Justus Molthan

Porträtmedaillon Justus Molthan an dem 1885 von Carl Dopmeyer geschaffenen Grabmal auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover

Justus Molthan (mit vollem Namen Justus Heinrich Jakob Molthan[1] und Justus Heinrich Jacob Molthan; * 14. April 1805 in Hannover; † 20. Januar 1885 ebenda)[2] war ein deutscher Architekt, Lithograf, Autor und königlich hannoverscher bzw. preußischer Baubeamter. Er wirkte vor allem als Innenausstatter und Mitarbeiter u. a. von Georg Ludwig Friedrich Laves.

Leben

Das „neue“ Leineschloss (rechts) um 1843 nach der Umgestaltung durch Laves, ausgestattet von Molthan;
Stahlstich von Louis Hoffmeister nach Georg Osterwald, alt-koloriert
Das umgestaltete Ernst-August-Palais an der Adolfstraße;
Stahlstich von Emil Höfer nach Wilhelm Kretschmer, 1857
Von Molthan signierter „Haupttitel“ des Ernst August Albums zur Einweihung des Ernst-August-Denkmals 1861
Farblithografie der Klindworth's Hof-Druckerei

Justus Molthan war der Sohn des Hofvergolders und Bildhauers Johann Wilhelm Ludolph Molthan (1769–1824). Justus' Schwester Marianne heiratete den Bildhauer Heinrich Ludwig August Hengst. Er absolvierte eine Ausbildung an der Navigationsschule Bremen.[3]

Ab 1827 war er als Mitarbeiter von Laves, des seinerzeit führenden Architekten in Hannover und königlichen Hofbaurats, in der königlichen Hofbauverwaltung tätig. 1829 wurde Molthan zum Hofbaukondukteur ernannt. Seit 1830 oblag ihm die Ausstattung des Leineschlosses. Von 1834 bis 1835 erbaute er gemeinsam mit Ernst Ebeling ein Wohnhaus für Georg Friedrich Louis Stromeyer, das ein erstes Beispiel des Rundbogenstils in Hannover darstellte. Sein 1838 erbautes Grünwaldsches Reithaus trug eine Dachkonstruktion von Laves.

1843 unternahm Molthan eine Italienreise, um ab 1847 sowohl das Hoftheater als auch das Ernst-August-Palais als Wintersitz des Kronprinzen auszustatten. 1852 richtete er den Saal des Thalia-Vereins ein, 1865 mit neugotischen Elementen das Hoftheatermagazin in der Heinrichstraße. Ab 1867 war er im Rang eines Oberhofbaurats für die baulichen Angelegenheiten, Maschinen und Dekorationen des Königlichen Schauspiels zuständig.

Er entwarf zumeist Innenausstattungen und Möbel für höfische Bauten, überwiegend im Stil der Neorenaissance, besonders während des Umbaus des Leineschlosses ab 1830 und des Neubaus des königlichen Hoftheaters in Hannover ab 1847.

Würdigung

Einige seiner Möbel und kunstgewerblichen Arbeiten finden sich heute im Herrenhausen-Museum sowie auf Schloss Marienburg in Pattensen / Nordstemmen.

1954 wurde in der Calenberger Neustadt die Molthanstraße nach ihm benannt.

Werke (Auswahl)

Schriften (Auswahl)

  • Verzeichniss Der Bildhauerwerke Und Gemälde Welche Sich In Den Königlich Hannoverschen Schlössern Und Gebäuden Befinden, Hannover: Friedrich Culemann, 1844; Digitalisat über Google-Bücher
  • Ueber Förderung der Gewerbe durch die Kunst. In: Beiträge zur Förderung der Kunst in den Gewerken, Hannover 8 (ca. 1867/68), S. 157ff.
  • Zur Unterscheidung des Renaissance-Styles vom Barock- und dem Rococo- und Zopf-Style. In: ebenda, Hannover 9 (ca. 1869/70), S. 173ff.

Weitere Werke (Auswahl)

  • Ritter-Saal im königlichen Schlosse zu Hannover. Restauriert im Jahre 1836. Laves inv.. Molthan del.. Giere lith., [Hannover], 1837; Digitalisat der Deutschen Fotothek
  • Eduard Frederich, Justus Molthan: Beschreibung des Festcarroussels, welches zur Vorfeier des Allerhöchsten Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin Maria am 13. April 1853 im Königlichen Reithause zu Hannover stattfand, [Hannover]: Giere [u. a.], 1854
  • Justus Molthans Nachlass wird im Stadtarchiv Hannover verwahrt.
  • Lithographien auf dem Buchtitel und im Innentitel des Ernst-August-Albums stammen von Molthan.[4]

