Kaffeeklappe
Als Volkskaffeehalle oder umgangssprachlich Kaffeeklappe wurden seit Mitte des 19. Jahrhunderts einfache Speiselokale für Arbeiter bezeichnet, in denen keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt wurden.
Entstehung
Die Idee hatte ihre Vorläufer in London. Die Einführung der Volkskaffeehallen ging auf Bemühen von Arbeitgebern zurück, den Alkoholismus und vor allem den Konsum von Schnaps ihrer Lohnempfänger zu bekämpfen. Somit entstanden in vielen europäischen Großstädten, in Deutschland hauptsächlich in den Hafenstädten Bremen, Hamburg und Lübeck sowie in Berlin, Verpflegungsstätten dieser Art. Neben preiswerten warmen Speisen wurde vor allem Kaffee angeboten, da Londoner Erfahrungen gezeigt hatten, dass dieses Getränk Arbeiter konzentrierter und leistungsfähiger machte.
In Hamburg wurde 1884 ein Comitee für die Errichtung von Volkskaffeehallen gegründet, aus dem 1887 der Verein für Volkskaffeehallen entstand. 1888 gab es in 28 deutschen Städten solche Hallen. In Hamburg gab es sie vor allem im Freihafen für die Hafen- und Werftarbeiter, 1959 noch 18 Stück des Vereins, der 1971 in Hafen-Rast-Hamburg-GmbH umfirmierte, aber 1975 Konkurs anmeldete.[1]
Der volkstümliche Name Kaffeeklappe rührt daher, dass Speisen und Kaffee von der Küche durch eine Klappe in den Gastraum ausgegeben wurden.
Im östlichen Stadtteil der heutigen Hamburger HafenCity befindet sich die Oberhafenkantine. Es handelt sich hier um eine der letzten noch existierenden Kaffeeklappen, allerdings in kleinster Form, da ursprünglich in sehr viel größeren Räumlichkeiten bzw. Speise- und Kaffeehallen für bis zu 800 Hafenarbeiter – subventioniert durch den Hamburger Senat – eine kontrollierte Bewirtung gewährleistet wurde. Auch das sogenannte Fleetschlösschen in der Hamburger Speicherstadt diente zeitweilig als Kaffeeklappe.
Literatur
- Bernd Pastuschka: Volksspeisung und Kaffeeklappen. Sozial- und Architekturgeschichte der Speiseanstalten und Kaffeehallen 1883 bis 1914 unter besonderer Berücksichtigung Hamburgs. Verlag Dölling und Galitz, Hamburg 2015, ISBN 978-3-86218-083-7.
- Hallier/Fitschen: Volks-Kaffeehalle in Hamburg, Deutsche Bauzeitung, 22. Jg., Heft 14, vom 18. Februar 1888, Seite 80–82 (PDF; 135 MB)
- Speise- und Kaffeehallen im Freihafengebiet zu Hamburg, Deutsche Bauzeitung, 23. Jg., Heft 34, vom 27. April 1889, Seite 197–199 (PDF; 128 MB)
Weblinks
- NDR Doku - Die Nordstory: Hafenimbisse - Geheimtipps abseits des Tourismus (ab 0:19:39) auf YouTube, 31. März 2023.
- Cornelis Rattmann: Wo es den Schauerleuten schmeckte. In: Die Welt. 12. Dezember 2010, abgerufen am 30. Januar 2024.
Einzelnachweise
- ↑ Franklin Kopitzsch: Kaffeeklappen, in: ders. mit Daniel Tilgner (Hg.): Hamburg Lexikon. Hamburg 2010. S. 379.
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Volks-Kaffee- und Speisehalle Berlin, Neue Schönhauserstraße 13, um 1900
Kaffeehalle des Bremer Mäßigkeitsvereins, Postkarte um 1900
Volks-Kaffee- und Speise-Halle am Amerika-Quai, erbaut 1889, zeitgenöss. Darstellung