Königin Marienhütte

Die Königin Marienhütte um 1860
Die Königin Marienhütte um 1890
Die Königin Marienhütte um 1900

Die Königin Marienhütte (auch Königin-Marienhütte und Königin-Marien-Hütte, im Volksmund auch einfach Hütte[1]) war ein bedeutendes sächsisches Eisenwerk in Cainsdorf bei Zwickau im sächsischen Landkreis Zwickau.

Geschichte

Die Königin Marienhütte (benannt nach der sächsischen Königin Maria) wurde am 2. August 1839 von der Sächsischen Eisenkompagnie gegründet. Entscheidend für die Standortwahl war die Nähe zu den Zwickauer Steinkohlelagern. Die Rohstoffe wurden weitgehend aus lokalen Quellen bezogen: Koks von den Planitzer Steinkohlewerken, Eisenerz aus der Fundgrube Neugeboren Kindlein in Stenn, Kalk als Zuschlagstoff aus Planitz. Die Gründung der Hütte markiert in der sächsischen Eisenverhüttung den Übergang von holzkohlebefeuerten Hochöfen auf Koks bzw. Steinkohle als Brennstoff.

Der erste Hochofen wurde 1842 angeblasen. 1843 pachteten die Brüder Georg Heinrich Wolf, Friedrich Henning und Hans Carl von Arnim das Werk. 1844 wurde ein Puddel- und Walzwerkbetrieb eingeführt. Ab 1848 wurden in der Hütte Eisenbahnschienen hergestellt. 1849 wurde ein Dampfhammer aufgestellt und der Betrieb in der Folge durch eine Maschinenbauanstalt und eine Rohrgießerei erweitert. Um 1850 waren in der Firma ca. 1200 Arbeiter beschäftigt, diese Zahl stieg bis 1865 auf ca. 1800 an. Nachdem der Brückenbau in Stahlkonstruktion aufgenommen worden war, erwarb 1873 die Deutsche Reichs- und Continental-Eisenbahnbau-Gesellschaft das Unternehmen. Die Stahlprodukte wurden meist mit dem abgekürzten Firmenzeichen „K. M. H.“ versehen.

1892 wurde sie als das „größte Eisenwerk Sachsens mit 1750 Arbeitern, 4 Hochöfen, 2 Gießereien, Schienen- und Feineisenwalzwerk, Bessemerstahlhütte, bedeutender Brückenbauwerkstatt, Maschinenbauanstalt etc.“ bezeichnet.[2] Mit dem Versiegen der Erzvorräte aus der Umgebung wurde im August 1893 die Roheisenverhüttung im Hochofen eingestellt. Dadurch endete der Blocklieferungsvertrag, den die Maxhütte (Unterwellenborn), ein 1872 gegründetes thüringisches Zweigwerk der Maximilianshütte im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg, mit der Königin-Marienhütte hatte. Der Generaldirektor der Maxhütte in Rosenberg entschied, auf dem damals zur Gemeinde Lichtentanne gehörenden Areal südwestlich des Zwickauer Hauptbahnhofs ein Stahlwerk mit angeschlossenem Walzwerk zu errichten. Dieses als König-Albert-Werk bekannte Stahlwerk im heute zu Zwickau gehörenden Stadtteil Maxhütte war zwischen 1898 und 1930 in Betrieb.[3]

Von 1916 bis 1945 war die Königin Marienhütte im Besitz der Sächsischen Gussstahlwerke Döhlen AG. Es waren zu dieser Zeit nur noch 50 Arbeiter im Weichenbau beschäftigt.

Bis zur politischen Wende 1990 war die ehemalige Königin Marienhütte als Betrieb 536 Teil der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut. Der ab 1968 unter dem neuen Namen produzierende Betrieb für Bergbau und Aufbereitungsanlagen Cainsdorf (BAC) der SDAG Wismut ging dann 1990 in den Besitz des Bundeswirtschaftsministeriums über und wurde 1992/93 als DFA GmbH (Deutsche Fertigungs- und Anlagenbau) ausgegliedert. Produziert wurde im Stahl- und Behälterbau, in der Fördertechnik, in Baustoffmaschinen, im Raumcontainer und in der Industriemontage. Mit der Privatisierung 1995 bis zu ihrer Insolvenz im Jahre 2004 firmierte die Nachfolgefirma als SAM GmbH (Sächsische Anlagen- und Maschinenbau). 2005 übernahm die ZSB GmbH (Zwickauer Sonderstahlbau) im Rahmen eines Erwerbekonzeptes die Produktionsanlagen der SAM. Mit der Eingliederung von Stammpersonal wird damit die Tradition im Stahlbau fortgeführt. Heute sind dort ca. 60 Mitarbeiter beschäftigt.

