Kamee
Kamee (die), auch Camée, seltener Kameo (der) oder Cameo, ist die Bezeichnung für eine Gravur, die als erhabenes Relief aus einem Schmuckstein, zumeist einem Chalcedon oder Onyx, aber auch aus Lavagestein oder einer Molluskenschale hergestellt wurde. Dabei hebt sich aufgrund unterschiedlicher Tönungen des Materials der erhöhte Teil meist heller vom tieferen Teil der Gravur ab.
Herstellung
Im Gegensatz zur Kamee wird bei einem Intaglio bzw. einer Gemme das Motiv in den Stein vertieft eingeschnitten. Kameen hatten im Vergleich zu Gemmen oft repräsentativen Charakter. Sie waren insbesondere geschätzte Schmucksteine, welche kaum in Fingerringe gefasst waren, sondern in mancherlei anderem Schmuck verwendet wurden (Ohrgehänge, Diademe, Hals- und Brustketten etc.). Auch für Kästchenbeschläge und die Ausschmückung von Wohnräumen konnte man sie gebrauchen, vor allem für solche, die mit dem Bild der Gorgo Medusa Unheil und den „bösen Blick“ abwehren sollten.
Geschichte
Kameen sind seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. bekannt. Sie hatten sowohl in der Renaissance als auch im 17. bzw. 18. Jahrhundert eine Blütezeit. Die Herstellungstechnik der Kameen stammt aus dem ptolemäischen Alexandria (siehe: Tazza Farnese). Sie eroberten von dort aus die hellenistische und später auch die römische Welt, erlangten aber nie die Verbreitung der Gemmen.
Für den Ursprung des Begriffs gibt es verschiedene Überlieferungen, wie zum Beispiel aus dem persischen chumahäu; im mittelalterlichen Latein findet man die Vokabel camahatus, im Italienischen chama, die Muschel, abgeleitet von den Muschelcaméen. Im deutschsprachigen Raum verwendet man seit dem 14. Jahrhundert verschiedene Ableitungen: gamah, gammaho, gämahü, gamähinstein, gamaphe, camache, camaie, camme, cammée – letztlich hiervon abgeleitet auch das Wort Gemme.
- Antiker Augustus-Kameo (indischer Sardonyx) als zentraler Schmuckstein des Lotharkreuzes. Aachen, Domschatz
- Grand Camée de France. Paris, Cabinet des Médailles
- © Marie-Lan Nguyen / Wikimedia Commons, CC BY 2.5Italienische Kamee. Mitte des 16. Jahrhunderts, Paris, Cabinet des Médailles
- Allegorie des Frühlings. Onyx-Kamee von Giuseppe Girometti. Paris, Cabinet des Médailles
Literatur
- Erika Zwierlein-Diehl: Antike Gemmen und ihr Nachleben. de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019450-0.
- Hugo Meyer: Prunkkameen und Staatsdenkmäler römischer Kunst. Neue Perspektiven zur Kunst der frühen Prinzipatszeit. Biering & Brinkmann, München 2000, ISBN 3-930609-21-5.
- Günther Dembski: Die antiken Gemmen und Kameen aus Carnuntum. Phoibos, Wien 2005, ISBN 3-901232-53-2 (Archäologischer Park Carnuntum Neue Forschungen 1).
- Gertrud Platz-Horster (Hrsg.): Mythos und Macht. Erhabene Bilder in Edelstein. Internationales Kolloquium zur gleichnamigen Ausstellung der Antikensammlung Staatliche Museen zu Berlin im Alten Museum am Lustgarten, 27. Juli 2007. Staatliche Museen, Berlin 2008, ISBN 978-3-88609-620-6.
- Georg Lippold: Gemmen und Kameen des Altertums und der Neuzeit. Hoffmann, Stuttgart 1922.
- Gertrud Platz-Horster: Erhabene Bilder. Die Kameen in der Antikensammlung Berlin. Reichert, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-89500-906-8.
- Fritz Eichler, Ernst Kris: Die Kameen im kunsthistorischen Museum.Schroll, Wien 1927.
- Adolf Furtwängler: Die antiken Gemmen. 3 Bände. Giesecke & Devrient, Berlin 1900. Nachdruck: Hakkert, Amsterdam 1964–1965.
- Wolf-Rüdiger Megow: Kameen von Augustus bis Alexander Severus. (= Antike Münzen und geschnittene Steine. 11) de Gruyter, Berlin 1987, ISBN 3-11-010703-1.
Siehe auch
- Daktyliothek (Sammlung von Gemmen, Kameen und deren Abdrücken)
- Glyptik
Weblinks
- Sog. Gonzaga-Kamee (3. Jh. v. Chr.) in Fine Art Images – Das Archiv bildender Kunst
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Autor/Urheber: Gryffindor, Lizenz: CC BY 2.5
Kameo: Adler. Römisch, Frühe Kaiserzeit. 27 v. Chr. Onyx, zweischichtig, braun auf weiß. Fassung: Silber, vergoldet, Mailand, 3. Viertel 16. Jh. Dm. 22 cm. Fassung: Dm. 26,5 cm. Kameo Rückseite: Dm. 11 cm. Kunsthistorisches Museum Wien, Antikensammlung. Inv.-Nr. ANSA_IXa_26. Fundort: Unbekannt. Provenienz: Schatzkammer; 1779 Übernahme.
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So-called Great Cameo of France. Five-layered sardonyx cameo, Roman artwork, second quarter of the 1st century AD.
Autor/Urheber: Dioskurides (?), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Römisches Kameo, Frühe Kaiserzeit. Darstellung des Kaiser Augustus, von Göttinen und Allegorien umgeben.
Gemmen und Kameen
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Allegory of Spring, sardonyx cameo.
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Eine Besucherin betrachtet den Onyx von Schaffhausen in der Ausstellung Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
Lotharkreuz mit Augustus-Kamee. Die Vierung des Kreuzes ist durch eine prachtvolle, dreischichtige Kamee aus Sardonyx betont. Die leicht ovale, antike Kamee zeigt die nach links gewendete Büste des mit einem Lorbeerkranz gekrönten Kaisers Augustus, der in seiner rechten Hand ein Adlerzepter hält.