Kanadische Wasserpest
Kanadische Wasserpest | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Elodea canadensis | ||||||||||||
Michx. |
Die Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) ist eine Wasserpflanze aus der Gattung der Wasserpest (Elodea) in der Familie der Froschbissgewächse (Hydrocharitaceae).
Vorkommen und Verbreitung
Die ursprünglich aus den gemäßigten Breiten Nordamerikas stammende und vor allem in Kanada beheimatete Pflanze zählt in Europa zu den Neophyten, da sie hier fremd ist. Ihre Ansiedlung und Ausbreitung in Europa wurde durch die Seeschifffahrt eingeleitet und durch gezielte Aussetzungen (beispielsweise von Aquarienhaltern) oder durch Wasservögel weiter gefördert.
Da die Kanadische Wasserpest in Europa vergleichbare klimatische Bedingungen vorfindet wie in ihrer Heimat, hat sie sich rasant ausgebreitet, zumal sie hier keine natürlichen, bestandsregulierenden Feinde hat. Man zählt sie inzwischen zum gängigen Arteninventar vieler Still- und Fließgewässer. Erste Nachweise ihres Auftretens in Europa gibt es 1836 in Irland. 1859 wurde sie in Berlin angesiedelt oder ausgesetzt. Von dort breitete sie sich in nur 20 Jahren über ganz Mitteleuropa aus. Nur in den seltenen oligotrophen (nährstoffarmen) Seen fehlt sie in der Regel.
Elodea canadensis ist zweihäusig; in Mitteleuropa kommen aber nur Exemplare mit weiblichen Blüten vor (Blütezeit: Mai bis August), sodass keine generative Vermehrung stattfindet. Die Ausbreitung geschieht vor allem über abgebrochene Sprossteile, die verdriftet werden oder beispielsweise Wasservögeln anhaften.
Die Kanadische Wasserpest steigt in den Allgäuer Alpen im Tiroler Teil im Vilsalpsee bei Tannheim bis zu 1160 Metern Meereshöhe auf.[1]
Beschreibung
Die Kanadische Wasserpest ist eine krautige Pflanze. Die untergetauchten Sprosse erreichen eine Länge von 30 bis 100 Zentimeter. Häufig können sie auch bis zu drei Meter lange Ausläufer bilden.
An den flutenden Stängeln sitzen die kleinen, dunkelgrünen Blätter dicht quirlig meist zu dritt (zwei bis vier). Sie sind ein bis drei Zentimeter lang, weich oder starr, zungenförmig und vorne abgerundet, in der Mitte meist am breitesten, am Grund verschmälert, grün bis dunkelgrün gefärbt und häufig derb. Die Spitze der Blätter ist manchmal etwas zurückgebogen. Die Länge der Blätter macht das zwei- bis fünffache ihrer Breite (1,5 bis 3,5 Millimeter) aus.
Im Vergleich zur Schmalblättrigen Wasserpest (Elodea nuttallii) wirkt die Art kompakter und gleichmäßiger beblättert.
Es handelt sich um zweihäusig getrenntgeschlechtige (diözische) Pflanzen. Die unscheinbaren, drei bis 5,5 Millimeter kleinen, weißlich-hellvioletten Blüten sitzen an langen weißlichen Stielen, die über die Wasseroberfläche ragen oder auf ihr aufliegen. Die Blüte besitzt grünlich bis rötlich gefärbte Kelchblätter und weißliche Kronblätter, die etwa so groß wie die Kelchblätter sind.
Die Art hat die Chromosomenzahlen 2n = 24, 32, 40, 48, 56, 64, 72, 96.[2]
Ökologie
Die Kanadische Wasserpest ist eine ausdauernde, oft wintergrüne Wasserpflanze, die selten mit Winterknospen überdauert. In Anpassung an die oft geringe Verfügbarkeit von Kohlendioxid in stehenden Gewässern nutzt die Pflanze bei der Photosynthese neben dem C3-Weg fakultativ auch den C4-Weg. Letzterer verläuft hier aber nicht nach dem normalen Mechanismus, indem die Teilprozesse (Speicherung von Kohlendioxid und dessen Verarbeitung im Calvin-Zyklus) nicht auf unterschiedliche Zelltypen verteilt sind, sondern auf unterschiedliche Kompartimente derselben Zelle.
