Kampfgeschwader 66
Kampfgeschwader 66 | |
---|---|
Aktiv | April 1943 bis 8. Mai 1945 |
Staat | Deutsches Reich |
Streitkräfte | Wehrmacht |
Teilstreitkraft | Luftwaffe |
Truppengattung | Fliegertruppe |
Typ | Kampfgeschwader |
Gliederung | 2 Gruppen |
Standort | I. Gruppe Chartres III. Gruppe Burg |
Ausrüstung | Heinkel He 111, Junkers Ju 88, Junkers Ju 188, Dornier Do 217 |
Zweiter Weltkrieg | Unternehmen Steinbock Alliierte Invasion in Nordfrankreich Ardennenoffensive |
Das Kampfgeschwader 66 war ein Verband der Luftwaffe der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Als Kampfgeschwader, ausgestattet mit Bombern, vom Typ Dornier Do 217, Junkers Ju 88 und Junkers Ju 188 führte es Luftangriffe mit Bomben auf zugewiesene Ziele durch. Das Geschwader, das insbesondere für die Zielfindung/-markierung ausgebildet war, beteiligte sich am Unternehmen Steinbock und intervenierte gegen die Alliierte Invasion in Nordfrankreich. Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde es aufgelöst.
Aufstellung
Die I. Gruppe entstand im April 1943 in Chartres (Lage ) im besetzten Frankreich. Die III. Gruppe wurde erst am 10. Oktober 1944 in Burg (Lage ) aus der IV./Kampfgeschwader 101 aufgestellt und schon im November 1944 an das Kampfgeschwader 200 als II. Gruppe abgegeben. Eine II. Gruppe und ein Geschwaderstab KG 66 existierten nicht.[1] Das Geschwader war mit der Heinkel He 111, der Junkers Ju 88, der Junkers Ju 188 und der Dornier Do 217 ausgestattet. Die Geschwaderkennung war Z6.
Gliederung
Die I. und die III. Gruppe unterstanden keinem Geschwaderstab und waren formal selbstständig. Die beiden Gruppen waren wiederum in Staffeln unterteilt. Die 1. bis 5. Staffel gehörte der I. Gruppe und die 7. bis 9. Staffel der III. Gruppe an. Hinzu kam noch die Ergänzungsstaffel. Jede Staffel führte ein Staffelkapitän und war in vier Ketten mit je drei Flugzeugen unterteilt. Daraus ergab sich eine Sollstärke der Bombergruppe von 60 Flugzeugen + 1 Flugzeug für den Gruppenkommandeur für die I. Gruppe und 37 Flugzeugen für die III. Gruppe. Die Ergänzungsstaffel nahm in der Regel nicht an Kampfeinsätzen teil. In ihr wurden frisch ausgebildete oder rekonvaleszente Flieger eine Zeitlang an die Frontbedingungen gewöhnt und geschult, bevor sie in eine der drei Einsatzgruppen wechselten. Darum hatte sie meist ihren Standort in der Heimatbasis des jeweiligen Geschwaders.
