Königtum Dagomba

Das Königtum der Dagomba, auch Dagombareich befand sich im nördlichen Teil des heutigen Ghana. Das Volk der Dagomba, auch Dagbamba genannt, war eine dominante ethnische Gruppe im Herrschaftsgebiet Dagbon. Sie hatten einen eigenen Dialekt das Dagbani (Dagbane), eine Sprache aus der Sprachfamilie Niger-Kongo-Sprachen.

Geschichte

Die Dagomba herrschten über unterschiedliche Völker und Teile anderer ethnischer Gruppen, zu denen unter anderem die Konkomba und die Chakosi gehörten.

Der Überlieferung nach soll das Königreich Dagomba im 14. Jahrhundert von Einwanderern aus dem Norden aus Melle, einem Ort hinter Gurama, gegründet worden sein.

Es erstreckte sich bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts im Süden bis an die Ufer des Schwarzen Volta. Eroberungszüge durch die Gonja verkleinerten das Herrschaftsgebiet. Am Ende dieses Jahrhunderts wurden die Dagomba von den Asante unterworfen. Diese zwangen sie ein jährlich festgelegtes Kontingent an Sklaven zu liefern. Der Tribut an das Aschantireich wurde bis 1874 geleistet, als die Asante von britischen Streitkräften besiegt wurden.

Die Dagomba sind Bauern, die insbesondere Sorghumhirsen, Hirse, Mais, Yamswurzeln und Erdnüsse kultivieren. Die Bearbeitung der Böden wird überwiegend von den Männern ausgeführt. Die Frauen beteiligen sich an der Ernte. Zu den Nutztieren gehören Kurzhornrinder, Schafe, Ziegen, Hühner und Perlhühner. Zur Ergänzung der Nahrung kommen Jagd und Fischerei hinzu.[1]

Als souveräner Staat existierte das Königreich fast 500 Jahre: von 1409 bis ca. 1899. 1899 wurde es der britischen beziehungsweise deutschen Kolonialherrschaft unterworfen. Diese späte Kolonialisierung hatte damit zu tun, dass das Dagombareich in einem zwischen Briten und Deutschen umstrittenen Gebiet, dem so genannten Salaga-Gebiet, lag. Von 1744 bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Dagomba außerdem den Ashanti tributpflichtig.

Sämtliche Häuptlinge und Unterhäuptlinge entstammen der Dagombafamilie. Bis zur Kolonialisierung hatte es 42 Oberhäuptlinge gegeben. Der Herrscher dieses Königtums war der Ya Na, dessen Gericht und Verwaltung sich in der Stadt Yendi befanden.

Auch heute noch sind die Traditionen des Dagombakönigtums lebendig. Als Dagbon Traditional Kingdom ist das Dagombakönigtum offiziell anerkannt und bildet eine parallele Struktur zu den Institutionen des modernen Ghana. Das Königreich der Dagomba besitzt traditionelle verwaltungstechnische Zuständigkeiten für verschiedene Akephale Ethnien ihres Gebietes, also für solche Ethnien, die keine institutionalisierte Herrschaft kennen, sondern von Respektspersonen geführt werden und ihre Entscheidungen im Konsens treffen. Dies sind etwa die Konkomba, die Bimoba, die Chakosi, die Basaari, die Chamba und die Zantasi. Diese ethnischen Minderheiten haben ein Mitspracherecht, fühlen sich aber häufig diskriminiert, was in den 1990er Jahren zu blutigen Ausschreitungen geführt hat.

