Kalyptra

Kalyptra ist ein Begriff aus der Botanik, der für verschiedene Phänomene verwendet wird. Im weiteren Sinn bedeutet es eine Abdeckung, Haube, Mütze oder Lid für ein Organ oder einen Körper.

Medianer Längsschnitt durch eine Wurzelspitze von Hordeum vulgare; 1. Meristem, Calyptrogen, 2. Wurzelhaube/Kalyptra, 3. Rhizodermis, 4. Dermatogen, 5. Periblem, 6. Plerom

Moose

Bei Moosen bezeichnet Kalyptra eine Haube, die bei vielen Laubmoosen die Kapsel bedeckt und zu deren Schutz beiträgt, sie liegt auf dem Operculum; dem Deckel des Sporangiums. Sie entsteht dadurch, dass der Sporophyt zu Beginn seines Wachstums das Gewebe des Gametophyten, in dem er entstanden ist (in der Regel wird das der Archegonienhals sein), abreißt und ein Stück davon mit nach oben trägt[1].

Die Kalyptra kann sehr unterschiedlich ausgebildet sein. Bei einigen Moosen besteht sie aus einer Art Filz, bei anderen aus einer häutigen Kappe, bei wieder anderen fällt sie schnell ab.

Samenpflanzen

Bei Samenpflanzen bezeichnet das Wort Kalyptra eine Wurzelhaube. Sie dient hier als Schutz des Wurzelvegetationspunktes beim Vordringen ins Erdreich. Ferner wird durch verschleimende Zellen das Eindringen in das Erdreich erleichtert.

Auch bezeichnet es eine kompakte Haube, Schutzgewebe (Blütenkappe, Knospenkappe) für Staub- und Fruchtblätter bei Blüten die an einem bestimmten Zeitpunkt der Entwicklung abfällt, wie z. B. bei den Eukalypten (hier auch Operculum), der Gattung Eschscholzia oder bei Weinreben.[2]

Sie kann aus den verwachsenen gamosepalen Kelchblättern (calycine) und/oder den gamopetalen Kronblättern (coralline) bestehen. Von einer Pseudokalyptra spricht man wenn sich die freien Blüten- oder Kelchblätter sich während der Entwicklung überlappen und ihre Oberflächen fest anhaften, so dass sie als eine Einheit fallen, die einer verschmolzenen Blütenhülle ähnelt, wie bei Syzygium-Arten oder den Eukalypten.[3][4]

Siehe auch

  • Calyptra (Begriffsklärung)

Einzelnachweise

  1. Ralf Reski: Development, genetics and molecular biology of mosses. In: Botanica Acta. 111, 1998, 1–15.
  2. Peter K. Endress: The evolution of floral biology in basal angiosperms. In: Philos. Trans. R. Soc. Lond. B Biol. Sci. 365(1539), 2010, S. 411–21, doi:10.1098/rstb.2009.0228.
  3. G. Prenner et al.: Correcting Phylogenetic Signal of Homoplastic Traits: The Evolutionary History of Perianth Fusion in Myrtaceae. XIX International Botanical Congress (IBC), 2017, doi:10.13140/RG.2.2.34889.03687.
  4. Thais Nogales da Costa Vasconcelos: Morphological homogeneity, phylogenetic heterogeneity and systematic complexity in species-rich groups: a case study of floral evolution in Myrteae (Myrtaceae). Thesis, University College London, 2017, online (PDF; 17,7 MB), bei UCL Discovery, abgerufen am 18. Oktober 2018.

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Kalifornischer Mohn (Eschscholzia californica) – noch geschlossene Blüte mit erweitertem Blütenboden.
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Eschscholzia californica, Papaveraceae, Kalifornischer Mohn, Goldmohn, Kalifornischer Kappenmohn, Schlafmützchen, Blütenknospe; Botanischer Garten KIT, Karlsruhe, Deutschland. Die blühende Pflanze wird in der Homöopathie als Arzneimittel verwendet: Eschscholzia californica (Esch.)
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From the author: "Les 5 pétales sont soudés entre eux par leur sommet. Ils se détachent par le bas en formant une coiffe. Ugni blanc, Cognac."
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