Literatur

  • Alheidis von Rohr: Bürgerliche Wohnkultur des 19. Jahrhunderts in Hannover. 1987, S. 30, 34, 36, 38
  • Helmut Knocke in: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein u. a. (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 449.
  • Alheidis von Rohr: Justus Molthan (1805-1885). Entwürfe im Stil der Renaissance. In: Heimatland. Zeitschrift für Heimatkunde, Naturschutz, Kulturpflege. 1992, Heft 3, S. 55ff.
  • Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink: Baukunst in Norddeutschland. Hannover 1998, S. 552 u.ö.
  • Klaus Siegner: Wohnbauten in der Stadt, in Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink: Laves und Hannover: Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert, revidierte Neuauflage der Begleitschrift zur Ausstellung Vom Schloß zum Bahnhof, Bauen in Hannover des Landes Niedersachsen, Institut für Bau- und Kunstgeschichte der Universität Hannover, und der Landeshauptstadt Hannover im Historischen Museum Hannover vom 13. Oktober 1988 bis zum 8. Januar 1989, Schäfer, Hannover 1989, S. 569 u.ö.[2]
  • Wilhelm Rothert (Hrsg.): Hannoversche Biographie, Band 2: Im alten Königreich Hannover, 1814-1866, Hannover 1914, S. 560
  • Helmut Knocke: LN 7052. Die unendliche Bauforschung. In: Institut für Bau- und Kunstgeschichte der Universität Hannover (Hrsg.): Festschrift für Georg Hoeltje. Hannover 1988, S. 73–78.
  • Alexander Dorner: 100 Jahre Bauen in Hannover. Hannover 1931.

Weblinks

Commons: Justus Molthan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmut Knocke: Molthan, Justus, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 259.
  2. a b Molthan, Justus in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 18. Juli 2013, zuletzt abgerufen am 5. Mai 2019.
  3. Thomas Dann: Die königlichen Prunkappartements im hannoverschen Leineschloß : Untersuchungen zu Raumfolgen in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts ( = Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Band 120). Hahnsche Buchhandlung und Verlag, Hannover 2000, ISBN 978-3-7752-5808-1, S. 29; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. (Digitalisat).

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Justus Molthan Grabmal, 1885 von Carl Dopmeyer, Stadtfriedhof Engesohde Hannover (10).jpg
Autor/Urheber: Bernd Schwabe, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Medaillon mit dem Porträt des Künstlers, Architekten und Königlichen Geheimen Oberhof-Baurats Justus Molthan an der 1885 von dem Bildhauer Dopmeyer datierten Grabmal auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover ...
1843 circa Louis Hoffmeister nach Georg Osterwald Stahlstich Das Palais und das neue Schloss zu Hannover, alt-koloriert, Ausschnitt ohne Urheber-Angaben.jpg
Bereits im Jahr 1843 im Verlag von Gustav Georg Lange (Darmstadt) angebotener Stahlstich

„Das Palais und das neue Schloss zu Hannover“

von Louis Hoffmeister nach einer Zeichnung von Georg Osterwald, alt-koloriert; hier das ganze Blatt in geringerer Auflösung als das (untenstehende) hochaufgelöste Digitalisat.
Literatur: Ludwig Lange:

„Originalansichten der historisch merkwürdigsten Städte in Deutschland, ihrer Dome, Kirchen und sonstigen Baudenkmale“

Band 4:

„Nach der Natur aufgenommen von Ludwig Lange u.a. In Stahl gestochen von Ernst Willmann, Joh. Poppel, Gustav Ad. Müller und anderen deutschen Künstlern. Mit einem artistisch topographischen Text, Druck und Verlag von Gustav Georg Lange, Darmstadt 1843“

Digitalisat: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10946782?page=8,9
Adolfstrasse und Leibnitzens Denkmal in Hannover Kretschmer E. Höfer G. G. Lange 1857.jpg
Original-Stahlstich

"Adolfstrasse und Leibnitzens Denkmal in Hannover" - so der Untertitel dieses Stahlstichs, der spätestens 1858 herausgekommen sein dürfte in dem Buch "Das Königreich Hannover und das Herzogthum Braunschweig..." von Dr. Otto von Heinemann, Druck und Verlag von Gustav Georg Lange, Darmstadt.

So falsch der angegebene Name von Leibniz im Untertitel des Stiches, so falsch dürfte auch der abgekürzte Vorname des Schöpfers der ursprünglichen Zeichnung sein: Mit großer Sicherheit handelt es sich nicht um "C. Kretschmer", sondern um den in der Calenberger Neustadt geborenen, hannoverschen Zeichenlehrer Wilhelm Kretschmer.

Die Adolfstraße ist benannt nach Herzog Adolph Ferdinand von Cambridge (1774-1850), dem jüngsten Bruder des Königs Ernst August I. von Hannover. Sie wurde - gemeinsam mit der Molthanstraße und der Kommandanturstraße - erst im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts angelegt anstelle eines Teils der ehemaligen Stadtbefestigung. Erst nach einer Teil-Zuschüttung des Grabens am "Adolfswalls" begann hier die Besiedelung, zunächst mit Militärbauten, dann auch mit anspruchsvollen Wohngebäuden. Am Ende der Strasse steht noch der Leibniztempel an seinem ursprünglichen Platz an der Esplanade des Waterlooplatzes, der 1936 in den Georgengarten versetzt wurde. Im Hintergrund sieht man die Aegidienkiche.

Durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurden die 3 Wohnhäuser zerstört, bis heute ist dort nur ein großer umzäunter, unbefestigter Parkplatz. Im Zuge von "Hannover City 2020 +", einem großangelegtem Umgestaltungsvorhaben der Stadt Hannover mit Bürgerbeteiligung für große Teile der Innenstadt, soll auch dieser leere Platz umgestaltet werden. Hierzu haben zahlreiche Architekten-Büros bereits Skizzen eingereicht. Die Ausstellung dieser Zwischenergebnisse im Neuen Rathaus endete am 26. März 2010. Der städtebauliche-landschaftsplanerische Ideenwettbewerb soll bis Sommer 2010 abgeschlossen sein.