Just Ludwig von Fabrice

Just Ludwig von Fabrice, auch Justus Louis (* September 1713 in Ratzeburg; † 18. März 1771 in Bruchhausen) war ein deutscher Gutsherr, Verwaltungsjurist und Domherr.

Leben

Just Ludwig von Fabrice war einer der Söhne des kurhannoverschen Landdrosten in Ratzeburg und Erbherrn auf Roggendorf, Dutzow (Kneese) und Harlensen Johann Conrad von Fabrice (1661–1733)[1] und entstammte dessen zweiter Ehe mit Christine Amalie von Schrader († 1738). Er studierte ab Ostern 1733[2] Rechtswissenschaften zunächst an der Universität Halle und im Sommersemester 1734[3] an der Universität Helmstedt.[4] Seine Schwester Amalia Margaretha (1711–1755) war mit dem zweiten Direktor der Reichsexekution und Erbherr auf Warlitz Maximilian von Schütz verheiratet.[5]

Im November 1734[6] setzte er sein Studium an der neu eröffneten Universität Göttingen fort und nahm dort eine hervorgehobene Rolle in der Studentenschaft ein. Am 1. März 1735[7] hielt er auf Latein in der Paulinerkirche zur Feier des Geburtstages der Landesmutter Königin Caroline von Großbritannien und Irland sowie Kurfürstin von Hannover die erste öffentliche Festrede an der jungen Universität; die Rede ist im Druck überliefert.[8][9] Am gleichen Tage war er auch Anführer des Geleits in die Stadt, das die Studentenschaft dem von der Universität Jena nach Göttingen berufenen, sehr beliebten Kirchenrechtler Johann Salomon Brunnquell zu Ehren gab und der anschließenden abendlichen Ovation vor dessen Göttinger Palais an der Weender Straße.

Am 15. April 1735 disputierte er eine These des Staatsrechtlers Gottlieb Samuel Treuer. Die Disputation musste noch in dessen Haus stattfinden,[10] da in Göttingen noch keine Auditorien oder Kollegiengebäude zur Verfügung standen. Als Opponenten fungierten die hannoverschen Studenten Johann Heinrich Deichmann und Praetorius, die sich auch mit zwei Grußblättern im Druck der Dissertation wieder finden.

Brunnquell erkrankte im April 1735 und verstarb am 21. Mai 1735 keine zwei Monate nach seiner Ankunft in Göttingen. Die Bestattung Brunquells wurde auf Anordnung von König Georg II. groß – wie für einen Prorektor – aufgezogen. Alle Bürger der Stadt wurden durch Leichenbitterinnen, höher stehende Persönlichkeiten von Stadt, Geistlichkeit und Universität durch die schwarz gekleideten Pedelle der Universität eingeladen. Die Zeremonie begann am 15. Juni 1735 um 11 Uhr vormittags. Bei dem großen Leichenbegängnis durch die ganze Stadt hatte Just Ludwig von Fabrice die exponierte Funktion eines Marschalls im Trauerzug und ging noch vor dem kommissarischen Prorektor der Universität Professor Treuer und den weiteren Professoren direkt hinter dem Sarg auf dem Leichenwagen voran. Der Trauergottesdienst fand am Nachmittag in der Johanniskirche statt. Auf ihrem Kirchhof wurde Brunnquell beigesetzt.

Wie schon bei der Einholung Brunnquells nach Göttingen leitete Fabrice am 20./21. Juli 1735 auch das Geleit des von der Universität Erfurt in der Nachfolge Brunnquells nach Göttingen berufenen Rechtswissenschaftlers Tobias Jakob Reinharth (1684–1743)[11] und die anschließende abendliche Ovation der Studentschaft vor seinem neuen Wohnhaus in Göttingen. In den Universitätsgerichtsakten ist er mehrfach als Zeuge erwähnt und mit dem kommissarischen Prorektor beriet er die Frage der „Abwendung sozialneidischer Tendenzen in der Studentenschaft.“ Um Ostern 1736 beendete er sein Studium in Göttingen.

Just Ludwig von Fabrices weitere Werdegang unmittelbar nach Beendigung des Studiums ist noch nicht ermittelt. 1743 wurde er Amtsvogt in Langenhagen und 1749 Oberhauptmann in Alt- und Neubruchhausen. Bereits vor 1750 war er lutherischer Domherr am Hamburger Dom.[12] 1755 unterzeichnete sein Bruder Georg Christoph von Fabrice auf Harkensee und Roggendorf für ihn als Erbherrn auf Dutzow in Vollmacht den Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich. Er verstarb als Oberhauptmann, also Oberamtmann, des Amtes Bruchhausen und Erbherr auf Dutzow, Großenlinden, Roggendorf und Stammheim.

Familie

Fabrice heiratete in erster Ehe 1737 in Borgholz Elisabeth Albertine Auguste Druchtleben († 1754), die älteste von sechs Töchtern des Göttinger Stadtkommandanten und Generals Johann August von Druchtleben.[13] 1755 heiratete er in zweiter Ehe Dorothea Juliane von dem Knesebeck. Der ersten Ehe entstammte der Sohn August Georg Maximilian (1746–1826), dieser erhielt am 11. November 1801 das mecklenburgische Indigenat.[14] Zehn Kinder aus dieser ersten Ehe starben früh; aus der zweiten Ehe ging die Tochter Juliane (1762–1794) hervor, die 1777 Georg Ernst Levin von Wintzigerode heiratete. Drei weitere Töchter dieser zweiten Ehe starben ebenfalls früh.