Geschichte
Die I./KG 66 wurde als spezieller Verband für Weg- und Zielmarkierungen (Pfadfinderaufgaben) aufgestellt. Infolgedessen war sie ab Sommer 1943 in Frankreich dem IX. Fliegerkorps der Luftflotte 3 unterstellt. Bei allen Luftangriffen gegen das Vereinigte Königreich übernahm sie die Zielfinderaufgaben nach dem Y-Verfahren und dem Egon-Verfahren.[2] Während eines Nachtangriffs auf London am 29./30. Mai 1943, zum Test des Y-Verfahrens, wurde die Junkers Ju 88S-1 (Geschwaderkennung 3E+EZ) des Hauptmanns Alfred Stahnke von britischen Nachtjägern vom Typ Mosquito abgeschossen. Der Bomber musste nahe Isfield (Sussex) notlanden und die gesamte Crew ging in Kriegsgefangenschaft.[3]
Insbesondere beim Unternehmen Steinbock kamen diese Verfahren zur Anwendung, erwiesen sich aber nicht als erfolgreich.[4][5] Im Mai 1943 verfügte die I. Gruppe über sieben He 111H-6, sechs Do 217K-1 und sechs Do 217E-4. Die 3. Staffel lag zwischen Februar und Juni 1944 in Cormeilles. (Lage )
Nach Anlaufen der alliierten Invasion in Nordfrankreich übernahm sie wiederum Zielfinderaufgaben an der Invasionsfront.[6][2] Auch bei der letzten deutschen Offensive im Westen, der Ardennenoffensive, war sie für diese Rolle eingeplant.[2]
Letzte Einsätze flog die I./KG 66 an der Ostfront gegen Brücken über die Oder, bevor sie am 5. Mai 1945 in Neumünster (Lage ) (Lage )aufgelöst wurde.[2]
Die im Oktober 1944 in Burg aufgestellte III. Gruppe war mit Mistelgespannen ausgestattet. Insgesamt hatte sie im Oktober 17 Ju 88A-4, 9 Ju 88S-3 und 9 Misteln in ihren Reihen. Sie wurde im November 1944 in II./Kampfgeschwader 200 umbenannt.[7]
Heute erinnert ein Gedenkstein am Flugplatz Dedelstorf (Lage ) an die Toten der I. Gruppe des Kampfgeschwaders 66.
Gruppenkommandeure
Gruppe | Dienstgrad | Name | Zeit |
---|---|---|---|
I. Gruppe | Major | Hermann Schmidt | 8. April 1943 bis 8. Mai 1945[8] |
III. Gruppe | Hauptmann | Kurt Capesius | September 1944 bis 15. November 1944[9] |
Auszeichnungen
Bekannte Träger des Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes oder höherer Stufen des Kampfgeschwaders 66.
Name | Dienstgrad | Einheit | Ritterkreuz |
---|---|---|---|
Schmidt, Hermann[10] | Major | I./KG 66 | 20. Apr. 1944 |
Literatur
- H. L. de Zeng, D. G. Stankey, E. J. Creek: Bomber Units of the Luftwaffe 1933–1945. A Reference Source, Volume 1. Ian Allan Publishing, 2007, ISBN 978-1-85780-279-5 (englisch).
- Ulf Balke: Der Luftkrieg in Europa 1939–1941. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-86047-591-6 (1057 S.).
- Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935–1945. Gliederungen und Kurzchroniken ein Dokument. Hrsg.: Wolfgang Dierich. Verlag Heinz Nickel, Zweibrücken 1993, ISBN 3-925480-15-3 (703 S.).
- Horst Boog: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 7, dva, ISBN 3-421-05507-6
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Dierich, S. 130.
- ↑ a b c d Wolfgang Dierich, S. 131.
- ↑ Henry L. deZeng IV, Douglas G. Stankey: Luftwaffe Officer Career Summaries, Section S–Z. (PDF) 2016, S. 485, abgerufen am 16. Oktober 2022 (englisch).
- ↑ Ulf Balke, S. 390.
- ↑ Horst Boog, S. 377.
- ↑ Leo Niehorster: German Air Force, Order of Battle, 3rd Air Fleet, IXth Air Corps, 6 June 1944. 3. November 2008, abgerufen am 13. Juni 2019 (englisch).
- ↑ Wolfgang Dierich, S. 143.
- ↑ Henry L. deZeng IV, Douglas G. Stankey: Luftwaffe Officer Career Summaries, Section S–Z. (PDF) 2016, S. 161, abgerufen am 16. Mai 2020 (englisch).
- ↑ Henry L. deZeng IV, Douglas G. Stankey: Luftwaffe Officer Career Summaries, Section A–F. (PDF) 2017, S. 679, abgerufen am 16. Mai 2022 (englisch).
- ↑ Henry L. deZeng IV, Douglas G. Stankey: Luftwaffe Officer Career Summaries, Section S–Z. (PDF) 2016, S. 161, abgerufen am 16. Oktober 2022 (englisch).
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
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Gedenkstein an die Verstorbenen der 1. Gruppe des Kampfgeschwaders 66 in Dedelstorf.