Just Eat Takeaway

Just Eat Takeaway.com

RechtsformNaamloze Vennootschap
ISINNL0012015705
Gründung2000[1]
SitzAmsterdam (Niederlande)
LeitungJitse Groen[2]
Mitarbeiterzahl20.235 (2021, VZÄ)[3]
Umsatz4,495 Mrd. (2021)[3]
BrancheOnlinedienste, Lieferdienst
WebsiteJust Eat Takeaway.com
Stand: 8. März 2021

Just Eat Takeaway (anfänglich Citymeal) ist ein Essenlieferdienst, der über seine Onlineportale die Bestellung und Auslieferung der von Partnergastronomien offerierten Mahlzeiten organisiert. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Amsterdam und ist unter verschiedenen Namen international aktiv, in Deutschland und Österreich unter der Marke Lieferando, in der Schweiz als Just Eat.

Geschichte

Jitse Groen, 2015

Im Rahmen eines Familienfestes wollte der 21-jährige Student Jitse Groen 2000 im Internet Essen bestellen und konnte nur eine Restaurant-Liste in Amsterdam finden. So kam er auf die Idee, ein Onlineportal zu entwickeln, das verschiedene Lieferdienste bündelt. Groen erwarb am selben Tag die Domäne Thuisbezorgd.nl (für niederländisch thuis bezorgd, auf Deutsch etwa Hauszustellung).[4] Noch im selben Jahr ging der Lieferservice online. 2008 wurde das Unternehmen auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig.[5]

2010 wurde Thuisbezorgd.nl in Takeaway.com umbenannt und das Unternehmen ging in Frankreich und dem Vereinigten Königreich an den Markt. Bei einer Finanzierungsrunde 2012 erhielt Takeaway.com 13 Millionen Euro von Prime Ventures.[6] 2014 folgte die Übernahme des deutschen Wettbewerbers Lieferando.de[7] für 50 Millionen Euro.[8]

2018 übernahm Takeaway.com das schweizerische Onlineportal Foodarena.ch vom Wettbewerber Delivery Hero.[9] Ende 2018 gab Takeaway.com bekannt, auch dessen deutsche Dienste Lieferheld.de, Foodora und Pizza.de zu übernehmen.[7] Der Kaufpreis lag bei knapp 1 Milliarde Euro.[10]

Mit dieser Übernahme ging im April 2019 auch der Dienst McDelivery an Lieferando.de über.[11][7] Im September 2022 begann Lieferando in Darmstadt eine Kooperation mit Tegut.[12]

Seit Juni 2019 ist Just Eat Takeaway eine der fünfundzwanzig Aktien des niederländischen Leitindexes AEX.[13]

Ende Juli 2019 kündigte Takeaway.com an, den britischen Wettbewerber Just Eat zu kaufen.[14] Anfang August 2019 wurde die Übernahme bekannt gegeben. Die Aktionäre von Just Eat erhielten pro Anteil 0,09744 Takeaway.com-Aktien.[15] Die Fusion hatte einen Wert von knapp 5,5 Milliarden Euro. Mit gut 52 Prozent erhielten die Just-Eat-Aktionäre die Mehrheit am neuen Unternehmen, während die bisherigen Takeaway.com-Aktionäre knapp 48 Prozent behielten. Der neue Konzern soll Just Eat Takeaway.com heißen.[16] Im Januar 2020 gab es die Nachricht, dass die britische Wettbewerbsbehörde die Übernahme überprüfen wird.[17]

Am 11. Juni 2020 wurde die Übernahme von Grubhub durch Just Eat Takeaway bekannt.[18][19][20][21]

Unternehmen

Standorte

Just Eat Takeaway ist aktuell, zum Teil über seine Tochtergesellschaften, in 25 Ländern weltweit vertreten. In Europa gehören dazu Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Spanien und das Vereinigte Königreich. International ist das Unternehmen in Australien, Brasilien, Israel, Kanada, Kolumbien, Neuseeland und den Vereinigten Staaten aktiv.