Erhaltene Zeugnisse der Produktionsgeschichte

Bekanntestes erhaltenes Bauwerk der Königin Marienhütte: Das Blaue Wunder in Dresden
Paradiesbrücke in Zwickau
Kreiselwipper VU 151 aus dem BAC Cainsdorf
Gottleubabrücke bei Pirna

Die eisernen bzw. stählernen Konstruktionsteile folgender Bauwerke wurden von der Königin Marienhütte hergestellt (Auswahl):

Persönlichkeiten

  • Eugen Piwowarsky (1891–1953), Werkstoffwissenschaftler und Gießereifachmann, war Betriebsassistent in der Königin Marienhütte.

Literatur

  • Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Eine Ehrengabe für Se. Majestät König Albert von Sachsen. 1. Teil, Eckert & Pflug, Leipzig 1892. (Digitalisat)
  • O. Neubert: Die Königin-Marienhütte in Cainsdorf. In: Sächsische Pestalozzi-Vereine (Hrsg.): Bunte Bilder aus dem Sachsenlande. II. Band, Verlag Julius Klinkhardt, Leipzig 1898, S. 385–389.
  • Hubert Treger: Die Königin Marienhütte Cainsdorf/Sa. von 1839 bis 1945. Zschiesche, Wilkau-Haßlau 2014, ISBN 978-3-9815145-7-5.
  • Hubert Treger: Der Wandel eines traditionsreichen Stahl- und Maschinenbaustandortes in Cainsdorf von 1945 bis zur Gegenwart. Zschiesche, Wilkau-Haßlau 2014, ISBN 978-3-9815145-5-1.
  • Norbert Peschke: Die Geschichte der Königin-Marienhütte und anderer Eisenwerke Zwickaus. Zschiesche, Wilkau-Haßlau 2019, ISBN 978-3-9817878-2-5.
  • Norbert Peschke: Die Königin-Marienhütte Cainsdorf. In: Sächsische Heimatblätter, ISSN 0486-8234, 66. Jahrgang 2020, Heft 2, S. 129–143.
Commons: Königin Marienhütte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zwickauer Sonderstahlbau GmbH - Brückenbau am Brückenberg. In: zsb-sonderstahlbau.de. 8. Januar 2015, abgerufen am 4. März 2017.
  2. Meyers Konversationslexikon, Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885–1892, Stichwort Kainsdorf (Cainsdorf)
  3. Das König-Albert-Werk auf www.albert-gieseler.de
  4. Der Anschnitt. Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau, 1962. S.&nbso;22.
  5. Landtags-Acten mit Rechenschaftsberichten des Kgr. Sachsen von 1885–1888 über die Ausgaben zum Neubau.

Koordinaten: 50° 41′ 0,4″ N, 12° 29′ 59,3″ O

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Das Foto zeigt die Paradiesbrücke über die Zwickauer Mulde.
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unbekannt (Verlag Arwed Strauch, Leipzig; Hrsg. D. Georg Buchwald)

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Darstellung der Königin-Marien-Hütte in Cainsdorf bei Zwickau

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Kreiselwipper im Heimat- und Bergbaumuseum Reinsdorf b. Zwickau, Sachsen, Deutschland.
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Luftbild: Blaues Wunder Dresden von Süd-Ost
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Eisenbahnbrücke; Eisenbahnstrecke Pirna–Berggießhübel–Gottleuba; Gottleubatalbahn, 1879 (Eisenbahnbrücke); Stahlträgerbrücke mit einem 68 Meter weiten und 9,93 Meter hohen Stabbogen der Eisenbahnstrecke Pirna–Berggießhübel–Gottleuba (sog. Gottleubatalbahn, 6603; sä. PGl), baugeschichtlich, verkehrsgeschichtlich und technikgeschichtlich von Bedeutung. (Nähe Walkmühlenweg)