Liste der Herrscher (Ya-Na)

1409 Gründung des Dagombareiches
Name[2]Regierungszeit1Alternativnamen oder Anmerkung
Djipopora1409–1424Sohn des Kpaganumba, eines Enkels des Herrschers von Mali und einer Tochter eines Tindana (Erdherr) aus Gourma.
Kuntile1424–1439verstarb ohne Nachkommen
Gbewaa1439–1444Nedega, Kulu Gbagha, Oedraogo, Wedraoogo
Zhirle1444–1459Zirili, Zirile
Sitobu1459–1474
Nyaghse1474–1489
Zulande1489–1504
NaghloghuGalogo, Nagalogo (hat nicht regiert)
Datorle1504–1519Dariguyomd, Daruguyomda, Darigudiemba
Briguyomda1519–1534Bariguwiemda, Beregoyemda, Buriguyomda
Zolgu1534–1549Zolgo, Zologo (Dynastiewechsel)
Zunzong1549–1564Zong, Zongmang, Zonman, Zunzong bla
Nengmitoni1564–1579Nongmitoni, Nonguritoni, Nenmitone
Dimani1579–1594Demani, Diwani
Yenzo1594–1609Yanzo
Dardjeghu1609–1624Darizego, Darisiego, Dariziogo
Lilo1624–1639Luro
Titughre1639–1654Tutugri, Tutugre, Tubugiari
Zaghle1654–1669Zagalali, Zagale
Zokule1669–1684Zokole, Zokuti
Gungoble1684–1699Gungboli
Zangyina1699–1714Zangina, Zanjina, Muhammad Zangina Er war der erste Dagomba-König, der sich zum Islam bekannte.
Andan Sighle1714–1729Andani Segri, Andani Sigili, Andanesegele, Bengumanga
Djingle1729–1744Jingli, Dzingli Binbiegu, Djimli, Jimli, Bunbiogu
Garba1744–1759Gariba, Garaba, Abu Bakr, Bukari
Ziblim (Saa)1759–1774Naa Saa, Ziblim Nasa, Jibril Na Saa, Zibrim, Sa, Dschibrila, Zibrim Na-Sa
Ziblim (Bandamba)1774–1789Jibril Bandamda, Zibirim, Ziblim Bandamda
Andani (Djangbarga)1789–1804Andani I., Andani Kururi
Mahama I.1804–1819Mamame, Mahamma, Muhammad
Ziblim (Kulunku)1819–1834Ziblim Zuhuku, Zibrim Kuluknkui, Tabikaru + Kununku (bei Zech)
Sumani Zole1834–1849Sumane, Uthman Zoli, Sumane Zole, Osmanu
Yakuba1849–1864Yakubu, Jakubu
Abdulai I.1864–1879Abdallah, Abdullah, Bawuna
Andani II.1879–24.8.1899Andana, Andani + Abd Al-Rahman (bei Wilks)
Alasani1899–16.1.1917Alasan Tiparga, Alhassan, Al-Hassan, Ali Hassan
Abdulai II.1917–1929Ad Abdullahi II.
Mahama II.1929–1948Muhammad
Mahama bla1948–1954Muhammad
Abdulai III.1954–15.9.1967
1 
Regierungszeit geschätzt

Literatur

  • VII: Die Dagomba. In: Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft, einschliesslich der ethnologischen Rechtsforschung. Ferdinand Enke, Stuttgart 1878, S. 117–127 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Diedrich Westermann: 1. Dagomba – Mutter dreier Reiche. In: Geschichte Afrikas. Greven-Verlag, Köln 1952, S. 178–183 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Brigitta Benzing: Die Geschichte und das Herrschaftssystem der Dagomba (= Studia ethnologica. Band 2). A. Hain, Meisenheim am Glan 1971, ISBN 3-445-00801-9.
  • Martin Staniland: The Lions of Dagbon: Political Change in Northern Ghana. Cambridge University Press, Cambridge 1975, ISBN 0-521-20682-0, doi:10.1017/CBO9780511759543.

Einzelnachweise

  1. Dagomba. In: Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 4. Mai 2021 (englisch).
  2. Diedrich Westermann: 1. Dagomba – Mutter dreier Reiche. In: Geschichte Afrikas. Greven-Verlag, Köln 1952, S. 178–183 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).