwesten des Klosterareals wurde jedoch darauf das «Bruederhus» als neue Krankenanstalt in Betrieb genommen, welches dann 1532 von der Stadt übernommen wurde und einging.

Im späteren Mittelalter gehörte die Gründung von Spitälern zur Ehrenpflicht. So entstand auch im Jahr 1228 in der Stadt St. Gallen, die sich allmählich an die Abtei angegliedert hatte, im Namen des Ritters und Truchsesses Ulrich von Singenberg und des gutbetuchten Stadtbürgers Ulrich Blarer 1228 ein Heiliggeistspital als wohltätige Stiftung.[10]

Das Seelhaus für Pilger, fremde Arme und Kranke

Das sogenannte «Seelhaus», 1503 gegründet, war Zufluchtsstätte für Pilger, fremde Arme und Kranke. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehr und mehr zu einer Krankenanstalt umfunktioniert, in der auch chirurgische Eingriffe vorgenommen wurden. Es wurde vor allem von den in der Stadt niedergelassenen Fremden und Dienstboten der Bürger beherbergt. Da das alte Seelhaus im Laufe der Neuzeit baufällig geworden war, verkaufte es der Rat 1820 und kaufte ein grösseres Gebäude für die Seelhausinsassen. Diese Anstalt wurde meistens als «Fremdenspital» bezeichnet und war der Vorläufer des heutigen Kantonsspitals St. Gallen.

Das Fremdenspital – der Vorläufer des Kantonsspital St. Gallen

Im Fremdenspital wurden schon früh moderne medizinische Behandlungen durchgeführt. So benutzte der damalige Wundarzt 1847 bei chirurgischen Eingriffen Äther oder Chloroform, welche zu dieser Zeit gerade erst in die ärztliche Praxis eingeführt wurden. Auch für die Heilung von Krätze benutzte der «Krankenvater» Ehrenzeller zusätzlich zum Schweisskasten eine selbst verfertigte Krätzseife, welche die Heilung um viele Tage verringerte.

Der auf Kesseler und W. Steinlin nachfolgende Hausarzt C. Wegelin beantragte im November zusätzlich eine Poliklinik für ambulante Kranke. Sie wurde 1863 eingerichtet und bewährte sich.

Neubau des Fremdenspitals

Der Platz im bestehenden Fremdenspital wurde durch das Wachstum der Stadtbevölkerung nach 1850 immer knapper. Das Spital genügte zudem auch den sanitären Anforderungen nicht mehr. So sollte es durch einen Neubau erweitert werden und es bestand eine erste Bestrebung, das Spital zu einem Kantonsspital umzuwandeln, um dadurch die Krankenpflege auf kantonalem Gebiet zu verbessern. Doch die Kantonsregierung ging nicht weiter darauf ein. Dennoch wurde der Neubau unter der Spezialkommission von Herr Züblin, Architekt Simon, Architekt Kessler und den Ärzten Steinlin und Wegelin in Gang gesetzt.

Die umkämpfte Umwandlung des Fremdenspitals in ein Kantonsspital

Nach der Gründung des Kantons St. Gallen um 1803 schlug die Sanitätskommission 1808 die Schaffung einer kantonalen Anstalt vor. Doch das Bestreben nach gemeinnützigen Anstalten und Vorgehen ebbte zu dieser Zeit merklich ab und der Gründung eines Kantonsspitals St. Gallen wurden viele Steine in den Weg gelegt.

Den Vorschlag für den Bau eines Kantonsspitals St. Gallen nahmen Werner Steinlin und Carl Wegelin erstmals 1858 wieder auf. Doch auch dieser Vorschlag wurde abgeschlagen. 1862 bemühte sich J. Laurenz Sonderegger um ein Kantonsspital St. Gallen. Trotz immer wiederkehrenden Niederlagen gab Sonderegger nicht auf und kämpfte unermüdlich mit immer neuen Briefen und Schreiben weiter, bis es schliesslich am 4. Juli 1869 so weit war und die Bürgerversammlung als letzte Instanz der Umsetzung eines Kantonsspitals St. Gallen doch noch zustimmte, was zur Gründung des Kantonsspitals St. Gallen 1873 führte.

Gründung des Kantonsspitals St. Gallen und die ersten Jahre

Bereits früh war das Kantonsspital St. Gallen darauf ausgelegt, eine fachlich umfassende Versorgung zu bieten. Dies zeigt der Ankauf der gesamten Spitalswiese für den Ausbau in späteren Jahren. Das Kantonsspital St. Gallen wies schon bei der Gründung 1873 eine moderne Infrastruktur auf. So war es das schweizweit zweite Gebäude mit einer Zentralheizung. Bis heute zählt das Kantonsspital St. Gallen zu den modernsten und innovativsten Spitälern der Schweiz. Bereits früh behandelten die praktizierenden Ärzte in St. Gallen ein weites Spektrum an Krankheiten. Dies taten sie bereits auf einem fortgeschrittenen Niveau, so erfolgte die chirurgische Wundbehandlung bereits unter antiseptischen Bedingungen. Nach 15 Jahren war eine Konsolidierung der Position des Kantonsspitals in der medizinischen Landschaft des Kantons St. Gallen eingetreten und das Vertrauen in das Spital in einer breiten Bevölkerungsschicht verankert.

