Königsegg (Adelsgeschlecht)

Stammwappen der Grafen zu Koenigsegg (Zürcher Wappenrolle)

Königsegg (auch Königseck) ist der Name eines alten schwäbischen Adelsgeschlechts, das in seinen reichsunmittelbaren Linien Rothenfels und Aulendorf zum Hohen Adel zählte und mit dem Deutschen Orden auch eine ostpreußische Linie bildete. Zweige der Familie bestehen bis heute in Deutschland, Österreich, Kroatien, Ungarn, Schweden und Kanada.

Geschichte

Ursprung

Ursprünglich hieß das Geschlecht Fronhofen nach der Burg Fronhofen (heute ein Ortsteil der Gemeinde Fronreute im Landkreis Ravensburg) und erscheint erstmals urkundlich 1171 mit dem welfischen Ministerialen Mengoz de Fronhove.[1] Mitglieder des Geschlechts waren Ministeriale der Hohenstaufen und später des Heiligen Römischen Reiches. Die Brüder Eberhard und Berthold von Fronhofen nannten sich schon im Jahre 1209 ministerialis regis. Ein jüngerer Eberhard („frater domini Bertholdi de Fronhoven“) hieß dann ab 1251 Eberhardus de Kunigsegge (nach der Burg Königsegg, heute ein Ortsteil der Gemeinde Guggenhausen im Landkreis Ravensburg).[2]

Standeserhebungen und Verbreitung

1347 wurde Ulrich I. von den Habsburgern zum ersten Landvogt in Oberschwaben aus dem Hause Königsegg erwählt. Mit wenigen Unterbrechungen hatte die Familie dieses Amt bis zum Ende des Alten Reiches inne.

Johann Jacob von Königsegg kaufte 1565 von seinem Schwager, dem Grafen Ulrich von Montfort, die reichsunmittelbare Grafschaft Rothenfels im Allgäu mit dem Hauptort Immenstadt. Seine Söhne Marquard und Georg erhielten am 6. März 1621 eine Bestätigung des Reichsfreiherrenstandes, nachdem sie schon 1613 das Prädikat Wohlgeboren erhalten hatten. Georg ist der Stammvater der Linien Rothenfels und Aulendorf. Seine Söhne Hugo, Rothenfelser Linie, und Johann Georg, Aulendorfer Linie, wurden von Kaiser Ferdinand II. am 29. Juli 1629 in den Reichsgrafenstand erhoben.

Linie Rothenfels

Karte mit der Grafschaft Königsegg-Rothenfels

Die Residenz der Herrschaft Rothenfels wurde um 1600 von der Burg Rothenfels in das Stadtschloss zu Immenstadt verlegt, das um 1550 als Amtshaus erbaut worden war und zwischen 1595 und 1620 durch Georg Freiherr zu Königsegg zum Schloss erweitert wurde. Die Grafen von Königsegg-Rothenfels lebten dann über Generationen überwiegend in Wien, wo sie bedeutende Positionen am kaiserlichen Hof einnahmen. Graf Leopold Wilhelm von Königsegg-Rothenfels (1630–1694) spielte 1683 eine maßgebliche Rolle bei der Verteidigung Wiens während der türkischen Belagerung. Sein Sohn Joseph Lothar von Königsegg-Rothenfels (1673–1751) kommandierte als kaiserlicher Feldmarschall und Präsident des österreichischen Hofkriegsrates das kaiserliche Heer in vielen Feldzügen. Dessen Neffe Christian Moritz von Königsegg-Rothenfels unterlag im Siebenjährigen Krieg 1757 im Gefecht bei Reichenberg den Preußen. Christian Moritz’ Bruder Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels war ab 1761 Erzbischof und Kurfürst von Köln und ab 1762 bis zu seinem Tod 1784 zugleich auch Fürstbischof von Münster.

