Jutta Müller (Eiskunstläuferin)

Jutta Müller (2009)

Jutta Müller (* 13. Dezember 1928 als Jutta Lötzsch in Chemnitz; † 2. November 2023 in Bernau bei Berlin) war eine deutsche Eiskunstläuferin. Sie war vor allem als Trainerin erfolgreicher Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer bekannt. Die von ihr Trainierten gewannen insgesamt drei olympische Goldmedaillen, zehn Welt-, 18 Europa- und 42 DDR-Meistertitel.

Leben

(c) Bundesarchiv, Bild 183-1982-0428-307 / CC BY-SA 3.0 DE
Jutta Müller (1982), getragen von vier erfolgreichen Schützlingen (von links: Katarina Witt, Jan Hoffmann, Gaby Seyfert, Anett Pötzsch)
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1984-1225-010 / CC-BY-SA 3.0
Simone Lang, Katarina Witt, Constanze Gensel und Jutta Müller (von links) in Karl-Marx-Stadt, 1984

Jutta Müller wuchs in Chemnitz auf. Ihre Eltern waren der Lokomotivführer Emil Lötzsch, der 1930 sächsischer Meister im Ringen wurde, und dessen Ehefrau Marie Lötzsch geb. Prußky. Ab 1946 war sie Mitglied in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).

Aus ihrer ersten Ehe mit Wolfgang Seyfert hat sie eine Tochter, Gabriele Seyfert. In zweiter Ehe war sie von Dezember 1955 bis zu seinem Tod im Jahr 2016 mit Bringfried Müller verheiratet, einem ehemaligen DDR-Fußballnationalspieler.

Im Sommer 2022 zog Jutta Müller aus ihrer Heimatstadt Chemnitz nach Bernau bei Berlin, wo sie in einem Pflegeheim lebte. Sie starb dort am 2. November 2023 knapp sechs Wochen vor Vollendung ihres 95. Lebensjahres.[1] Am 13. Dezember 2023 wurde ihre Urne auf dem Städtischen Friedhof Chemnitz im Grab ihres Ehemannes beigesetzt.[2]

Karriere

Jutta Müller arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Lehrerin für Deutsch, Musik, Sport und Mathematik, bis sie in ihrer aktiven Zeit als Sportlerin von der Eiskunstläuferin Charlotte Giebelmann betreut und trainiert wurde. 1949 bekam sie den Titel „DDR-Meisterin im Paarlauf“ mit Irene Salzmann (infolge des Krieges gab es zunächst keine männlichen Partner). Im Einzellauf musste sie sich bei den DDR-Meisterschaften meist Inge Wischnewski geschlagen geben. Unter dem Namen Jutta Seyfert erreichte sie im Jahr 1953 den dritten Platz; im selben Jahr wurde sie DDR-Vizemeisterin im Rollkunstlauf.

Ab 1954 studierte Jutta Müller an der DHfK Leipzig. 1955 begann ihre Karriere als Eiskunstlauftrainerin beim SC Wismut Karl-Marx-Stadt. In den folgenden Jahrzehnten wurde sie eine der erfolgreichsten Trainerinnen der Welt. Sie führte zuerst ihre Tochter Gabriele Seyfert 1969 und 1970 zu zwei Weltmeistertiteln. Danach trainierte sie Günter Zöller, Jan Hoffmann, Sonja Morgenstern, Marion Weber, Anett Pötzsch, Constanze Gensel, Katarina Witt, Simone Lang, Evelyn Großmann und Ronny Winkler.

Anlässlich ihres 90. Geburtstages 2018 entstand vom MDR Fernsehen das Fernsehportrait Die Eiskönigin aus Chemnitz – Ein Abend für Jutta Müller, durch das die Schauspielerin Petra Kelling führte.[3][4][5]

Auszeichnungen und Würdigungen

In der DDR erhielt Jutta Müller zahlreiche Auszeichnungen. So wurde sie 1980 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold[6] und 1988 mit dem Karl-Marx-Orden[7] ausgezeichnet. 1984 erhielt sie den Ehrentitel Held der Arbeit.[8]

Für ihre Verdienste um den Eiskunstlauf wurde sie 2004 in die World Figure Skating Hall of Fame aufgenommen.[9]

Am 12. Dezember 2008, dem Vortag ihres 80. Geburtstags, bekam Jutta Müller das Ehrenbürgerrecht der Stadt Chemnitz.[10]

Anfang März 2024 wurde ihr zu Ehren das Eissport Zentrum Chemnitz in Jutta Müller Eissportzentrum umbenannt.[11]

Trivia

Auf eine Idee von Jutta Müller geht die Wismut-Aue-Vereinsfarbe violett zurück. Ihre Anregung gab ihr Ehemann, der Fußballer Bringfried Müller, an die Vereinsleitung weiter – die kurz darauf veilchenfarbene Trikots anfertigen ließ.[12]