Schriften

  • Natalem Auspicatissimum Serenissimae Augustissimaeque Principis Ac Dominae Dominae Wilhelminae Carolinae Magnae Britanniae Galliarum Et Hiberniae Reginae Ducis Brunsvigae Et Luneburgi Cet. Nascendi Autem Iure Marggraviae Brandenburgicae Rel. Oratione Germanica In Academia Regia Gottingensi A. D. 1/12 Mart. M D CCXXXV Habenda Pie Celebrabit (=deutsch: Der Allerdurchlauchtigsten, Großmächtigsten Fürstin und Frauen, Frauen Willhelminen Carolinen Königin von Groß-Britannien Franckreich und Irrland, Churfürstin zu Braunschweig und Lüneburg, Gebohrner Marggräfin zu Brandenburg [et]c. [et]c. Seiner allergnädigsten Königin und Frauen Sollte Zu Dero Geburts-Feste Den 1/12 Mart. A. M D CC XXXV. In der allerersten öffentlichen Rede Auf der neuerrichteten Königlichen Universität Göttingen ... Glück wünschen ...), Hager, Göttingen 1735.
  • De Officiis Academiarvm Germaniae In Caesarem Et Imperivm, Hager, Göttingen 1735.

Literatur

  • Heinrich Wilhelm Rotermund: Das Gelehrte Hannover, oder Lexicon von Schriftstellern die seit der Reformation in Königreich Hannover gelebt haben, Band 2, Bremen 1823, S. 4
  • Götz von Selle: Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734–1837. Hildesheim, Leipzig 1937
  • Fabrice, Just Ludwig von (Kurzbiographie im Korrespondentenverzeichnis) in: Johann Christoph Gottscheds Briefwechsel: Briefwechsel : unter Einschluss des Briefwechsels von Luise Adelgunde Victorie Gottsched : 1734-1735, Walter de Gruyter, 2009, S. 461
  • Jan von Busch: Die St. Trinitatis-Kirche zu Warlitz. Geschichte und Bedeutung. Mit Beiträgen zur Geschichte des Gutes Warlitz und der Familie Sinold gen. Schütz / von Schütz, inklusive zahlreicher Stammbäume im Anhang, Thomas Helms Verlag Schwerin 2020, ISBN 978-3-940207-54-8. Auf S. 176f. ist ein umfangreicher Stammbaum der Familie von Fabrice enthalten.

Einzelnachweise

  1. Hans-Cord Sarnighausen: Johann Conrad von Fabrice. in: Lauenburgische Heimat, Bd. 179 (2008), S. 52
  2. Immatrikulation in Halle am 19. April 1733
  3. Immatrikulation in Helmstedt am 3. Mai 1734
  4. Gunnar Henry Caddick: Die Hannöversche Landsmannschaft zu Göttingen, Göttingen 2009, Nr. 005 (S. 148)
  5. Hierzu siehe umfangreich: Jan von Busch, Die St. Trinitatis-Kirche zu Warlitz. Geschichte und Bedeutung. Schwerin 2020. Auf S. 29 eine Abb. der Altarleuchter der Dorfkirche zu Roggendorf mit dem Wappen derer von Fabrice.
  6. Immatrikulation in Göttingen am 2. November 1734
  7. Das Geburtsdatum der Königin ist in Fabrices Schrift sowohl gregorianisch wie julianisch angegeben, weil in Großbritannien bis 1752 noch der julianische Kalender galt
  8. Am 28. April 1735 übersandte Fabrice ein Belegexemplar seiner Rede an Johann Christoph Gottsched als Freund eines seiner vorverstorbenen Brüder. Johann Christoph Gottscheds Briefwechsel: Briefwechsel : unter Einschluss des Briefwechsels von Luise Adelgunde Victorie Gottsched : 1734-1735, Walter de Gruyter, 2009, S. 362
  9. Diese Art der Universitätsrede stellt für die Universität Göttingen eine große Ausnahme dar. Wilhelm Ebel (Hrsg.): Göttinger Universitätsreden aus zwei Jahrhunderten (1737-1934), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1978, S. 7 (Vorbemerkung; kritisch kann hierzu nur auf die vermutliche Motivlage verwiesen werden: Es war Königin Caroline, die den eher bildungsfernen König Georg II. zur Universitätsgründung bewegt hatte.)
  10. Wolffgang Ludwig Spring: Vollständige Historie der Gelahrheit, Oder Ausführliche Discourse, So er in verschiedenen Collegiis Literariis, so wohl über seine eigenen Positiones, als auch vornehmlich über Tit. Herrn Inspectoris D. Christophori Augusti Heumanni Conspectum Reipublicae Literariae gehalten: Mit nöthigen Anmerckungen erläutert, ergäntzet, und bis auf ietzige Zeiten fortgesetzet, Samt einer ausführlichen Beschreibung des Lebens, aller und ieder Schrifften, Collegiorum, besonderer Meinungen und gehabter Controversien des seel. Herrn Geh. Rath Gundlings, Mit doppelten nützlichen Registern, so wohl derer Auctorum, als auch derer merckwürdigsten Sachen. In sich enthaltende Die Historiam Literariam Seculi XVIII. : Nebst Des sel. Herrn Gundlings Leben, Schriften, vornehmsten Lehrsätzen, Controversien und übrigen Merckwürdigkeiten, von ihm, Band 4, 1736 (Digitalisat)
  11. s:de:ADB:Reinharth, Tobias Jakob
  12. Johann Christian Lünigs, neu verbessertes und ansehnlich vermehrtes Titular-Buch, Band 1, Lanck, 1750, S. 94
  13. General von Druchtleben in: Genealogisch-historische Nachrichten von den vornehmsten Begebenheiten, welche sich an den europäischen Höfen zugetragen, Band 35, Heinsius, 1748, S. 1018/1019
  14. Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1775). Rostock 1864, S. 67f. (Digitalisat); Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1975, ISSN 0435-2408, S. 208–210.