Es gibt sowohl rein männliche als auch rein weibliche Pflanzen, wobei in Deutschland und weiten Teilen Europas fast nur weibliche Vertreter vorkommen. Daher vermehrt sie sich dort auch fast ausschließlich auf vegetative Weise. Man nimmt an, dass zur Zeit der Einbürgerung um 1836 nur weibliche Pflanzen nach Europa gelangten. Die Pflanze wurde aufgrund ihres Ausbreitungspotenzials und der Schäden in den Bereichen Biodiversität, Gesundheit bzw. Ökonomie in die Schwarze Liste der invasiven Neophyten der Schweiz aufgenommen.[3][4]
Die Kanadische Wasserpest blüht im Wasser zwischen Juni und September. Sind beide Geschlechter in einem See vorhanden, so kommt es zu einer Turionenausbildung. Ansonsten bildet die Pflanze vegetativ zahlreiche Ableger, die im Frühjahr neu austreiben.
Bestäubung der Blüten (Wasserblütigkeit – Hydrophilie) und Ausbreitung der Samen (Wasserausbreitung – Hydrochorie) finden ausschließlich durch das Wasser statt.
Pflanzensoziologie
Die Kanadische Wasserpest bildet zusammen mit anderen Pflanzen Vegetationseinheiten. So ist sie eine Charakterart in der Vegetationsklasse Potamogetonetea pectinati (Laichkraut- und Schwimmblattgesellschaften) und im darin untergeordneten Vegetationsverband Potamogetonion pectinati. Besonders häufig bildet sie Elodea-canadensis-Gesellschaften als artenarme Dominanzbestände.
Verwendung
Die Kanadische Wasserpest hat im trockenen Zustand 18 % Eiweiß, 43 % Stärke und 2,5 % Fett, deshalb ist sie ein wertvolles Viehfutter und ein wertvoller Dünger. Schließlich dient sie als beliebte Zierpflanze in Aquarien und Gartenteichen.
Bei Schulversuchen wird sie zur Demonstration der Photosynthese, also der Sauerstoffproduktion bei Belichtung, eingesetzt.
Literatur
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1995; 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-8001-7454-5, S. 286.
Einzelnachweise
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 141.
- ↑ Tropicos. [1]
- ↑ Bundesamt für Umwelt BAFU: Invasive gebietsfremde Arten. (admin.ch [abgerufen am 6. August 2019]).
- ↑ S. Buholzer, M. Nobis, N. Schoenenberger, S. Rometsch: Liste der gebietsfremden invasiven Pflanzen der Schweiz. Hrsg.: Infoflora. (infoflora.ch [abgerufen am 6. August 2019]).
Weblinks
- Kanadische Wasserpest. auf FloraWeb.de
- Kanadische Wasserpest. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Elodea canadensis Michx., Karte zur Verbreitung in der Schweiz In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung in den Niederlanden [2] (niederländisch)
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén [3]
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Neoflora (BfN): Invasive, gebietsfremde Pflanzen in Deutschland: E. canadensis
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: User PodrPro, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Massenbestand von Elodea canadensis und Elodea nuttallii auf dem Hengsteysee (Ruhr), Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Blick aufs Seeende mit der Staustufe des Laufwasserkraftwerks Hengstey (links Hagen, rechts Herdecke). Im Wasserpestbestand halten sich Enten (Anas spec.) auf.
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Sprossteil sowie vergrößerter Querschnitt eines einzelnen Blattquirles der Kanadischen Wasserpest (Elodea canadensis). Die Blätter sind bei diesem Exemplar vergleichsweise lang und schmal (viermal so lang wie breit); es gibt auch wesentlich gedrungenere Exemplare mit kürzeren Blättern.
Autor/Urheber: Kristian Peters -- Fabelfroh 10:49, 30 December 2005 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis)
Autor/Urheber: Kristian Peters -- Fabelfroh 10:50, 30 December 2005 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dekussive Blattstellung bei der Kanadischen Wasserpest
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Aspekt der Kanadischen Wasserpest (Elodea canadensis) in einem flachen Graben. Beachte auch die an der Wasseroberfläche treibenden winzigen Blüten. Die normalerweise frisch- bis dunkelgrünen Blattoberseiten wirken hier bräunlich bzw. mit hellem Belag überzogen – aufgrund von Calciumcarbonat-Ablagerungen (= biogene Calcitfällung) im Rahmen der Photosynthese.