Literatur

  • Manfred Hönel (Hrsg.): Jutta Müller. Der schönste Sport der Welt. Eine Eiskunstlauftrainerin erinnert sich. Das Neue Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01949-3.
  • Kurzbiografie zu: Müller, Jutta. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

Weblinks

Commons: Jutta Müller – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Eiskunstlauf-Ikone Jutta Müller ist tot. In: MDR.de. 2. November 2023, abgerufen am 2. November 2023.
  2. Märkische Allgemeine. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  3. "Die Eiskönigin aus Chemnitz – Ein Abend für Jutta Müller". In: presseportal.de. 11. Dezember 2018, abgerufen am 2. November 2023.
  4. Ehrung mit Kinofilm zum 90. Geburtstag, abgerufen am 16. Dezember 2018.
  5. Die Eiskönigin aus Chemnitz – Ein Abend für Jutta Müller auf den Internetseiten des MDR Fernsehen. Abgerufen am 2. November 2023.
  6. Neues Deutschland, 22. April 1980, S. 2
  7. Neues Deutschland, 26. April 1988, S. 4
  8. Neues Deutschland, 27. April 1984, S. 3
  9. Manfred Hönel: Jutta Müller. Der schönste Sport der Welt. Eine Eiskunstlauftrainerin erinnert sich. Das Neue Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-01949-3, S. 207.
  10. Trainerlegende Jutta Müller wird 80 Lausitzer Rundschau, 13. Dezember 2008.
  11. Eissportzentrum Chemnitz mit großer Eis-Gala nach Jutta Müller umbenannt. In: mdr.de. 10. März 2024, abgerufen am 10. März 2024.
  12. Manfred Hönel: Außer zu Weihnachten: Eiskunstlauf-Legende Jutta Müller fühlt sich oft einsam. In: Leipziger Volkszeitung, 21. Dezember 2021, Seite 21. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 21. Dezember 2021 (Zitat Bringfried Müller: „Die Wismut-Kumpel pflegten in 900 Metern Tiefe ihres Schlemaer (heute Bad Schlema) Uranschachtes ein Beet mit Veilchen in Form eines Emblems der BSG Wismut. Jutta fand, das sei eine schöne Trikotfarbe für unsere Mannschaft. Die Vereinschefs ließen damals auf meinen Vorschlag hin tatsächlich Trikots in der Veilchenfarbe anfertigen.“).

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Bundesarchiv Bild 183-1982-0428-307, Eiskunstläufer, DDR.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1982-0428-307 / CC BY-SA 3.0 DE
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Eiskunstläufer, DDR ADN-ZB Deutsche Demokratische Republik-28.4.1982 Jutta Müller feierte 25jähriges Trainer-Jubiläum. Ihr 25jähriges Trainer-Jubiläum im Eiskunstlaufsport feierte Mitte April 1982 Jutta Müller (M.) aus Karl-Marx-Stadt. Von ihr betreute Sportler eroberten seit 1966 insgesamt 40 Medaillen bei Olympischen Winterspielen sowie Welt- und Europameisterschaften. Das Foto zeigt sie mit vier ihrer erfolgreichsten Schützlinge, die ihr in der Karl-Marx-Städter Eissporthalle gratulierten und sich herzlich bedankten: Olympiasiegerin und Weltmeisterin Anett Pötzsch (r.), Weltmeister Jan Hoffmann, ihre Tochter, Weltmeisterin Gaby Messerschmidt-Seyfert (2.v.r.) und Katarina Witt. Vize-Weltmeisterin und Europameisterschafts-Zweite 1982 (l.). Reporter: Oberst Copyright: ADN-Zentralbild Berlin-DDR
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Jutta Müller, deutsche Eislauftrainerin
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Simone Lang, Katarina Witt, Constanze Gensel, Jutta Müller ADN-ZB Thieme 25.12.1984 Karl-Marx-Stadt: Eisballerina Katarina Witt.- Zu den Schützlingen der weltbekannten Eiskunstlauf-Trainerin Jutta Müller (SC Karl-Marx-Stadt- r.) gehört auch die 19-jährige Oberschülerin Katarina Witt (2.v.l.). Die "DDR-Sportlerin des Jahres 1984" erkämpfte in der vergangenen Saison Gold bei den Olympischen Spielen und bei der Welt- und Europameisterschaft. In der Eishalle des Berliner Sportforums holte sie sich am 22.12.1984 den fünften DDR-Meistertitel in Folge. Im Foto gehören zur Trainingsgruppe noch Simone Lang (l.) und Constanze Gensel (3.v.l.). Siehe auch Motive 1984-1225-8N, 9N, 11N und 12N.