Kabinett Bjarni Benediktsson (2017)

Das Kabinett Bjarni Benediktsson war im Jahre 2017 vom 11. Januar bis zur Parlamentswahl vom 28. Oktober die Regierung Islands. Sie führte die Geschäfte kommissarisch weiter, bis sie am 30. November 2017 durch das Kabinett Katrín Jakobsdóttir I abgelöst wurde.

Es handelte sich um eine Koalition aus der liberal-konservativen Unabhängigkeitspartei, die einer EU-Mitgliedschaft Islands ablehnend gegenübersteht, sowie den EU-freundlichen liberalen Parteien Viðreisn und Björt framtíð. Nach der vorgezogenen Parlamentswahl vom 29. Oktober 2016 war es zunächst keiner Partei gelungen, eine neue Regierungskoalition zu bilden. Die Regierung von Sigurður Ingi Jóhannsson führte die Geschäfte daher bis Januar 2017 weiter. Am 10. Januar wurde die Zusammensetzung des neuen Kabinetts bekanntgegeben.[1] Die Koalition verfügte über eine knappe Mehrheit von einem Sitz im Althing.[2]

Am Morgen des 15. September 2017 wurde bekannt, dass Björt framtíð am Vorabend[3] beschlossen hatte, die Regierungskoalition zu verlassen, was zum Mehrheitsverlust und damit dem Zusammenbruch der Regierung geführt hat.[4] Grund für den Austritt von Björt framtíð ist ein politischer Skandal: Der Unabhängigkeitspartei wird vorgeworfen, die „Wiederherstellung der Ehre“[5] eines verurteilten Sexualverbrechers, für die sich der Vater von Premierminister Bjarni Benediktsson eingesetzt hatte, vertuscht zu haben.[4] In ersten Reaktionen hatten sich Vertreter des bisherigen Koalitionspartners Viðreisn sowie der Oppositionsparteien Links-Grüne Bewegung und Allianz für eine Neuwahl im Oktober ausgesprochen, während es die Fraktionsvorsitzende der Píratar, Birgitta Jónsdóttir, vorgezogen hätte, zunächst einen neuen Versuch der Regierungsbildung zu machen.[6] Die Neuwahl fand am 28. Oktober 2017 statt, wobei das Parlament zuvor nicht aufgelöst wurde.[7]

Regierungsmitglieder

RessortMinisterZeitraumPartei
PremierministerBjarni Benediktssonseit 11. Januar 2017Unabhängigkeitspartei
AuswärtigesGuðlaugur Þór Þórðarsonseit 11. Januar 2017Unabhängigkeitspartei
FinanzenBenedikt Jóhannessonseit 11. Januar 2017Viðreisn
WohlfahrtÞorsteinn Víglundsson (Soziales und Gleichberechtigung)seit 11. Januar 2017Viðreisn
Óttarr Proppé (Gesundheit)seit 11. Januar 2017Björt framtíð
Inneres[8]Sigríður Á. Andersen (Justiz)seit 11. Januar 2017Unabhängigkeitspartei
Jón Gunnarsson (Verkehr und Kommunen)seit 11. Januar 2017Unabhängigkeitspartei
Bildung und KulturKristján Þór Júlíussonseit 11. Januar 2017Unabhängigkeitspartei
Wirtschaft und InnovationÞorgerður Katrín Gunnarsdóttir (Fischerei und Landwirtschaft)seit 11. Januar 2017Viðreisn
Þórdís Kolbrún R. Gylfadóttir (Tourismus, Industrie und Innovation)seit 11. Januar 2017Unabhängigkeitspartei
Umwelt und natürliche RessourcenBjört Ólafsdóttirseit 11. Januar 2017Björt framtíð

Weblinks

Anmerkungen

  1. Brynjólfur Þór Guðmundsson: Þetta eru ráðherrarnir í nýrri ríkisstjórn. RÚV, 10. Januar 2017, abgerufen am 12. Januar 2017 (isländisch).
  2. Paul Fontaine: Iceland’s New Right-Wing Government To Be Announced Tomorrow. In: The Reykjavík Grapevine. 9. Januar 2017, abgerufen am 12. Januar 2017 (englisch).
  3. Stígur Helgason: Ríkisstjórnin fallin og kosninga krafist. In: ruv.is. Ríkisútvarpið, 15. September 2017, abgerufen am 15. September 2017 (isländisch).
  4. a b aev/Reuters: Politischer Skandal: Regierung in Island bricht auseinander. In: Spiegel Online. 15. September 2017, abgerufen am 15. September 2017.
  5. In Island ein Rechtsinstrument, das wegen schwerer Straftaten verurteilten Personen die Rückforderung gewisser verlorener Rechte erlaubt, siehe: Laws for "restored honour" are 77 years old. In: Iceland Monitor. mbl.is / Morgunblaðið, 15. September 2017, abgerufen am 18. September 2017 (englisch).
  6. Jelena Ćirić: Prime Minister, Parties React to Government Disbanding. In: Iceland Review. 15. September 2017, abgerufen am 15. September 2017 (englisch).
  7. Jelena Ćirić: Elections Confirmed for October 28th. In: Iceland Review. 18. September 2017, abgerufen am 18. September 2017 (englisch).
  8. Auf den 1. Mai 2017 aufgeteilt in das Justizministerium und das Ministerium für Verkehr und Kommunen.

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