Kabinett Papen
Das Kabinett Papen, ein Präsidialkabinett, war während der Weimarer Republik in der Zeit vom 1. Juni 1932 bis zum 3. Dezember 1932 die Regierung des Deutschen Reiches. Von Zeitgenossen wurde das Kabinett, dem der Adelige Franz von Papen als Reichskanzler vorstand und dem nahezu ausschließlich parteilose Fachminister mit adliger Abstammung oder akademischem Hintergrund angehörten, auch spöttisch als Kabinett der Barone bezeichnet. Nach Angaben des ehemaligen Papen-Mitarbeiters Fritz Günther von Tschirschky war der Name, den auch sozialdemokratische und kommunistische Gegner der Regierung benutzten, eine Erfindung des nationalsozialistischen Propagandachefs Joseph Goebbels.[1]
Das Kabinett Papen wurde auf Initiative des im Hintergrund wirkenden Kurt von Schleicher gebildet, der auch Papen ausgesucht hatte. Neben den Parteilosen waren nur die Deutschnationalen in der Regierung vertreten, zu der sie drei Minister beisteuerten. Die meisten Mitglieder der Regierung waren der breiten Öffentlichkeit zum Zeitpunkt ihrer Berufung praktisch unbekannt.
Das Präsidialkabinett konnte sich nur ein halbes Jahr halten. Grund dafür war, dass es keine Mehrheit im Reichstag fand und Reichspräsident Paul von Hindenburg nach Schleichers Planspiel Ott einen Bruch der Verfassung durch das Ignorieren eines Misstrauensvotums des Reichstags oder einen Staatsstreich für zu gefährlich hielt. Schließlich wurde es vom Kabinett Schleicher abgelöst.
Zusammensetzung
Reichsminister
Kabinett Papen 1. Juni 1932 bis 3. Dezember 1932 | ||||
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Reichskanzler | Franz von Papen | parteilos | ||
Auswärtiges Amt | Konstantin Freiherr von Neurath ab 2. Juni 1932 | parteilos | ||
Inneres | Wilhelm Freiherr von Gayl | DNVP | ||
Finanzen | Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk ab 2. Juni 1932 | parteilos | ||
Wirtschaft | Hermann Warmbold | parteilos | ||
Arbeit | Hermann Warmbold bis 5. Juni 1932 mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt | |||
Hugo Schäffer ab 6. Juni 1932 | parteilos | |||
Justiz | Franz Gürtner ab 2. Juni 1932 | DNVP | ||
Reichswehr | Kurt von Schleicher | parteilos | ||
Post | Paul Freiherr von Eltz-Rübenach | parteilos | ||
Verkehr | ||||
Ernährung und Landwirtschaft | Magnus Freiherr von Braun | DNVP | ||
Reichsminister ohne Geschäftsbereich | Franz Bracht (seit 29. Oktober 1932) | parteilos | ||
Reichsminister ohne Geschäftsbereich | Johannes Popitz (seit 29. Oktober 1932) | parteilos |
Beamte der Reichskanzlei
Beamte der Reichskanzlei | |
---|---|
Staatssekretär der Reichskanzlei | Erwin Planck |
Gemeinsamer Dienst bei Reichskanzler und Staatssekretär | Ministerialdirektor Edwin Pukaß |
Referent | Ministerialdirektor Viktor von Hagenow (zum 1. Juli 1932 in den einstweiligen Ruhestand versetzt) |
Referent | Ministerialrat Othmar Feßler |
Referent | Ministerialrat Heinrich Vogels |
Referent | Ministerialrat Richard Wienstein |
Referent | Ministerialrat Edwin Pukaß |
Referent | Oberregierungsrat Hans Thomsen |
Referent | Oberregierungsrat Curt Walter |
Referent | Oberregierungsrat Otto Westphal |
Referent | Oberregierungsrat Joseph Krebs |
Ministerialbürodirektor | Rudolf Ostertag |
Pressechef der Reichsregierung | Ministerialdirektor Heinrich Ritter von Kaufmann-Asser (bis 17. August 1932) |
Pressechef der Reichsregierung | seit 17. August 1932: Ministerialdirektor Erich Marcks |
Siehe auch
- Papen-Plan
- Preußenschlag
Weblinks
- Rainer Schaefer: Das Kabinett Papen. Die Weimarer Republik, Band III
- Auszug aus: Weimarer Republik. Bundeszentrale für politische Bildung
- Band 456 – Änderungen in der Reichsregierung. Verhandlungen des Reichstages
Einzelnachweise
- ↑ Fritz Günther von Tschirschky: Erinnerungen eines Hochverräters. 1972, S. 81.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (* 22. August 1887 in Rathmannsdorf/Anhalt; † 4. März 1977 in Essen)
Signatur of Reichskanzler Franz von Papen (1879-1969)
(c) Bundesarchiv, Bild 183-H27728 / Schäfer / CC-BY-SA 3.0
Prof. Dr. Johannes Popitz, Finanzpolitiker u. Staatsmann, geb.: Leipzig 2.12.1884; seit 1.11.1932 Reichsminister, seit 1922 Honorarprofessor der Finanzwissenschaften un des Steuerrechts an der Universität Berlin. U.B.z.: den preußischen Finanzminister; Staatsrat Prof. Dr. Johannes Popitz. (Aufnahme 1934) 43383-34
Abgebildete Personen:
- Popitz, Johannes Prof. Dr.: Finanzminister, Preußen, Prozeß 20. Juli 1944, Deutschland
(c) Bundesarchiv, Bild 102-13708 / CC-BY-SA 3.0
Porträt-Fotografie Wilhelm Frhr. v. Gayl
E general Von Schleicher de civil en 1933.
