Kant-Gesellschaft

Die Kant-Gesellschaft e. V. ist eine wissenschaftliche Gesellschaft, die Hans Vaihinger zu Immanuel Kants 100. Todestag 1904 in Halle (Saale) gegründet hat, mit dem Zweck, das Studium der Kantischen Philosophie zu fördern und verbreiten.

Dazu gibt sie die 1896 ebenfalls von Hans Vaihinger gegründete Zeitschrift Kant-Studien und deren Ergänzungshefte heraus. Außerdem organisiert sie alle fünf Jahre einen Kongress und veranstaltet ein umfangreiches Vortragsprogramm. Sie unterstützte den Neukantianismus, etwa von Hermann Cohen, der auch mit der Sozialdemokratie sympathisierte. Kants früher Entwurf eines Völkerbunds in der Schrift Zum ewigen Frieden (1795) machte ihn in der Diskussion der Weimarer Republik angreifbar, als universalistische Positionen gegen das völkische Denken standen. Der Fichtianer Bruno Bauch verließ deshalb die Kant-Studien.

Bis zur NS-Machtübernahme entwickelte sich die Gesellschaft zu einer der einflussreichsten und mitgliederstärksten (ca. 4500 vor 1933) philosophischen Gesellschaften der Welt mit vielen Ortsgruppen. Seit 1933 wurde sie als „jüdisch-liberal“ angegriffen, der Geschäftsführer seit 1910 Arthur Liebert musste nach Belgrad emigrieren. Der neue Vorsitzende Martin Löpelmann zerstritt sich mit dem Verleger der Kant-Studien, Kurt Metzner. 1938 wurde die Gesellschaft aufgelöst, die Kant-Studien erschienen nach einer Unterbrechung 1938 wieder von 1942 bis 1944 (herausgegeben von Kurt Metzners Pan-Verlag).

Ab 1953 gab Gottfried Martin die Kant-Studien wieder heraus und 1969 gründete er auch Kant-Gesellschaft in Bonn neu. Sie setzt laut Satzung „die Arbeit der nicht mehr existierenden alten Kant-Gesellschaft e. V. Halle... fort“.

Vorsitzende waren

Nicht zu verwechseln ist die Kant-Gesellschaft mit der Gesellschaft der Freunde Kants von 1805 in Königsberg und der seit 2011 in ihrer Tradition stehenden Gesellschaft der „Freunde Kants und Königsbergs e. V. - Kant und Königsberg in Kaliningrad“.

Literatur

  • Präsentation von Margit Ruffing: Geschichte und Gegenwart der Kant-Gesellschaft e. V. (PDF)
  • George Leaman/Gerd Simon: Die Kant-Studien im Dritten Reich, in: KS 85, 1994, S. 443–469.
  • Günter Wirth: Auf dem „Turnierplatz“ der geistigen Auseinandersetzungen. Arthur Liebert und die Kantgesellschaft (1918–1948/49). Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2004, ISBN 3-933022-22-3.
  • Christian Tilitzki: Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Band 2. Berlin 2002, ISBN 978-3-05-003647-2, S. 1013–1022.