Veränderungen bis 1917

Aufgrund des stetigen Wachstums des Kantonsspitals hinsichtlich der Patienten- und Mitarbeiterzahlen, kam das Verlangen nach zunehmender Organisation auf. Es wurde die Stelle eines ärztlichen Direktors geschaffen, welcher der Spitalkommission beratend zur Seite stand und zugleich Chefarzt einer Abteilung war. Weiter wurden eine Besuchsordnung eingeführt und eine Hausordnung aufgestellt, in der Rechte und Pflichten im Detail beschrieben wurden. Die Baukommission begann regelmäßig Hygienekontrollen durchzuführen, um in den Kliniken und auch der Küche einen Gesundheitsstandard durchzusetzen. Mit der zunehmenden Anzahl Ärzte aus dem Universitätsspital Zürich, welche sich einer großen Zahl Assistenzärzte gewohnt waren, stieg die Zahl dergleichen auch im Kantonsspital St. Gallen. Dies stellt auch für die Assistenzärzte die Möglichkeit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung dar. Da St. Galler Bevölkerung in den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts von zahlreichen Epidemien heimgesucht wurden, bewährte sich die Nähe eines großen modernen Spitals.

Eine neue Ära

Nach 1917 begann der Übergang zu der heutigen Organisationsform. Anstatt eines einzigen Chefarztes, der als Direktor dem Spital vorsteht, wurde die Konferenz der Chefärzte gegründet. Bei der zunehmenden schweizweiten Verbandsbildung beteiligte sich das Kantonsspital. Die folgenden Jahre sahen weitere Innovationen auch im Personalbereich. So wurde zwar die 48-Stunden-Woche für das gesamte Spitalspersonal eingeführt, dies war jedoch für gewisses Personal aufgrund der Arbeitsmenge unrealistisch. Weitere Liegenschaften wurden dem Spitalverbund hinzugefügt, da neben der Zahl an Technologien wie Röntgenanlagen auch die Patientenzahl stetig stieg.

Literatur

  • Carl Wegelin: Die Geschichte des Kantonsspitals St. Gallen. Fehr, St. Gallen 1953.
  • Hubert Patscheider: Das Kantonsspital St. Gallen 1953–1988. Staatsarchiv und Stiftsarchiv (SGKG 20), St. Gallen 1991, ISBN 3-908048-17-6.
  • Eva-Maria Schweiwiller-Lorber: Kantonsspital St. Gallen Chronik 1989–2009. Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen 2011.
  • Rita Maria Fritschi: «Der arme Lazarus im Kulturstaat». Die Entstehung und die ersten Betriebsjahre des Kantonsspitals St. Gallen 1845–1880. Staatsarchiv und Stiftsarchiv (SGKG 29), St. Gallen 1997, ISBN 3-908048-33-8.

Weblinks

Fussnoten

  1. Geschäftsbericht 2022 Kennzahlen (kssg.ch). Abgerufen am 19. April 2023.
  2. Geschäftsbericht 2022 Kennzahlen (kssg.ch). Abgerufen am 19. April 2023.
  3. Wissenschaftliche-Publikationen-2022.pdf (kssg.ch). (PDF) Kantonsspital St. Gallen, abgerufen am 19. April 2023.
  4. Sandro Zulian: Wut und Verzweiflung am Kantonsspital St. Gallen. In: Blick-Gruppe. Ringier AG, Brühlstr. 5, 4800 Zofingen, 28. September 2023, abgerufen am 13. November 2023.
  5. St. Galler Spitäler bauen 440 Stellen ab – Grund ist die schlechte finanzielle Lage. In: Neue Zürcher Zeitung AG, Zürich. 28. September 2023, abgerufen am 13. November 2023.
  6. Massenentlassungen am KSSG: Personal lehnt sich auf. Abgerufen am 13. November 2023.
  7. Angestellte wehren sich gegen skandalöse Massenentlassung im Kantonsspital St. Gallen. Abgerufen am 13. November 2023.
  8. Regula Weik: St.Galler Spitäler: «Die Sicherheit der Patienten ist gefährdet». 10. Oktober 2023, abgerufen am 13. November 2023.
  9. Die Bauetappen. kssg.ch, abgerufen am 5. September 2021.
  10. Vgl. Conrad Brunner: Über Medizin und Krankenpflege im Mittelalter in Schweizerischen Landen (= Veröffentlichungen der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Band 1). Orell Füssli, Zürich 1922, S. 104–105.

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