Marke

Ehemaliges Logo

Bei der Übernahme von lokalen Marken werden diese sukzessiv durch die Dachmarke ersetzt, im deutschsprachigen Raum so z. B. bei pizza.de und lieferheld.de.

Tochtergesellschaften

LandWebseiteVormalsBemerkung
Australienmenulog.com.au
Belgientakeaway.com/bepizza.beenglisch (insbesondere Essen) mitnehmen
Brasilienifood.com.brAls Partner von iFood
Bulgarientakeaway.com/bgbgmenu.comauch heute noch unter dem Namen bgmenu.com
Dänemarkjust-eat.dk
Deutschlandlieferando.depizza.de, foodora.de, lieferservice.de, lieferheld.despanische Endung -ando; zu Lieferndes
Frankreichjust-eat.frpizza.fr
Irlandjust-eat.ie
Israel10bis.co.ilhebräisch ten bis im Sinne von gib mir einen Bissen
Italienjusteat.it
Kanadaskipthedishes.com
Kolumbienifood.com.coAls Partner von iFood
Luxemburgtakeaway.com/lupizza.lu
Neuseelandmenulog.co.nz
Niederlandethuisbezorgd.nl
Norwegenjust-eat.no
Österreichlieferando.atlieferservice.at
Polenpyszne.plpolnisch für köstlich
Portugaltakeaway.com/ptpizza.pt
Rumänientakeaway.com/rooliviera.ro
Schweizjust-eat.chtakeaway.com/ch, lieferservice.chFirmenname: eat.ch GmbH, mit Sitz in Zürich. Die Eidgenössische Postkommission PostCom beurteilte im Jahr 2021 die Aktivitäten der Firma als postalische Tätigkeit und damit als meldepflichtig im Sinne des Postgesetzes.[22]
Slowakeibistro.sk
Spanienjust-eat.es
Vereinigtes Königreichjust-eat.co.ukpizza.co.uk
Vereinigte Staatengrubhub.com

Anteilseigner

Stand: 15. Januar 2023[23]
StimmanteilAnteilseigner
7,24 %Gribhold B.V. (gehört Jitse Groen[24])
6,25 %Caledonia (Private) Investments Pty Limited
5,88 %UBS Group AG
5,13 %S.A. Klarman
5,01 %BlackRock
4,94 %Cat Rock Capital Management LP
3,13 %Templeton Global Advisors Limited
3,08 %Eminence Capital, LP

Dienst

Takeaway.com agiert als Vermittler zwischen Kunde und Restaurant. Der Kunde kann via stationärem Onlineportal oder mobiler App Gerichte bestellen. Das bestellte Essen wird direkt zum Kunden geliefert. In Großstädten geschieht dies über Lieferanten von Takeaway.com, dann kann die Lieferung per GPS-Verbindung verfolgt werden, in Kleinstädten übernehmen die Auslieferung die Restaurants meist selbst. Der Kunde kann zwischen verschiedenen Zahlungsmethoden wählen, entweder bar oder online (per Kreditkarte, Sofortüberweisung, PayPal, Apple Pay oder Bitcoin). Für jede vermittelte Bestellung erhält Takeaway.com eine Provision vom Restaurant.

2023 lief eine Kooperation von Lieferando und MediaMarkt an, mit der in Berlin und anderen deutschen Städten die Lieferung von Produkten der Unterhaltungselektronik erfolgen soll. Das Pilotprojekt ist Teil der Handelsstrategie von Just Eat Takeaway.com.[25]

Kritik

Höhe der Provision

Die Vermittlerdienste stehen u. a. wegen der Höhe der Provisionen in der Kritik.[26] Auch wenn das Restaurant selbst ausliefert, beträgt die Provision in der Regel 13 %. Lieferando verpflichtet die Restaurants, dieselben Preise zu verlangen, egal ob über Lieferando oder direkt bestellt wurde.