Graf Fidel Franz tauschte, nach dem Reichsdeputationshauptschluss, die Grafschaft Rothenfels und seinen übrigen Besitz im Allgäu mit Österreich und erhielt dafür 1804 die Herrschaft Borossebes im Königreich Ungarn; die Linie Rothenfels ist nicht erloschen, bis heute leben Nachkommen der Familie in Ungarn[3].

Linie Aulendorf

Den ehemals welfischen, dann staufischen Besitz Schloss Aulendorf erwarb die Familie 1381. Ein Ulrich nannte sich 1386 erstmals von Königsegg zu Aulendorf. Hans von Königsegg (1440–1484) verlegte die Familiengruft hierher. Johann Georg baute um 1620 Aulendorf zu seiner Residenz aus. Die reichsunmittelbare, dem Schwäbischen Reichskreis zugehörige Grafschaft bestand bis zu ihrem Ende durch die Rheinbundakte 1806, als sie dem neuen Königreich Württemberg zugeschlagen wurde und die vormals regierenden Grafen zu württembergischen Standesherren wurden. 1829 erhielten sie das Prädikat Erlaucht. Nach der Mediatisierung wurde Aulendorf nur noch vorübergehend bewohnt, aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufwendig modernisiert. Die Nachkommen verkauften 1941 das Schloss, das 1987 an das Land Baden-Württemberg überging.

Bereits seit 1174 war der Ort Königseggwald unter der Verfügungsgewalt der Herren von Fronhofen gewesen; die Herren von Königsegg erwarben ihn 1311 als Eigentum und verlegten 1681 ihren Sitz von der Burg Königsegg nach Königseggwald, wo an der Stelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus ab 1765–1770 unter Beratung des französischen Architekten Pierre Michel d’Ixnard ein neues Schloss erbaut wurde. Die Nachkommen der Grafen zu Königsegg-Aulendorf bewohnen bis heute das Schloss in Königseggwald und besitzen neuerdings, infolge Erbschaft, auch das Schloss Halbturn im Burgenland. Dort betreiben sie ein renommiertes Weingut.

Ostpreußische Linie

Zum Deutschen Orden bestanden seit 1268 enge Verbindungen, so sind ab 1351 verschiedene Familienmitglieder als Deutschordensritter und Komture nachgewiesen, so Eberhard von Königsegg 1378–1384 als Komtur auf der Mainau. Die Existenz einer preußischen Linie begann urkundlich 1405, als Eberhard VI. von Königsegg zum Hatzenturm sich bereits im Ordensland Ostpreußen befand. Der aus dieser Linie stammende Wilhelm Fabian von Königsegg wurde 1694 in den preußischen Freiherrenstand erhoben. Nachfahren der freiherrlichen Linie leben auch heute noch.

Namensträger

Der Königsegger Codex

Im Jahre 1455 beauftragte Junker Lutold III. von Königsegg den Fechtmeister Hans Talhoffer damit, ein Fechtbuch für ihn herstellen zu lassen. Dieser Königsegger Kodex (Hs. XIX 17.3) mit über 100 Bildtafeln über verschiedene Kampfweisen befindet sich noch heute[5] in der gräflichen Bibliothek der Königsegg-Aulendorf. 2010 wurde ein Faksimileband und ein Kommentarband veröffentlicht.

Wappen

Blasonierung: Das Stammwappen ist von Gold und Rot schräglinks geweckt (gerautet); auf dem bekrönten Helm ist ein Busch von sieben roten Straußenfedern; die Helmdecken sind rot-golden.

Gemeindewappen

Das gold-rot geweckte Wappen findet sich heute auf einigen Gemeindewappen in Baden-Württemberg und durch die Linie Rothenfels auch im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben:

