Kabinett Schwerin von Krosigk

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Der Leitende Minister Graf Schwerin von Krosigk neben seinem Vorgänger Joseph Goebbels.

Das Kabinett Schwerin von Krosigk (auch: Dönitz-Kabinett[1] oder Flensburger Kabinett) bildete nach den Suiziden von Adolf Hitler und Joseph Goebbels sowie dem Fall Berlins eine international nicht anerkannte geschäftsführende Reichsregierung.

Karl Dönitz hatte, wie im politischen Testament Adolf Hitlers auf Grundlage des Gesetzes über den Nachfolger des Führers und Reichskanzlers von 1934 festgelegt, am 1. Mai 1945 das Amt des Reichspräsidenten übernommen, womit die Tätigkeit der Regierung Dönitz begann. Am darauffolgenden Tag beauftragte Dönitz den dienstältesten bisherigen Finanzminister Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk als Leitenden Reichsminister mit der Regierungsbildung. Der Posten des Reichskanzlers war nicht vorgesehen.[2] Um den Übergangscharakter der Regierung zu betonen, entschloss sich Dönitz, in Absprache mit Krosigk eine geschäftsführende Reichsregierung zu bilden.[3]

Die Reichsregierung hatte ab 3. Mai 1945 ihren Sitz im Sonderbereich Mürwik. Am Abend des 5. Mai wurden die neuen Kabinettsposten vergeben.[4]

In einem undatierten Schreiben aus dem Mai 1945 unterrichtete der leitende Minister Schwerin von Krosigk General Dwight D. Eisenhower und das sowjetische Oberkommando sodann über die Regierungsbildung. Krosigk erklärte, dass es das Regierungsziel sei, „den Krieg zu liquidieren“. Zudem zählte er die Reichsminister auf, die mit der Neubildung ausgeschieden waren.[5]

Das Kabinett war über die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht hinaus im Sonderbereich Mürwik bis zur Verhaftung der Kabinettsmitglieder am 23. Mai 1945 im Amt, hatte faktisch jedoch kaum wirklich Bedeutung. Am 5. Juni 1945 übernahmen die Hauptsiegermächte durch den Alliierten Kontrollrat auch formell die oberste Regierungsgewalt in Deutschland (Berliner Erklärung), wodurch spätestens zu diesem Zeitpunkt die Amtszeit von Schwerin von Krosigk endete.

Zusammensetzung

Kabinett Schwerin von Krosigk
(2. Mai bis 23. Mai 1945)
AmtMinisterPartei
Leitender Minister
Ludwig Schwerin von Krosigk.jpg
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk
ab 2. Mai 1945
NSDAP
Auswärtiges AmtJohann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk
ab 5. Mai 1945
NSDAP
FinanzenJohann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk
schon im Kabinett Hitler
NSDAP
Inneres
Wilhelm Stuckart at the Ministries Trial.jpg
Wilhelm Stuckart
ab 5. Mai 1945
NSDAP
Justiz
Herbert Klemm.JPG
Herbert Klemm
ab 5. Mai 1945
NSDAP
Wirtschaft
Albert Speer Neurenberg.JPG
Albert Speer
ab 5. Mai 1945
NSDAP
Ernährung und Landwirtschaft
Bundesarchiv Bild 183-J02034, Herbert Backe.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-J02034 / CC-BY-SA 3.0
Herbert Backe
ab 5. Mai 1945
NSDAP
Arbeit
FranzSeldte1933.jpeg
Franz Seldte
schon im Kabinett Hitler
NSDAP
Oberbefehlshaber der KriegsmarineHans-Georg von Friedeburg
ab Mai 1945
NSDAP
Post
Bundesarchiv Bild 183-E00795, Julius Dorpmüller.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-E00795 / CC-BY-SA 3.0
Julius Dorpmüller
ab 5. Mai 1945
NSDAP
VerkehrJulius Dorpmüller
schon im Kabinett Hitler
NSDAP
Chef des Oberkommandos der Wehrmacht
Wilhelm Keitel at Nuremberg Trials November 1945.jpeg
Wilhelm Keitel
seit dem Kabinett Hitler bis zur Festnahme am 13. Mai 1945;
danach Alfred Jodl als Chef des OKW
NSDAP

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jörg Hillmann: Kriegsende 1945 in Deutschland, München 2002, S. 46.
  2. Jörg Hillmann: Kriegsende 1945 in Deutschland, München 2002, S. 47.
  3. Jörg Hillmann: Kriegsende 1945 in Deutschland, München 2002, S. 44.
  4. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flensburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), S. 14.
  5. Wolfgang Börnsen u. Leve Börnsen: Vom Niedergang zum Neuanfang. Kiel/Hamburg 2015, S. 61 f. und S. 180.