(c) Bundesarchiv, Bild 183-H13466 / Heinscher / CC-BY-SA 3.0
Reichsjustizminister Dr. [Franz] Gürtner
(c) Bundesarchiv, Bild 102-13532 / Pahl, G. / CC-BY-SA 3.0
Das neue Reichskabinett im Park der Reichskanzlei, von rechts nach links:
Reichswirtschaftsminister Prof. Dr. [Hermann] Warmbold [verdeckt: von Gayl /Inneres]
Reichskanzler [Franz] von Papen
Reichsaussenminister [Konstantin] von Neurath
Reichsernährungsminister [Magnus] von Braun
[Eltz von Rübenach / Verkehr]
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R1230-505 / CC-BY-SA 3.0
1. Juni 1932: Reichskanzler Franz von Papen bildet ein von Schleicher unter Mitwirkung von Schacht vorbereitetes Kabinett. Die Regierung ist ohne jede parlamentarische Mehrheit.
UBz: Das neue Kabinett.
Stehend vlnr: Dr. Franz Gürtner (Justiz), Dr. Warmbold (Wirtschaft), General von Schleicher (Reichswehr).
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1988-0113-500 / CC-BY-SA 3.0
Der Stellvertreter des Reichskanzlers, Vizekanzler Franz von Papen, wird am 29.10. 54 Jahre alt. Herr von Papen, der sich um die Einigung des nationalen Deutschland ein historisches Verdienst erworben hat, ist gebürtiger Westfale und war zunächst aktiver Offizier, 1913 Hauptmann im Grossen Generalstab, 1914-16 Militär-Attachè in Washington und in Mexiko. In den beiden letzten Kriegsjahren nahm Herr von Papen am Feldzug teil und war zuletzt Oberstleutnant und Chef des Stabes der 4. Osmanischen Armee. Als Mitglied des Zentrums hat er dem Preussischen Landtag von 1920 bis 1928 und von 1930 - 1932 angehört. Am 1. Juni 1932 übernahm Herr von Papen auf Wunsch des Reichspräsidenten das Reichskanzleramt, das er bis zum 2. Dezember innehatte. Seit dem 30. Januar 33 , dem Tag der Amtsübernahme der Regierung Hitler, ist Herr von Papen Stellvertreter des Reichskanzlers.
(c) Bundesarchiv, Bild 183-2007-1009-501 / CC-BY-SA 3.0
In der heutigen Kabinettssitzung wurden wichtige Beschlüsse gefasst. U.B.z.: Reichskommissar Dr. Bracht verlässt nach der Sitzung die Reichskanzlei 24485-32
Abgebildete Personen:
- Bracht, Dr.: Ministerialdirigent im Preußischen Ministerium des Inneren, Deutschland
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Wappen des Deutschen Reiches in der Frühzeit der Weimarer Republik. Eingeführt mit der
Bekanntmachung betreffend das Reichswappen und den Reichsadler vom 11. November 1919.
»Auf Grund eines Beschlusses der Reichsregierung gebe ich hiermit bekannt, daß das Reichswappen auf goldgelben Grunde den einköpfigen schwarzen Adler zeigt, den Kopf nach rechts gewendet, die Flügel offen, aber mit geschlossenem Gefieder, Schnabel, Zunge und Fänge von roter Farbe.
Wird der Reichsadler ohne Umrahmung dargestellt, so sind das gleiche Bild und die gleichen Farben, wie beim Adler im Reichswappen, zu verwenden, doch sind die Spitzen des Gefieders nach außen gerichtet.
Die im Reichsministerium des Innern verwahrten Muster sind für die heraldische Gestaltung des Reichswappens maßgebend. Die künstlerische Ausgestaltung bleibt für jeden besonderen Zweck vorbehalten.
Berlin, den 11. November 1919.
Der Reichspräsident
Ebert
Der Reichsminister des Innern
Koch«
Quelle: http://www.documentarchiv.de/wr/rwappen.html
1928 wurde dieses Wappen durch das neue Reichswappen von Tobias Schwab abgelöst, das Theodor Heuss im Februar 1950 auch als Bundeswappen verkündete: Reichs- bzw. Bundeswappen
El barón Konstantin von Neurath, ministro de Exteriores alemán en gabinete de Hitler, 1933.