KamyschLag

KamyschLag war ein Sonderlager des MWD für politische Gefangene. Diese Sonderlager mit verschärftem Regime waren in der Nachkriegszeit durch das Innenministerium MWD (ehem. NKWD) geschaffene spezielle Einrichtungen im allgemeinen Gulag-System in der Sowjetunion. Das Lager existierte in dieser Form von 1951 bis 1954.

Bezeichnung

KamyschLag, russisch Камышлаг, trug ursprünglich die Bezeichnung Ossoblag Nr. 10, d. h. Sonderlager Nr. 10 (aus особый лагерь № 10, особлаг № 10). Der Name stammt von Камышовый ла́герь, Kamyschowy d. h. Schilflager beziehungsweise Schilfrohrlager. Diese Bezeichnungen für die ursprünglich nummerierten Sonderlager wurden erst später und meist zufällig vergeben, als eine Art Code, meist ohne irgendeinen Bezug zur Realität; Kamyschowyj war dann der Telegraphen-Code des Lagers, der am 30. Oktober 1951 dem Lager zugeteilt wurde. Man vermutet, dass er für die Lagerbezeichnung übernommen wurde. Der volle Langname lautete Камышовый ИТЛ für Камышовый исправительно-трудовой лагерь – Besserungs- und Arbeitslager Kamyschowyj.[1][2]

Geschichte, Tätigkeit

Das Lager KamyschLag wurde am 30. April 1951 aufgrund des Dekrets Nr. 00219 des Innenministeriums MWD vom 21. Februar 1948 gegründet.[3] Es befand sich im südlichen Sibirien in der Nähe der damals selbständigen Siedlung Olscheras, die am 23. Juni 1955 der Gemeinde Meschduretschensk (russisch Междуре́ченск, irrtümlich auch Междуречье) im Verwaltungsbezirk Oblast Kemerowo angegliedert wurde. Am 4. Oktober 1954 wurde das Lager als Sonderlager aufgelöst und als Besserungsarbeitslager (ITL) der Verwaltung für Besserungsarbeitslager und Kolonien des Innenministeriums (UITLK UMWD) in Omsk übergeben.[1][2]

Für das Lager waren zuständig[2]:

  • GULAG (Lager-Hauptverwaltung) des MWD ab 30. April 1951
  • GTU (Gefängnis-Hauptverwaltung) des MWD ab 28. März 1953
  • GULAG (Lager-Hauptverwaltung) des MWD ab 8. Februar 1954

Die Häftlinge wurden unter anderem für folgende Arbeiten eingesetzt[1][2]:

  • Bau verschiedener neuer Fabriken, darunter Elektrostationen, Erdölverarbeitung
  • schwere Arbeiten im Kohlebergbau, Bau von neuen Schächten und Stollen im Grubenbau
  • einschließlich Bau von Wohnungen für die Bergleute

Insassenzahlen

Nach den Aufzeichnungen der zuständigen Stellen konnten für das Lager KamyschLag folgende Insassenzahlen ermittelt werden[2]:

  • 1. Juli 1951 – 7256
  • 1. Januar 1952 – 10 750
  • 1. Januar 1953 – 8182
  • 1. Januar 1954 – 13 273

Bekannte Häftlinge

  • Friedrich-Franz Wiese

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Vladimír Bystrov: Únosy československých občanů do Sovětského Svazu v letech 1945-1955 (Entführungen tschechoslowakischer Bürger in die Sowjetunion 1945-1955). Edition Svědectví, hrsg. vom Úřad dokumentace a vyšetřování zločinů komunismu ÚDV, eine Einrichtung des Innenministeriums der Tschechischen Republik, Prag 2003, 343 Seiten, ISBN 80-7312-027-5, online auf: szcpv.org/..., Abschnitt Kamyšlag, Seite 260.
  2. a b c d e КАМЫШОВЫЙ ЛАГЕРЬ. In: M. B. Smirnow (Hrsg.): Система исправительно-трудовых лагерей в СССР (Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR 1923-1960). Zwenja, 1998. Online auf Portal Мемориал (Memorial.ru) memo.ru/...
  3. Приказ МВД СССР № 00219 «Об организации особых лагерей МВД» (Verordnung Nr. 00219 über die Organisierung der Sonderlager des MWD). Online auf: alexanderyakovlev.org/...

Weblinks