Kabinett Drake-Bövers

Das Kabinett Drake-Bövers bildete von 24. Mai 1945 bis 23. November 1946 die letzte Landesregierung des Freistaates Schaumburg-Lippe. Zunächst gehörte das Gebiet von Schaumburg-Lippe zum Bezirk der britischen Provinzialmilitärregierung Westfalen. Am 24. Mai 1945 wurde eine neue schaumburg-lippische Landesregierung unter Staatsrat Heinrich Bövers eingesetzt.[1]

Die Hauptaufgabe der Landesregierung war die Vorbereitung der Vereinigung des Landes mit den sich bildendenen Ländern Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen, wobei die vorläufige Zuordnung zu Westfalen zu mehrfachen organisatorischen Änderungen führte. So wurde am 15. Juni 1945 der bisher nur für das Land Lippe zuständige Landespräsident Heinrich Drake auch Landespräsident von Schaumburg-Lippe und war damit der Regierung Bövers formal übergeordnet. Die Stellung des Landespräsidenten entsprach der eines Präsidenten auch im staatsrechtlichen Sinne und ähnelte damit der Kompetenzzuordnung in der NS-Zeit, in der der schaumburg-lippische Landespräsident dem Reichsstatthalter und Gauleiter von Westfalen-Nord untergeordnet war.[2]

Nach politischen Unstimmigkeiten um die Beteiligung der SPD und Vorwürfen um mutmaßliche Verwicklungen von Mitgliedern der Landesregierung in der NS-Diktatur wurde die Landesregierung am 4. Dezember 1945 umgebildet, wobei Hermann Winkelmann ausschied und Heinrich Lorenz (SPD) nachrückte. Lorenz war schon in der Zeit der Weimarer Republik führender SPD-Politiker in Schaumburg-Lippe und war mehrere Jahre Ministerpräsident.[3]

Zum 15. Mai 1946 wurde die Frage der Zugehörigkeit Schaumburg-Lippes durch die Unterstellung unter die Militärregierung Hannover und damit unter die Provinz Hannover zugunsten des späteren Niedersachsen entschieden, welches rückwirkend zum 1. November 1946 gegründet wurde. Die Landesregierung wurde zum 23. November aufgelöst und in eine "Landesregierungs-Abwicklungsstelle" umgewandelt, die aus Heinrich Bövers und Heinrich Naujoks bestand. Sie sollte unter anderem die aus dem Zusammenschluss erwachsenen Anschlussfragen und die Vermögensauseinandersetzung mit dem Land Niedersachsen um das Dominialgut klären, erreichte dies aber bis zu ihrer Auflösung zum 1. Juli 1950 nicht. Eine für Schaumburg-Lippe eher unbefriedigende Regelung kam erst 1960 zustande.[4]

Das bisherige Land bildete von Sommer 1948 an den Landkreis Schaumburg-Lippe im Land Niedersachsen, der 1977 mit dem ehemaligen Landkreis Grafschaft Schaumburg zum Landkreis Schaumburg vereinigt wurde.[5]

AmtNamePartei
Landespräsident, ab 15. Mai 1946 übergegangen auf den Oberpräsidenten der Provinz HannoverHeinrich Drake, 15. Juni 1945 bis 15. Mai 1946
Hinrich Wilhelm Kopf, ab 15. Mai 1946
SPD
SPD
StaatsratHeinrich Böversparteilos (vor der NS-Diktatur: DDP)
Mitglied der LandesregierungHermann Winkelmann, 24. Mai bis 4. Dezember 1945
Heinrich Naujoks
Heinrich Lorenz, ab 4. Dezember 1945
parteilos
parteilos
SPD

Literatur

  • Moritz Gruninger: Freistaat oder Landkreis? Die schaumburg-lippische Ambivalenz im Umgang mit der eigenen Souveränität, Dissertation, Universität Hannover, Hannover 2020, S. 321f.
  • Ernst Böhme: Schaumburg-Lippe und die Gründung des Landes Niedersachsen, in: Hubert Höing: Vom Ständestaat zur freiheitlich-demokratischen Republik : Etappen in Schaumburg, Schaumburger Studien 55, Verlag Ernst Knoth, Göttingen/Melle 1995, S. 219–234.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Böhme: Schaumburg-Lippe und die Gründung des Landes Niedersachsen, in: Hubert Höing: Vom Ständestaat zur freiheitlich-demokratischen Republik : Etappen in Schaumburg, Schaumburger Studien 55, Verlag Ernst Knoth, Göttingen/Melle 1995, S. 222f.
  2. Ernst Böhme: Schaumburg-Lippe und die Gründung des Landes Niedersachsen, in: Hubert Höing: Vom Ständestaat zur freiheitlich-demokratischen Republik : Etappen in Schaumburg, Schaumburger Studien 55, Verlag Ernst Knoth, Göttingen/Melle 1995, S. 223
  3. Ernst Böhme: Schaumburg-Lippe und die Gründung des Landes Niedersachsen, in: Hubert Höing: Vom Ständestaat zur freiheitlich-demokratischen Republik : Etappen in Schaumburg, Schaumburger Studien 55, Verlag Ernst Knoth, Göttingen/Melle 1995, S. 224f.
  4. Ernst Böhme: Schaumburg-Lippe und die Gründung des Landes Niedersachsen, in: Hubert Höing: Vom Ständestaat zur freiheitlich-demokratischen Republik : Etappen in Schaumburg, Schaumburger Studien 55, Verlag Ernst Knoth, Göttingen/Melle 1995, S. 227–233.
  5. Ernst Böhme: Schaumburg-Lippe und die Gründung des Landes Niedersachsen, in: Hubert Höing: Vom Ständestaat zur freiheitlich-demokratischen Republik : Etappen in Schaumburg, Schaumburger Studien 55, Verlag Ernst Knoth, Göttingen/Melle 1995, S. 231 und 234.

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Flagge des Fürstentums Schaumburg-Lippe; Verhältnis (2:3), c. 1880–1935