Kénitra

Kénitra
القنيطرة
ⵇⵏⵉⵟⵔⴰ
Wappen von Kénitra
Kénitra (Marokko)
Kénitra (Marokko)
Kénitra
Basisdaten
Staat:Marokko Marokko
Region:Rabat-Salé-Kénitra
Provinz:Kénitra
Koordinaten34° 16′ N, 6° 34′ W
Einwohner:431.282 (2014)
Fläche:119 km²
Bevölkerungsdichte:3.624 Einwohner je km²
Höhe:26 m
Kenitra – Uferstraße (corniche) am Oued Sebou
Kenitra – Uferstraße (corniche) am Oued Sebou
Kenitra – Uferstraße (corniche) am Oued Sebou
Kenitra – Avenue Mohamed V
Kenitra – Stadtzentrum

Kénitra (arabisch القنيطرة, DMG al-Qunaiṭira, für „kleine Brücke“; Zentralatlas-Tamazight ⵇⵏⵉⵟⵔⴰQeniṭra, französisch Kénitra) ist eine Großstadt mit etwa 500.000 Einwohnern in der gleichnamigen Provinz Kenitra in der Region Rabat-Salé-Kénitra im Nordwesten Marokkos.

Lage und Klima

Die Stadt Kenitra liegt im Mündungsbereich des Oued Sebou in den Atlantik in einer Höhe von ca. 10 bis 25 m. Ca. 10 km (Fahrtstrecke) westlich von Kenitra liegt der Ort Mehdiya, wo die karthagische Handelsstation Thymiaterion vermutet wird. Von dort sind es weitere 4 km bis zum Strandbad Mehdiya Plage. Das vom Atlantik beeinflusste Klima ist gemäßigt bis warm; Regen (ca. 570 mm/Jahr) fällt nahezu ausschließlich im Winterhalbjahr.[1]

Bevölkerung

Jahr19711982199420042014
Einwohner139.206188.194292.453359.142431.282[2]

Ein Großteil der heutigen Bevölkerung ist berberischer Abstammung und seit den 1960er Jahren aus den Berg- und Wüstenregionen Marokkos zugewandert.

Wirtschaft

Bis ins frühe 20. Jahrhundert war die heutige Stadt kaum mehr als eine Bauerndorf. Erst während der Französischen Kolonialzeit begann die Stadtentwicklung, die sich nach der Unabhängigkeit Marokkos (1956) noch verstärken sollte.

Als Wirtschaftshauptstadt der historischen Region Gharb im Nordwesten des Landes gilt Kénitra heute als eine der wichtigsten marokkanischen Städte. Es ist unter anderem für seinen Export von landwirtschaftlichen Produkten bekannt und wird oft als die landwirtschaftliche Hauptstadt Marokkos bezeichnet.

Freihandelszone (Atlantic Free Zone)

In Kenitra befindet sich auch die Atlantic Free Zone[3], die größte Exportverarbeitungszone des afrikanischen Kontinents (500 ha), die sich am Rande der Stadt befindet. Dort befindet sich eine Montageeinheit des PSA-Konzerns / Stellantis, die Produktion begann im Jahr 2020. Momentan werden dort u. a. Peugeot 208 montiert.

In der Freihandelszone befinden sich weitere internationale Unternehmen, hauptsächlich Automobilzulieferer.

Verkehr

Der Küstenstreifen von Kenitra über Salé und Rabat bis Casablanca ist dicht besiedelt und die am stärksten industrialisierte Region des Landes. Die Städte sind untereinander durch die Autobahn A1 und eine Schnellzugstrecke verbunden.

Aéroport Kénitra

Nach der Operation Torch übernahm die US-Navy den Militärstützpunkt der Franzosen. Für Magnetic Anomaly Detection zur U-Boot-Ortung im Bereich Gibraltar wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Prallluftschiffe eingesetzt. Beim Überführen der Luftschiffe überquerten 1944 zum ersten Mal Blimps den Atlantik und gingen in Port Lyautey vor Anker.[4] Auf dem Militärflugplatz trainierten Anfang der 1970er etwa 700 United States Air Force Militärberater Marokkaner auf dem Jagdflugzeug Northrop F-5.

Geschichte

Der Name der Stadt geht auf die Errichtung der kleinen Brücke am Eingang der Stadt im Viertel (Fouwarat) zurück. Dort hatte der Gouverneur (Kaid) Ali Ouaddi aus Souss die kleine Brücke (لقنيطرة) gebaut. Für die Marokkaner aus Südmarokko hieß die Stadt in berberischer Sprache "LqenDert n Ali Ouaddi" ("die Brücke von Ali Ouaddi"). In römischer Zeit hieß die Stadt „Thamusida“ und „Banasa“. Alte Ruinen der Stadt kann man noch in der Region besichtigen. Die Kasbah von Moulay Smaail aus dem 17. Jahrhundert ist das bekannte Denkmal der Region und ist im Fischerdorf „Mehdiya“ zu sehen. Während des französischen Protektorats von Marokko gründete der französische Marschall Hubert Lyautey am Ufer des Sebou ein Militärfort und einen Hafen für den Export der landwirtschaftlichen Güter nach Frankreich. In dieser Zeit wurde die Stadt umbenannt zu „Port Lyautey“, der Name "Lqnitra" / "Kenitra" wurde somit geändert. Im Zweiten Weltkrieg trafen im Oktober 1942 amerikanische Truppen in der Stadt ein. Fast 24 Jahre, bis zur Unabhängigkeit von Marokko, hieß die Stadt daraufhin „Port-Lyautey“ und wurde erst im März 1956 auf Grundlage ihres ursprünglichen Namens in „Kenitra“ umbenannt.

Am 22. Mai 1975 ereignete sich bei Kenitra ein schwerer Eisenbahnunfall: Ein Zug entgleiste. Mindestens 34 Menschen starben.[5]

Ab Januar 1981 waren 15 USMC Militärberater für den Krieg gegen die Frente Polisario in Kenitra stationiert. Ab Februar 1981 wurde der Stützpunkt mit sechs Rockwell OV-10 ausgerüstet.

Persönlichkeiten

  • Ismaël Ferroukhi (* 1962), französisch-marokkanischer Filmregisseur und Drehbuchautor
  • Amina Aït Hammou (* 1978), Mittelstreckenläuferin
  • Seltana Aït Hammou (* 1980), Mittelstreckenläuferin
  • Nayef Aguerd (* 1996), Fußballspieler
  • Nouhaïla Benzina (* 1998), marokkanisch-spanische Fußballspielerin

Weblinks

Commons: Kenitra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kenitra – Klimadiagramme
  2. Kenitra – Bevölkerungsentwicklung
  3. https://www.medz.ma/projet/atlantic-free-zone
  4. warwingsart.com (Memento desOriginals vom 13. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.warwingsart.com
  5. Peter W. B. Semmens: Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3, S. 182.

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Avenue Mohamed V in Kenitra
Kenitra-Centre.JPG
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Downtown of Kenitra (Morocco)
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Blank administrative map of Morocco, for geo-location purposes.
Sbou River - Corniche Kenitra.jpg
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Sbou River - Corniche
Blason de la ville de Kénitra.svg
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Image vectorielle des armoiries de la ville de kénitra (Maroc) qui se blasonnent ainsi « De sinople à un pont d’argent à deux arches sommé d’une cigogne du même et flottant sur trois ondes du même, à la bordure ondulée d’or à sept encres de gueule, trois en chef, trois en flanc dextre, trois en flanc sénestre, celle en sénestre de la pointe posée en tranché, celle du dextre de la pointe posée en taillé ».