Schattenwebsites

Anfang 2021 wurde bekannt, dass Lieferando tausende von Websites mit dem Namen von Restaurants, aber ohne deren Wissen angelegt hatte. In ganz Europa waren 120.000 Domains für Restaurants registriert, 50.000 allein in Deutschland.[27] Diese Schattenwebsites wurden von Google teilweise höher platziert als die Websites der Restaurants selbst. Potentielle Kunden wurden so von den tatsächlichen Websites der Restaurants ferngehalten.[28] Das Bundeskartellamt teilte auf Nachfrage mit: „Derzeit führen wir kein Verfahren gegen Lieferando. Wir beobachten die Marktentwicklung aber weiterhin sehr aufmerksam.“ Die Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, sieht bei Lieferando „nahezu monopolistische Strukturen“, die „zu einer brutalen Abhängigkeit“ der Gastronomen führten: „Die Gäste sind gut beraten, im Idealfall direkt mit dem Restaurant das Geschäft zu machen“.[29]

Arbeitsbedingungen

Besonders häufig wird das Unternehmen wegen seiner schlechten Arbeitsbedingungen kritisiert.[30][31] Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten bezeichnete die Arbeitsbedingungen als prekär. Viele würden nur auf Minijob-Basis arbeiten und nur leicht über dem damaligen Mindestlohn (10 € die Stunde) bezahlt werden.[32] Angestellte müssen ihre eigenen Mobiltelefone verwenden, bekommen die Kosten für ihre Geräte und Mobilfunkverträge jedoch nicht erstattet. Ein Betriebsratsmitglied versuchte 2020, dies gerichtlich zu erstreiten[32], am 10. November 2021 entschied das Bundesarbeitsgericht mit Aktenzeichen 5 AZR 334/21, dass dienstliche Arbeitsmittel gestellt oder kompensiert werden müssen.[33][34]

Die Fahrer werden durch die Scoober App sekundengenau überwacht. Dies sieht der Datenschutzbeauftragte Stefan Brink kritisch.[35]