Literatur

Epitaph Fidel Anton v. Königsegg-Rothenfels (1750–1804)
  • GGT. Hofkalender (Fürstliche Häuser); GGT. Gräfliche Häuser. (Auszug):
    • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der (deutschen) gräflichen Häuser 1834, Justus Perthes, Gotha 1833. (Erstaufnahme)
    • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1938, Justus Perthes, Gotha 1937. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Digitalisat
    • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1942, Justus Perthes, Gotha 1941. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Digitalisat
    • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Fürstlichen Häuser (Hofkalender) 1942, II. Abt., 179. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1941, S. 233–234. Digitalisat (Letztausgabe)
  • Genealogisches Handbuch des Adels. GHdA. ISSN 0435-2408
    • Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser, Band IX, Band 50 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1971.
    • Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band VI, Band 91 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1987.
  • Gothaisches Genealogisches Handbuch, Fürstliche Häuser, Band 3, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, Selbstverlag, Marburg (Lahn) 2021. ISBN 978-3-9820762-2-5.
  • Redaktion: Königsegg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 356 (Digitalisat).
  • Constantin von Wurzbach: Königsegg, das Grafengeschlecht, Genealogie. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 12. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1864, S. 224–226 (Digitalisat). f. S. 228. Digitalisat
  • Johannes Graf zu Königsegg-Aulendorf, André Schulze (Hrsg.): Der Königsegger Codex. Die Fechthandschrift des Hauses Königsegg, Faksimile und Kommentarband. Philipp von Zabern Verlag, Mainz 2010, ISBN 978-3-8053-3753-3.
  • Detlev Schwennicke (Hrsg.): Europäische Stammtafeln. Neue Folge. Band V. Standesherrliche Häuser II. Stargardt, Marburg 1988, S. 46–59.
  • Franz Karl Wißgrill, Karl von Odelga: Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an bis auf jetzige Zeiten. Fünfter Band. Wien 1804, S. 246–256. Digitalisat
  • Horst Boxler:
    • Die Herren von Entringen und die Frühgeschichte der Grafen zu Königsegg. Selbstverlag, Bannholz 1993. ISBN 3-923430-11-6.
    • Die Geschichte der Reichsgrafen zu Königsegg seit Beginn des 15. Jahrhunderts. 2 Bände. Selbstverlag, Bannholz 2005. ISBN 3-00-015361-6.
    • Königsegg - Vorträge und Forschungen 1993-2017, Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2017. ISBN 978-3-95948-274-5.

Weitere Literatur

Weblinks

Commons: Königsegg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Original im Generallandesarchiv Karlsruhe, abgedruckt im Württembergischen Urkundenbuch, Vierter Band, Hrsg. Königliches Staatsarchiv in Stuttgart, in Commission bei Karl Aue, Stuttgart 1883, S. 368. LXVII. 1171. März 31
  2. Württembergisches Urkundenbuch IV, 281.
  3. Bernhard Wucherer: Bernhard Wucherer Autor. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Januar 2016; abgerufen am 30. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bernhard-wucherer.de
  4. Paula Maria Eusebia Julie, Gräfin von Königsegg-Aulendorf, * Ravensburg, Aulendorf; 22.05.1926 † Donaueschingen, 05.01.2019
  5. Stand: Januar 2011.

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Schloss Halbturn. Die hufeisenförmige Schlossanlage wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von Lucas von Hildebrandt errichtet und unter Kaiserin Maria Theresia umgebaut. 1949 brannte sie ab, wobei nur der Mittelteil des Hauptgebäudes gerettet werden konnte.
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Königseggwald, Landkreis Ravensburg, Baden-Württemberg, Germany: Schloss

Architect:
Pierre Michel d’Ixnard  (1723–1795)  wikidata:Q881112
 
Pierre Michel d’Ixnard
Alternative Namen
Michel Dixnard; Ixnard; Pierre Michel d'Ixnard
Beschreibung französisch-deutscher Architekt
Geburts-/Todesdatum 1723 Auf Wikidata bearbeiten 21. August 1795 Auf Wikidata bearbeiten
Geburts-/Todesort Nîmes Straßburg
Wirkungsstätte
Southern Germany
Normdatei
creator QS:P170,Q881112
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Leopold Wilhelm Graf von Königsegg-Rothenfels (1630 – 1694) Vizepräsident des Reichshofrats 1665 – 1671

Reichsvizekanzler 1666 – 1694
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