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Wappen Deutsches Reich (Weimarer Republik).svg
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Wappen des Deutschen Reiches in der Frühzeit der Weimarer Republik. Eingeführt mit der

Bekanntmachung betreffend das Reichswappen und den Reichsadler vom 11. November 1919.

»Auf Grund eines Beschlusses der Reichsregierung gebe ich hiermit bekannt, daß das Reichswappen auf goldgelben Grunde den einköpfigen schwarzen Adler zeigt, den Kopf nach rechts gewendet, die Flügel offen, aber mit geschlossenem Gefieder, Schnabel, Zunge und Fänge von roter Farbe.

Wird der Reichsadler ohne Umrahmung dargestellt, so sind das gleiche Bild und die gleichen Farben, wie beim Adler im Reichswappen, zu verwenden, doch sind die Spitzen des Gefieders nach außen gerichtet.

Die im Reichsministerium des Innern verwahrten Muster sind für die heraldische Gestaltung des Reichswappens maßgebend. Die künstlerische Ausgestaltung bleibt für jeden besonderen Zweck vorbehalten.


Berlin, den 11. November 1919.

Der Reichspräsident
Ebert

Der Reichsminister des Innern
Koch«

Quelle: http://www.documentarchiv.de/wr/rwappen.html


1928 wurde dieses Wappen durch das neue Reichswappen von Tobias Schwab abgelöst, das Theodor Heuss im Februar 1950 auch als Bundeswappen verkündete: Reichs- bzw. Bundeswappen
Ludwig Schwerin von Krosigk.jpg
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (* 22. August 1887 in Rathmannsdorf/Anhalt; † 4. März 1977 in Essen)
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Albert Speer, Minister of Production, at the Nuremberg War Crimes Trials.
  • Donor: Robert Jackson.
  • Subjects (ARC): Nuremberg Trial of Major German War Criminals, * Nuremberg, Germany, 1945-1946; Soldiers
  • Subjects (HST): Nurnberg Trials; Germany - Nurnberg
  • People: Speer, Albert, 1905-1981
  • Accession number:72-929
  • Date: ca. 1946
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Herbert Klemm (1903-?) was a high ranking official (Staatssekretär) in the German Ministry of Justice (Reichsjustizministerium) during the Second World War. This photograph of Klemm (probably as a defendant during the Nurmeberg Trials No. III - the Justice Case) was taken by US Army photographers on behalf of the Office of the U.S. Chief of Counsel for the Prosecution of Axis Criminality (OUSCCPAC, May 1945 - Oct. 1946) or its successor organization, the Office of Chief of Counsel for War Crimes (OCCWC, Oct. 1946 - June 1949).
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Julius Dorpmüller

Reichsverkehrsminister Dr. Julius Dorpmüller (Porträt) 16.1.1939 [Herausgabedatum]

[Dr. Julius Dorpmüller (Porträt)]

Abgebildete Personen:

  • Dorpmüller, Julius Heinrich Dr.: Reichsverkehrsminister, Generaldirektor der Reichsbahn, Deutschland
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Herbert Backe

Staatssekretär Herbert Backe (Porträt)

Abgebildete Personen:

  • Backe, Herbert: Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, NSDAP, Deutschland
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Defendant Wilhelm Keitel photographed in his cell during the Nuremberg Trials, Nuremberg Germany. Gelatin silver process on paper. 28 cm x 35.3 cm. Image courtesy of the Harvard Law School Library, Harvard University, Cambridge, Mass.
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Wilhelm Stuckart at the Ministries Trial Nuremberg, Germany, 01/10/1948
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Franz Seldte, fundador y líder federal de Der Stahlhelm, Federación de Soldados del Frente, 1933.