Betriebsratswahlen in Münster und Köln wurden vom Management auf verschiedenen Wegen behindert.[36][37][32] Das Lieferando Workers Collective, eine Interessenvertretung der Beschäftigten wirft dem Unternehmen die Kündigung eines Großteils der Betriebsratsmitglieder aufgrund vorgeschobener Gründe vor.[38]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.lieferando.de/Kundenservice-Presse
  2. https://corporate.takeaway.com/about-us/managing-board/
  3. a b Takeaway.com: Annual Report 2021. In: justeattakeaway.com. Abgerufen am 15. Januar 2023. (PDF; 11 MB)
  4. Lieferservice – Wir über uns (Memento vom 5. Juni 2012 im Internet Archive)
  5. Wettkampf der Lieferdienste. Website Deutsche Startups. Abgerufen am 30. September 2012.
  6. Pizza aus Holland. Website Deutsche Startups. Abgerufen am 30. September 2012.
  7. a b c Nach dem Aus von Deliveroo in Deutschland könnte es für Lieferservice-Kunden teuer werden (Memento vom 13. August 2019 im Internet Archive)
  8. Es ist absurd, mit wie viel Geld sich Lieferheld die Marktführerschaft erkauft. In: gruenderszene.de. 16. März 2015, abgerufen am 17. April 2019.
  9. Delivery Hero: Delivery Hero sells Swiss operations. In: deliveryhero.com. 22. Juni 2018, abgerufen am 26. Juni 2018 (englisch).
  10. Für eine knappe Milliarde Euro: Delivery Hero verkauft deutsches Lieferdienstgeschäft. In: Spiegel Online. 21. Dezember 2018 (spiegel.de [abgerufen am 4. Januar 2019]).
  11. McDonald's Lieferservice McDelivery jetzt auf Lieferando.de verfügbar. In: finanznachrichten.de. 23. April 2019, abgerufen am 27. Mai 2019.
  12. tegut eröffnet ersten Shop auf Lieferando. In: internetworld.de. 8. September 2022, abgerufen am 9. September 2022.
  13. Amsterdam’s Takeaway.com now included in Euronext’s AEX-Index: Here’s what you need to know about The Netherland’s best growing companies 12. Juni 2019
  14. Martin Hock: Lieferdienste: Fusion beflügelt Aktienkurse. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 6. August 2019]).
  15. "Lieferando"-Eigentümer Takeaway.com schluckt britische Just Eat. In: businessinsider.de. Abgerufen am 20. November 2019.
  16. Bastian Benrath: Takeaway und Just Eat: Ein großer Dienst für ganz viel Hunger. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 6. August 2019]).
  17. Übernahme von Just Eat durch Takeaway.com vor neuer Hürde 23. Januar 2020
  18. Ruinöser Konkurrenzkampf der Lieferdienste Warum der Grubhub-Deal nicht nur Uber in Not bringt, von Jonas Rest und Marleen Gründel, Manager Magazin 11. Juni 2020
  19. Internet:Essenslieferdienst Just Eat Takeaway schluckt Grubhub, dpa via Süddeutsche Zeitung 11. Juni 2020
  20. Just Eat Takeaway schluckt GrubHub - GrubHub-Aktie stark, Just Eat-Aktie bricht zweistellig ein, Finanzen.net 11. Juni 2020
  21. Just Eat Takeaway könnte bei Grubhub-Übernahme Uber zuvorkommen, Onvista 10. Juni 2020
  22. PostCom stellt für Essenslieferantin eat.ch Meldepflicht fest. In: admin.ch. Eidgenössische Postkommission PostCom, 18. Oktober 2021, abgerufen am 24. Oktober 2021.
  23. Shareholder information. Abgerufen am 15. Januar 2023 (englisch).
  24. "Mr. Groen is the holder of all shares."[1]
  25. Florian Kolf: Lieferdienste: Lieferando startet Kooperation mit Media-Markt. In: Handelsblatt. 10. Mai 2023, abgerufen am 10. Mai 2023.
  26. Eva Fischer: Teures Geschäft mit Lieferando, Pizza.de & Co – Der Kampf der Pizzabäcker Handelsblatt, 22. August 2016, abgerufen am 11. Januar 2022
  27. Lieferando kopiert offenbar tausendfach Restaurant-Websites. In: Der Spiegel. 26. Februar 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 10. Mai 2023]).
  28. Sammy Khamis: Wie Lieferando Kunden von Restaurant-Webseiten fernhält. In: Bayerischer Rundfunk. 26. Februar 2021, abgerufen am 10. Mai 2023.
  29. Lieferandos Geschäft mit "Schattenwebseiten" (Memento vom 11. Dezember 2022 im Internet Archive)
  30. Bringdienst Lieferando: Schlechte Arbeitsbedingungen? In: ndr.de. Abgerufen am 2. Mai 2021.
  31. Schwierige Arbeitsbedingungen: So arbeiten die Lieferdienst-Radler (Memento vom 18. Mai 2021 im Internet Archive)
  32. a b c Andreas Wyputta: Lieferando torpediert Betriebsratswahl: Ausgelieferte Mitarbeiter. In: Die Tageszeitung: taz. 17. April 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. Juli 2021]).
  33. Clara Labus: Arbeitsgericht: Lieferando-Fahrer wollen Handy und Fahrrad. In: zdf.de. 10. November 2021, abgerufen am 18. Juni 2022.
  34. Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 10. November 2021, Fünfter Senat - 5 AZR 334/21 - Entscheidungsstichworte: Bereitstellung essentieller Arbeitsmittel - AGB-Kontrolle. (PDF, 322 kB) In: bundesarbeitsgericht.de. 10. November 2021, abgerufen am 24. Juni 2022.
  35. Neue Belege für Fahrerüberwachung (Memento vom 2. März 2022 im Internet Archive)
  36. Frank Biermann: Der Kampf um die Mitbestimmung bei Foodora wird vertagt. In: sperre-online.de. Abgerufen am 7. Mai 2019.
  37. Elmar Wigand: Lieferando: Umkämpfte Betriebsratswahl knapp gewonnen. In: arbeitsunrecht.de. 9. April 2020, abgerufen am 24. Juni 2021.
  38. Olivier David: Klassenkampf auf Rädern — Lieferando Workers Collective. In: Veto Magazin. 27. Oktober 2022, abgerufen am 1. November 2022.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Takeaway.com logo.svg
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: Logo

Logo von Takeaway.com